Blasen in der Glasur nach dem zweiten Glattbrand

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Joh.
Beiträge: 25
Registriert: Montag 3. Februar 2020, 11:10

Blasen in der Glasur nach dem zweiten Glattbrand

Beitrag von Joh. »

Hallo in die Runde,

an zwei Steingutstücken sind bei mir Blasen aufgetreten, nachdem ich sie jeweils ein zweites Mal gebrannt hatte:
Einen Teller hatte ich wegen einer Reparatur ein zweites Mal im Ofen, um den Kleber zu binden.
Bei einer Schüssel versuchte ich, durch einen zweiten Brand Bläschen in einer Glasur weg zu bekommen - was auch funktionierte, allerdings traten dann Bläschen an einer anderen Stelle in einer anderen Glasur am Gefäß auf :(

Meine Fragen: Kann mir jemand mögliche Gründe erklären, und vor allem, Tipps zur Beseitigung der Bläschen geben?

Beste Grüße
Joh.
Laborfuerdesign
Beiträge: 176
Registriert: Samstag 3. September 2016, 16:21

Re: Blasen in der Glasur nach dem zweiten Glattbrand

Beitrag von Laborfuerdesign »

Also, um eine vernünftige Antwort auf eine solche Frage zu bekommen, müsstest du viel mehr Informationen liefern. Welche Brenntemperatur, welche Brennkurve, was für ein Ton, was für eine Glasur... am besten noch ein Foto dieser Bläschen. Sind es Nadelstiche oder sind es Überfeuerungsblasen? Nehmen wir mal an es sind Nadelstiche, dann ist das Problem immer folgendes: Gase treten aus Poren im Ton aus. Die Glasur ist zu diesem Zeitpunkt bereits geschmolzen und die Gase werden als Bläschen in der Schmelze gefangen. Die Glasur ist zu viskos und/oder hat eine zu hohe Oberflächenspannung . Die Bläschen steigen zwar an die Oberfläche, aber nachdem sie geplatzt sind, fliesst die Glasur nicht wieder zu einem glatten Spiegel aus. Um das Problem zu beheben, muss man oft mehrere Faktoren anpacken.

1) Die Schrühware muss so "sauber" wie möglich sein. Also alle organischen Bestandteile verbrannt, alle Carbonate etc. reduziert und der Sauerstoff abgespalten und entwichen. Das ist besonders wichtig bei farbigem Ton und vor allem Manganton. Dazu muss so hoch wie möglich geschrüht werden, mit langsamem Aufheizen und vernünftiger Haltezeit. Besondern dickwandige Stücke und solche mit Schamottierung neigen sonst zu Nadelstichen.

2) Die Glasur darf nicht zu früh schmelzen, was besonders bei hohem Bor Anteil der Fall ist. Und sie sollte nicht zu steif sein und keine hohe Oberflächenspannung haben. Das heisst, ausreichend Flussmittel (Zink und Lithium sind gut) und Achtung vor hohem Magnesium Gehalt (erhöht die Oberflächenspannung stark). Sie darf nicht zu dick aufgetragen sein, vor allem im Inneren von Schalen, wo es oft auch nicht so heiss wird wie außen.

3) Man kann der Glasur durch eine Anpassung der Brennkurve helfen. Eine Haltezeit von mind. 20 min gefolgt von einer weiteren, längeren Haltezeit etwa 60 - 100 °C unter der Endtemperatur hilft Wunder. Ist das Glasurrezept allerdings ungünstig, dann hilft keine Haltezeit der Welt. Meistens kommen alle drei Faktoren zusammen, vor allem bei niedrigen Brenntemperaturen, wo der hohe Bor Gehalt die Glasur zum schmelzen bringt, lange bevor "alle Luft raus" ist. Die Glasuren enthalten meistens auch einen hohen Alkali Anteil, weshalb sie stark schäumen beim schmelzen. Ein paar dieser Blasen bleiben dann zurück.
Warum das Problem beim zweiten Mal aufgetreten ist, kann auch viele Gründe haben. War der zweite Brand heisser oder schneller als der erste? Sind die Blasen über der Kleber Stelle aufgetreten? Sind es vielleicht gar keine Nadelstiche sondern Überfeurungsblasen? Diese erkennst du daran, dass sie bis auf den Scherbengrund reichen und sich an dünnen Stellen, z.B. Rand oder Henkel häufen. Im großen und ganzen würde ich die beiden Stücke vergessen, und mich auf die Lösung des Problems in Zukunft konzentrieren. Wenn dir viel an den Stücken liegt dann brenne sie ein drittes Mal, schön luftig in der Mitte des Ofens damit sie sich gleichmässig erwärmen. Wenn du bis jetzt keine Haltezeit hattest, senke deine Endtempertur um 15°C. Heize dafür langsam mit ca. 40°C/h für die letzten 120°C, halte 20 min, lass den Ofen um ca. 80°C abkühlen und halte noch mal 20 min. Wenn das nicht hilft, dann ist die Glasur bei deiner Temperatur und deinem Ton keine gute Wahl.
Du kannst das alles hier noch mal gründlich nachlesen oder im Matthes. https://digitalfire.com/glossary/pinholing
Viel Glück
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