Konformitätserklärung

Rund um die Selbstständigkeit und das Angestelltenverhältnis

Rechtliche Beratung darf nicht erfolgen!
Pfiffi
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Konformitätserklärung

Beitrag von Pfiffi »

Hallo in die Runde,

was sagt Ihr, muß man unbedingt eine Konformitätserklärung von seiner Keramik machen lassen und was kostet so etwas?
Ein Kollege hat mich am WE auf diese Sache gebracht. Bin irgendwie ratlos weil bis jetzt noch nie so ein Wisch verlangt wurde :? !

Danke im voraus,

Gruß Vicky
Emma
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Registriert: Dienstag 15. Dezember 2009, 22:16

Re: Konformitätserklärung

Beitrag von Emma »

Da kannst du noch so viele Listen vorhalten - das hilft dir alles nix! Die Keramikbedarfsgegenständeverordnung besagt, dass der gebrauchsfähige Gegenstand getestet werden muss, also NACH dem Brand. Wer weiß, was in deinem Ofen noch so vor sich hinschmurgelt ... Du musst also in einem chemischen Labor ein fertiges Teil testen lassen (für viel Geld). Und jede Glasur ein neuer Test ...
Wenn diese Verordnung irgendwannmal konsequent überprüft wird, dann wird`s teuer, vor allem für die Werkstätten mit vielen Glasuren.
Robbe
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Re: Konformitätserklärung

Beitrag von Robbe »

Hallo Emma,

der Grund für diese Erklärung ist ja, dass ggf. im Ofen mal gesundheitsschädliche Substanzen gebrannt worden sind und sich jetzt noch als Ablagerungen darauf befinden, oder? Gibt es noch einen weiteren Grund?

Wie ist es denn, wenn man einen ganz neuen Ofen kauft? Braucht man da auch eine Konformitätserklärung?

Liebe Grüße
Robbe
madame Alexis
Beiträge: 251
Registriert: Mittwoch 9. März 2005, 17:06

Re: Konformitätserklärung

Beitrag von madame Alexis »

Wer ( in unserem Fall) Keramik Geschirr herstellt und in Umlauf bringt, muß erklären, das diese Gegenstände der Bedarfsgegenständeverordnung entsprechen, das heißt, die Teile dürfen nur soundsoviel Blei und Cadmiuim abgeben. Das gilt für alle und ist unabhängig von deinem Ofen oder deiner Arbeitsweise. Der Test kostet nicht viel, ich hab so um die 30 € bezahlt, und das war gut angelegtes Geld, denn jetzt hab ich meine Ruhe. Und ja, tatsächlich wird das auch kontrolliert. Ist mir neulich auf einem Markt passiert, da war das Gesundheitsamt da und hat die Gastrostände kontrolliert ( ist Routine) und da hat der gute Mann auch gleich einen Schlenker zu mit rüber gemacht.
Viele glauben ja, davon befreit zu sein, wenn sie Fertigglasuren verwenden. Das ist aber ein Irrtum, selbst wenn die Hersteller das so aufs Päckchen schreiben. Wesentlich ist ja auch der Brennprozeß, da kann auch aus einer stabilen Glasur was ganz anderes werden. Oder eben dein Ofen ist so verseucht, das er immer noch das Blei aus den 80iger Jahren ausspuckt, dann würd ich den vielleicht mal austauschen. Ich finde die Regelung mittlerweile ganz gut, hält vielleicht den ein oder anderen davon ab, selbstgebasteltes anzubieten.
Grüße,
Alex
Ursula28
Beiträge: 442
Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: Konformitätserklärung

Beitrag von Ursula28 »

Hallo Vicky, wenn Du Geschirr verkaufen möchtest, es gibt eine EU Lebensmittel Verordnug , danach bist Du verpflichtet Deine Keramiken in einem speziellen Labor Testen zu lassen, und zwar von jeder Glasur eine flaches Teil, ein halb hohes/flaches Teil und einen Becher. Es spielt dabei keine Rolle, dass Du weißt , dass Deine Rohstoffe ungiftig sind, und der Brennofen neu ist. Es geht darum, dass die verwendeten Rohstoffe verunreinigungen wie Blei etc. enthalten können ( verursacht durch eine Ader in der Lagerstätte. Das gilt auch für fertig Glasuren.

viewtopic.php?f=17&t=6570&p=27649#p27649

Gruß Ursula
christine
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Re: Konformitätserklärung

Beitrag von christine »

Hallo Alexis, 30 Euro für den Test, das hört sich ja interessant an, wo hast Du das machen lassen und ist der Test dann europaweit gültig?
Gruss
Christine
Töpfermobil
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Registriert: Mittwoch 25. Januar 2017, 23:21

Re: Konformitätserklärung

Beitrag von Töpfermobil »

M. U. T., Meißner Umwelttechnik. Da habe ich meine Konformitätserklärung aus diesem Sommer auch her, 30€/Stück sind aktuell. Das Stück kann danach zurück geschickt werden (wenn ausreichend Porto bezahlt wird) oder wird vor Ort vernichtet.
Liebe Grüße
Ellen
Beiträge: 3
Registriert: Montag 31. Januar 2022, 10:01

Re: Konformitätserklärung

Beitrag von Ellen »

Hallo an Alle,

ich war jetzt sehr lange stille Mitleserin hier im Forum, aber da ich aktuell mal wieder durch Zufall ein Müslischälchen mit einer eindeutig nicht lebensmittelgeeigneten Glasur in den Händen halten durfte, klinke ich mich mal ein. Die Erzeugerin, die autodidaktisch wirklich formschöne Gefäße herstellt, war vollkommen überrascht, daß nicht alle Glasuren für Geschirr geeignet sind.
So etwas passiert ja immer wieder mal.

Auch wenn ich mich mit einigen Keramiker Kollegen über solche Labortests von Glasuren unterhalte, gibt es einige, für die es eine Selbstverständlichkeit ist, diese in einem Labor einzuholen. Andere widerum haben entweder noch nie etwas davon gehört oder sie meinen noch nie etwas von einer Stichprobenprüfung auf Märkten oder Verkaufsausstellungen mitbekommen zu haben und somit lieber das Risiko eingehen, ihr Geschirr ohne Tests zu verkaufen.

Nun frage ich mich, ob grundsätzlich alle Keramiker, die bei der Handwerkskammer eingetragen sind, automatisch auch von dieser Anforderung wissen.
Und die Anderen wohl eher hauptberuflich künstlerisch Arbeiten bzw. in der KSK sind und etwaige funktionelle Keramik dann in einen Graubereich fällt und sie deshalb oft unwissend oder einfach nicht informiert sind?

Es würde mich freuen, wenn Ihr da irgendetwas wisst.

Viele liebe grüße, Ellen
Ellen
Beiträge: 3
Registriert: Montag 31. Januar 2022, 10:01

Re: Konformitätserklärung

Beitrag von Ellen »

Um Mißverständnisse zu vermeiden:

Ich selbst bin gelernte Keramikerin und bei meinem letzten Arbeitgeber waren solche Tests auch vorhanden.

Die Dame mit dem Müslischälchen nennt sich nicht Keramikerin, hat aber ein Nebengewerbe angemeldet und verkauft nur ab und zu mal das ein oder andere Stück an Freunde und Bekannte. Unter welcher Berufsbezeichnung sie dann verkauft, weiß ich nun leider nicht.

Wenn ich von Keramikerkollegen oder Kolleginnen spreche, so haben nicht alle unbedingt eine Ausbildung aubgeschlossen, sondern die Gemeinsamkeit sind neben- und hauptberufliche bzw. freischaffende Einnahmen mit Keramik.
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Bertram
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Registriert: Sonntag 28. Juni 2020, 22:26

Re: Konformitätserklärung

Beitrag von Bertram »

Dies are the Regels. We must them halten.

Unwissenheit schützt deshalb weiter nicht vor Strafe. Aber mit Corona haben die Labore gerade bessere Verdienstmöglichkeiten.
Macht aber Spaß, auf Instagram die Leute mit der großen bunten Palette anzuschreiben. Einfach mal fragen, mit verweis auf den Gesetzestext. Toll wenn über Nacht die Bildanzahl halbiert wird. :green: :green:
Wer in unserem Handwerk Konkurrenz sein will, soll auch unsere Kosten haben. Ich gehe zu 99% von Unwissen aus. Ich gefährde doch nicht mein Geschäft, wegen 30,60,90 Euro...
Ellen
Beiträge: 3
Registriert: Montag 31. Januar 2022, 10:01

Re: Konformitätserklärung

Beitrag von Ellen »

Wenn Unwissen nicht vor Strafe schützt, wäre es dann nicht konsequent, daß die Berufsbezeichnung Keramiker auch geschützt ist?
Klar könnte ich sagen, andere dürften dann natürlich auch Keramik herstellen und verkaufen und sobald es offiziell wird, müssten sie automatisch auch von solchen Anforderungen in Kenntnis gesetzt werden. Vor allem weil Keramik nun so beliebt ist, wird das doch auf Dauer immer unübersichtlicher. Das Dumme ist ja, daß es schon im privaten Bereich anfängt. Verdient man kein Geld damit, will man wenigstens im Freundeskreis Leuten Freude damit bereiten.

Ich selbst finde es einerseits schon gut, daß die Keramik in den letzten Jahren so einen Aufschwung erlebt hat.
Gleiche Kosten für das gleiche Angebot - Das sehe ich ganz genauso. So gleich ist es ästhetisch ja oft nicht, daher sehe ich es nicht immer als direkte Konkurrenz. Hier geht es aber ja um die Lebensmittelverträglichkeit.

Oft wird ja schon in Kursen genau dieses Unwissen weitergegeben und Teilnehmende denken, Na wenn jemand einen Kurs gibt, weiß derjenige ja wohl auch Bescheid.

Warum ist es nicht möglich, fernab der Handwerkskammer, also z.B. im Finanzamt dies zu prüfen oder zumindest schon mal darauf aufmerksam zu machen? Sonst werden wir doch auch nicht mit Bürokratie verschont? Sobald das Wort Keramik Kurs oder Verkauf von Gebrauchsware auftaucht, müsste da doch etwas gehen.
Ich verstehe einfach nicht, wie da so gepennt werden kann.

Ich finde es sollte nicht so sein, daß Ausgebildete- wie Bertram erzählt- Leute auf Instagram anschreiben müssen, um auch gleich so noch das Bild des mißgünstigen Keramikers aufrecht zu erhalten.
Yaki
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Registriert: Donnerstag 7. Januar 2016, 13:09

Re: Konformitätserklärung

Beitrag von Yaki »

Es ist aber leider oft so, dass das auf dem Teller giftiger ist, als das im Teller!
leckerpott
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Registriert: Dienstag 21. Mai 2019, 10:19
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Re: Konformitätserklärung

Beitrag von leckerpott »

Wenn man funktionale Keramik verkauft, hat man auch die Verantwortung. Ich stimme zu, dass es schon eine Hürde ist diese Anforderungen überhaupt herauszufinden, aber es ist sehr wohl möglich. Ich habe meine Glasuren als blutige Anfängerin mit gerade erst angemeldetem Gewerbe direkt testen lassen. Solange man selber wählt lieber ignorant zu sein oder "es darauf ankommen zu lassen" würde auch ein freundliches Anschreiben der Handelskammer nichts nützen(die das auch garnicht leisten könnte). Wie häufig gibt es eben auch Leute, die in diesem Forum geschrieben haben, dass sie die Anforderungen kennen, aber trotzdem nicht testen lassen. Ich konnte noch nie nachvollziehen, warum man nicht Proben einschickt und dann sich selber bestätigen kann, dass man alles richtig macht.
Ich beschäftige mich jetzt seit einiger Zeit sehr intensiv mit Glasuren und auch Tonchemie und Anforderungen an diese und bin im Allgemeinen sehr unzufrieden mit der Information, die man finden kann. Ich finde den Matthes überhaupt nicht gut verständlich und garnicht verständlich für Anfänger.

Aber seien wir ehrlich: gäbe es eine Anforderung an beginnende KeramikerInnen, eine Art Führerschein oder Urkunde oder Ausbildung- was wäre dann da der UNERLÄSSLICHE Inhalt? Gewerbe anmelden, blei- und Cadmiumfreiheit bzw. Werte unter den Richtwerten. Da könnten sich vielleicht die meisten drauf einigen. Und der ganze Rest? Mir fallen noch 1000 andere Dinge ein, die ich unerlässlich für einen verantwortungsvollen Umgang mit Keramik empfinde, die jemand anderes aber vielleicht als komplett übertrieben empfindet oder andere Prioritäten hat.

Ich denke es ist am sinnigsten, dass wir alle unser Wissen über Anforderungen an Geschirr weitergeben und, wenn wir merken, dass jemand etwas lehrt, dass nicht ausreichend recherchiert ist, auch da in den Dialog gehen. Das alles ist nicht schwarz und weiß und es gibt auch viele Mythen und Meinungen zu bestimmten Themen auf deren Diskussion ich persönlich keine Lust habe.
Ich habe schon sehr vielen das M.U.T. weiterempfohlen und auch überhaupt das Thema Glasuren testen in den Dialog eingebracht. In den meisten Fällen war das bei mir aber bisher so, dass diejenigen einfach weniger recherchiert haben als ich und sich darüber nicht im Klaren waren. Das kann man dann aufklären und hoffen, dass danach ein etwas kritischerer Umgang mit Glasuren normal wird.
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Sabixel
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Registriert: Freitag 28. Januar 2022, 18:19

Re: Konformitätserklärung

Beitrag von Sabixel »

Hallo in die Runde,
danke, das hat mich doch jetzt wirklich auf den Boden der Tatsachen zurück geholt! Ich wurde hier im Forum netterweise schon darauf hingewiesen, mich mit der KE auseinander zu setzen BEVOR ich Essgeschirr verkaufe (was mittelfristig meine Idee ist). Ich verkaufe zwar noch gar nix, dachte aber, um "das Hobby zu finanzieren" könnte ich es im Freundes-& Bekanntenkreis auf ganz kleinem Niveau bestimmt bald mal machen, WENN ich nur Glasuren verwende, die dieses Essgeschirr-Zeichen (die kleine Tasse bei BOTZ) haben.
Ich dachte wirklich -> that's enough!
Nun reicht das also - nachvollziehbar - nicht aus.
Ja Hürde...ist es wirklich, aber dafür gibt es ja dieses Forum, für das ich super dankbar bin (kenne es erst seit 1 Woche!)
Wie gehe ich nun also vor - bitte Sendung mit der Maus Erklärung - um dieses "Konformitäts-Zertifikat" zu bekommen?
Einige schreiben "es kostet nur 30 Euro" und dann wieder "das muss man für JEDES Teil und JEDE neue Glasur" machen.
Oder ist es so gemeint, dass man ein "Sortiment, Ton/Glasur Kombi" haben muss, das man durchtesten lässt - was sicher schnell über 30 EUR kosten kann - und man dann dabei bleiben sollte?
Ich trinke meinen Tee jeden Tag aus einer Tasse, die ich über Insta gekauft habe. Sieht zwar alles relativ professionell aus,
was die Frau macht, aber wissen tue ich es auch nicht.
Diese kleinen Essgeschirr Stempel (Glas und Gabel), darf man die dann offiziell benutzen wenn man das "Go" hat?
Vielleicht bleibe ich auch lieber bei Vasen und Blumen(über)töpfen, gehn Obstschalen? :)
PS: Im nächsten Leben werde ich auf jeden Fall professionelle Keramikerin!
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