Sanitäkeramik

Wieso, weshalb, warum ...
Alles was nirgend wo anders rein passt soll hier rein!
Krügel
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Sanitäkeramik

Beitrag von Krügel »

Hallo ihr echten Keramiker !

Ich bin Hobbytöpfer und würde gern ein Waschbecken und ein Toilettenbecken umglasieren bzw. überglasieren. Vielleicht bekomme ich auch ein unglasiertes. Was ist zu beachten? Wie hoch wird Sanitäkeramik gebrannt? Ist in den Glasuren irgendein Härter? Hat jemand Erfahrung auf diesem Gebiet oder weiß noch was aus seiner Ausbildung? Ich bin für jede Information dankbar.
Mit freundlichen Grüßen Klaus

Krügel
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Günter
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Beitrag von Günter »

Da nun niemand anderer mit gutem Grund hier einen Kommentar abgeben will, muß ich es wohl....
Sanitärkeramik wird sehr hoch gebrannt, damit die Glasur entsprechend hart und widerstndsfähig ist - es ist meistens wirklich Porzellan. Um da so ein großes Teil wie ein Klobecken überzuglasieren, würde auch jemand mit sehr viel Erfahrung viele Versuche benötigen, wenns denn überhaupt geht.
Da du mir keine Ahnung von Glasuren zu haben scheinst ("Härter" ist schon megahart; glaubst du eine Glasur ist ein 2-Komponentenlack?), kann ich dir nur empfehlen: such dir ein einfacheres Projekt. Du könntest bestimmt eine Palette voll Klobecken ruinieren und hättest immer noch kein brauchbares Ergebnis.
Falls du einen Rohling bekommst: es passt auch nicht jede Glasur auf jede Masse. Manchmal muß man Hunderte von Proben machen, um eine bestimmte Glasur für eine bestimmte Tonmasse anzupassen. Bist du dazu bereit und fähig?
Günter
bimisi
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Beitrag von bimisi »

Aber, aber, ............... meine Herren!!!!

Klaus hat sich höflich vorgestellt, geschrieben dass er Hobbykeramiker ist und dementsprechend eine Frage gestellt.

Gut, als Keramiker kommt einem die Frage vielleicht, na ja, sagen wir mal etwas seltsam vor. Dass eigenen Wissen ist da und man kann dann schwer nachvollziehen wie manche Fragen überhaupt gestellt werden können.

Klaus hat aber geschrieben dass es sein Hobby ist. Hatte vielleicht eine Idee, höflich nachgefragt und wollte glaub ich niemanden an die Karre fahren!

Wenn dass nicht mehr erlaubt ist, warum wird dass Forum nicht nur für Keramiker geöffnet? :roll:

Ich denk in anderen Bereichen stellt man doch selbst mal "Doofe" Fragen oder?!

Also, nichts für ungut :wink:
Birgit
Dornrose
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Beitrag von Dornrose »

Würde jemand, der gerade mal Spiegeleier braten kann, sich im Ernst vornehmen, ein Fünfgängemenü für zwölf Personen zu kochen, und dann in einem Kochforum fragen, was brauch ich denn dazu? Wohl kaum. Wenn er schon zu Größenwahn neigt, würde er zumindest wahrscheinlich erstmal ein Kochbuch zu Rate ziehen.

Bücher gibts für Keramik auch, und Töpferbedarf, wo man die ganzen Zutaten auch gleich kaufen kann. Sich da durchzuarbeiten, kostet natürlich mehr Mühe, als hier die Frage reinzustellen. :?

Leider vermehren sich durch das Zutun der Industrie (Streichglasuren etc) gerade jene Hobbyisten, die von der Materie, mit der sie umgehen, im Grunde keine Ahnung haben. Aber etwas Basiswissen hat bisher noch keinem Hobby geschadet. :wink:

Noch eins zu Klaus' Mammutprojekt: bisher unerwähnt blieb, dass sich das Sanitärporzellan bei den hohen Brenntemperaturen bisweilen barbarisch verzieht.
Ich kann mich gut erinnern, was uns in der LA Keramikschule ein Lehrer, der früher in diesem Bereich gearbeitet hatte, erzählte: Sie mussten die Modelle für die Gießformen der Waschbecken ganz stark ins Gegenteil verzogen anfertigen, weil die Becken erst im Glattbrand in ihre endgültige Form "hineinsanken".
Wenn man also eine bereits fertige Sanitärkeramik nochmal überglasiert und so hoch brennt, kann es sein, dass man sich (falls das Teil nicht ohnehin in mehreren Stücken herauskommt) anschließend eine Skulptur á la Salvador Dali an die Wand hängen kann. :shock: :shock: :shock:
Krügel
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Beitrag von Krügel »

Also…… (fing mein Opa immer an wenn er nicht wusste wie und wo er anfangen sollte)
Hallo Günter!
Warum antwortet mit gutem Grund keiner? :?:
Härter wie im Zweikomponentenleim meine ich natürlich nicht, sondern einfach einen höheren Anteil an irgendwas ? (Quarz, Kaolin Feldspat, Kalkspat, Dolomit ) was die Glasur härter macht. Nach der Devise zwei Teelöffel Quarz auf 100g Glasur = ein bisschen härter. :oops: :oops: :oops:
Ein Hobbytöpfer eben.
Zur Frage Bist du dazu bereit und fähig? Ich bin zu allem bereit, aber … ????

Hallo Harry!
Mach Dich nur lustig. Gerade von Dir hatte ich eine Antwort erwartet Da du hier im Forum, das ich seit ca. drei Jahren verfolge, zu fast allem und zu jeder Zeit eine Antwort weist. Wahrscheinlich ist mein Vorhaben so abartig das es Dir als Verarsche vorkommt. (VerArsche hat ja auch was mit nem Sch…becken zu tun). Auch Du hast Fragen!
Habe auch keinen Ferrari aber einen 16 Jahre alten Nabertherm N 300 (für Schnäppchen 50 €). Stell dir vor, da passt so was rein. Vor ca. 5 Jahren habe ich schon mal ein neues billiges Waschbecken überglasiert und bei 1100 °C bei einem Freund gebrannt. Ist leider ein bisschen gerissen und man hatte den Eindruck die weiße Glasur „frisst“ meine rote und kobaltblaue Glasur auf. Wenn ich wüste wie gäbe es auch ein Bild.
Hatte jetzt auf konstruktive Hilfe gehofft. Bin aber leider 5mal durchgefallen.

Wollte einfach mal was anderes im Bad. Vielleicht ein grün-schwarz-querkariertes Waschbecken oder ein WC mit nen Bild von meinen Chef drin. Ideen hab ich viele.
Ohne Jemanden beleidigen zu wollen, aber vielleicht sind es auch Fragen die ein Geschirrtöpfer oder Kunsthandwerker nicht beantworten kann weil es ja keine richtige Keramik ist.
Ich bedanke mich trotzdem für eure Bemühungen, mit denen ich zwar nicht viel anfangen kann, aber es gibt mir Ansporn weiter zu experimentieren.

Ich bin natürlich für weitere konstruktive Hilfe dankbar.

Mit immer noch freundlichen Grüßen Klaus
hille
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Beitrag von hille »

Genau das ist das Grundproblem, das Vorhaben ist Quatsch. Wenn man das aber so einfach sagt, ist der Fragesteller meist beleidigt, weil ihm das Hintergrundwissen fehlt, warum es Quatsch ist. Lange Erklärungen, warum etwas so nicht funktioniert, machen aber überhaupt keinen Spaß, es schleicht sich schnell ein genervter Ton ein, der Fragesteller ist ebenfalls beleidigt. Also ist es am Einfachsten, man schweigt! Das kommt auch nicht gut an. Also, wie man's macht, isses verkehrt! :cry: :lol: :lol:
emden
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Beitrag von emden »

Wir haben so etwas ähnliches schon mal für eine Kundin gebrannt, die Ihr Toilettenbecken "verschönert"hat. 800 Grad mit den passenden Farben war überhaupt kein Problem.
Lustig fanden wirs auch noch, wurde in die Liste Kuriositäten meiner Berufslaufbahn eingeheftet, zu "Ziege" in Lebensgröße, keramischer Ofeneinsatz für Katalysatorforschung, Brennen von Mörtel zur Restaurierung von mittelalterlichen Bauten etc.
Also sei mutig hau was drauf auf die Schüssel, burn it or forget it und vor allem schreib uns wies rauskam.
Dornrose
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Beitrag von Dornrose »

800 Grad mit den passenden Farben war überhaupt kein Problem.
Und das ist dann bürstfest, wie Harry schon erwähnte? Dekorfarben - das sind die, die bei 800° eingebrannt werden, man kann auch Gold und Platin nehmen, wenn mans ganz dekadent haben will 8) - sind, soweit ich weiß, nicht so wahnsinnig abriebfest. Ob sie Kalklöser auf Dauer aushalten, ist eine weitere Frage.
Das Ganze nur außen mit Dekorfarbe zu bemalen dürfte hingegen eher Erfolg bringen - wenn man den Ofen sehr langsam aufheizt und abkühlt.
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KerstinZ
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Beitrag von KerstinZ »

Wollte einfach mal was anderes im Bad.
Dann mach doch gleich von Grund auf selbst. Ok, beim Klobecken geht's wohl nicht so einfach wegen der "Abflußdynamik". Aber bei einem Waschbecken, z.B. als kleines Aufsatzwaschbecken, müßte es doch gehen, solange du dir was wegem Abfluß einfallen läßt. Muß ja immerhin an die gängigen Rohrsysteme passen.
Dornrose
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Beitrag von Dornrose »

Muß ja immerhin an die gängigen Rohrsysteme passen.
Wenn man zB ein ganz uraltes Waschbecken hat, so was gusseisernes emailliertes (hab ich in der Werkstatt, Klasseteil vom Sperrmüll), hat das selten einen Abfluss moderner Normierung. Da gibts im Baumarkt aber entsprechende Verbindungsstücke, die haben innen Gummieinsatz und sind etwas anpassungsfähig.

Im Matthes, Keramische Glasuren stehen 7 Versätze für Sanitärkeramikglasuren drin, die ab ca 1200 bis 1300° gebrannt werden. Aber Achtung: Wenn man so ein Rezept verwendet, heißt es nicht, dass das Ergebnis unbedingt genauso wird, wie im Buch beschrieben, das hängt sehr von den einzelnen Rohstoffen ab, vom Brennofen, vom Ton, auf den glasiert wird... kann bisweilen sehr enttäuschend sein. :shock: :? :(
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Günter
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Beitrag von Günter »

Na ist doch toll, dass sich doch noch eine angeregte Diskussion entwickelt hat. Aber Hille hat das Problem bei der Beantwortung sehr schön auf den Punkt gebracht.
Es ist einfach schon so schwierig genug, auf ein einmal glasiertes Stück nochmal Glasur draufzubringen und es dann heil aus dem Ofen zu bekommen. Bei einer Kloschüssel scheint mir das wegen der Größe und der hohen Brenntemperatur, der Glasur etc. etc. wirklich eine Mammutaufgabe, bei der du ein Dutzend Exemplare ruinieren kannst, bevor du ein einziges Heiles in Händen hast.

Sinnvoll wäre da eher Selbstfertigung eines Waschbeckens. Ich kenne einige sehr schöne handgefertigte Exemplare. Wenn man ordentlich drehen kann, einfach; ansonsten überformen, einformen, aufbauen ... Ist schon anspruchsvoll genug, einen stabilen, maßhaltigen Korpus zu formen und eine rissfreie Glasur mit hoher Oberflächenhärte draufzubringen.
Günter
adelfos
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Beitrag von adelfos »

Ist ja interessant, wie hochgelobt hier die Sanitärkeramik wird und vor allem wie sie als die höchste aller Künste dargestellt wird.
Weil ich einige Jahre bei der Laufen AG , vormals ÖSPAG, in den beiden Produktionsstätten Wilhelmsburg und Engelhof-Gmunden in Modellbau und Betriebskontrolle verbracht habe kann ich euch versichern dass Sanitärporzellan mal gar kein echtes Porzellan, sondern Vitreous China ist. Echtes Porzellan wird höher gebrannt, Vitreous China nur um die 1260 Grad C und das geht sogar im Schnellbrandverfahren innerhalb von nur 8 Stunden (Trend-Öfen). Echtes Porzellan hat eine leichte Transparenz, bei Sanitärporzellan wegen der Wandstärke keine Spur davon.
Daß dem Erweichen der Masse beim Brand im Modellbau Rechnung getragen wird ist klar, aber das gilt ebenso beim "echten Porzellan" und auch beim Steinzeug, wo der Töpfer den Henkel nach links versetzt angarniert, damit das Ding nach dem Brand gerade aussieht (die Japaner versetzen den Henkel nach rechts - aber dort wird ja alles anders gemacht) . :roll:

Ein Anfänger tut gut daran von Sanitärkeramik die Hand zu lassen wenn er von Tuten und Blasen noch nicht viel Ahnung hat. Einen vorgebrannten unglasierten Sanitärrohling wird man ausserdem kaum irgendwo bekommen weil die Sanitärkeramikindustrie im Einmalbrandverfahren fertigt. Vielleicht aus diesem Grund ortet Harry hier einen Hoax in der Anfrage und auch ich tendiere dazu.

Einen Sanitärkeramikartikel kann man aber durchaus, so wie einen ordinären Becher, aufglasurdekorieren. Im Werk Wilhelmsburg gab es auch eine kleine Section, wo man für exquisite Kunden Goldblätter auf die Spülfläche aufbrannte (das ist der Teil beim Flachspül-WC wo die Exkremente drauffallen damit sie danach optisch inspiziert werden können). Wie lang das Gold dann dort blieb ist eine andere Sache, denn Klobürsten sind ja nicht besonders weich.... :?
Mit Aufglasuren machten wir dann auch knallrote WCs usw. Aber auf Grund des hohen Anteiles von Mullit ist ein Anpassen der Aufglasur nicht einfach und ich erinnere mich noch gut an den Auschußhaufen der sich ansammelte bis die roten WCs dann endlich unversehrt aus dem Aufglasurbrand kamen. Die rote Aufglasur war übrigends NICHT bleifrei (ging einfach nicht anders). Aber bekanntlich trinkt man aus derartigen Gefäßen ja auch nicht ....... :lol: :lol:
Bernhard, [url=https://clayart.gr]TINOS CERAMICS[/url]
hille
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Beitrag von hille »

Was für ein herrlicher Einblick in die Welt der Kloherstellung! :lol:
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Martin Fricke
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Beitrag von Martin Fricke »

Och, was man so alles mit Sanitärkeramik anstellen kann, zeigt die argentinische Keramikerin und Bildhauerin Vilma Villaverde in der 'Neue Keramik' 1/02; einiges von ihr ist auch zu sehen auf:
http://www.vilmavillaverde.com.ar/
Dornrose
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Registriert: Donnerstag 24. April 2008, 21:36

Beitrag von Dornrose »

Ist ja interessant, wie hochgelobt hier die Sanitärkeramik wird und vor allem wie sie als die höchste aller Künste dargestellt wird.
Ich möchte hier mal ganz entschieden betonen, dass ich ein Klo nicht für die höchste aller Künste halte, gell?! :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
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