Hochdrehen: Probleme beim Ausdünnen der Wand

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isam
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Hochdrehen: Probleme beim Ausdünnen der Wand

Beitrag von isam »

Liebe hochdrehenden Kollegen,
ich habe auch nach 13-jähriger Berufserfahrung immer noch das gleiche Problem:
wenn ich hohe Stücke drehe (so ab 30 cm), komme ich in einer bestimmten Drehphase immer an den Punkt, dass das Stück, z.B. ein Zylinder, aus dem dann eine Vase wird, anfängt, auf der Scheibe zu schwanken. Und zwar genau dann, wenn ich beim Knöchelzug bin, also in der letzten Phase des Ausdünnens der Wandstärke. Mein Arm steckt im Gefäß, ich setze unten (wirklich immer genau dann, wenn ich unten ansetze, also die ersten Umdrehungen) den Zug an und es fängt oben an zu schwanken. Der (befeuchtete) Arm hält zwar das Schlimmste auf, aber meistens ist dieses "Eiern" dann so stark, dass die Form nicht mehr zu retten ist. Es muss irgend etwas geben, das ich falsch mache! Habt ihr Ideen?
Gruß isam.
landleben
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Registriert: Sonntag 21. Oktober 2012, 11:34

Re: Hochdrehen: Probleme beim Ausdünnen der Wand

Beitrag von landleben »

Moin Isam
Weil es zumindest die Thematik Großdrehen betrifft........hier ein Töpfer mit interessanter Technik.
https://www.youtube.com/watch?v=XZ2erZf-DEk
Am liebsten möchte ich Dir entgegnen...........das man sich das mal angucken müsste,weil die Probleme so unglaublich vielschichtig sein können.Das heraus zu finden ,so als Ferndiagnose................schwierig
Bin selbst mal gespannt,wem da was zu einfällt .......so auf die Entfernung.
LG
Landleben
nicht mehr angemeldet

Re: Hochdrehen: Probleme beim Ausdünnen der Wand

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

... könnte schon beim Zentrieren entstanden sein, als außen nicht sichtbare, versteckte Unwucht innen und unten im Kloß, die sich erst beim Aufbrechen und Hochziehen bemerkbar macht ...
hille
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Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: Hochdrehen: Probleme beim Ausdünnen der Wand

Beitrag von hille »

Finde es nur von der Beschreibung her auch so gut wie unmöglich, den Grund herauszufinden. Aber trotzdem fallen mir drei Sachen ein.

Erstens, könnte eventuell der Arm im Gefäß der Grund sein? Dass du damit, ohne es zu merken, nach außen drückst und so die Unwucht reinbringst?

Zweitens, wie sieht denn die Wandstärke aus? Wenn du den missratenen Körper aufschneidest, ist die Wandstärke überall gleich, oder zumindest unten etwas stärker als oben? Oder ist es unten recht dünn? Dann kann die Wandung das Gewicht nicht halten und das Gefäß beginnt zu eiern. Unten dünn und oben dick... stimmt ja nicht so wirklich. :wink:

Drittens, wie viele Züge hast du bis zum Knöchelzug denn schon gemacht? Je mehr, umso schlechter normalerweise.
landleben
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Re: Hochdrehen: Probleme beim Ausdünnen der Wand

Beitrag von landleben »

isam hat geschrieben:Liebe hochdrehenden Kollegen,
ich habe auch nach 13-jähriger Berufserfahrung immer noch das gleiche Problem:
wenn ich hohe Stücke drehe (so ab 30 cm), komme ich in einer bestimmten Drehphase immer an den Punkt, dass das Stück, z.B. ein Zylinder, aus dem dann eine Vase wird, anfängt, auf der Scheibe zu schwanken. Und zwar genau dann, wenn ich beim Knöchelzug bin, also in der letzten Phase des Ausdünnens der Wandstärke. Mein Arm steckt im Gefäß, ich setze unten (wirklich immer genau dann, wenn ich unten ansetze, also die ersten Umdrehungen) den Zug an und es fängt oben an zu schwanken. Der (befeuchtete) Arm hält zwar das Schlimmste auf, aber meistens ist dieses "Eiern" dann so stark, dass die Form nicht mehr zu retten ist. Es muss irgend etwas geben, das ich falsch mache! Habt ihr Ideen?
Gruß isam.
Bitte noch mal zur Klärung.......beim letzten Zug zum Zylinder beginnt das Wackeln :?:
Du kommst also nicht zur Ausformung Krug,Vase etc :?:
isam
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Registriert: Mittwoch 1. Juni 2011, 11:40

Re: Hochdrehen: Probleme beim Ausdünnen der Wand

Beitrag von isam »

Danke schon mal, liebe Kollegen!
Nochmal zur Erklärung: das "Eiern" beginnt noch vor der Ausformung zum Krug, zur Vase etc.....@Hille: ich habe die Stücke schon aufgeschnitten, dabei ist keine auffällig dünne Stelle im unteren Bereich zu sehen gewesen und es war noch genug Masse vorhanden. Es muss sich um so etwas wie ein Ungleichgewicht zwischen Umdrehungszahl und Zuggeschwindigkeit handeln, oder vielleicht will ich auch zu viel Masse mit einem Zug transportieren. Wenn ich allerdings weniger Masse transportiere, also mehr Knöchelzüge mache, wird die Form auch immer instabiler....Es ist wirklich schwierig!
Aber ihr habt wahrscheinlich recht: aus der Ferne lässt sich sowas schwer beurteilen...
Einen schönen Abend wünscht Isam.
isam
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Registriert: Mittwoch 1. Juni 2011, 11:40

Re: Hochdrehen: Probleme beim Ausdünnen der Wand

Beitrag von isam »

@Landleben: das Video ist sehr beeindruckend (incl. der Hintergrundgeräusche...;), aber von so routiniertem Können bin ich Meilen entfernt. Interessant finde ich, dass die zentrierte Grundform schon so hoch ist und dann von so weit oben aufgebrochen wird. Damit hat man schon einen stabilen Zylinder als Grundform.....Der Ton scheint mir auch besonders plastisch, meiner ist leider sehr "kurz", die 32er Masse von Jäger, das macht noch zusätzlich Probleme...LG,Isam
Gasbrenner
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Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: Hochdrehen: Probleme beim Ausdünnen der Wand

Beitrag von Gasbrenner »

Hallo Isam,

Nun bloß nicht vor Verzweiflung schnell den Ton wechseln. Die 32 von Jäger ist sicherlich nicht besonders plastisch, aber auch in hochplastische Massen muss man sich erst einarbeiten und die haben ihre eigenen Probleme.

Wenn ich Dich richtig verstehe, fängt der Zylinder an zu eiern, so bald Du den Griff ganz unten ansetzt. Ein Erklärungsmuster aus der Entfernung könnte sein, dass Du zu schnell Druck auf die Wandung aufbaust oder dass Innen- und Außenhand nicht sofort das richtige Verhältnis finden. Beides bewirkt eine punktuelle Masseverdrängung , die dann den Oberbau einseitig sacken und in Folge eiern lässt.

Du könntest Folgendes versuchen:
- Beim Ansetzen deutlich langsamer in das Material gehen, mehrere Umdrehungen abwarten. Wenn Du die Masse gleichmäßig auf dem Knöchel sitzen hast, kannst Du entsprechend zügiger hochziehen.
Sollte Trockenlaufen auftreten, statt Wasser mehr Schlicker nehmen.
- Wenn die Zylinder zu instabil sind, kannst Du, wenn es die Form hergibt, den Boden etwas breiter und die Öffnung etwas schmaler stellen.
hille
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Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: Hochdrehen: Probleme beim Ausdünnen der Wand

Beitrag von hille »

Ich benutze auch den 32er, allerdings schon lange nicht mehr *pur*, sondern immer halbe-halbe mit dem 9er von Jäger gemischt (mir ist die Menge an Spots einfach zu viel). Für größere Arbeiten mische ich dementsprechend mit dem 9FS, das lässt sich sehr schön drehen und der Schamotteanteil, der dadurch rein kommt, gibt Stabilität. Vielleicht ein Option für dich?
Und bei dem Video fiel mir ein, vielleicht solltest du dein Problem mal filmen, mit den meisten Digitalkameras kann man doch heute kleine Filmchen drehen. Vielleicht kannst du auf dem Film irgendwelche Hinweise finden, ist ja eine andere Perspektive als beim Drehen.
nicht mehr angemeldet

Re: Hochdrehen: Probleme beim Ausdünnen der Wand

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Ja, ein Film, das wär doch mal was :wink: vielleicht könnte man dann erkennen:

Isam, ist dein Drehton für die Höhe hart genug?
isam hat geschrieben: ... wenn ich hohe Stücke drehe (so ab 30 cm), komme ich in einer bestimmten Drehphase immer an den Punkt, dass das Stück, z.B. ein Zylinder, aus dem dann eine Vase wird, anfängt, auf der Scheibe zu schwanken. Und zwar genau dann, wenn ich beim Knöchelzug bin, also in der letzten Phase des Ausdünnens der Wandstärke. Mein Arm steckt im Gefäß, ich setze unten (wirklich immer genau dann, wenn ich unten ansetze, also die ersten Umdrehungen) den Zug an und es fängt oben an zu schwanken. Der (befeuchtete) Arm hält zwar das Schlimmste auf, aber meistens ist dieses "Eiern" dann so stark, dass die Form nicht mehr zu retten ist. Es muss irgend etwas geben, das ich falsch mache! Habt ihr Ideen?
Bei meinem Porzellan zumindest ist es so, dass ich es um einiges härter verarbeiten muss als bei kleinen Objekten.
Wenn es zu weich ist, bekomme ich ab einer gewissen Größe/Menge die Masse von unten einfach nicht mehr hoch an einem engen Zylinder - keine Ahnung ob das vielleicht am Gewicht liegt, das von oben drückt?
Wenn härter und fester, dann funktioniert es.
isam
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Re: Hochdrehen: Probleme beim Ausdünnen der Wand

Beitrag von isam »

@Hille: ich verwende seit 10 Jahren für meine Geschirrserie den 32er unvermischt, habe bereits die Varianten unschamottiert, FS und SF ausprobiert. Bin bei SF geblieben, aber recht unplastisch sind alle drei Varianten. Daran habe ich mich relativ gewöhnt und es fällt eben aber "nur" bei großen und sehr weiten Gefäßen ins Gewicht. Mischen kann ich deshalb nicht, weil es meinen Stammkunden schon auffallen würde, wenn weniger Spots im Ton wären. (und in Ermangelung eines Tonschneiders) Obwohl das vom Hause Jäger aus schon immer etwas variiert. Ich hatte da auch schon eine Charge, die sah gebrannt wie eine offene Lepra aus...;)
Einen Film zu drehen, ist eine gute Anregung....

@Gasbrenner: wie auch du vermute ich mein Problem in die Richtung, dass entweder ein Ungleichgewicht zwischen Massetransport und Umdrehungsgeschwindigkeit vorliegt, oder eben die unausgeglichene Druckverteilung zwischen Innen und Außen. Mein Problem wird sich in den Jahren so manifestiert haben, dass es in der Routine bei kleineren Gefäßen nicht ins Gewicht fällt....ich habe nur bemerkt, je mehr man darauf achtet, desto unsicherer wird man leider auch.

@Ulrike: du sprichst die nächste Baustelle meiner Masse an: sie ist oft zu weich. Ich bestelle pro Jahr etwa 3-4 mal und jedes Mal ist es ein Pokerspiel. Meist jedoch muss ich den Ton vorher aufstellen, bevor ich große Teile drehe, um ihn etwas abzutrocknen.

Ich danke euch sehr für eure ausführlichen Antworten! Und hoffe, dass ich euch irgendwie filmisch noch demonstrieren kann, was ich genau meine...
Euch einen wunderschönen Montagmorgen, mit Gruß, Isam.
hille
Beiträge: 1194
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: Hochdrehen: Probleme beim Ausdünnen der Wand

Beitrag von hille »

Tonschneider - tzzzzzzzzzzzzzzzzzzzz! - ich mach das von Hand. Dann ist die Masse auch gut durchgeknetet. Aber es ist schon recht kräftigend, das gebe ich zu. :lol:
Ich kaufe wenn möglich auch so, dass der 32er noch ein paar Monate liegen kann, bis ich die neue Charge anbreche, das hilft bei diesem Ton in puncto Plastizität sehr. Frisch gekauft ist er sehr kurz.
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