Wer kennt sich mit Gießproblemen aus?

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whoopie
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Wer kennt sich mit Gießproblemen aus?

Beitrag von whoopie »

Hallo zusammen und erstmal Frohe Weihnachten!

Ich hoffe ja sehr, dass mir jemand von Euch weiterhelfen kann, der entsprechende Gieß-Erfahrungen hat.

Folgendes Problem tritt hier auf:

Ich gieße mit Steinzeugmasse von Witgert G11 in normale handelsübliche Gipsformen. Beim Trocknen schon stelle ich fest, dass der Rohling unterschiedlich trocknet - also ein einigen Stellen schneller als an anderen (wäre ja jetzt nicht sooo das Problem). Man sieht dann am Rohling genau, an welcher Stelle die Masse am längsten gestanden hat. Der Rohling bleibt genau an dieser Stelle (passiert übrigens mit mehreren versch. Formen - nicht nur bei einer bestimmten Form - also keine Verunreinigung o.ä.) immer dunkler.
Den Schrühbrand fahre ich unterschiedlich - mal nur mit 940 Grad (wenn auch Teile für Raku dabei sind) mal mit 1020 Grad, wenn Steinzeug dabei ist wo einige Glasuren sonst rumzicken und Bläschen bilden. Ich kann es im Moment nicht rekonstruieren, bei welcher Schrühtemperatur was gebrannt wurde...
aber Fakt ist, man merkt schon beim Glasieren (die Schrühteile unterscheiden sich jetzt optisch nicht mehr), dass die Glasur an diesen Stellen, die vorher dunkler blieben schlechter haftet. Man muss sich richtig Mühe geben beim Pinseln (jaaa... ich pinsle die meisten meiner Glasuren), um das deckend hinzubekommen. Es ist auch wieder so, dass genau an diesen Stellen die Glasur wesentlich länger zum Trocknen braucht als am restlichen Stück.
Ich bin da langsam echt am verzweifeln.
Trotz aller Mühe und sorgfältigstem Pinseln (ich denke gegossen wärs noch übler im Ergebnis) gibts dann im Endergebnis massiv fehlerhafte Stellen in der Glasur. Es sieht dann so aus, als hätte man diese Stellen nur ganz dünn glasiert. (Davon kann ich gerne ein Foto einstellen).
Fettfinger und Staub schließe ich von meiner Seite her definitiv aus - vor dem Glasieren wasche ich gründlich die Hände und jedes Schrühteil wird nochmal leicht feucht abgewischt. Es sind ja auch immer GENAU diese Stellen, an denen die Masse beim Gießen am längsten feucht blieb.
Ich hab einfach keine Erklärung dafür... und hoffe einfach mal auf Eure Hilfe.
Ich kann die Fehlerquelle einfach nicht eingrenzen... liegts an der Witgert Masse, die in letzter Zeit ziemlich dickflüssig - eher quarkartig eingestellt ist? (Verdünnt wird mit Wasser und etwas Liquifix). Liegts an den Gipsformen (glaube ich allerdings nicht, da ich diese Fehler schon bei mehreren unterschiedlichen Formen hatte)? Liegts an der Standzeit? Ich hab einfach keine Ahnung was es sein könnte.

Wer kann helfen?

Liebe Grüße und schonmal vielen Dank im Voraus.

Silvia
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lsk
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Re: Wer kennt sich mit Gießproblemen aus?

Beitrag von lsk »

Hallo, was die Haftung der Glasur betrifft, hatten wir mal ähnliches erlebt. Seit wir Gießton nur bei knapp 900 Grad schrühen war das Problem weg. Feucht abwischen tun wir auch nicht. Pressluft sollte genügen um das zu glasierende Teil zu reinigen.
LG von der Gießentenmafia Niederbayern
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Migla
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Re: Wer kennt sich mit Gießproblemen aus?

Beitrag von Migla »

Hallo,Deine Schilderung hört sich nach dem beruechtigten Gießfleck an der entsteht,wenn die Gießmasse nicht genau ins Zentrum der Form gegossen wird und an allen Seiten gleichmäßig bis zur Schonung hochsteigt.Wenn der Massestrahl statt dessen zuerst die Formwand trifft bildet sich dort sofort ein Fleck festerer Masse,der bis zum Ende des Gießvorgangs weiter trocknet und von innen mit einer weiteren Schicht fluessiger Masse überzogen wird,ohne sich zu verbinden.Dieser Fleck ist auch nach dem Schruehbrand dichter als der umgebende Scherben und nimmt daher auch wesentlich weniger Glasur an,ist deshalb auch nach dem Glattbrand noch deutlich sichtbar.Wenn man einen Rohling in lederhartem Zustand an diesem Fleck bricht,kann man oft eine entsprechende Schichtung der Wandung erkennen,der Fleck bleibt auch länger nass als die Umgebung weil der Gips durch die erste Schicht bereits abgedichtet und weniger saugfähig ist.An der Gießmasse 11 von Witgert kann es nicht liegen,benutze ich selbst seit ueber 30 Jahren,der Fehler tritt eigentlich nur unter Zeitdruck auf.Gruss migla
whoopie
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Re: Wer kennt sich mit Gießproblemen aus?

Beitrag von whoopie »

Hallo Migla,
Deine Schilderung hört sich für mich auch sehr passend an - genau das könnte es sein. Nur weiß ich leider nicht, wie ich so einen Gießfleck vermeiden könnte - denn bei mir befindet er sich immer genau gegenüber vom Einfüllloch ziemlich fast in der Mitte der Gießform. Würde es was bringen, die Masse dünnflüssiger einzustellen, oder vielleicht entlang der Schonung runterlaufen zu lassen (ich gieße immer direkt aus dem Eimer - gut durchgerührt natürlich).

LG,
Silvia
Migla
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Re: Wer kennt sich mit Gießproblemen aus?

Beitrag von Migla »

Hallo Silvia,versuch doch mal die Masse mit einem Trichter,evtl.mit Schlauch dran,so zu lenken,dass sie zuerst am tiefsten Punkt Deiner Form auftrifft und von da aus dann gleichmäßig bis zum Rand hochsteigt,Trichter und Schlauch kann man am Ende aus der vollen Form rausnehmen.Ich kenne Deine Formen nicht,aber vielleicht hilft das.Gruss migla
whoopie
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Re: Wer kennt sich mit Gießproblemen aus?

Beitrag von whoopie »

Hallo zusammen...

inzwischen bin ich mit meinem Problem etwas weiter gekommen - allerdings noch nicht am Ziel. Ich hatte zwei Telefongespräche mit Keramiktechnikern von Witgert. Der eine Herr riet mir, Formen zu verwenden, die nicht zu trocken sind... also eher eine zu trockene Form vor dem Gießen etwas leicht feucht auszuwischen. Dieser Versuch hat zwar mein Problem nicht beseitigt - aber die Gießflecken wurden kleiner.

Das zweite Telefonat mit einer Witgert-Keramiktechnikerin war da sehr viel ergiebiger: Sie kannte das Problem mehr als gut. Sie erklärte mir, dass die Profis die Formen grundsätzlich mit einer "Gießschiene" in der Schonung befüllen - damit 1. der Gießstrahl breiter wird und 2. der erste Gießstrahl nicht immer auf die gleiche Stelle der Form trifft. Und ich sollte beim Gießen die Form immer leicht schräg stellen... also so, dass ebenfalls der Gießstrahl nicht immer auf dieselbe Stelle trifft. Allerdings ist es ja so, dass die Poren der Gipsform an dieser Stelle wo die Gießflecken erscheinen bei meinen Formen schon zu sind. Also hab ich die Formen mit sehr sehr feinem Schleifpapier vorsichtig abgeschliffen von innen her, wo ich wusste, dass an diesen Stellen die Gießflecken entstehen werden.
All das zusammen genommen hat weitgehend geholfen - es sind zwar noch kleinere Stellen da, wo man Gießflecken erahnen könnte - aber das betrifft dann meine weiterführende Frage:

Sie riet mir nämlich auch, im Netz zu suchen nach den Gießflecken... und siehe da, ich bin fündig geworden. In einer Abhandlung hieß es, dass man verstopfte Gipsporen und Ausblühungen auf der Gipsform mit Elektrolytwasser auswaschen könnte, um die Poren wieder frei zu bekommen.
Nun die Frage an Euch: Was kann ich als Elektrolytwasser hernehmen - und in welcher Verdünnung?

Vielen Dank schon mal fürs Lesen...

LG,
Silvia
Migla
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Re: Wer kennt sich mit Gießproblemen aus?

Beitrag von Migla »

Hallo,ein paar Tropfen LiquiFix in lauwarmes Wasser sind am einfachsten, oder eine Formsillösung,max.0,35prozent,aber nur mit Haut-und Augenschutz,kann auch die Atemwege reizen.Gruß migla
whoopie
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Re: Wer kennt sich mit Gießproblemen aus?

Beitrag von whoopie »

Danke Migla,
ich werd versuchen, ob ich so die letzten Reste von den Gießflecken auch noch wegbekomme.

LG,
Silvia
volkmar
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Re: Wer kennt sich mit Gießproblemen aus?

Beitrag von volkmar »

Hallo Silvia,
Du hast doch sicher eine Ränderscheibe....
In der Porzellanindustrie werden die Negativformen beim eingießen ständig gedreht, damit der Gießstrahl nicht auf die selbe Stelle trifft. Das ist ein weiterer Tip um Gießflecken zu vermeiden. Wenn Du entlang der Form eingießt wird man das auch nach dem Glasurbrand sehen. Das ist bei Tellern nicht zu vermeiden.

Verwendest Du gekaufte oder selber hergestellte Gipsformen?
Wenn Du sie selber herstellst, könnte die unterschiedliche Saugkraft auch daran liegen, dass Dein Gipsbrei unterschiedlich flüssig war.
Bei gekauften Formen dürfte das nicht vorkommen, da die Herstellung dort anders abläuft.
Versuch mal die Formen beim eingießen zu drehen und auch danach noch etwas, dann verteilt sich auch die Masse in der Form gleichmäßig.
Ich praktiziere das so an der Hochschule und wenns richtig gemacht wird, dann sieht man keinen Gießfleck trotz heller Glasur.

Viele Grüße von Volkmar
Die Kunst ist zwar nicht das Brot, aber der Wein des Lebens.
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