Hilfe beim Schrühbrand Gasofen

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ellenbrunoanna
Beiträge: 1
Registriert: Mittwoch 19. Oktober 2016, 12:28

Hilfe beim Schrühbrand Gasofen

Beitrag von ellenbrunoanna »

Hallo, ich habe keine Bedienungsanleitung für meinen Gasofen TG 170-
Kann mir jemand eine Bedienungsanleitung geben für Schrüh- und Glasurbrand schicken?
Ich müsste wissen, in welchen Intervallen ich den Ofen hochfahre, also in welcher Zeit welche Temperatur? Ich habe bisher nur elektrisch gebrannt
Von Rohde habe ich nur die Bedienungsleitung für das Aufstellen des Ofens, aber nicht für den Brand selbst.
Ich würde mich sehr über Hilfe freuen, denn ich habe bisher vergebens versucht, vom Händler selbst eine Brennanleitung zu bekommen.
Vielen, vielen Dank im voraus - es soll möglichst bald losgehen!
ellen,bruno, anna.
Gasbrenner
Beiträge: 334
Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: Hilfe beim Schrühbrand Gasofen

Beitrag von Gasbrenner »

Aus dem Teilnehmernamen schließe ich, dass Ihr zu mehreren einen Gasofen brennen wollt. Sollte das zu flott kombiniert sein, darfst Du den Text im pluralis majestatis lesen. Solltet ihr tatsächlich zu mehreren brennen, hätte ich einen Tipp im Voraus:
Sprecht euch ab und dreht nicht unkoordiniert am Ofen rum! Am besten einigt ihr euch auf einen, der den Brennmeister macht und den Hut an hat.

Wenn Ihr schon einen E-Ofen gebrannt habt, ist das Brennen eines Gasofens eigentlich nicht so schwer. Da Ihr offenbar von Hand steuern müsst, ist es zunächst empfehlenswert, wenn Ihr ein Brennbuch führt, In diesem trägst Du während des Brandes Zeit, Temperatur und ggfs. Gasdruck am Brenner ein. Hört sich bürokratisch an, ist aber sinnvoll. Denn Ihr werdet wahrscheinlich während des Brandes nicht nur am Ofen sitzen und euch auf den Brand konzentrieren, sondern die Zeit für viele andere Tätigkeiten nutzen. Mit den Aufzeichnungen seht Ihr jederzeit, wie die Temperatur in welcher Zeit gestiegen ist und könnt sowohl bei guten, wie bei schlechten Brennergebnissen nachvollziehen, wie Ihr gebrannt habt.

Ein Gasofen verlangt regelmäßige Kontrolle. Plan euch den Brand so, dass ihr währenddessen nicht länger außer Haus müsst. Ob Ihr euch anfangs einen Wecker o.ä. stellt, um die Kontrollzeit nicht zu verpassen, müsst ihr entscheiden. Wie häufig Ihr kontrollieren müsst, hängt vom Brand und von eurerer Erfahrung ab. Am Anfang werdet wohl viel Zeit am Ofen verbringen. Mit etwas Erfahrung könnt Ihr die Intervalle verlängern und wenn Ihr dann mal einen Brand mit Brennerstörung etc. habt, werdet ihr wieder häufiger kontrollieren.

Der handgesteuerte Brand vollzieht sich in "Stufen". Ihr kontrolliert, dreht den Gashahn etwas auf, die Temperatur steigt dann zunächst schnell an. Dann verflacht der Temperaturanstieg, die Temperatur im Besatz gleicht sich aus. Dann klingelt der Wecker, Ihr kontrolliert und stellt wieder etwas hoch. Wenn Ihr zu wenig hochdreht, dauert der Brand ewig, wenn Ihr den Gashahn aufreißt habt Ihr Bruch produziert. Macht bei den ersten Bränden langsam. Ihr müsst nicht sofort die optimale Brennkurve fahren. Wenn Ihr wisst, wie sie der Ofen verhält, könnt ihr ihn immer besser steuern.
Wenn Ihr mit Flaschengas brennt, gehört die Kontrolle des Gasdrucks, ggfs. Flaschenwechsel natürlich auch zur Brandüberwachung.



Ich gehe nicht auf irgendwelche Besonderheiten wie Reduktion, Salz, Kristallisationsphase, Abkühlkurve etc. ein. Fragt nach, wenn Ihr Unterstützung brauchst.
Zum Brand:
Das gute bei den meisten Gasöfen ist die Möglichkeit des "Nachtrocknens". Man kann auch frisch glasierte Stücke einräumen und dann auf kleinster Flamme mit offenen Klappen nachtrocknen. Durch die Konvektion und den Wasserdampf in der Atmosphäre trocknet die Ware sehr gut nach.

Ich mache dann bis 200°C noch langsam, um Dampfsprenger aus dem Hüllenwasser zu vermeiden

Bis 500°C brenne ich dann mit etwa 100°C/h

Von 500-700°C kontrolliere ich dann häufiger und stelle nur in kleinsten Stufen hoch. Temperaturanstieg weiter 100°C/h

Oberhalb 700°C stelle ich in größeren Schritten hoch, bis zur Endtemperatur. Dann eine Stunde Haltezeit, Flamme aus, Kühlkontrolle bei 700°C und fertig.

Schruhbrände vermeide ich. Wenn es denn unbedingt sein müsste, kann die Trocknung oberhalb 100°C entfallen aber zwischen 500 und 700°C achte ich dann noch genauer auf die Steuerung, um Temperatursprünge im Bereich des Quarzsprungs zu vermeiden.

Viel Erfolg!
Fotomanni
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Re: Hilfe beim Schrühbrand Gasofen

Beitrag von Fotomanni »

Gasbrenner hat geschrieben:Schruhbrände vermeide ich.
Heißt das du ziehst Einmalbrand vor oder schrühst du vorher im Elektroofen?
Viele Grüße vom Rand der Welt
Manfred
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pottersbine
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Re: Hilfe beim Schrühbrand Gasofen

Beitrag von pottersbine »

Gasbrenner hat geschrieben: Schruhbrände vermeide ich. Wenn es denn unbedingt sein müsste, kann die Trocknung oberhalb 100°C entfallen aber zwischen 500 und 700°C achte ich dann noch genauer auf die Steuerung, um Temperatursprünge im Bereich des Quarzsprungs zu vermeiden.
ich mache auch alle Schrühbrände in meinem Gasofen, am Anfang ist eben nur ein Brenner an, erst ab ca.400° der 2. Und ja, viel Kontrolle! Hängt aber auch vom Besatz ab. Je voller der Ofen, desto einfacher die Regelung, zumindest am Anfang. LG, Sabine
Gasbrenner
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Re: Hilfe beim Schrühbrand Gasofen

Beitrag von Gasbrenner »

Ich bin ein Freund des Einbrands. Der Grund hierfür ist einfach der Arbeits- und Energieaufwand für das Schrühen. Wenn man nicht mit kapriziösen Massen wie z.B. Porzellan arbeitet, extrem dünn dreht oder tauchglasiert, ist Schrühen, aus meiner Erfahrung eher unnötig.


In Hobbykursen ergibt Schrühen eher noch Sinn. Da haben die Teilnehmer oft kein Gefühl für die Handhabung von ungebrannten Stücken beim Bemalen. Und wenn es schlecht gearbeitete Anfängerstücke im Schrühbrand zerhaut, kann man sie aus dem Ofen fegen und hat keine Glasursauerei.
Fotomanni
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Re: Hilfe beim Schrühbrand Gasofen

Beitrag von Fotomanni »

Benutzt du da spezielle Glasuren? Denn die Schwindung vom Schrühbrand kommt im Einmalbrand ja noch dazu.
Viele Grüße vom Rand der Welt
Manfred
Gasbrenner
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Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: Hilfe beim Schrühbrand Gasofen

Beitrag von Gasbrenner »

Hinsichtlich des Glasursitzes auf dem gebrannten Scherben sind bei einem Wechsel zum Einbrand keine Probleme zu erwarten. Auf Zug- oder Druckspannung der fertigen Glasur kann ich keinen Einfluss erkennen.
Etwas anders ist es mit der Haftung auf dem rohen/gerschrühten Scherben. Ich habe da bei meinen Glasuren kein großes Problem. Bei einigen Glasuren und besonders bei Engoben kann es zu Rissen/Abblättern kommen, wenn die Schwindungen kollidieren. Einige Hersteller geben hierzu Anwendungsempfehlungen und sind auch zu Auskünften bereit.
Kleber hilft bisweilen oder ein Nachregulieren über den Tonanteil. Gesprühte Engoben/Glasuren sind, nach meinem Eindruck, unempfindlicher.

Auch hier lohnt sich ein Blick auf die Industrie, wo mit wenigen Ausnahmen (z.B. Porzellan) nicht mehr geschrüht wird. Auch Großteile wie Sanitärkeramik, Labortische etc. werden heute fast ausschließlich roh glasiert.

Ich würde es einfach ausprobieren.
Fotomanni
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Registriert: Dienstag 28. April 2015, 11:38

Re: Hilfe beim Schrühbrand Gasofen

Beitrag von Fotomanni »

Gasbrenner hat geschrieben:Ich würde es einfach ausprobieren.
Das werde ich sicher irgendwann machen. Vor allem wenn ich mal meinen sehnlich gewünschten Gasofen haben werde.

Im Moment versuche ich allerdings, als bekennender Grobmotoriker, so wenig wie möglich mit trockenen Ton zu hantieren. Hab da schon eine Menge kaputt gemacht :oops:
Viele Grüße vom Rand der Welt
Manfred
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