Hobby ausbauen

Wieso, weshalb, warum ...
Alles was nirgend wo anders rein passt soll hier rein!
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AnneMone
Beiträge: 6
Registriert: Dienstag 8. September 2020, 11:41

Hobby ausbauen

Beitrag von AnneMone »

Liebe Kalkspatzen :-)

ich bin die Mone und neu hier im Forum. Hoffe jetzt ich habe mit meinem ersten Beitrag das richtige Unterforum getroffen.
Ich möchte mein Hobby ausbauen. Nachdem ich bisher in einer Töpfergruppe getöpfert habe, die sich aber aufgrund der Selbständigkeit der Gründerin aufgelöst hat, merke ich nach einem Jahr Abstinenz, dass mir mein Hobby fehlt.

Nun möchte ich für mich selber töpfern. Zwar weiterhin als Hobby, aber ich möchte einfach so oft wie möglich töpfern. Nicht nur einmal die Woche. Außerdem möchte ich nicht immer 6 - 8 Wochen warten bis ich meine fertigen Werke in der Hand halte. Somit habe ich gleich viele Fragen auf einmal. Die Ofenfrage werde ich nachher im richtigen Unterforum posten :-)

Hier ist möchte ich erstmal die offenen, grundsätzlichen Fragen stellen.

In der Töpfergruppe haben wir die Glasuren auf den getrockneten Ton aufgebracht. Ohne Schühbrand. Nun habe ich mir ein Buch gekauft bei dem die getöpferten Sachen erst vorgebrannt werden. Wie handhabt Ihr das? Was ist der Vorteil eines Schühbrandes?

Welche Online-Shops könnt ihr empfehlen? Bisher habe ich Ton und Glasuren ja über unsere Gruppe bezogen. Ich habe jetzt einige Shops gefunden, würde mich aber gerne diesbezüglich austauschen. Gut gefallen hat mir die Arbeit mit Glasuren von Jäger. Als Ton hatten wir immer einen schön glatten, kaum körnigen Ton. Leider habe ich hierzu keinerlei Info welcher das ist. Die Gründerin unserer Gruppe gibt uns keine Info dazu, weil sie möchte, dass wir den Ton weiterhin über sie beziehen. Allerdings finden wir alle 30 Euro für 5 kg Ton recht teuer.

Welche Bücher empfiehlt Ihr mir? Wie gesagt, wir waren zwar eine Töpfergruppe, allerdings habe ich das Gefühl ich kann gar nichts und habe nicht viel gelernt. Gebrannt wurde am Wochenende und über Temperaturen hat man uns auch nicht aufgeklärt.

Ich freue mich auf einen regen Austausch und hoffe bald auch meinen Beitrag im Forum leisten zu können.

LG
Mone
icke
Beiträge: 46
Registriert: Dienstag 25. Dezember 2018, 13:52

Re: Hobby ausbauen

Beitrag von icke »

"...allerdings habe ich das Gefühl ich kann gar nichts und habe nicht viel gelernt."
Dann lies dich durch dieses Forum hindurch, besorg dir Bücher, das wär das erste.
Nimm einen kleinen Ofen, 40l, sonst wartest du mehr als 6 Wochen, bis ein Ofen voll ist.
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Hobby ausbauen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Mone,

ich versuche mal etwas detaillierter zu antworten, wobei deine Basis-Fragen so grundsätzlich sind, dass man sehr weit ausholen müsste. Aber dafür ist ja unser schönes Forum da, deshalb rate ich dir die Suchfunktion zu nutzen.

Wegen der Frage weshalb man vor dem Glasieren ein mal vorbrennt (das nennt man schrühen) oder nicht, gib einfach das Wort Schrühbrand ein und du wirst eine Menge unterschiedliche Beiträge dazu finden. Grundsätzlich ist es so, dass man normalerweise bis etwa 900 Grad brennt, damit im Ton einige chemische Prozesse abgeschlossen sind die machen, dass er das Glasieren überhaupt übersteht und dass die Glasuren keine Fehler bekommen. In Ausnahmen geht es auch ohne den Schrühbrand.

Es ist so, dass es sehr viele verschiedene keramische Materialien gibt die man unendlich unterschiedlich miteinander kombinieren kann, was unendlich unterschiedliche Ergebnisse gibt, meistens keine guten. Deshalb tüftelt man ein Rezept und eine Herangehensweise für sich aus die man passend findet, oder man übernimmt bereits ausgetüftelte Glasuren und Herangehensweisen die dafür freigegeben wurden. Normalerweise ist dieser Findungsprozess mit etlichen Fehlversuchen verbunden, das ist ganz normal und gehört zum Keramikmachen dazu.

Ebefalls gibt es sehr viele unterschiedliche Tone die du ausprobieren musst um fest zu stellen was dir am besten gefällt. Die feinen ohne Körnchen eignen sich besser zum Arbeiten auf der Drehscheibe und zum Modellieren kleiner, detaillierter Objekte, die gröberen mit Schamotte-Anteil sind eher zum Modellieren größerer Sachen und zum Aufbauen geeignet, was nicht bedeutet, dass man es nicht jeweils andersherum machen könnte, nur halt mit den sich daraus ergebenden Schwierigkeiten.

Es gibt Glasuren und Tone für so genannten Niedrigbrand, das ist meistens eine Endtemperatur von 1060 Grad, was meistens im Hobbybereich angewendet wird, und für Hochbrand oder Steinzeug, das etwa ab 1200 Grad gebrannt wird. Aber dazwischen gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Je höher du brennst, desto hochwertiger, sprich, schlagfester und dichter wird die Ware, aber um so mehr Materialprobleme bekommst du. Einfacher ist es, wenn man sich am Anfang für einen dieser beiden Bereiche entscheidet. Schaue dir so viel Töpferware wie möglich an und frage nach der Temperatur, bei der sie gebrannt wurde, damit du eine Vorstellung bekommst.
Schau im Forum nach den Schlagworten in diesem Absatz.

Die Firma Jäger ist ein vertrauenswürdiger und guter Keramikbedarfshändler. Es gibt aber auch noch viele andere Anbieter die du im Internet findest und mit denen du deine Erfahrungen machen musst.

Es gibt gute gebrauchte Öfen zu kaufen, du kannst dir vor dem Kauf hier im Forum Rat holen, wenn du Bilder auflädst kann man das durchaus beurteilen. Achte darauf, dass das Ofeninnere möglichst sauber aussieht und die Heizspiralen möglichst gleichmäßig aussehen. Ein Wenig verbogen dürfen sie sein, aber nicht zu viel. Entscheidend ist die Regelanlage die den Brand steuert. Auch dafür gibt es hier Spezialisten die dich beraten können. Informiere dich aber vorher mit der Suchfunktion über Brennkurven !!! damit du eine Vorstellung von so einem Keramikbrand bekommst.

Was deine Garage betrifft, hätte ich dir genau den umgekehrten Rat gegeben: bloß keine schlafenden Hunde wecken! Denn wenn erst mal ein Amt die Möglichkeit hat irgendwas zu regulieren, wird es meist überreguliert.
ALLERDINGS SOLLTE DIR TROTZDEM KLAR SEIN, DASS SEINE SOLCHE HITZE ZU ERZEUGEN WIE SIE IN EINEM BRENNOFEN ENTSTEHT EINE GROßE VERANTWORTUNG IST.
Auch darüber kann man im Forum lesen unter:
viewtopic.php?f=11&t=6924

Töpfern ist nicht gerade ökologisch vertretbar, weil es unter anderem auch viel Energie verbraucht. Bedenke das wenn du deinen Ofen anstellst, er sollte daher gut voll sein und nicht halb leer. Deshalb ist für den Anfang ein kleinr Ofen besser, sonst wartest du genau so lange auf die fertigen Sachen wie bei deiner Kurslehrerin.

Zu der möchte ich sagen, dass sie offensichtlich nicht vorhatte euch Teilnehmern das Herstellen von Keramik zu vermitteln, sondern einfach nur möglichst viel Geld ab zu knöpfen. Sicher muss so eine Arbeit gut genug bezahlt werden, aber 30 Euro für 5 kg Ton finde ich einen Wucherpreis. Ein normal guter Ton kostet etwa 1 Euro pro Kilo. Bestimmt findest du noch andere Möglichkeiten in deiner Gegend dich keramisch weiter zu bilden, zu besseren und ehrlicheren Bedingungen. Es gibt keinen Grund nicht zu "verraten" woher man Glasuren bezieht oder bei welcher Temperatur man brennt, es sei denn, man ist selbst daran gewöhnt von anderen Leuten ab zu kupfern und glaubt deshalb, jeder würde das so machen.
Aber wo wäre die keramische Technologie, hätten die Leute die damit arbeiten sich nicht über ihre Erfahrungen ausgetauscht... ?

In diesem Sinne,
Nur Mut und viel Erfolg!
Maria
AnneMone
Beiträge: 6
Registriert: Dienstag 8. September 2020, 11:41

Re: Hobby ausbauen

Beitrag von AnneMone »

Wow, so eine ausführliche Antwort. Vielen Dank.
Ich habe jetzt schon einige Beiträge gelesen. Das Forum hilft mir unheimlich weiter. Jetzt weiß ich auch, warum die Glasuren nach dem Brennen teilweise so "matt" und "ungleichmäßig" ausgesehen haben. Es war einfach der Ton der sich gelöst hatte. Aber, wenn man es so lernt (also die Töpferware nur trocknen lassen und nicht vorbrennen) denkt man tatsächlich es liegt daran, dass man es halt "falsch" glasiert hat.

Ich habe mir jetzt erst mal 2 Bücher bestellt und eine DVD von Bine Brändle.

Und ja, sie wollte an uns verdienen. Leider gibt es Menschen die einen irgendwie so "Gehirnwaschen", dass man nicht hinterfragt sondern es irgendwie so hinnimmt. Letztendlich war das der ausschlaggebende Grund, dass sich die Gruppe irgendwann aufgelöst hat. Es wurde immer teurer und dann haben auch manche Mädels die Lust verloren. Irgendwann standen wir dann vor verschlossenen Tür und kurz drauf meinte sie, dass es für sie ein Verlustgeschäft sei. Wenn ich mal alles hochrechne, was ich an Geld habe liegen lassen, wäre ein gebrauchter Ofen schon bezahlt gewesen. 30 Euro hier, 20 Euro da, und für jeden Brenngang auch noch mal Geld. Wie heißt es so schön? (Töpfer)-Liebe macht blind. Ich bin nur froh, dass ich nicht als einzige so blauäugig war.
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Hobby ausbauen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Mone,

dass man für das Brennen Geld bezahlen muss ist normal, es kommt eben darauf an wie berechnet wird. Schließlich muss der jenige der den Ofen gekauft hat nich nur die Investion machen, sondern auch hin und wieder Reparaturen daran vornehmen oder irgendwann mal einen neuen Ofen kaufen. Dass viel Strom verbraucht wird hatte ich schon gesagt. Dass also bei eurem Kurs das Brennen abgerechnet wurde ist grundsätzlich in Ordnung. Es fragt sich eben nur wie gerecht das geschieht.

So einen Kurs zu leiten ist übrigens eine sehr harte Arbeit. Ich habe das viele Jahre gemacht (machen müssen..., da ich als Töpferin nicht genügend Umsätze hatte) Auf die speziellen Wünsche und Persönlichkeiten der Kursteilnehmer ein zu gehen kann manchmal den letzten Nerv kosten und ich habe mir damals in einigen Fällen schon gewünscht, die Krankenkasse möge mir noch was drauf geben, dafür dass ich gewissen Leuten zur Selbstverwirklichung verholfen habe.
Damit will ich ein Wenig relativieren.

Was du von den mal matt, mal unregelmäßig glasierten Oberflächen schreibst braucht nicht damit zu tun haben, dass man
vor dem Schrühen glasiert hat. Auch wenn du meinst, der Ton habe sich "gelöst", kann man sich als Keramiker nichts darunter vorstellen. Es könnte sein, dass ihr gar nicht mit Glasuren, sondern mit Engoben gearbeitet habt und eure Lehrerin diese dann erst geschrüht und danach transparent überglasiert hat. Das würde eher Sinn ergeben. Trägt man Engoben zu dick auf, kann es schon mal sein, dass sich die Schicht vom Untergrund "ablöst". Schau in der Suchfunktion nach Engoben und wie sie aufgetragen werden.

Schönen Gruß
Maria
AnneMone
Beiträge: 6
Registriert: Dienstag 8. September 2020, 11:41

Re: Hobby ausbauen

Beitrag von AnneMone »

Liebe Maria,

es ist toll wie detailliert Du antwortest. Dankeschön.

Dass es alles mit Arbeit verbunden ist, das stimmt. Da bin ich auch absolut bei Dir. Nur war es letztendlich wirklich zu viel Geld. Ich will da auch nicht schimpfen. Letztendlich versucht ja jeder irgendwo sein Geld zu verdienen. Ich glaube es wäre auch nicht so schlimm gewesen wenn nicht jedes Mal noch mal etwas draufgeschlagen worden wäre.

Es ist so schwer zu beschreiben, wie die Glasuren raus kamen... die Teile waren einfach nicht so brilliant wie man sich das vorstellt.
Ich werde gleich mal nach Engoben suchen.

Viele Grüße
Mone
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