Hallo luz,
nur wer sich nicht mit der Sache ernsthaft beschäftigt hat, denkt dass Töpfern irgendwie Öko ist.
Aber das sind Flausen, die sich die dazu passenden Bastelheimer/innen gerne so vorstellen.
Erstens verwendet man dabei eine Menge Materialien, die nicht nur für denjenigen der damit hantiert gesundheitlich gefährlich sind (Stäube), sondern auch für die armen Leute, die in irgendwelchen Minen weit weg von Europa das Zeug unter unmenschlichen Bedingungen rausholen müssen, (Kupfer, Kobalt, Mangan, Barium, Selen, und vieles mehr).
Ganz zu Schweigen von dem was beim Transport und beim Verpacken mal nebenbei runterfällt und die Umwelt belastet.
Dann kommt der enorme Energieverbrauch dazu, dessen Rechtfertigung nicht unproblematisch ist, aber..., wir ham's ja.
Und wo keine Elektrizität vorhanden ist, brennt man sogar mal mit Kohle, Altöl, oder mit dem nebenan liegenden Wald, auch wenn nicht mehr so viel davon vorhanden ist.
Keramiker, die Freifeuerbrände machen, womöglich noch mit Salzglasuren, lassen dabei ganz böse Dämpfe in die Luft.
Das Thema ist freilich komplex. Andere Sachen mögen schlimmer, oder auf die Dauer schlimmer sein, oder, oder, oder, (10.000 Einweg-Plastikbecher versus Tontasse aus dem 12. Jahrhundert), wer kann das schon so genau ausrechnen.
Nun bin ich ja "auch so eine", und mir ist klar, dass mein ökologischer Fußabdruck nach 45 Jahren Keramikerinnendasein wahrscheinlich um den halben (oder ganzen) Erdball reicht.
Muss das sein?
Das muss jeder für sich entscheiden. So wie ich z.B. entschieden habe keinen SUV zu fahren (könnte ich mir auch gar nicht leisten, ha ha...!) oder etliche lange Reisen durch Europa mit dem Zug statt mit dem Flugzeug zu machen, lange noch bevor es in aller Munde war, dass man das lieber so machen soll. Vielleicht springen dabei als Ausgleich ein paar Keramikbrände raus.
Ein Reduktionsbrand ist ein Brand, bei dem der Ofenatmosphäre Sauerstoff entzogen wird. Der Grund dafür ist, dass sich das Feuer dadurch Sauerstoffmoleküle aus den Glasuren holt und dabei andere Farben entstehen als sonst. Das schadet aber sehr den Spiralen, weshalb man das normalerweise nicht in einem elektrischen Ofen macht, traditionell wird das im Holzofen gemacht.
Man wirft durch ein kleines Loch irgend etwas brennbares dazu, wenn das entflammt, wird der Sauerstoff reduziert, da jede Flamme Sauerstoff braucht.
Die Spezialisten dafür mögen mich bitte falls nötig verbessern, ich habe es nie gemacht und es ist nur Berufschulwissen.
Einen alten, gebrauchten Ofen, wie vorgeschlagen wurde, wird man wohl nicht so leicht und immer wieder auf 1270 bringen, erst recht falls es so sein sollte, dass das Material die Heizspiralen schädigt. Aber dennoch gibt es kleine Öfen (Waschmaschinengröße), so genannte Top-Lader die man von oben öffnet, die man an 220 V anschließen kann. Findet man im Internet. Der sollte dann aber in der Garage (der SUV bleibt so lange draußen) bei offenem Fenster stehen und nicht im Schlafzimmer. Und dann kommt es auf auf die Leitung im Haus an, ob die für den Verbrauch ausgelegt ist.
Dass Kunststsoff für dich als Goldschmied nicht akzeptabel ist, kann ich verstehen. Es fängt ja schon damit an, dass die Kunden für Kunststoff wahrscheinlich nicht viel bezahlen wollen.
Musst du diese Teile selber machen und unbedingt mit dem 3-D-Drucker, oder könntest du sie an einen Keramiker weitergeben, der sie für dich macht? Das meiste geht doch auch im Hohlguss. Zu filigrane Keramik bricht ja leicht. Du hattest geschrieben, dass die Teile nicht hohl gedacht sind.
Das gibt ein ziemliches Gewicht. Nicht dass den Kundinnen nachher die Ohren lang werden.
Und beim 3-D-Druck bleiben immer diese entlarvenden Schichten sichtbar, die man, falls man sie nicht will, oder nicht als Gestaltungselement mit einbezieht, aufwendig abschleifen müsste.
Es gibt Keramiker, die z.B. Porzellanschmuck machen. Die findest du im Internet. Da kann man bestimmt anfragen. Kommt wahrscheinlich auf die Stückzahl an und wie nah das optisch an deren eigenen Werken dran liegt. Kleinteile lassen sich ja auch gut verschicken.
Eine Keramikerin in Berlin fällt mir spontan ein, wenn du den Kontakt willst, schreibe mir:
tontonton@posteo.de
Schönen Gruß
Maria