Toneinstellung

Wieso, weshalb, warum ...
Alles was nirgend wo anders rein passt soll hier rein!
fritz-rs

Toneinstellung

Beitrag von fritz-rs »

Kolleginnen, Kollegen

Ich brauche mal Hilfe von erfahrenen Fachleuten:

Wenn ich Rest-Ton, hier Witgert 11 im Tonschneider nach Trocknung, Einsumpfen usw. wiederaufbereite, wird er meistens ideal plastisch und brauchbar., Gestern, obwohl er, wie ich denke, ausreichend oft durch die Maschine geschickt wurde, bleiben die Stränge wieder mal brüchig und nicht verarbeitbar.
Habt Ihre einen Tip, woher das kommt; was ich ändern muß. Bringen ein paar Wochen Lagerung und erneuter Tonschneider Abhilfe?

Gruß Fritz
Gasbrenner
Beiträge: 334
Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: Toneinstellung

Beitrag von Gasbrenner »

Feucht lagern und dann noch mal durchlassen hilft immer. Im Winter klappt es mit der Aufbereitung oft nicht so gut, besonders, wenn man keinen Zwangsmischer hat. Hast Du harte Knoten in der Masse oder ist der Ton einfach nur "kurz"? Liegender oder stehender Tonschneider?
Zuletzt geändert von Gasbrenner am Sonntag 13. Dezember 2015, 23:36, insgesamt 1-mal geändert.
fritz-rs

Re: Toneinstellung

Beitrag von fritz-rs »

Danke!

Der Ton ist einfach extrem kurz. Keine Knoten. Tonschneider stehend.

Gruß Fritz
Gasbrenner
Beiträge: 334
Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: Toneinstellung

Beitrag von Gasbrenner »

Da Du sonst wohl bessere Ergebnisse bekommen konntest, können wir wohl davon ausgehen, dass der Tonschneider prinzipiell funktioniert. "Kurz" kann bedeuten, dass die Masse eher mager ist oder dass sie nicht lange genug gesumpft ist. Es kann auch viel fein verteilte Luft in der Masse sein, das wirkt dann wie eine Magerung.

Solltest Du für den Tonschneider mehrere Mundstücke haben, würde ich ein möglichst enges probieren, damit der TS mehr Druck aufbauen muss.
Du könntest nach einigen Tagen Nasslagerung mal etwas von dem Ton gründlich von Hand durcharbeiten und sehen, ob die Masse dadurch deutlich plastischer wird. Sollte sie dadurch deutlich besser werden, wäre es ein Misch-, Verdichtungs- oder Luftproblem.
Wenn die Masse durch gründliches Durcharbeiten nicht plastischer wird, ist sie wohl tatsächlich zu mager. Dann hilft nur weiß-fettes Tonmehl zuzusetzen und wieder durcharbeiten.
toni
Beiträge: 41
Registriert: Donnerstag 27. März 2008, 21:54

Re: Toneinstellung

Beitrag von toni »

Hallo, ich nehme an, Du bereitest Abdrehspäne oder ehemals gedrehten Ton wieder auf? Dann versuch mal, den trockenen Ton mit Drehschlicker statt mit Wasser aufzubereiten, da ist ein Schwung plastischer Teilchen drin, die dem gedrehten, trockenen Ton fehlen... Auch das cremige Schlickerwasser benutzen...damit meine ich nicht das Klarwasser, das sich morgens nach dem Drehen im Eimer oben befindet... versuchs mal... lg toni
fritz-rs

Re: Toneinstellung

Beitrag von fritz-rs »

Danke, Gasbrenner, Toni, MIGLA

Toni,
Es sind Drehreste, mißlungene Teile, hauptsächlich Drehspäne, die im Eimer landen.
Auf die Ausmagerung durchs Drehen hatte mich MIGLA schon aufmerksam gemacht. Aber alles, was sich in der Wanne sammelt, wird wieder zusammengeführt. Und das ist nicht viel Wasser.
damit meine ich nicht das Klarwasser, das sich morgens nach dem Drehen im Eimer oben befindet... versuchs mal... lg toni
Toni, was meinst Du damit? Wirfst Du die Drehreste in Wasser? Das Schlickerwasser habe ich bisher tatsächlich entsorgt. Das werde ich jetzt sammeln und bei der Aufbereitung einsetzen.

Gasbrenner,
an die Beimischung von fettem Ton hatte ich auch schon gedacht. MIGLA warf auch Bentonit ins Rennen. Das wäre auch Versuche wert, wenn ich eine brauchbare Beimischmethode fände.
Als erstes werde ich jetzt mal den Rat von MIGLA und Toni befolgen und Schlickerwasser sammeln. Vllt. produziere ich für die Wiederaufbereitung zusätzlich Schlickerwasser mit fettem Tonmehl. Aber dies verändert die Wittgert 11 und führt ggfls. zu anderen Endergebnissen.
Die Komprimierung im Tonschneider ist schon recht perfekt. Das ursprüngliche 80mm Mundstück hatte ich schon auf 70mm Ø verringert und damit Lufteinschlüsse deutlich reduziert.
Mich hatten die unterschiedlichen Ergebnisse gefrustet: Mal idealen Drehton zu erhalten und ein anderes Mal dieses kurze Material, das schon bei der Entnahme bricht.
(Ich hatte über meinen Selbstbau-Tonschneider berichtet)
Wenn sich etwas ändert, werde ich schreiben.

Gruß Fritz
nicht mehr angemeldet

Re: Toneinstellung

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Fritz,
abgesehen vom Schlicker und Schlickerwasser, das unbedingt mit recycelt werden muss, weil sich in ihm die feinsten Tonteilchen und Salze befinden, die für die Bildsamkeit verantwortlich sind:
Bentonit ist eine gute Möglichkeit. Es ist doch kein Problem die trockenen Reste mit Bentonitpulver vermischt zusammen einzusumpfen und mauken zu lassen? Aber nicht mehr als 1%, allerhöchstens 2 %, sonst bekommst du eine gummiartige Pampe, die sich nicht mehr verdrehen lässt. Stichworte, falls dich das interessiert: Rheologie und Thixotropie.
Was übrigens auch noch hilft ist Bittersalz, das gleiche Zeugs, das ich dir schon mal für die Glasuren empfohlen hatte. Etwa 0,3% ( nicht mehr, sonst kommt es zu Salzausblühungen an der Oberfläche) vom Tongewicht trocken zum Anmachwasser müssten helfen. Es verbessert den Zusammenhalt der blättchenförmigen Tonminerale und damit die Plastizität.
fritz-rs

Re: Toneinstellung

Beitrag von fritz-rs »

Danke, Ulrike,

ich habe gerade Bittersalz bestellt.
Mit Bentonit werde ich auch versuchen. Da habe ich aber Sorge, daß ich Pudding drehen muß. Also zuerst Versuch.
(Ich stelle fest, daß ich sehr viel verlernt habe)

Gruß Fritz
Gasbrenner
Beiträge: 334
Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: Toneinstellung

Beitrag von Gasbrenner »

Schlicker ist, wenn vorhanden, prima. Vorsicht mit Bentonit/Montmorillonit. Der ist zwar hochplastisch aber gleichzeitig auch sehr quellfähig. Das heißt, dass man sich beim Trocknen, wenn der dann schwindet, Probleme einfängt. Kann zu Verzug/Rissbildung führen.
Wird eigentlich nur in Sondermassen genommen.
Besser fetten Ton oder Ball Clay.
fritz-rs

Re: Toneinstellung

Beitrag von fritz-rs »

Seit zig Jahren steht auf dem Speicher ein Papiersack mit der Nennung: Ton weißfett.
Ich vermute mal Jäger als Lieferanten.
Wo liegt der Unterschied aus damit hergemischtem "Schlicker" zu original Drehschlicker aus Wittgert11?

Meine Drehreste trockne ich auf dem Gasgrill mit Propanresten, die beim Gasbrand in den Flaschen bleiben. Wenn dann das Einsumpfen mit solch einem weißfetten "Schlicker" erfolgt, könnte das doch klappen, oder??

Gruß Fritz
Es ist schon fantastisch: Wenn ich hier im Forum ein Thema aufmache, kommen mit Sicherheit fundierte Antworten, mit denen man etwas anfangen kann.
Migla
Beiträge: 435
Registriert: Montag 26. Dezember 2011, 21:27
Wohnort: Wuppertal

Re: Toneinstellung

Beitrag von Migla »

ton weiß/fett ist sortenreiner Ton als 1 Komponente zur Herstellung/Mischung einer Arbeitsmasse, Schlicker aus witgert11 ist aus fertiger Arbeitsmasse,also viel magerer. Kann helfen,kann aber auch die Schwindung/Rissegefahr erhöhen.
Gasbrenner
Beiträge: 334
Registriert: Donnerstag 19. Februar 2015, 09:07

Re: Toneinstellung

Beitrag von Gasbrenner »

Hallo Fritz,

Es kann sein, dass das Trocknen auf dem Gasgrill die Ursache für Dein Plastizitätsproblem ist. Die Bildsamkeit des Tons hängt u.a. an den unterschiedlichen Arten von Wasser, die in und um dem Tonmineral vorkommen. Da ist das Anmachwasser, das bei 100°C weg ist und jederzeit wieder ersetzt werden kann. Dann haben wir aber auch noch das Hüllenwasser und das chemisch gebundene Wasser in den Tonmineralen. Die gehen zwischen etwa 150 und 500°C raus und lagern sich auch bei jahrelangem Sumpfen nicht mehr an. Die Minerale verlieren dann ihre plastischen Eigenschaften. Zu viel Hitze zerstört auch die ganze natürliche Organik im Ton, die auch zur Plastizität beiträgt. Nach zu viel Hitze ist der Ton zwar nicht verfestigt, aber tot.
Das kann auch in der industriellen Aufbereitung passieren, wenn die tonigen Rohstoffe vor der Vermahlung zu heiß vorgetrocknet werden.

Kann es sein, dass Du in der Vergangenheit, als Du bessere Aufbereitungsergebnisse hattest, nicht per Gasgrill vorgetrocknet hattest?

Hallo Migla

Du hast recht, dass man auch fetten Ton nicht in großen Mengen zusetzen soll. Aber fetter Ton hat gegenüber Bentonit den Vorteil, das er lange nicht so stark aufquillt. Fette weiße Tone sind eine Komponente in allen weißen Arbeitsmassen. Wenn man davon was beimischt, ersetzt man genau das, was über Drehschlicker und Drehwasser dem Ton entzogen wurde.
fritz-rs

Re: Toneinstellung

Beitrag von fritz-rs »

Gasbrenner,
die mechanische Trocknung kann kaum Grund für die Probleme sein, addiert sich aber vllt. mit den anderen Dingen auf.
Die Trocknung erfolgt nicht mit hoher Temperatur, sondern mit kleinster Flamme über Dauer.

Aus der Diskussion resultiert wohl als erstes eine Zugabe von Ton w/f in geringer Menge. Ich werde das probieren

Ulrike,
hältst Du es für richtig, Magnesiumsulfat zusätzlich einzusetzen?

Noch einmal danke an alle Beteiligten

Gruß Fritz
.
nicht mehr angemeldet

Re: Toneinstellung

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Nein, würde ich nicht machen.
Ich arbeite nie mit mehreren Variablen, denn im Falle eines Misserfolgs lässt sich die Ursache dafür nicht mehr herausfinden.

Versuchen würde ich aber das zu ergründen:
fritz-rs hat geschrieben:Wenn ich Rest-Ton, hier Witgert 11 im Tonschneider nach Trocknung, Einsumpfen usw. wiederaufbereite, wird er meistens ideal plastisch und brauchbar., Gestern, obwohl er, wie ich denke, ausreichend oft durch die Maschine geschickt wurde, bleiben die Stränge wieder mal brüchig und nicht verarbeitbar.
Wenn dein Resteton sonst ideal plastisch und brauchbar wurde und es diesmal nicht ist, muss es dafür einen Grund geben, den herauszufinden dir einige Arbeit ersparen kann:

1. Hattest du weniger Schlicker/Schlickerwasser recycelt als sonst?
2. Hattest du den Ton sonst auf andere Weise trocknen lassen - im Sommer beispielsweise nur bei Raumtemperatur? Das Trocknen auf dem Gasgrill kann wirklich eine Ursache sein.
3. Hattest du den neu eingesumpften Ton sonst länger stehen und mauken lassen, bevor du ihn weiterverarbeitet hast?
(Während meiner Lehre in grauer Vorzeit in einem Ein Frau-Betrieb haben wir unsere Arbeitsmasse gemischt aus 3 Komponenten. Und es machte einen Unterschied, ob der Ton länger in großen Wannen vor sich hinmauken konnte, eine nicht zu niedrige Raumtemperatur ist dafür auch ganz wichtig, jetzt isses kalt! - oder ob wir ihn unter Zeitdruck schnell weiterverarbeiten und durch den Tonschneider jagen mussten. Die Stangen aus dem schnell weiterverarbeiteten Ton wurden auch nach längerem Liegen, später, nicht so plastisch wie die aus lange in Wannen vor sich hingegammeltem)
fritz-rs hat geschrieben:Seit zig Jahren steht auf dem Speicher ein Papiersack mit der Nennung: Ton weißfett.
Wo liegt der Unterschied aus damit hergemischtem "Schlicker" zu original Drehschlicker aus Wittgert11?
Drehschlicker aus Witgert 11 unterscheidet sich von Schlicker, einfach aufgeschlämmtem Witgert 11 durch die Teilchengröße der enthaltenen Tonminerale. Im Drehschlicker finden sich überwiegend kleinste Teichen, die beim Drehen leichter ausgeschwemmt werden als gröbere. Gerade diese kleinsten Teilchen sind aber für die Bildsamkeit verantwortlich,

Anders als die gasbrennende Fraktion sehe ich bei der Verwendung von Bentonit nicht solch ein Risiko, jedenfalls nicht bei einer Menge von 1 Gewichtsprozent bezogen auf den TROCKENEN Ton, wie ich es dir empfohlen hatte. Das ist so wenig, dass es kaum zu Fehlern führen dürfte, aber trotzdem die Plastizität verbessert.
Von Ball Clay würde ich die Finger lassen, weil er eine stärkere Wasseraufnahme während des Drehens bewirkt. Du musst damit schneller arbeiten, weil die Wandung leichter aufweicht und die Arbeit dir beim Drehen womöglich in die Knie geht.

Und dann, ganz genauso wie bei Zugabe von fettem Ton, stellt sich die Frage, WIEVIEL davon nimmst du?
Ich könnte es nicht sagen.
Nimmst du zuviel, hast du womöglich später Risse in deinen Arbeiten, vor allem bei größeren Stücken musst du aufpassen.

Gruß,Ulrike
fritz-rs

Re: Toneinstellung

Beitrag von fritz-rs »

Danke, Ulrike,

all Eure Ratschläge führen mich in meine frühere Keramikzeit zurück. Da konnte ich eine gelernte Töpferin, an die Du mich jetzt erinnerst, um Rat fragen.
Ich habe einen anderen Beruf ausgeübt, fühle mich aber immer noch sehr zur Keramik hingezogen.
Schlicker-Rückführung war früher allerdings kein Thema, weil praktisch nur vom Ballen gearbeitet wurde. Eure Erklärungen dazu lassen das Problem aber sehr deutlich werden.
Der erste Versuch wird jetzt mit etwas weißfett zur Masse getestet.
Mal sehen, wie intensiv der Tonschneider das mit 6-8 Durchgängen schafft.

Gruß Fritz
Antworten