Nadelstiche absichtlich erzeugen?

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Lindworsky
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Registriert: Montag 28. Oktober 2019, 09:49

Nadelstiche absichtlich erzeugen?

Beitrag von Lindworsky »

... geht das irgendwie?
Gut wäre natürlich, wenn es da eine rel. einfache und kontrollierbare Methode gäbe wobei die Menge und Größe zumindest ungefähr berechenbar ist.
Auch sollte es rel. unabhängig von der Masse funktionieren.
Geringere Temp. beim Schrühbrand ist keine gute Option, nicht mal ohne Schrühbrand krieg ich´s zuverlässig hin.

Womöglich machen die Brösel, die bei manchen Schleifpapieren abbröckeln, Nadelstiche?
Meine Tests waren da leider erfolglos.
Lag´s am falschen Papier?

Hintergrund: Ich hab mal gefälschte antike chinesische Porzellanschalen gesehen (wollte mir jemand in einem Antiquitätengeschäft anderehen), da waren die Nadelstiche und ein paar andere Fehler künstlich erzeugt – sehr charmant!
(Die Oberfläche meine ich, nicht den Betrug!)

Danke,

Jens
edelweiß
Beiträge: 78
Registriert: Donnerstag 31. Januar 2008, 10:40

Re: Nadelstiche absichtlich erzeugen?

Beitrag von edelweiß »

Ha, und ich brenne meine Sachen nach, um die Nadelstiche an der falschen Stelle wegzubekommen -sollte die Ware auch als Antiquitäten verkaufen!

...vielleicht einfach mit Abdeckwachs und mit einem dünnen Pinsel willkürlich Minipünktchen setzen...
Das dürfte -wenn es klappt- ein wiederholbares Ergebnis bringen.

Frohes Schaffen!
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Lindworsky
Beiträge: 18
Registriert: Montag 28. Oktober 2019, 09:49

Re: Nadelstiche absichtlich erzeugen?

Beitrag von Lindworsky »

... In Jingdezhen werden offenbar Souveniers aus der Mao-Zeit massenhaft nachgebaut und mit Patina überzogen – die Leute lassen sich beim Arbeiten filmen. Falsche Antiquitäten quasi, ganz offiziell ...
Was ich vor hab ist womöglich sogar das gleiche nur mit Bonsaischalen.

Wachs ... ja, könnte funktionieren aber ich will ehrlich gesagt nicht jeden Punkt einzeln auftragen sondern irgendwas zugeben, dass die Nadelstiche von selbst erzeugt.

Danke und LG,

Jens
hille
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Re: Nadelstiche absichtlich erzeugen?

Beitrag von hille »

Ich würd' das Projekt ja über die Glasur angehen...
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Lindworsky
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Registriert: Montag 28. Oktober 2019, 09:49

Re: Nadelstiche absichtlich erzeugen?

Beitrag von Lindworsky »

Ja genau, Hille, das wäre worauf ich hoffe!
Irgendein Zusatz in der Glasur.
Schleifpapierbrösel waren meine ersten Versuche aber bisher erfolglos ...
edelweiß
Beiträge: 78
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Re: Nadelstiche absichtlich erzeugen?

Beitrag von edelweiß »

...ich dachte es würde um ein paar „Handmade-Fehlerchen“ gehen... die wären ja fix gesetzt.
Sollens mehr werden, würde ich auch über die Glasur gehen. Vielleicht am einfachsten zuerst mal aufschlagen/aufschäumen, bevor du in die Chemie gehst?!
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
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Re: Nadelstiche absichtlich erzeugen?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Jens,

wenn man über die glasierte, gut trockene, pulvrige Ware noch mal drüber glasiert, entstehen kleine, nadelstichartige Bläschen. Die Luft aus der ersten Schicht muss irgendwie raus, und wenn das passiert wenn die zweite Schicht noch feucht ist, gibt es kleine Kraterchen. Je dicker die zweit Schicht aufliegt, desto kleiner die Bläschen, meine ich beobachtet zu haben. Wahrscheinlich weil die Luft dann nicht so leicht durch die zweite Schicht durch stoßen kann. Ich nehme an, sie verduftet dann lieber zur anderen Seite des Scherbens hin, wenn das Glasurwasser der zweitern Schicht eintritt.
Die erste Schicht muss so dick liegen, dass sich genug Luftvolumen darin befindet und muss vor allem sehr trocken und pulvrig sein.
Wenn die zweite Schicht eher dünn ist, entstehen größere Bläschen, die aufplatzen und die untere Schicht an der Stelle frei geben, was bei verschiedenfarbigen Glasuren sehr schöne, fischhautartige Effekte machen kann.
Die Glasur sollte nicht so stark ausschmelzen, sonst vermischt sich wieder alles miteinander und man kann keinen Effekt sehen.

Vielleicht ist das ein Weg.

Schönen Gruß,
Maria
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Nadelstiche absichtlich erzeugen?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Noch was zu deiner Frage wegen der Stanze:

Ich weiß kaum etwas darüber, habe nur am Anfang meines Töpferlebens vor vielen Jahren mal an einer solchen Stanze arbeiten müssen (es war schrecklich, allein schon wegen des Lärms, den das Ding gemacht hat), und ich könnte nicht mal mehr sagen, ob sich das obere, oder das untere Teil gedreht hat. Man hat dazu Stanz-Öl benutzt, das gewiss nicht mit Olivenöl zu vergleichen ist, es fühlte sich viel dünnflüssiger an und roch elendiglich giftig, nach Erdölderivat. Dieses Öl haftet an der Ware und verbrennt beim Schrühen, mit all den üblichen Konsequenzen für Luft und Lunge.
Achtung mit Olivenöl auf Maschinenteilen, es verharzt und verklebt alles.

Schönen Gruß
Maria
Nivis
Beiträge: 21
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Re: Nadelstiche absichtlich erzeugen?

Beitrag von Nivis »

In dem Buch "Advanced Pottery" von Linda Bloomfield steht, dass man Nadelstiche absichtlich durch Zugabe von Zinkoxid in der Glasur erzeugen kann. Sie gibt aber keine Menge etc., an.
Ich habe es selber auch nicht getestet, falls du es ausprobierst würde ich mich freuen, wenn du die Resultate teilst!
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
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Re: Nadelstiche absichtlich erzeugen?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo,

vor langer Zeit hatte ich mal eine sehr brauchbare Glasur für Geschirr, in der jede Menge Zinkoxid drin war. Die hatte aber zum Glück keinerlei Nadelstiche. Falls ich das Rezept noch finde, schreibe ich es hier rein. Eigentlich ist Zinkoxid ein Mattierungsmittel. Wahrscheinlich wenn man "zu viel" davon in das Rezept tut, dann schmilzt die Glasur nicht richtig aus. Damit kennen sich doch die Glasurspezialisten hier im Forum bestimmt super gut aus!

Schönen Gruß
Maria
Laborfuerdesign
Beiträge: 176
Registriert: Samstag 3. September 2016, 16:21

Re: Nadelstiche absichtlich erzeugen?

Beitrag von Laborfuerdesign »

Also ich habe schon viel mit Zinkoxid in verschiedensten Glasuren herumexperimentiert, auch in größeren Zuschlagmengen. Nadelstiche erzeugt das nicht. Es ist ein gutes Flussmittel und verhindert sie eher. Setzt man zu viel zu, ergeben sich eisblumenartige Zink-Silikat Kristalle, auch ohne langsames Abkühlen. Ich würde es mit Siliziumkarbid probieren. Das wird auch für Kraterglasuren verwendet und erzeugt in sehr geringen Mengen pickelige Glasurfehler. Du müßtest wahrscheinlich viel testen, bis die Ränder dieser Pickel glatt genug fließen ohne wieder komplett zusammenzufließen. Aber Vorsicht, Siliziumkarbid ist teuflisches Zeug. Ich hab mir nur einmal eine Ofenplatte mit Glasur ruiniert und das war, weil eine Glasur mit Siliziumkarbid geschäumt und gespuckt und gespritzt hat. Der Trick ist, einen sehr feinen Mahlgrad zu erwischen. Ich hab meines damals aus den USA gekriegt, weil das hierzulande viel zu grob war. Ein Nebeneffekt ist, das eine lokale Reduktion innerhalb der Glasur erzeugt wird. In der richtigen Rezeptur kann man damit ein Kupferrot "faken". Muss aber sagen, selbst die gelungenen Varianten sehen immer noch ziemlich bäh aus im Vergleich zu einem echten Kupferrot... aber darum geht es dir ja eh nicht.
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Lindworsky
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Re: Nadelstiche absichtlich erzeugen?

Beitrag von Lindworsky »

Ha, ihr seid super, danke!

Grad geb ich Siliziumkarbid in die Suchmaske von Kraft-Kereamik ein und krieg als Ergebnis Schleifpapiere!
Cool, denn von einem Schleifpapier kamen ja die Nadelstiche auf den Stücken damals in der Angewandten in Wien.

Also hatte ich meine Tests einfach nur mit dem falschen Schleifpapier gemacht.
Die Spur werd ich verfolgen und die Ergebnisse gerne hier teilen.

Ich schätze mal das wird einfacher als den Tip mit Zinkoxyd zu testen, das vielleicht nur unter ganz bestimmten Bedingungen Nadelstiche macht.

Bin für´s erste sehr zufrieden – danke allerseits!

Jens
Danke auch für die Hinweise zum Stanzöl, zum Glüch werd ich´s bis auf weiteres schaffen mit Druckluft durch den porösen Hartgips zu entformen, das klappt wirklich gut!
edelweiß
Beiträge: 78
Registriert: Donnerstag 31. Januar 2008, 10:40

Re: Nadelstiche absichtlich erzeugen?

Beitrag von edelweiß »

Ja, die ganzen Naßschleifpapiere (die schwarzen) haben Siliziumcarbidkörnchen.
Wenn du mit den Schleifpapierbröseln nicht weiterkommen solltest, dann gibt es die Möglichkeit Siliziumcarbid als Rohstoff bei BSZ zu kaufen.
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Lindworsky
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Re: Nadelstiche absichtlich erzeugen?

Beitrag von Lindworsky »

Hier mal meine Ergebnisse – für mich ziemlich unbrauchbar.

Die Siliziumcarbid-Brösel waren von einem 60ger Schleifpapier Marke LUX (Obi-Baumarkt), ob´s wirklich Siliziumcarbid war kann ich nur annehmen.

Ich hab sie mit Glasurkleber auf ungeschrühte Testplättchen aufgepinselt und die Glasuren drüber geschüttet.
Weiß ist Nr. 3221 von Kraft, die beige heißt Samtbeige und die dritte war ein mattes Hellblau.
Die Nummern der letzten beiden müsste ich erst nachschauen, sie sind vom Skokan in Wien.


Bei der Weißen gab´s jede Menge Flecken aber nur wenige Nadelstiche im erhofften Look:
IMG_2489.jpg

Das hellblau war zu dünn aufgetragen, nur unten rechts ist die Glasur gut zu erkennen und hat die erwünschten Nadelstiche. Wo der Auftrag zu dünn war ist das Siliziumcarbid unverändert geblieben:
IMG_2487.jpg

Beim Samtbeige hat´s einigermaßen funktioniert:
IMG_2488.jpg
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Yaki
Beiträge: 121
Registriert: Donnerstag 7. Januar 2016, 13:09

Re: Nadelstiche absichtlich erzeugen?

Beitrag von Yaki »

Kauf dir doch einfach Siliziumcarbid zB. bei BSZ oder im Mineralienhandel, die haben das Zeug in allen möglichen Korngrößen.
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