Hilfe! In 1000 Stücke beim Schrühbrand zerbröselt

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vauka
Beiträge: 9
Registriert: Samstag 23. Mai 2020, 11:34

Hilfe! In 1000 Stücke beim Schrühbrand zerbröselt

Beitrag von vauka »

Hallo Ihr Profis, wer kann mir erklären, warum meine Keramik beim Schrühbrand in 1000 Stücke zerbröselt ist? Ich habe das Teil aufgebaut und ca 3 Wochen langsam trocknen lassen. Gebrannt habe ich so: aufheizen 100 Grad pro Stunde bis 650 Grad und dann volle Pulle bis 950 Grad mit 30 Minuten Haltezeit. Jetzt frage ich mich, ob das Teil noch nicht völlig durchgetrocknet war oder ob etwas mit dem Ton nicht stimmte.

Ich habe eine Masse benutzt, die etwas eingetrocknet war. Ich habe sie in Platten aufgeschnitten, in nassen Tüchern eingeweicht und dann ordentlich durchgeknetet. Die Basis mache ich immer aus auf der Plattenwalze gewalzten Platten und baue dann darauf auf.

Wer kann mir weiterhelfen? Herzlichen Dank schon mal für Eure Begutachtungen... Viele Grüße Vera
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vauka
Beiträge: 9
Registriert: Samstag 23. Mai 2020, 11:34

Re: Hilfe! In 1000 Stücke beim Schrühbrand zerbröselt

Beitrag von vauka »

Auf den ersten Foto sieht man den Zustand, nachdem ich die losen Teile auseinander genommen habe. Jetzt hänge ich noch ein Foto an, wie es aussah, als ich den Ofen geöffnet habe.
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Migla
Beiträge: 434
Registriert: Montag 26. Dezember 2011, 21:27
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Re: Hilfe! In 1000 Stücke beim Schrühbrand zerbröselt

Beitrag von Migla »

Hallo, nicht wirklich trocken und durch dann noch zu schnellen Anstieg gesprengt. 100‘C pro Stunde sind für einen Schrühbrand schon ganz schön sportlich, besonders für aufgebaute kompliziertere Objekte. Da ist eigentlich Geduld gefragt.
VG migla
vauka
Beiträge: 9
Registriert: Samstag 23. Mai 2020, 11:34

Re: Hilfe! In 1000 Stücke beim Schrühbrand zerbröselt

Beitrag von vauka »

Danke Migla, das nächste Mal vielleicht lieber mit 60 Grad pro Std und noch ein extra Trockenprogramm vorab?
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Hilfe! In 1000 Stücke beim Schrühbrand zerbröselt

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo vauka,

ich vermute, dass du auch beim Kneten Luft in den Ton gebrach hast, oder beim Aufkleben der Teile Luft eingesperrt hast. Dafür spricht, dass die Bruchstücke relativ groß sind. Bei Feuchtigkeit zerspringt der Ton in kleine Splitter.
Es sieht auf dem Foto aus, als ob die Platte nicht flach, sondern gewölbt ist. Ist dieses gewölbte Teil leicht ausgehöhlt, oder voll gewesen? Im letzten Fall wäre da noch eine Menge Platz für Lufteinschlüsse (und Feuchtigkeit) drin gewesen. Die Lufteinschlüsse könntest du eventuell in den Bruchstücken noch erkennen.

Auch sieht es aus, als ob flächige Teile aufgeklebt worden sind, die später bearbeitet wurden. Wenn dabei Luft eingesperrt wird, zum Beispiel in dem man die flächigen Teile hauptsächlich an den Rändern anklebt, und dann noch darauf gearbeitet wird, kann es sehr gut sein, dass geschlossene Hohlräume entstehen. Deshalb ist es sehr wichtig, flächige Teile beim aufkleben von der Mitte aus zu den Rändern hin an zu drücken.
Luft lässt sich ja (zum Glück!) beliebig verformen und liegt dann als sehr dünne Schicht im Ton. Das macht, dass wenn sie sich beim Erhitzen ausdehnt, die ganze aufgelegte Platte explosionsartig abhebt und alles was auf ihr montiert ist beim Runterfallen auch kaputt geht, deshalb die vielen Einzellteile auf dem Foto.

Beim Aufarbeiten von Tonresten muss man höllisch aufpassen, dass man Lufteinschlüsse vermeidet oder je nach dem, welche rausbekommt. Am besten du lässt dir das Tonkneten von einem Profi noch mal zeigen und achtest dabei genau darauf, was du mit den Händen machst und ob es Überlappungen gibt, und ob du auch alle inneren Schichten des Klumpens nach außen bringst, damit darin enthaltene Luftblasen aufplatzen können.

Dass die Platte noch feucht war, kann sowieso auch sein. Ich wiederhole hier mal wieder den berühmten Satz: NICHT DIE ZEIT ALLEIN IST FÜR DAS TROCKNEN ENTSCHEIDEND, SONDERN AUCH DIE RAUMATMOSPHÄRE. Wenn diese sehr feucht ist, trocknen die Sachen nie ganz durch. Bei dickeren Teilen, ca ab 4 Zentimetern (dicker wird es sowieso schwierig wegen des Kristallwassers) ist es deshalb ratsam noch langsamer als 100 Grad in der Stunde auf zu heizen, ansonsten halte ich 100/h nicht für problematisch. Habe damit jedenfalls immer gute Erfahrungen gemacht.

Was mir noch auffällt ist, dass da noch einiges mehr in den Ofen rein gepasst hätte. In diesem Fall ist es zufällig gut gewesen, dass nichts daneben stand das auch noch Schaden hätte nehmen können, aber ansonsten ist es wegen des Energieverbrauchs schon angebracht volle Öfen zu brennen.

Schade, es ist eine sehr schöne Korallenbank gewesen. Ich habe mich auch lange Zeit damit beschäftigt und ganz ähnliche Teile gemacht.

Schönen Gruß
Maria
vauka
Beiträge: 9
Registriert: Samstag 23. Mai 2020, 11:34

Re: Hilfe! In 1000 Stücke beim Schrühbrand zerbröselt

Beitrag von vauka »

Liebe Maria,
danke, dass Du Dir so viel Zeit für meine Arbeit genommen hast!!

Ja, es gab da einen „gefangenen“ gewöblten Raum... das hast Du richtig erkannt. Mir war nicht klar, dass man dann die Arbeit besser auf Füsschen gestellt oder oben ein Loch reingemacht hätte.

Was mich wirklich gewundert hat, ist, dass es KEINE Explosion gegeben hat. Das zweite Foto zeigt, wie nach dem Brand nur ein paar Risse zu sehen waren. Das Foto, wo alle Teile verstreut lagen, zeigt, wie es aussah, als ich die großen Stücke weggenommen habe. Da kamen dann die ganzen kleinen Bröselstück zum Vorschein, zT wie bei einem Blätterteig und zT wie ein zertretener Keks, um mal bei der Ofenanalogie zu bleiben.

Da denn mal auf in die nächste Runde! Herzliche Grüße, Vera
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Hilfe! In 1000 Stücke beim Schrühbrand zerbröselt

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Vera,
Ich glaube, da gibt es ein Missverständnis. Wenn die Trägerplatte einfach nur gewölbt war und nicht Plan auf der Ofenplatte lag, dann macht das überhaupt nichts, solange diese Trägerplatte nicht auch von unten verschlossen ist, zum Beispiel durch eine andere, flache Platte, die diesen Hohlraum verschließt. Du kannst einen Topf mit der Öffnung nach unten in den Ofen stellen das macht überhaupt nichts, die Luft findet zwischen Topfrand und Ofen hinaus. Daran lag es also nicht.

Ich hatte auf dem Foto diese ganz feinen Schnipsel nicht beachtet. Das deutet doch eher auf Feuchtigkeit hin. Aber es kann genauso gut eben beides gewesen sein, Feuchtigkeit plus Luft. Dass diese einzelnen Dekorteile nach dem Brand lose waren hängt vielleicht auch damit zusammen, wie gut du sie mit dem Untergrund verbunden hattest. Ich gehe mal davon aus, dass du die Stellen angerauht und angeschlickert hast. Nur andrücken reicht nicht aus.

Schönen Gruß
Maria
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