Keramik reparieren

[madame Alexis]

Liebe Kalkspatzen,

In letzter Zeit häufen sich bei mir die Anfragen nach Reperaturen. Früher hab ich diese Art von Kunden immer weggeschickt oder versucht, ihnen so was ähnliches in neu zu verkaufen...aber so langsam fängt das Thema doch an, mich zu interessieren. Deswegen meine Frage :hat hier jemand Erfahrung mit dem reparieren von Keramik und möchte was dazu erzählen ? Gibts z.B. wirklich gute Kleber oder andere Methoden ( denke da an zusammenschmelzen ), wie lassen sich fehlende Stellen ergänzen ect....freu mich über jeden Beitrag oder Meinung.
Grüßlis, Axo

[cheval]

Hi Axo,
ich repariere sehr viel Keramik, schon seit Jahren, aber ich muß dir gleich sagen, daß das, außer du bist Restaurator mit Festgehalt, bzw. dementsprechend anerkannt, eine ziemlich unrentable Sache ist. Die Zeit und Arbeit, die man aufwenden muß steht meistens in keinem Verhältnis zum Restwert der Scherben von "Omas Zuckerdose" und was man dann tatsächlich verlangen müßte, wird einem in den seltensten Fällen gezahlt. Und das Teil ist anschließend natürlich nicht mehr so stabil und gebrauchbar(was den Leuten auch oft nur schwer beizubringen ist) Es ist also, wie in meinem Fall, reine Liebhaberei.

Wichtig ist, bevor man zu kleben anfängt, alle noch vorhandenen Scherben zusammenpuzzeln.
1. Damit man sieht wo welche Bruchstellen, wie inneinander passen
2. Keramik verliert beim Bruch die Spannung, deshalb bekommt man z.B. Henkel, die in 3 oder 4 Teile zerbrochen sind seltenst wieder genauso hin, wie sie waren.
Je nahtloser sich Einzelteile wieder inneinander fügen lassen, desto weniger Arbeit hat man mit Spachteln und Ausgleichen.
Ich habe dann einen guten, sehr schnell anziehenden Sekundenkleber, weil stützen und stark drücken bei Scherben oft nicht so funktioniert (das genialste Zeug war ein Prothesenkleber, aus Österreich, aber sowas darf in der EU heutzutage nicht mehr verkauft werden)
Zusammenschmelzen (falls du mit Glasur im Ofen meinst? ist schwierig und nicht gut, da ziehts dir die Bruchkanten auf und auseinander und man weiß ja nie, aus welchem Ton, Glasur...das Stück mal gemacht wurde)
Für fehlende Teile, Lücken habe ich dann, je nach Größe der Lücke :
Autofüllspachtel (absolut gut, haftet auch auf glatten Untergründen, schleifbar, schnitzbar, übermal, -lackierbar, wasserfest und bis zu einem gewissen Grad sogar frostfest) Gips, Gipsbinden, Bewährungsband, Hobbyton(das Zeug ohne brennen), Fertigfüllspachtel(Gips), Kunstharz, Malerleim, Maleracryl..
Zum Farbangleichen (und das ist das eigentliche Problem, vor allem bei Effekt- und Hochglanzglasuren) : Acrylfarbe, Autolacke, Gießharz, Hobby-Glas(Porzellan)malfarben, Lackstifte.. Die Palette ist ziemlich endlos.
Viel Spaß beim "Heile machen"

Oh, und noch Literaturtip (falls es das Buch noch zu kaufen gibt) :
Porzellan und Keramik selbst restaurieren - Julius Hoffmann

[emden]

Bei großen Teilen, zB. Gartenkeramik, verwnde ich Fließenkleber.
Ist auch winterfest und hält sogar Henkel belastbar.

[embe]

hi, zum restaurieren beschaedigter ofenkacheln an historischen und weiterhin betriebenen oefen, benutzen wir zum auffuellen den obengenannten spachtelkram fuer autos, oder andere spachtelmassen, je nachdem wie warm der ofen an der stellen wird. fuer die glasuren haben sich autolacke bewaehrt, da sie in jeder beliebigen farbe vom fachmann nach vorlage einer scherbenprobe nachgemischt werden koennen. fuer kleinere schaeden auch an neuen kacheln hat sich eine mischung aus glassline kreiden und gewoehnlichen farblosen klebern die gut aushaerten(uhu z.b.) als praktisch erwiesen. die kreiden sind in vielen farben erhaeltich. ich beziehe sie ueber tgk.de, glasgrosshandel.

[arcoiris]

mein Speziealkleber ist von Loctide, je nach Material (porös/glatt/Glas)gibt es da was passendesauswählbar aus einer Liste!
Überbrennen sehr gefährlich, da meist ein beschädigtes Teil mehrere Sprünge o.ä. hat, die man mit dem Auge nicht sehen kann.
Also kalt reparieren!

[madame Alexis]

Hallo!
Schon mal vielen Dank für die reichhaltigen Antworten !! alles sehr interessant...
Im Netz bin ich auf zwei Seiten gestoßen, Porzellandoktor.de und Keramikrestaurierung.com. auf einer von beiden ist diese Methode mit dem
"Warmkleben" beschrieben ( Scheint ein Kleber zu sein, die geklebten Stücke werden auf 100 Grad erwärmt und dann siehts wieder aus wie neu )
Im Restauratorenbedarf gibts auch einige Spezialkleber, aber eure Tips hier find ich super !!