Kachelprojekt

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Orion
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Kachelprojekt

Beitrag von Orion »

Hallo liebe Keramiker, ich möchte gerne Euren Rat! Ich beabsichtige den Ausstellungsraum meiner Werkstatt mit eigenen Kacheln zu gestalten (27qm). Die Kachelidee liegt vor, die Preise sind eingeholt und ich habe die ersten zum Test im Gebrauch liegen. Mein Ofen ist groß genug, um dies Projekt zu starten aber und nun kommt mein Problem: Ich müsste schon 100 Kacheln in einem Rutsch brennen, damit es nicht zu teuer wird. Ich brenne mit schamottierten Collet Ton PRGM. Die Oberflächenversiegelung klappt prima und nun : Wie kann ich solche Mengen an Kacheln im Ofen unterbringen? Sie sind 1,2cm dick und ca 18x18 cm roh... Kann ich sie senkrecht stellen? Ich habe sie mit Kupferoxid behandelt wie im Bild. Wer kann mir Tipps geben?
Gruß Marion
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Gruß Orion




Ja, man soll Birnen von der Ulme verlangen. Octavio Paz
Gasbrenner
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Re: Kachelprojekt

Beitrag von Gasbrenner »

Hallo Orion,

Es ist möglich, Kacheln stehend zu brennen. Ist aber etwas tricky. Ob es gelingt und ob das Ergebnis für Dich ok ist hängt von einigen Faktoren ab, deshalb einige Fragen bevor wir zur Setztechnuk kommen:

1. Welche Temperatur?
2. Arbeitest Du nur mit Oxyden oder ist bei der Versiegelung auch Glasur/Engobe im Spiel?
3. Wenn tatsächlich keine Glasur: hast Du schon Erfahrung, wie die Masse brennt, wenn sich Sichtseiten im Brand berühren?
4. Wie ist Deine Toleranz gegenüber Verzug/Flügeligkeit und hast Du das schon mit dem Fliesenleger abgesprochen?

Beachte, dass Du bei einem reinen Fliesenbesatz richtig viel Gewicht in Deinen Ofen packst. Dafür sind viele Öfen nicht ausgelegt und brauchen dann recht lange bis zur üblichen Endtemperatur. Das führt bisweilen zu veränderten Brennfarben etc.
Auch übliche Brennplatten kommen bei stehendem Fliesenbesatz gerne mal an ihre Lastgrenze. Deshalb am Anfang erst mal locker setzen mit Mut zur Lücke.
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Orion
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Re: Kachelprojekt

Beitrag von Orion »

Danke schonmal,
ich habe sehr viel Erfahrung mit dem Ton.
Gebrannt wird bei 1260°C mit 20 Min Haltezeit.
Fliesenleger bin ich selber. Bislang hatte ich die Kacheln waagerecht liegen, und es hatte sich keine verzogen (ca 30 Stck habe ich schon), und sie werden erst nach dem Glattbrand mit einer Versiegelung versehen.
Müsste ich nun einen Test machen mit zwei Kupferoxidseiten zueinander? Evtl wie Kartenhaus zusammenstellen?
Mein Ofen ist ein neuer großer Rohde Frontlader mit Starkstrom.
Das mit dem Gewicht auf den Brennplatten kann ich mir schon denken. Ich kann das hochrechnen. 35 Kacheln auf eine Platte??? Das kann ich ermitteln. Evtl müsste ich noch in der Mitte abstützen?
Was das Verziehen angeht bin ich schon ein wenig pinniger. Das würde ich gern vermeiden, aber nur 40 Kacheln im Ofen ist echt zu wenig ( es müssen ca 1000 Stck insgesamt werden), dann wird es auch deutlich teurer.
Gruß Marion
Gruß Orion




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Gasbrenner
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Re: Kachelprojekt

Beitrag von Gasbrenner »

Keine Glasur ist schon mal prima. Deine Masse verträgt gut 1300°C und ist da noch offenporig. Somit wird sie bei 1260°C wahrscheinlich nicht verkleben oder nur dort, wo sie kleine Ausschmelzer hat.
Ich brenne Fliesen eigentlich immer im Einbrandverfahren, also ohne Schrühbrand.
Die Verformung im stehenden Brand ist natürlich auch von der Formgebung abhängig, sollte aber beherrschbar sein. Ob die Brennfarbe für dich ok ist wird ein Versuch zeigen.
Die einfachste Methode im stehenden Brand ist es, eine kräftige Stütze in den Ofen zu stellen und rechts/links Fliesen anzulehnen, die sich nur an der Oberkante berühren.
Hier ein Beispiel aus der Ziegelindustrie.http://www.burton.de/typo3temp/pics/19c901e53e.jpg

Unten drunter entweder Rollsand oder mit Sand panierte Tonstreifen aus der Fliesenmasse.
Du kannst hier vielleicht auch mit Abstandsbätzchen arbeiten, also mit einem Ton, der mit extrem viel Quarzsand verknetet ist und der zwischen die Oberkanten der Fliesen gesetzt wird. Nach dem Brand lässt der sich abbröseln. Man sieht dann zwar vielleicht einen Fleck, aber das kann ja auch gestalterisch genutzt werden.

Sollte das farblich nicht hin kommen oder der Verzug zu groß werden, müsstest Du senkrecht brennen. Dann bitte immer 2 Fliesen mit den Rückseiten aneinander auf feuchte, in Sand panierte Tonstreifen setzen, leicht in den feuchten Tonstreifen eindrücken. Die nächsten Pärchen mit etwas Abstand daneben. Auch oben Tonstreifen auflegen. Darauf Fliesen flach auflegen. rechts und links kräftige Stützen oder FF-Leichtsteine stellen, an die sich das Paket ggfs anlehnen kann ohne die Ofenwand zu berühren.


Obwohl ich deinen Ofentyp sehr schätze, bleibe ich dabei, dass Du bei einem vollen Kachelbesatz voraussichtlich mit einer verlängerten Aufheizzeit zu rechnen hast. Das ist deshalb zu beachten, weil sich die Verzögerung meist in den letzten hundert Grad ergibt und sich auf die Ware wie eine etwas erhöhte Brenntemperatur auswirkt. Vielleicht im ersten Brand Kegel stellen und später ggfs. die Brenntemperatur etwas absenken.
Stütze in der Mitte könnte eine Option sein, wenn das die Bodenplatte mitmacht. Vielleicht von 3 auf 4 Stützen gehen (wenn Du das nicht so schon machst) und die Stützen ohne Seitenversatz genau übereinander setzen.
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Orion
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Re: Kachelprojekt

Beitrag von Orion »

Danke für diese Auskünfte. Ich seh nun schon deutlich klarer und werde Tests machen, da ab 1260 °C die Farbe des Tones anfängt zu spielen und die honigfarbenen bis orangebraunen Töne erst da erscheinen. Die aber sind mir gerade wichtig. Im Laufe des Projekts mit 1000 Kacheln ist sicher ein Lerneffekt möglich. Evtl muss man in den sauren Apfel beißen und weniger beladen.
Herzlichen Gruß Marion
Gruß Orion




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Orion
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Re: Kachelprojekt

Beitrag von Orion »

Hallo Ihr Lieben,
nachdem ich nun frohgemut gestartet bin und bereits 250 Kacheln zum Trocknen liegen, bin ich auf die Idee gekommen, dass mir das Buch von Frank Giorgini "Kacheln und Fliesen" behilflich sein könnte Wissenslücken zu schließen. Kennt es Jemand und gibt es Hilfe beim Brennen, oder geht es nur um Herstellung und Dekor??? Es ist ja recht teuer und ich möchte keinen Fehlkauf.
Für Tipps wäre ich dankbar. Beim Senkrechtstellen gegen Stützen sind mir beim Probebrand von 22 5 Stck gerissen....(zuviel)
Gruß Marion
Gruß Orion




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flechtliesl
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Re: Kachelprojekt

Beitrag von flechtliesl »

Was hälst Du von Fernleihe ?
Ich habe mal bei www.subito-doc.de nachgeschaut. Sie haben das Buch verfügbar.
Bei Eurobuch kannst Du Dir ansonsten mal die Preisunterschiede anschauen....
Viel Glück für Dein großes Vorhaben.
Viele Grüße

flechtliesl
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pottersbine
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Re: Kachelprojekt

Beitrag von pottersbine »

Hallo Marion,
ich hab das Buch und hab eben mal nachgeschaut. Es gibt 2 - kurze - Kapitel über den Brand. Ich fands nicht sehr erhellend, aber vielleicht ist manches andere für dich noch interessant. Wenn du willst, schick ich dir das Buch, und du schickst es mir irgendwann zurück.
LG, Sabine
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Orion
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Re: Kachelprojekt

Beitrag von Orion »

Liebe Sabine,
das wäre ein wunderbares Angebot. Ich komme drauf zurück!
Gruß Marion
Gruß Orion




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Orion
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Re: Kachelprojekt

Beitrag von Orion »

Hallo,
einer meiner Lieferanten ist ausgebildeter Töpfer, und hatte mir geraten es doch noch Mal so wie zuerst zu versuchen. ( Bild 2) Aber ich möge einen Trockenbrand vorschalten. Das habe ich getan und dann die Kacheln im Einmalbrand gleich hochgebrannt. Es waren 70 Stück im Ofen. Gasbrenner hatte freundlicherweise schon auf das Temperaturproblem hingewiesen, und so war ich in Sorge und habe mehrfach kontrolliert. Der Ofen brauchte ewig und bei 1225°C flog der FI Schalter raus. Nach dem zweiten Mal habe ich den Brand abgebrochen und heute morgen waren trotzdem alle Kacheln ok. Gott sei Dank auch gut durchgefärbt. Nun tritt das Problem mit dem FI Schalter aber nicht zum ersten Mal auf! Vor dem Kauf habe ich einen Elektriker beauftragt Alles zu prüfen und passend zu installieren. Er hatte Alles abgchekt und sein Ok gegeben. Damals war der Ofen nicht überladen. Hat Jemand eine Idee warum dies passiert? Oder war der Ofen diesmal überladen? Ich hatte wie gesagt 70 Kacheln drin a 830 g. Kann es sein, dass Stromschwankungen verantwortlich sind? Wir leben in einer Außenlage am Ende der Stromverbraucherkette.Für Anregungen wäre ich dankbar.
Gruß Marion
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Gruß Orion




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Gasbrenner
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Re: Kachelprojekt

Beitrag von Gasbrenner »

Ist es tatsächlich der FI, der rausfliegt, oder ist es ein Sicherungsautomat? (Entschuldige die Frage, viele können das nicht auseinanderhalten)
Wenn es wirklich der FI ist, fließt vielleicht unter Belastung irgendwo ein Fehlerstrom und es ist ein Fall für den Elektriker. Es kann auch sein, dass der FI schadhaft ist (kommt auch bei neuen vor) oder dass er etwas zu schwach dimensioniert ist und mit hoher Dauerlast nicht klar kommt. Wenn Ihr weit vom nächsten Trafo weg seid, kann es sein, dass ein paar Volt über die Distanz verloren gehen. Die Stromstärke sollte aber, besonders bei Starkstrom, noch da sein. Vielleicht kann da der Versorger behilflich sein. Frag doch mal nach, ob der eine kostenlose Messung macht um den Versorgungsstatus abzuklären.

Das sind in Summe ca 60 kg Nettobesatz, dazu Platten und zusätzliche Stützen. Ich vermute mal, dass dies etwas mehr ist, als bei den üblichen Füllungen, aber das sollte der Ofen, wenn auch mit etwas Verzögerung, packen. Ist ja ein guter Ofen.
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Orion
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Re: Kachelprojekt

Beitrag von Orion »

Danke für die schnelle Antwort,
ja wir hatten das schon Mal mit einem FI der neu war in unserer Reithalle, den haben wir nur ausgetauscht und dann wars gut! Ich muss wohl den Elektriker haben. Na ja, wenn es die Menge nicht war, dann ist es schon gut! Die anderen Tipps werde ich im Kopf behalten.
Gruß Marion
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fritz-rs

Re: Kachelprojekt

Beitrag von fritz-rs »

Ich kann mir nicht vorstellen, daß der FI etwas mit der Besatzmenge zu tun hat.
Es kann allerdings sein, daß der Regler Bauteile hat, die die Bauteiltemperatur, die sich bei längerem Brennen entwickelt, nicht verkraften. (wenn es denn wirklich der FI ist)
Ist die Sicherung knapp oder reichlich bemessen. Der kann das bei längerem Heizen im Grenzbereich natürlich auch passieren.
Jedenfalls ein Auftrag für einen Elt.-Fachmann.

Gruß Fritz
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Orion
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Re: Kachelprojekt

Beitrag von Orion »

Danke Fritz,
der Elektriker erscheint im neuen Jahr. Ich melde mich dann bei Euch und berichte, denn das könnte ja für Jemand Anders auch von Interesse sein. Er sagte aber schon Mal, dass er einen FI für Personenschutz hier eingebaut hat und es einen gibt der nur für Maschinenschutz gedacht ist und der ist großzügiger ausgelegt. Er hält ihn für geeignet und misst aber nochmal den Ofen unter Volllast durch bevor er entscheidet.
Bis dahin geht kein Brand durch! Müssen die Kacheln halt warten.
Gruß Marion
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fritz-rs

Re: Kachelprojekt

Beitrag von fritz-rs »

Die industrielle Version der Fehlerstromschutzschalter (FI) ist manchmal erforderlich, wenn sich z.B. Frequenzumrichter im Stromkreis befinden.
Für eine reine ohmsche Last, wie Dein Ofen, dürfte der normale reichen.

Warten wir ab, was die Kontrolle des Elektrikers ergibt.
Fehlströme sind meßbar; (meistens)

Gruß Fritz
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