Welchen Ton für kleine Skulpturen?

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Andreas33
Beiträge: 138
Registriert: Sonntag 19. September 2010, 18:43

Welchen Ton für kleine Skulpturen?

Beitrag von Andreas33 »

Ich möchte Skulpturen machen und habe einen Ton 25% Schamotteanteil mit Körnung bis 1,0. Unsicher bin ich mir damit wie stark die Wandstärke damit sein kann. Die Skulptur wird nicht höher als 25 oder 30 cm.
Bei Vögeln bis 10cm, die ich damit gemacht habe war die Wandstärke schon mal bis 2 cm dick, am Kopf z.B.

Ich frage mich auch was der Unterschied von 25% Schamotteanteil bei 0,5 Körnung und 25% Schamotteanteil bei 1,0 mm Körnung ist. Mehr Stabilität ist mir klar, und die Verarbeitungsmöglichkeit auch, aber hat das Auswirkung (angenommen das ist der selbe Ton) auf die mögliche Dicke der Wandung?
Trisman
Beiträge: 23
Registriert: Samstag 11. Februar 2017, 15:30

Re: Welchen Ton für kleine Skulpturen?

Beitrag von Trisman »

Die Wandstärke kann im Grunde unendlich dick sein. Wichtig ist die Brennkurve an die zu brennenden Objekte anzupassen. Dazu eine kleine Anekdote, die Ed Knops mir bei einem Raku Workshop erzählt hat:

Eine Teilnehmerin bei einem seiner Workshops hatte ihn im Vorhinein angesprochen, dass bisher immer alle ihre Sachen im Brand kaputt gegangen sind, sie mache große massive Skulpturen, bei denen es nicht möglich sei auszuhöhlen. Die Teilnehmerin ist mit ihren mehrere Wochen vorgetrockneten Skulpturen angereist. Vor Ort hat Ed dann nicht einfach eine vorprogrammierte Schrühkurve gefahren, sondern so lange bei ca 100 Grad gehalten bis ein Spiegel nicht mehr beschlagen hat, wenn er über den Schornstein gehalten wurde. Das hat wenn ich mich richtig erinnere 12 Stunden gedauert! Danach hat er weiter einen sehr sehr langsamen Schrühbrand gefahren und die Skulpturen haben es unbeschadet überstanden.

Je mehr Schamotte, desto mehr verzeiht er zu schnelles aufheizen. Mit dem von Ed und One Knops zusammen mit Witgert entwickelte Rakuvaria Extrem haben wir bei dem Workshop morgens Teile geformt, dann die Öfen gebaut und Nachmittags die noch halb feuchten Objekte in den Rakuofen gestellt. Ca. 30 Minuten bei 100 Grad gehalten und dann innerhalb von etwa 1 Stunde auf 1050 Grad geheizt, aus dem Ofen geholt und in der Rakutonne geräuchert. Der Ton hat aber auch 60% 0-3mm Schamotte. Er fühlt sich im Grunde an wie klebriger Sand... Mit einem 25% 0-0,2mm Ton würde das wohl nicht so funktionieren.
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Welchen Ton für kleine Skulpturen?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Andreas33

du kannst mit dem Ton etwa etwa 4 cm dicke Teile machen und brauchst daher nicht alles aus zu höhlen (je nach dem was es ist: Arme, Beine usw.) Letzendlich muss man ausprobieren wie weit man gehen kann, aber bei der Größe die du angibst brauchst du vermutlich nur den Körper etwas aus zu höhlen. Langsam aufheizen, 100 g in der Stunde bis 600 Grad sind ok, damit auch das Kristallwasser (im Forum nachschauen) langsam entweichen kann.

Viel Spaß beim Modellieren!

Schönen Gruß
Maria
Andreas33
Beiträge: 138
Registriert: Sonntag 19. September 2010, 18:43

Re: Welchen Ton für kleine Skulpturen?

Beitrag von Andreas33 »

Trisman du bist jetzt nicht weiter auf den Schamotteanteil eingegangen. Meinst du, dass man mit einem Schamotteanteil von 25% eine extrem dicke Wandstärke machen könnte, unter den Umständen wie Du beschreibst? Das mit dem Rakuton kann ich gut nachvollziehen.

Danke Maria, ok dann habe ich schon mal einen Richtwert.

Gibt es nach Eurer Ansicht noch ein Kriterium warum man eine Körnung von 1,0 verwendet, satt eine von 0,5 ..,außer die höhere Standfestigkeit?
Trisman
Beiträge: 23
Registriert: Samstag 11. Februar 2017, 15:30

Re: Welchen Ton für kleine Skulpturen?

Beitrag von Trisman »

Im Grunde gilt das für jeden Ton so. Allerdings ist es halt so, dass aus einem höher und gröber schamottierten Ton die Feuchtigkeit besser entweichen kann. Ein Ton mit wenig Schamotte oder sehr feiner Schamotte kann dann nur langsam erhitzt werden bei sehr dicken Wandstärken je nach Wandstarke und Ton könnte das dann extreme Ausmaße annehmen. Ein extrem plastischer Ton ohne Schamotte wäre hier der worst case was die Feuchtigkeitsdurchlässigkeit und Trocknung angeht.

Und dann stellt sich die Frage ob es nicht sinnvoller ist eine höhere/gröbere Schamottierung zu nutzen, oder die Skulpturen mehr auszuhöhlen. Wenn weder die Optik der fertigen Skulptur, noch die Möglichkeit der Verarbeitung dagegen sprechen würde ich bei dickeren Wandstärken eher zu höherer/größerer Schamottierung greifen, und/oder mehr aushöhlen.
Insgesamt solltest du deine Teile sowieso so weit wie es Einsatzzweck und allgemeine Stabilität zulässt aushöhlen. Denn jedes Kilo Ton mehr im Ofen verbraucht auch mehr Energie.
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Welchen Ton für kleine Skulpturen?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Andreas33,

es ist wohl wahr, dass jedes Kilo Ton mehr Energie braucht, aber man muss in Betracht ziehen, ob die Menge, die man durch stärkeres Aushöhlen bei einer so kleinen Figur sparen würde im Verhältnis zur Stabilität und dem Arbeitsaufwand steht. Ich gehe mal davon aus, dass du keine Großproduktion anstrebst, bei der du hundert Figuren im Ofen hast, und es sich daher lohnen würde bei jeder Figur durch Aushöhlen je 100 Gramm gespart zu haben.

Je nach dem wie fein die Details sind, die du modellieren möchtest, z.B., falls diese Figuren ein Gesicht haben, ist eine feinere oder eine gröbere Schamottierung zweckmäßig. Es gibt auch so genannten zementfein schamottieren Ton. Der ist zum modellieren sehr gut, weil man damit Feinheiten herausarbeiten kann, ohne dass ein dickes Schamottekorn an der falschen Stelle Probleme macht. Es kann aber sein, dass es sich dabei um die von dir genannte 0,5 mm-Körnung handelt.

Recht schönen Gruß
Maria
Migla
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Registriert: Montag 26. Dezember 2011, 21:27
Wohnort: Wuppertal

Re: Welchen Ton für kleine Skulpturen?

Beitrag von Migla »

Andreas33 hat geschrieben: Montag 27. April 2020, 18:54 Ich möchte Skulpturen machen und habe einen Ton 25% Schamotteanteil mit Körnung bis 1,0. Unsicher bin ich mir damit wie stark die Wandstärke damit sein kann. Die Skulptur wird nicht höher als 25 oder 30 cm.
Bei Vögeln bis 10cm, die ich damit gemacht habe war die Wandstärke schon mal bis 2 cm dick, am Kopf z.B.

Ich frage mich auch was der Unterschied von 25% Schamotteanteil bei 0,5 Körnung und 25% Schamotteanteil bei 1,0 mm Körnung ist. Mehr Stabilität ist mir klar, und die Verarbeitungsmöglichkeit auch, aber hat das Auswirkung (angenommen das ist der selbe Ton) auf die mögliche Dicke der Wandung?
Hallo, in meiner Ausbildung galt mal die Regel : Ideale Wandstärke = min. das 3-fache des gröbsten Kornes der Masse bis max. zum 6-fachen des gröbsten Kornes, das ja in der Regel der Schamotte darstellt. Das hat sich auch immer bestens bewährt. VG migla
Andreas33
Beiträge: 138
Registriert: Sonntag 19. September 2010, 18:43

Re: Welchen Ton für kleine Skulpturen?

Beitrag von Andreas33 »

Ich danke Euch,

So wie ich das jetzt sehe ist für eine Skulptur bis 30 cm Höhe mein Ton 25% Schamotte und 1,0 Körnung völlig ok und es wäre auch eine 0,5 Körnung genauso gut.

...und eine Schamottierung von 30 oder 40 % sind dafür sicher nicht notwendig, falls ich nicht extrem dicke Wandstärken habe.
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Welchen Ton für kleine Skulpturen?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

genau!

Vielen Dank Migla für diese schöne Formel von der ich noch nie etwas gehört hatte!

Schönen Gruß
Maria
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