Essgeschirr taugliche Glasuren / gesundheitsschädliche Stoffe

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Nivis
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Essgeschirr taugliche Glasuren / gesundheitsschädliche Stoffe

Beitrag von Nivis »

Hallo!

Ich benutze bislang nur essgeschirrtaugliche Glasuren.
Jetzt habe ich ein paar Glasurrezepte bekommen mit Rohstoffen die als gesundheitsschädlich/umweltgefährlich eingestuft werden, also zB Lithiumcarbonat, Kupferoxid, Zinkoxid etc., aber natürlich sehr toll aussehen :love: .

Ich hatte hier im Forum gelesen dass sich schädliche Stoffe im Ofen ablagern können :shock: .

Wenn ich tatsächlich die neuen Glasuren testen sollte, müsste man dann danach 2-3 Brände ausschließlich mit "ungiftigen" Glasuren Gartenkeramik machen bis man wieder ruhigen Gewissens Essgeschirr brennen kann :roll: ?

Wie handhabt ihr das? Zwei verschiedene Öfen für Essgeschirr/Zierkeramik wird doch sicher nicht jeder stehen haben, oder :wink: ?
...Oder muss man sich dann dauerhaft für eine Sorte Glasuren/Keramikarten entscheiden ?
Ono
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Re: Essgeschirr taugliche Glasuren / gesundheitsschädliche Stoffe

Beitrag von Ono »

Lithium, Kupfer und Zink sind nicht so giftig, dass du dir da Sorgen machen musst, wenn sie nicht in der Glasur von dem Essgeschirr selbst drin sind.
Für den Eigenbedarf hätte ich da bei unter 5% auch in der Glasur selbst kein Problem.
Mit Blei oder Cadmium wäre das schon was anderes...
Nivis
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Re: Essgeschirr taugliche Glasuren / gesundheitsschädliche Stoffe

Beitrag von Nivis »

Vielen Dank für die schnelle (beruhigende) Antwort!

Blei oder Cadmium ist zum Glück nicht dabei :D .
Was denkst du bei Kobaltcarbonat bzw. Kobaltoxid?

...und eine Frage hab ich noch :oops:
In einem Rezept taucht "Crecer Frit 804" auf. Ich hab nachrecherchiert und würde das am ehesten mit einer Natrium Borfritte über- bzw. gleichsetzen :? .
Kommt das hin oder ist das doch eine andere Fritte?
Ono
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Re: Essgeschirr taugliche Glasuren / gesundheitsschädliche Stoffe

Beitrag von Ono »

Kobalt liegt so dazwischen, würde ich sagen.
Die Metalllegierungen von modernem Zahnersatz enthalten über 60% Kobalt und auch in Vitamin B 12 ist es zu finden, was nicht heißt, dass man es essen sollte. Ich benutze kein reines Oxid oder Carbonat, sondern nur einen schwarzen Farbkörper, der Kobalt enthält. Da nehme ich Gummihandschuhe, wenn ich die Glasur umrühre.
Wenn man regelmäßig dunkelblaue Glasuren für Geschirr macht oder gar verkauft, sollte man sie im Labor auf Kobaltlässigkeit testen lassen. Wenn das bloß im gleichen Ofen steht, halte ich es für unkritisch.
Wichtiger ist da die Werkstatthygiene: Nicht in der Werkstatt essen, trinken, rauchen, Nase popeln, aber feucht wischen, etc., eventuell Staubmaske.

Die Fritte kenne ich nicht.
Ono
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Re: Essgeschirr taugliche Glasuren / gesundheitsschädliche Stoffe

Beitrag von Ono »

https://digitalfire.com/4sight/material ... _3187.html

Natriumborfritte kommr schon ungefähr hin. Das Wichtigste wäre hier der Borgehalt, weil er als extrem starkes Flußmittel den stärksten Einfluß auf das Glasurergebnis haben dürfte. Wenn nur wenig von der Fritte in der Glasur ist, kannst du versuchen, sie zu ersetzen. Ansonsten würde ich es vergessen.
Oder wenn schon, dann mit dem Glasurrechner eine gleichwertige Rezeptur rausfummeln, aber das ist aufwendig und wird oft nix.
Oder Pi mal Daumen ersetzen und ein paar Versuche machen.
Nivis
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Re: Essgeschirr taugliche Glasuren / gesundheitsschädliche Stoffe

Beitrag von Nivis »

Vielen Vielen Dank für die ausführlichen Antworten!!
Das hilft mir wirklich sehr weiter. :daumen:
Ich werde dann ggf.auch lieber Farbkörper benutzen, das ist mir einfach zu unsicher.

Das Rezept mit der "Crecer" Fritte ist dieses:
https://glazy.org/recipes/7302

Der Fritte Gehalt ist schon sehr hoch, aber auf der Seite die du verlinkt hast steht ja wie man es ersetzen könnte...
Ich denke, wenn ich demnächst ein bisschen Zeit habe, werde ich es einfach mal versuchen und ein bisschen experimentieren.
Migla
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Re: Essgeschirr taugliche Glasuren / gesundheitsschädliche Stoffe

Beitrag von Migla »

Hallo, Farbkörper sind auf jeden Fall die beste Methode für den sicheren Umgang mit gesundheitsgefährdenden Glasurrohstoffen,da deren Giftigkeit/Schädlichkeit durch das FK-Prinzip weitgehend gemindert wird,sachgemäßen Umgang vorausgesetzt.
Verzicht auf Vermahlen mit der Glasur sowohl im Mörser wie auch in der Mühle,wodurch die Bestandteile wieder freigesetzt werden,wie zB.das Cadmium bei roten Farbkörpern,und auch die Beachtung der angegebenen Höchsttemperatur ,deren Überschreitung zu einer Lösung der Farbkörper im Glasurfluss führen kann,was dann wieder nicht für Essgeschirr geeignet wäre.
VG migla
Fotomanni
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Re: Essgeschirr taugliche Glasuren / gesundheitsschädliche Stoffe

Beitrag von Fotomanni »

Migla hat geschrieben: Samstag 29. Juli 2017, 13:53 Hallo, Farbkörper sind auf jeden Fall die beste Methode für den sicheren Umgang mit gesundheitsgefährdenden Glasurrohstoffen,da deren Giftigkeit/Schädlichkeit durch das FK-Prinzip weitgehend gemindert wird,sachgemäßen Umgang vorausgesetzt.
Wobei das im Wesentlichen für Einschluß-Farbkörper gilt. Normale Farbkörper sind vielleicht sicherer im Umgang aber in der Glasur ist kein großer Unterschied zu direkt verwendeten Oxiden.

Allerdings muss man sie nicht so hoch brennen was auch ein Vorteil ist.
Viele Grüße vom Rand der Welt
Manfred
Migla
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Re: Essgeschirr taugliche Glasuren / gesundheitsschädliche Stoffe

Beitrag von Migla »

Oxide werden im Glasurfluss gelöst und können dort auf das Verhalten der Glasur erheblichen Einrluss nehmen,z.b. Fließeigenschaften,weshalb sie auch in die jeweiligen Glasurformeln eingerechnet werden sollten,während Farbkörper ihre färbende Wirkung durch ihre feinste Verteilung in der Glasur erzielen ohne ihre Bestandteile freizusetzen.In der Formel haben sie eher nichts zu suchen.
Nivis
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Re: Essgeschirr taugliche Glasuren / gesundheitsschädliche Stoffe

Beitrag von Nivis »

Vielen Dank für die Hinweise!

Ich denke ich werde die Oxide in den Rezepten durch Farbkörper ersetzen und Testbrände machen ob die Rezepte sich so umsetzen lassen oder die Glasureigenschaften grundlegend gestört werden... mit einer kleinen Glasurmenge auf Mustertäfelchen vergeude ich im Zweifel nicht viele Rohstoffe und würde so auch nicht gleich einen ganzen Ofen voll Keramik verhunzen :daumen:
Ono
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Re: Essgeschirr taugliche Glasuren / gesundheitsschädliche Stoffe

Beitrag von Ono »

Die Kristallglasur von dem Link oben scheint stark zu fließen, da würde ich lieber kleine Schälchen statt Täfelchen zum Testen nehmen, wenn du nicht Brennplatten schleifen willst.
Nivis
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Re: Essgeschirr taugliche Glasuren / gesundheitsschädliche Stoffe

Beitrag von Nivis »

Danke für den Hinweis, nehme ich mir auf jeden Fall zu Herzen :daumen:
Elna
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Re: Essgeschirr taugliche Glasuren / gesundheitsschädliche Stoffe

Beitrag von Elna »

Ono hat geschrieben: Montag 24. Juli 2017, 12:12 Lithium, Kupfer und Zink sind nicht so giftig, dass du dir da Sorgen machen musst, wenn sie nicht in der Glasur von dem Essgeschirr selbst drin sind.
Für den Eigenbedarf hätte ich da bei unter 5% auch in der Glasur selbst kein Problem.
Mit Blei oder Cadmium wäre das schon was anderes...
Wenn ich das richtig verstanden habe, dann möchtest du die Glasur unter dem angegebenen Link für Essgeschirr verwenden. Hier ist aber ein relativ hoher Anteil an Zink enthalten. Ono schrieb ja bereits, dass Glasuren mit Zink nicht unbedingt für Essgeschirr geeignet sind, Kristallglasuren auch nicht. Ich würde mein Geschirr damit nicht glasieren auch wenn sie wunderschön ist.
Nivis
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Re: Essgeschirr taugliche Glasuren / gesundheitsschädliche Stoffe

Beitrag von Nivis »

Danke für den Hinweis, aber mit dieser speziellen Glasur würde ich kein Essgeschirr glasieren.

Ich hatte nach Ono´s ausführlicher Antwort gleich noch eine Frage bezüglich "Crecer" Fritte dazugestellt und hatte das Rezept dazu nur ergänzend gepostet.

Die Rezepte auf die sich meine ursprüngliche Frage bezog haben tatsächlich nur 1 bis max 5 % der genannten Oxide (Zink, Kuper..)
Töpfermobil
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Re: Essgeschirr taugliche Glasuren / gesundheitsschädliche Stoffe

Beitrag von Töpfermobil »

Hallo,

ich hake auch hier mal ein, weil es bei mir gerade einige offene Fragen gibt.

Gefahrenkennzeichung mindergiftig bedeutet sicherlich, Hautkontakt, Einatmen vermeiden? Gibt es da Unterschiede zwischen z. B. der Aufnahme des Körpers (Hautkontakt) hinsichtlich Kobalt und Mangan, Chrom usw., weiß das jemand auf Anhieb?

Auch hier: Ich selber hatte gelernt, Handschuhe und Staubmaske im Umgang mit Glasuren zu tragen, zu wischen etc.. Jedoch sehen andere praktizierende Töpfer die Dringlichkeit dessen mitunter ganz anders, tunken mit der Hand auch mal in kobalthaltige Glasur etc.
Wie sind da Eure Kenntnisse?
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