Rohtonaufbereitung zu Urzeiten?

Maschinen, Werkzeuge, Tone etc.
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Beatbach
Beiträge: 74
Registriert: Dienstag 17. April 2007, 11:17

Rohtonaufbereitung zu Urzeiten?

Beitrag von Beatbach »

Hallo Leute!

Ich hoffe, ich habe jetzt keinen themengleichen Thread übersehen, ansonsten bitte ich euch mich weiterzuleiten :)


MIch interessiert Tonaufbereitung in jeder HInsicht.

Ich fange mal irgendwo an: alle Fragen beziehen sich auf den Ton, wie er aus der Grube kommt.

Was muss ein Ton erfüllen, damit man Drehton draus machen kann?
Was muss ein Ton erfüllen, damit man Steinzeug draus machen kann?

Kann man das auch am Ton erkennen, wenn er noch nciht gebrannt ist?

Wie haben die Leute den früher aufbereitet, als es noch keine Maschinen gab?

Also wie man Schamotte reinkriegt, kann ich mir vorstellen, aber wie kriegt man Bröckel und Krempel wie Holz und Kiesel und so raus?

Oder ist da gar kein Holz drin, weil es sowieso schon verrottet wäre, wenn? Aber Kiesel doch?

Geht das auch ohne Trocknen und dann mahlen und dann sieben?

Also alles im feuchten Zustand? Hab da nämlcih was von Schlämmen gehört, aber wie lässt sich das genau umsetzen?


vielen Dankk schon mal, für was euch auf meine Fragen einfällt!
Beatbach
Katrin 306
Beiträge: 80
Registriert: Donnerstag 19. Juli 2007, 12:03

Beitrag von Katrin 306 »

Hallo Beatbach,
na Tonaufbereutung hat man doch in der Berufsschule, oder?
Es gibt in den Ausbildungsbüchern schon immer so ein Kpitel, wo es um Tonaufbereitung geht. Empfehlen kann ich das Töpferbuch von Walther Gebauer und auch bei Bernhard Leach ist da einiges drin.
Ansonsten- es ist sehr mühsam. Der Grubenton gehört geschlämmt, d.h. ihm wird soviel Wasser zugesetzt bis er eine Schlickerähnliche Konsistenz hat. Ein motorbetriebener Rührer ist da schon hilfreich. Dann ab durchs Rüttelsieb (Sieb mit Motor dran). Da bleiben so Sachen wie Kiesel und Holz drin. Und dann eben runtertrocknen lassen oder mit einer anderen Tonsorte mischen, die es in Pulverform gibt. Da hatten wir dann einen alten Kneter aus der Bäckerei. Zum Schluss dann noch durch die Strangpresse und wenn möglich 3 Monate liegen lassen.
Wenn keine Mischung vorgesehen ist, langsam trocknen lassen, sog. Sumpfen. Da es dabei ja aussen schneller trocknet, muss man immer mal umstechen. Und wenn kein Tonschneider da ist, muss man halt per Hand schlagen.
Für welche Temperatur ein Ton taugt, muss man testen(Brennversuche) Prinzipiell sind rote Tone meist frühsinternd - so bis 1100-1150 Grad max. und helle Tone halten auch mehr aus. Ob er zum Drehen geht hängt von der Bildsamkeit ab und vom Trockenverhalten.
Okay soweit erstmal. Ach da fällt mir ein:Der Kalkspatz hat da auch ein oder zwei Videos drüber. Die haben wir in der Berufsschule gesehen.
Gruss Katrin
Beatbach
Beiträge: 74
Registriert: Dienstag 17. April 2007, 11:17

Beitrag von Beatbach »

aha, dankeschön!

Naja, ich fahr ja sowieso nächste Woche in die Berufsschule, da bin ich vllt zu ungeduldig.

Aber im Prinzip kann man ja auch in nem Forum auch drüber reden, falls es mehr leute außer einen interessiert.

Ich meinte eigtl so ganz ohne Maschinen.

Warum kommt da Pulverton in den Schlicker? Man könnte den Schlicker auch in Gipsformen kippen und dann kneten, da kommt man schon mal ohne Strangpresse aus.

Also schreibt nur, wenn ihr LUst habt, aber ich find das alles interessant und warum soll ichs nicht teilen.

Steinzeug ist doch Steinzeug, sobald es gesintert ist oder?
Oder muss es mit einer bestimmten Temperatur gebrannt sein?

So aber nachlesen werd ich auch wohl mal... ja den Gebauer werd ich wohl auch anschaffen, aber ich weiß gar nciht, ob wir sonst schulbücher benutzen.

Übrigens: Unsere Klasse besteht aus 6 Leuten...
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Günter
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Beitrag von Günter »

Bedenke bitte Beatbach, daß es eine Million Tonsorten mit den verschiedensten Eigenschaften auf der Welt gibt - es gibt Tone, die pulst du aus der Erde und kannst sie direkt verwenden, aber bei den meisten geht das halt nicht.
Grubentonaufbereitung ist ist wirklich faszinierend und es sollte jeder (nicht nur jeder Töpfer, jedes Kind sollte mal matschen dürfen!) mal probieren - aber es kostet soviel Zeit, Platz und Energie, daß fast keiner mehr sich unter den heutigen Umständen des Berufes diesen "Luxus" leisten kann. Die genormte Tonmasse aus dem Plastiksack hat nicht umsonst 98% des Marktes erobert und nur Leute, die wirklich was Besonderes und Besseres vor allem wollen (denn Normmasse ist halt leider oft weit vom Optimum entfernt) leisten sich eine eigene Tonaufbereitung.
Die allereinfachste Tonaufbereitung: du findest in einem Loch in der Erde eine Tonschicht (ist mir im Kröning an einem Bachbett nach der Schneeeschmelze passiert: eine meterdicke Schicht reiner Kröninger Ton!), stichst deinen Bedarf ab, pulst beim Kneten und Schlagen die Steine etc. raus und haust ihn direkt auf die Drehscheibe. Wenn er dann noch nach dem Brand rißfrei und einigermassen dicht ist, hast du einen Volltreffer gelandet.
Leider landet man zu 99% keine Volltreffer im Leben. Die Masse aus der Grube kann zB. Kalk enthalten (was beim Kröninger Ton oft der Fall war) und diese Kalkbröckchen kannst du kaum per Hand rausbekommen, weil zu klein. Darum wurde der Ton oft geschlämmt und gesiebt - früher dann einfach auf Ziegelsteinen an der Luft getrocknet. Bloß war dann solch ein schöner plastischer Ton oft zu plastisch und hatte arge Probleme mit Henkelrissen, starker Schwindung etc. und musste gemagert werden - am einfachsten mit Sand (aber Quartzsand, keinem mit Kalk!) oder fortschrittlicher mit Schamotte. Ohne Maschine musst du für so eine Mischung von weicher Tonmasse und trockenem Pulver heftig Muskelkraft einsetzen zB. beim Kneten mit den Füßen. In unserem 1300°-Video wird auch die traditionelle Tonaufbereitung (mit Tonschneider) gezeigt.
gruenbaer
Beiträge: 10
Registriert: Montag 31. August 2009, 22:39

Beitrag von gruenbaer »

Das Thema ist schon ein bisschen älter, aber meine Frage passt irgendwie dazu.
Ich hab vor 2 Jahren einen Garten übernommen mit grauenhaftem Boden - zumindest für Gemüse. Ich stoße nämlich beim Graben immer wieder auf faust- bis fußballgroße Brocken von gelblichem Lehm (???) und weißem Ton. Vom Lehm (oder isses doch Ton?) gibst ganze Ecken und Schichten, den weißen Ton find ich in Brocken, meist etwa so in der Größe einer Mandarine.
"Den musst Du benutzen!" hat mir eine durchreisende Keramikerin gesagt, also sammele ich das Zeug bei der Gartenarbeit (is ja auch nicht gut für die Kartoffeln), pule den Lehm drumrum ab, so gut es geht und trockne die Brocken. Dann kommen die zwischen zwei kräftige Tücher und ich schlag sie mit dem Hammer klein. Das Ergebnis wandert mit Wasser in den Eimer, einige Monate, dann durch Sieb oder flotte Lotte und auf Gips- oder Holzbrett. Wunderbar plastisch, schwindet wenig, zartbeige, Farbe verändert sich zumindest beim schrühen nicht. Ich pinche damit bisher kleinere Sachen. Eine Freundin brennt mir das. Sie traut sich bisher aus Angst um ihrem Ofen nur bis 950 Grad und meint, der Ton hält vermutlich nicht mehr aus. Wir versuchen jetzt mal was mit winzigen Probestücken.

Grundsätzlich interessiert mich: Hat die Farbe des Tons was mit seiner maximalen Brenntemperatur zu tun? Eigentlich dachte ich immer, helle Farbe ist ein Anzeichen für hohe Temperaturverträglichkeit?
Und: Wo kann ich mal was Vernünftiges über Beurteilung und einfache Verarbeitung von Naturton nachlesen?
nicht mehr angemeldet

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Grundsätzlich interessiert mich: Hat die Farbe des Tons was mit seiner maximalen Brenntemperatur zu tun? Eigentlich dachte ich immer, helle Farbe ist ein Anzeichen für hohe Temperaturverträglichkeit?
Soweit ich weiß hat der Gehalt an Flussmitteln etwas damit zu tun.
Flussmittel können sein nicht nur das rotbrennende Eisenoxid, sondern auch Kalium, Natrium, Magnesium, Kalzium und Titanoxid, die teils kaum oder wenn, nur schwach gelblich färben. Je höher der Gehalt an Al2O3 (Tonerdegehalt) und je geringer der Gehalt an Flussmitteln, desto höher liegt der Erweichungspunkt des Tons und desto besser ist seine Feuerfestigkeit.
Bei hohen Gehalten an Calciumoxid wird eine Rotfärbung bei hohen Temperaturen verhindert, da Eisen nach dem Zerfall des Calcits in die neugebildeten Calciumsilikate und Calciumaluminiumsilikate (Diopsid, Gehlenit, Wollastonit) eingebaut wird. Ein höherer Flußmittelgehalt (z.B. Calcium) bewirkt ein schnelles Schmelzen.
Ebenfalls wichtig ist die mineralogische Zusammensetzung, insbesondere das Verhältnis zwischen Tonmineralen und feinkörnigem Quarz. Bei geringen Quarz- und entsprechend hohen Tonmineralanteilen spricht man von „fetten“ Tonen, mit steigenden Quarz- und entsprechend geringeren Tonmineralgehalten werden die Tone „ magerer“.
Bei ansonsten gleichem Mineralbestand wird mit steigendem Quarzgehalt die Reaktivität im Brand geringer, d.h. dass z.B. die Brennschwindung abnimmt und die Wasseraufnahme ansteigt.
Eisen- und Titangehalte beeinflussen die Brennfarbe der Tone: Bei niedrigen Eisen- und Titangehalten entstehen sehr helle Brennfarben, bei steigenden Eisengehalten geht die Brennfarbe in Richtung rot bzw. braun (je nach Sinterungsgrad des Scherbens), bei erhöhten Titangehalten und gewissen Eisenanteilen in Richtung gelber Brennfarbe.
Und: Wo kann ich mal was Vernünftiges über Beurteilung und einfache Verarbeitung von Naturton nachlesen?
In dem schon erwähnten Töpferbuch von Bernard Leach gibt es ein Kapitel über das Thema, und auch sonst viel Interessantes.
Außerdem:
Gerade habe ich einen Artikel von Jutta Winckler gelesen im Sept./Okt. Heft der "Neuen Keramik", der sich damit beschäftigt, wie man solche Naturtone als Engobe verwenden kann ...
So, ich hoffe, das hilft dir etwas weiter und - trotz allem theoretischen Wissen, ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren ist alles.

Gruß, Ulrike
gruenbaer
Beiträge: 10
Registriert: Montag 31. August 2009, 22:39

Beitrag von gruenbaer »

Vielen herzlichen Dank!
Das war eine große Hilfe (wo ich doch in Chemie immer so eine Niete war... naja, hilft nix, geb mir Mühe). Ich werd mich mal durch die Literatur knabbern und ansonsten halt ausprobieren.
Blöd ist bloß, dass natürlich die Zusammensetzung bei jedem Eimerchen Ton, dass ich ansetze, unterschiedlich ist (Verunreinigungen etc.) Die letzte Partie roch wie Watt. Aber mineralogisch wird das vielleicht schon sehr ähnlich sein. Obwohl - in der Gegend hier kommen nach Aussage eines Geologen Ton, Lehm, Sand und Braunkohle innerhalb weniger als 500 Metern vor. Also, etwa 4 Grundstücke weiter hatten sie Probleme mit Treibsand, und etwa 400 Meter weiter wurde bei Bauaushub eine Braunkohleschicht gefunden. Ganz detaillierte geologische Karten gibts natürlich nicht, trotz guter Beziehungen zum Umwelt-und Bodenamt konnte ich nicht mehr rausbekommen. Das Einzige, dass ich in einer Karte erkennen konnte, ist dass wir hier an einer Uferzone früherer Erdzeitalter liegen, also, das ist in mehreren geologischen Epochen einer Uferzone gewesen. Bleibt spannend.
Beim nächsten 1280er Brand meiner Freundin kommen ein paar spitze Kegelchen von meiner Hausmischung in eine Ecke, in der sie keinen Schaden anrichten können., und dann sehen wir mal weiter.
Ich nehm das jetzt als Wink des Schicksals, dass ich 1000 qm "tonverseuchten" Garten gekauft hab und werd wieder mehr töpfern.
Hab noch mal vielen Dank - ich werd wieder nachfragen, wenn ich was absolut nicht verstehe!
nicht mehr angemeldet

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Herzlichen Dank auch an dich für dein nettes Feedback!
Hin und wieder frage ich mich, wieso man hier so oft auf eine Antwort überhaupt keine Rückmeldung bekommt, ein paar Worte würden doch reichen ... :roll:
Zu deinem Problem:
1280°C ist natürlich sehr viel, das verträgt eigentlich nur eine Porzellanmasse oder sehr wenig verunreinigter Steinzeugton, ohne dabei in die Knie zu gehen oder aufzublähen.
Es gibt ja auch noch was zwischen 950°C (ist wohl der Schrühbrand?) und Temperaturen über 1200°C - das halte ich für aussichtsreicher.
Vielleicht findest du noch eine andere Brennmöglichkeit ...
Gruß, Ulrike
Starigard
Beiträge: 7
Registriert: Freitag 11. Februar 2011, 07:09

Re: Rohtonaufbereitung zu Urzeiten?

Beitrag von Starigard »

Hi,
für alle Interessierten hier meine Vorgehensweise um Naturton aufzubereiten.

Material:
Wanne oder besser groß� hohes Gefäß��. Finger dicker Schlauch
Schale

Ton in kleine Stücke�eilen (ich zupfe ihn Stück für Stü� aus�nander).
Ton durchtrocknen lassen.
Ton in Wanne mit Wasser aufgießen (der�on zerfällt nun �n ganz allein).
Mit Händen den �hlamm durcharbeiten (ggf. bereits Steinchen entfernen)
Wanne mit Wasser auffüllen und u�ühren (um ei� gleichmäßige Schlämm�� erziele�
Holz, Algen und anderes von der Oberfläche abfischen
W�ten ... (nun bilden sich Schichten [fließende Übergange] �en: W�ser, feiner Ton, gröberer Ton, Lehm un�n: Sand, Steine)
zwischendurch kann mit Hilfe des Schlauches und der Schüssel das Wasser abg�chöpft werden (ansaugen�fließen lassen)

nun wird �geschüttet, man muss darauf �hten, dass Sand und Steine zurückbleiben.

den Ton tro�en lassen und zwischendurch schlagen
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