Zukunft als Keramiker

Rund um die Selbstständigkeit und das Angestelltenverhältnis

Rechtliche Beratung darf nicht erfolgen!
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Ronja
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Zukunft als Keramiker

Beitrag von Ronja »

Hallo!

Viele denke ich verstehen unter Keramiker/Töpfer, dass er ein paar Teller, Tassen etc. herstellt.
Es gibt soviele Möglichkeiten z.B. habe ich mir ein paar Kurzfilme angeschaut....Keramik-Schmuck......oder kreatives Arbeiten mit Perlen (auch aus Keramik).
Es gibt Leute die haben Goldschmied gelernt und verbinden es mit Keramikdesign. Dabei gibt es soviele schöne Sachen.
Die Herstellung von Urnen (okay, dass hört sich vielleicht komisch an)-

Macht von euch vielleicht jemand so etwas?

Gruß
Ronja
atelierdgt
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URNEN

Beitrag von atelierdgt »

Hi Ronja!
Also Urnen in Deutschland.......so´n Thema für sich. Eine Kollegin hat mal Prototypen gedreht. Es war reichlich kompliziert, da eine Matallurne, die genormte Maße hatte, ganz genau darein passen mußte. Es gibt sehr viele Gebote und Bestimmungen, die eingehalten werden müssen bei Urnen und Grabsteinen hier in diesem Lande.
Wenn das nicht wäre, wäre es ein ganz interessantes Thema.

Gruß Connie :D
Katrin 306
Beiträge: 80
Registriert: Donnerstag 19. Juli 2007, 12:03

Beitrag von Katrin 306 »

Hallo Ronja,
klar kann man tolle Sachen machen, deshalb wäht man ja auch diesen Beruf. Nur leider muss man ja auch mit etwas seine Brötchen verdienen - und das ist halt meistens "Keramik fürs interessierte und kaufkräftige Volk". Mag sein dass so mancher seine Nische findet - dass aber meist nur mit harter Arbeit, guten Ideen und langem Atem. Ich glaube, wenn alle Kollegen das machen und verkaufen könnten, was sie selbst interessiert und ihnen gefällt, sähe so mancher Stand anders aus.
Aber ich will hier nix schlechter reden als es ist. Ich will nur damit sagen, dass gute Ideen Zeit brauchen, um "zu reifen". Und dass man dann noch ein gutes Marketing machen sollte. Je nach Zielgruppe und Produkt.

Ich mache auch Urnen, und da gibt es schon Bestimmungen, an die man gebunden ist. Die Bestatter kaufen bei Großhändlern mit entsprechenden Rabatten. Nur wenn ein Kunde ganz genau sagt, dass er eine von mir will, geht das. Tja und die wenigsten denken daran zu Lebzeiten. Und wenn es dann akut wird, haben die Angehörigen in der Regel genug Anderes zu organisieren.
Ich kann nur zu mehreren Standbeinen raten, vielseitigen Interessen und handwerklichem Können. Den Rest bringt die Zeit, die Erfahrung (Kritik und Selbstkritik) und wie alle immer sagen: ein bisschen Glück gehört auch dazu. (oder zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit dem richtigen Produkt)
Gruss Katrin
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mishligs
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Beitrag von mishligs »

Heute schon an morgen denken
Urnen kaufen , Urnen schenken
.
mishligs
wolle
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Beitrag von wolle »

Dann doch schon eher:

Möchten Sie ein Leben lang in einer Urne liegen, die Ihnen nicht gefällt?

Gruß,
Wolfgang
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Pit
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Beitrag von Pit »

ach wie geil!
die überschrift lautet zukunft als keramiker und geht fließend zu den urnen über. hat das irgendwas zu bedeuten????

die zukunft in unserem job ist recht ungewiss. unbestritten werden energiepreise steigen. die fahrt zum töpfermarkt, autobahnmaut etc wird teurer. die brennkosten(strom) steigen. es wird sich herausstellen, ob bestimmte artikel da überhaupt noch verkaufbar sind.
aber generell ist alles stets im wandel. die welt dreht sich schneller. anpassungen für die man früher eine generation lang zeit hatte, muss man in 12 monaten und schneller schaffen.
man muss flexibel und kreativ bleiben. selbst wenn man seine artikel beibehält, kommt man um veränderungen im umfeld nicht umhin.
aber denke mal das wir alle kreative meister im anpassen sind. und so als ein bis drei mann firma ist vieles doch schnell möglich. immer weiter also. der letzte töpfer macht dann den ofen (das licht) aus.
atelierdgt
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Zukunft und Urnen

Beitrag von atelierdgt »

Nein, ich weiß auch nicht - gibt´s nen Zusammenhang - Urnen - Zukunft - Töpfer....... :?
Ich weiß nur: Ich bekam vor kurzem eine Zusage zu einem Töpfermarkt und der Veranstalter schrieb als P.S :

TON =NOT

Erst musste ich lachen, doch dann dachte ich, na, "positiver" kann man ja nicht an einen selber veranstalteten Markt herangehen.

Was soll´s ich fahr trotzdem hin - schließlich sehe ich für mich nur die Zukunft als Töpfer und nix sonst. Und das soll jetzt nicht depressiv klingen!!! :wink:
In welchem Beruf sonst kann ich Abends draußen mit Kollegen gemütlich ein Gläschen trinken und ne Bratwurst auf den Grill legen ( frei nach Pit) auch wenn´s bei mir ´ne vegetarische wäre :lol:

Gruß Connie
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Pit
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Beitrag von Pit »

genau connie...
bei mir und sicher vielen anderen ist es eine einheit. hobby, interessen, beruf. das geht über ins leben. eigentlich wohne ich in meiner werkstatt. geh nur zum waschen und schlafen heim.
man ist absolut frei. kann herstellen was man will und wie man es will. nur das material ist vorgegeben.
und wie die zeiten sich auch ändern, wir passen uns an. fakt ist das wir flexibler sein müssen. wie viele tausend jahre hat sich die töpferei nur wenig geändert.
und in den letzten 100 jahren gab es große änderungen. nicht nur zum negativen. große änderungen können heute von einem auf das nächste jahr kommen. und das betrifft alle bereiche unseres berufslebens. von der werbung, über energie und material bis hin zum geschmack der kundschaft.
volkmar
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Beitrag von volkmar »

Hallo
Hab jetzt länger überlegt, ob ich zu diesem Thema was beitragen soll....

Wenn ich an die 70er Jahre denke, in denen die Keramik und die "kreativität" so pupulär wurde und alles - wirklich alles was aus Keramik gemacht wurde, reißenden Absatz fand und die Keramiker nicht mit der Herstellung nachgekommen sind -und dann an heute denke, mache ich mir schon Zukunftsgedanken für diesen Beruf.
Im väterlichen Betrieb hatten wir fast täglich 3 Lehrlingsbewerbungen und bis zu 3 Jahren Wartezeit..... Jeder wollte "kreativ" sein.
Haben alle heute ihr Auskommen?

Ich bin der Meinung, wer Keramiker lernt und dies zu seinem Beruf macht, der muß Idealist sein und wie auch Pit schreibt, sein Hobby zum Beruf machen oder wie ich im Ton groß geworden sein.
Wenn dann noch einer der Ehepartner einen "richtigen" Beruf gelernt hat und anderswo noch etwas Geld verdient, dann ist das eine tolle Kombination und erleichtert sicher manches.
Meine Frau und ich sind beide Keramiker (auch etwas tolles um sich auszutauschen). Seit etwa 20 Jahren unterrichte ich allerdings noch an einer Hochschule für Gestaltung und so lässt sich die Freiheit, die Conny so schön beschreibt etwas leichter leben.

Diese Freiheit, die wir als Keramiker haben ist für mich etwas sehr Wichtiges, auch wenn man dafür etwas kürzer treten muß um Zeit zum leben zu haben und sich im Beruf mit dem schönen Material ausleben zu können. Aber viele meiner Kollegen haben keine Löcher mehr im Gürtel um ihn enger zu schnüren. Sicher ein Extrem wo man die eben zitierte Freiheit auch nicht so unbeschwert genießt.

In welchem Beruf hat man heute noch die Möglichkeit so flexibel auf äußere Einflüsse, Veränderungen und Stile zu reagieren. Für mich auch ein Stück "Freiheit".

Wie war das Thema? "Zukunft als Keramiker?"
Das kann niemand beantworten und muß jeder für sich entscheiden.
Dass man da auf Urnen kommt....sollte man nicht mit diesem Thema in Verbindung bringen ;-)

Gruß
Volkmar
Die Kunst ist zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens.
volkmar
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Beitrag von volkmar »

Ganz klar Harry ..... die Veränderungen und Reaktionen auf die äußeren Einflüsse, Trends oder Ströhmungen und Kundenwünsche dürfen natürlich nicht die eigene gestalterische Handschrift zerstören oder beeinflussen.
Ich möchte meine Gestaltungssprache dem Kunden vermitteln was mir auch ganz gut gelingt.

Ich sehe den Trend auch in die Richtung - Klarheit, schnörkellos und weg von der rustikalen Aussage... aber das geht schon länger in diese Richtung.

Gruß
Volkmar
Die Kunst ist zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens.
hille
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Beitrag von hille »

Irgendwie bin ich ja schon manchmal neidisch auf die "Alten Zeiten", ich geb's gerne zu. Aber andererseits bin ich manchmal auch dankbar dafür, daß es jetzt so schwer ist, so komisch das klingt. Ohne diesen Druck würde ich bestimmt nicht die Sachen machen, die ich heute mache. Wenn sich "normale Keramik" einfacher verkaufen ließe, dann wäre ich nicht da, wo ich heute bin. O.k., wirtschaftlich gesehen habe ich leider trotzdem keinen Vorteil, und es schmerzt ja sogar stärker, wenn sich die Dinge schlecht verkaufen, in die man so viel reingesteckt hat. Aber dennoch..., ich hätte vieles verpaßt.
Hille
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Ronja
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Beitrag von Ronja »

Hallo!

Wenn ich ehrlich bin habe ich gar keine negative Verbindung darin gesehen!
Hört sich hier alle so negativ an!
Ich habe einen Beitrag geschrieben worüber ich mir Gedanken gemacht habe und fand es einfach interessant zu hören, was hier alle für Ideen, oder auch Ideen für die Zukunft haben.
Wollte mich eigentlich über die Vielfältigkeit (sehr viele Möglichkeiten) dieses Berufes unterhalten und die daraus weiteren Wege die man einschlagen könnte.

Gruß
Ronja
hille
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Beitrag von hille »

Na, ja, du mußt zugeben, zwischendurch war es auch ganz lustig. :lol:
Aber es hat sich wirklich in eine andere Richtung entwickelt, stimmt schon. Also, ich kenne Keramiker, die wurden dann Ergotherapeuten, Innenarchitekten, Kunstlehrer, freie Künstler. Für all das war die Ausbildung nützlich.
Hille
wolle
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Registriert: Donnerstag 31. August 2006, 13:34

Beitrag von wolle »

Hallo Ronja,
die gleiche Faszination, die wir dem Ton als Material gegenüberbringen, wird auch in der Therapie genutzt. Stichwort: Tonfeld.
Im Sozialen Bereich beim Arbeiten mit Kindern und sogar bei großen Firmen. Stichwort: "Gewaltfreies Töpfern in der Toskana" :lol:

Allerdings glaube ich, daß die Kollegen da im Allgemeinen über Sozpäd etc. einsteigen und Keramik mehr als Nebenfach betreiben.

Grob würde ich die Tonis zB in die Bereiche einteilen, mit typischem Beispiel:

Soziales (s.o.)
Baukeramik (Kachelöfen)
Künstler (s.u.)
Gebrauchskeramik (Geschirr)
Industriekeramik (Isolatoren)

Und bevor Ihr mich jetzt steinigt wegen des Künstlers: Ich meine damit Leute, die Unikate anfertigen und die Zeit und Kohle haben, um massig Experimente anzustellen. Und die Gewinnspanne pro Object des Artes ist größer.

Die Einteilung ist natürlich auch wieder nicht wirklich passend, überlappt und unterscheidet gar nicht zwischen den Techniken.
Jetzt wird es mehrdimensional:
Drehen, Aufbauen, Gießen...
Brenntemperatur, Material (-mix), Nachbehandlung
etc.


Ich glaube, daß das Berufsbild "Töpfer" sehr vielseitig ist, aber -und jetzt schließt sich der Kreis zu den vorhergehenden Diskussionsbeiträgen- man muß einen Platz für sich finden. Ich nenne das das Alleinstellungsmerkmal. Das ist heute Goldschmied mit Ton, morgen was Anderes, was eben der Markt noch nicht kennt.

Ich vermute mal, das hat sich die letzten paar tausend Jahre nicht geändert. Schon in der Steinzeit hat vermutlich derjenige Töpfer die meisten Tauschobjekte bekommen, der entweder praktische Sachen gemacht hat, die die anderen Töpfer (noch) nicht hatten, oder der den Geschmack der andern Steinzeitmenschen getroffen hat -> Schönste Erdfarben passend zu den Vogelfedern, Perlenketten, geile Muster auf dem neuen Wassergefäß.

Und wahrscheinlich gab es damals schon Töpfer, die den Menschen erfolgreicher einreden konnten, daß sie ohne die neue Erfindung einfach nicht mehr leben können, weil der Mensch in der Nachbarhöhle hat schon 2 getauscht etc.blabla. Wir kennen das ja.

Gruß,
Wolfgang
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Milan
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Zukunft als Keramiker

Beitrag von Milan »

Klar ist da eine Zukunft...
auch mit Urnen und (Steinzeug)Grabsteinen.

Und Design muss nicht langweilig und steril sein.
Es kann doch nicht nur das wichtigste sein, dass die Keramik mit der "Hand" gemacht wurde aber einigermaßen bescheiden aussieht....

Heute gibt es unglaubliche Möglichkeiten Formen zu gestalten. Früher ist man mit dem Material angefangen und hat sich von einer Form zur anderen weitergehangelt bzw. -entwickelt. Heute kann man Formen frei, - wirklich frei gestalten, vom Entwurf am Rechner zum 3D-Druck bzw. zur Stereolithografie, ..um dann daran zu gehen die Form entsprechend dem Entwurf zu realisieren (mit dem Kopf und mit der Hand). Dabei kann der Umgang mit der Drehscheibe immer hilfreich sein, aber das allein reicht nicht aus. Keramik ist ein weites Feld mit fast unendlich vielen Möglichkeiten der Formgebung, eingeschlossen das verpönte Gießen.
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www.milan-keramik.de
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