Umdruckverfahren nach Möhwald

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Molly
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Umdruckverfahren nach Möhwald

Beitrag von Molly »

Hallo ihr Lieben,
Ich suche ein Seminar, in dem mir das Übertragen von Schrift auf Keramik nach Scott und Möhwald vermittelt wird. Weiß jemand wo man wegen eines Kurses nachfragen kann oder wer sogar einen Kurs abhält. Der Kurs sollte allerdings nicht weiter als 200km um Chemnitz, also Sachsen,Sachsen-Anhalt,Thüringen oder Franken sein.
Da ich schon fast verzweifelt bin, hoffe ich sehr, das jemand was weiß.

LG Eva
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reinerlie
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Re: Umdruckverfahren nach Möhwald

Beitrag von reinerlie »

Am 15.09. ist gerade ein neues Buch zur Thematik erschienen. Vielleicht hilft es dir weiter.

https://www.amazon.de/Keramische-Oberfl ... ktechniken
Laborfuerdesign
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Re: Umdruckverfahren nach Möhwald

Beitrag von Laborfuerdesign »

Hallo,
Ich habe zwar keinen Kurs für dich, aber einen interessanten Link. Das Video ist von fürchterlicher Qualität und die Dozentin spricht etwas akzentuiertes Englisch, aber sie erklärt sehr ausführlich ein interessantes, billiges Verfahren um alles mögliche auf lederharte Keramik zu "drucken". Ich habe genau dieses Verfahren im Studium benutzt, um auf andere Materialien als Ton zu drucken, es geht super wenn man etwas experimentiert und gründlich arbeitet. Ich weiss nicht, wie gut dein English ist. Schau es dir mal an, wenn du Fragen hast oder gar nichts verstehst, kann ich dir eine kurze Übersetzung schreiben. Hier das Video:

http://youtu.be/MolPVW2EaBY

PS wenn die Amis von Mason Stain reden, muss man ein bischen aufpassen. Das ist eigentlich eine Firma (http://www.masoncolor.com), die Farbkörper herstellt, genau wie die in Deutschland erhältlichen. Ich habe aber schon oft erlebt, dass in Videos und Tutorials die Bezeichnung Mason Stain auch für rohe Oxide verwendet wird, besser gesagt für rotes und schwarzes Eisenoxid.
PPS Das ganze Druckverfahren basiert auf den Eigenschaften von Kopiergeräte Toner, es ist also ESSENTIELL ,dasss man keinen Tintenstrahldrucker Ausdruck als Vorlage nimmt. Es muss eine Xerox Kopie sein die mit pulverförmigem Toner erstellt wurde.
Molly
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Re: Umdruckverfahren nach Möhwald

Beitrag von Molly »

Da ich zwar rudimentär englisch verstehe, verstehe ich bei dem Video .....nichts. Kannst du mir evtl. einen kurzen Abriss des Geschehens geben. Ich wäre dir immmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmmer dankbar.
LG Eva
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Laborfuerdesign
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Re: Umdruckverfahren nach Möhwald

Beitrag von Laborfuerdesign »

Hallo,
der Akzent ist ein bisschen schwer zu verstehen. Ich fasse mal zusammen, was sie sagt.
Es geht damit los, dass sie die Druckerfarbe anmischt, mit der sie auf den lederharten Ton drucken möchte. Die Farbe wird aus Leinöl und Farbkörper gemischt. Du kannst hierfür jeden handelsüblichen Keramik Farbkörper nehmen, Einschlusspigmente gehen auch. Du kannst die Farbe auch mit z.B. Eisenoxid oder Kupferoxid anrühren. Allerdings ist die Konzentration der Oxide in der Farbe so hoch, dass nach dem Brand immer Schwarz rauskommt. Ich habe das einmal mit rotem Eisenoxid gemacht und nach dem Schrühen mit Transparentglasur überzogen. Das Ergebnis war gut, allerdings "blutete" das Eisenoxid in die Glasur hinein und hat das Ergebnis etwas an den Rändern verwaschen. Wenn du also ein scharfes Druckbild möchtest, nimm Farbkörper. Angemischt wird im Verhältnis 2 Teile Farbkörper zu 3 Teilen Leinöl. Nimm einen festverschliessbaren Plastecontainer und mische nur eine kleine Menge an, denn das Leinöl trocknet auch in verschlossenen Behältern schnell ein und lässt sich nicht wieder aufrühren. Sie sagt eine Viertelstunde kräftig Rühren und am besten über Nacht stehen lassen. Die Konsistenz sollte wie die von Acrylfarbe sein. Bei 1.40 min sieht man im Video wie die Farbe vom Löffel topfen sollte.

Weiter gehts mit den Dingen, die du zum Drucken brauchst. Deine angemischte Farbe, eine feucht lederharte Platte Ton, auf die du drucken willst, dein Motiv als Xerox Kopie, zwei Schüsseln mit Wasser, einen Linolroller (das sind diese Roller aus Gummi, die man z.B. für Linolschnitte oder Radierungen zum Ausrollen der Farbe braucht. Das Ding ist das teuerste an dem ganzen Verfahren), eine Glasplatte oder irgendeine andere wasserfeste GLATTE Arbeitsunterlage, einen Schwamm, einen Löffel und verarbeitungsfertiges Gummi Arabicum. Ganz wichtig ist hier noch folgendes, das Motiv MUSS eine schwarzweiss "Xerox" Kopie sein, also etwas aus dem Kopiergerät, kein Computerausdruck aus dem Tintenstrahldrucker. Wenn du also einen Computer benutzt, um dein Motiv zu erstellen, geh in einen Kopierladen oder ein Büro, wo sie ein echtes Kopiergerät stehen haben und kopier das Motiv in schwarzweiss. Es spielt dabei keine Rolle, ob es bloss schwarze Schrift auf weissem Grund oder ein Photo mit Abstufungen von Grautönen ist, funktioniert beides sehr gut.

Dann gehts los bei 3.40 min. Sie gibt etwas von dem Gummi Arabicum in eine der Wasserschüsseln, nur einen Schluck. Dann gibt sie etwas von dem Gummi Arabicum pur auf die Arbeitsplatte und verteilt es etwas. Dieser Schritt hat den Zweck, das kopierte Motiv an Ort und Stelle festzukleben, damit man weiterarbeiten kann, ohne dass das Motiv hin- und herrutscht. Das Motiv wird mit dem Gesicht nacht oben auf das Gummi Arabicum gelegt, dann wird noch mehr Gummi Arabicum auf dem Motiv verteilt. Schön mit dem Finger mehrmals einreiben. Dabei wird der schwarze Kopiergeräte-Toner des Motivs klebrig, weswegen die Druckfarbe später daran festkleben kann. Danach mit einem feuchten Tuch das überschüssige Gummi Arabicum, dass sich noch auf der Arbeitsplatte um das Motiv herum befindet, wegwischen. (5.20 min)

Nächster Schritt fängt bei 6.00 min an. Die angerührte Farbe wird noch mal aufgerührt und auf der Arbeitsplatte ausgelegt. Dann mit dem Roller schön verteilen. Das Ziel ist es, den Roller gleichmäßig satt mit Farbe zu benetzen. Bei 6.30 sieht man, wie sie den Roller als nächstes über das Motiv rollt. Schön vorsichtig nur in eine Richtung rollen, nicht vor und zurück, weil das Motiv sich sonst von der Arbeitsplatte lösen und um den Roller wickeln könnte.

Wenn genug Druckfarbe auf dem Motiv verteilt ist, nimm etwas von dem Wasser mit Gummi Arabicum drin mit einem Schwamm auf und träufel es auf das Motiv (7.20 min). Dann ganz vorsichtig mit dem Schwamm die überschüssige Farbe wegtupfen. Das Prinzip hier ist folgendes: Die Druckfarbe klebt nur da, wo der Toner vom Gummi Arabicum klebrig geworden ist. Auf dem weissen unbedruckten Papier haftet die Farbe nicht und lässt sich deswegen wegwischen/tupfen. Ausserdem ist die Farbe ja fettig vom Leinöl und stösst deswegen das Wasser ab. Sie tupft alles Wasser weg, lädt den Roller wieder auf und trägt nochmal Farbe auf das Motiv auf. Dann wieder mit dem Gummi-Arabicum-Wasser wegtupfen und nochmal wiederholen. Sie sagt, das Wasser sollte sich von den schwarzen, fettigen Bereichen des Motivs sichtbar zurückziehen.

Bei 8.30 min erklärt sie, warum es sich anbietet nur kleine Motive zu drucken. Das Papier wird im Prozess völlig durchweicht und wenn man dann versucht, es von der Arbeitsplatte abzuheben, könnte es reissen. Sie sagt, will man grosse Motive in A4 etc drucken, dann soll man das Motiv in zwei, drei Teile zerschneiden und die einzeln behandeln.

Bei 10.00 min gehts weiter. Sie hebt das Motiv vorsichtig an der Ecke an und löst es von der Arbeitsplatte. Jetzt wird das Motiv mit der eingefärbten Seite nach unten auf dem feucht lederharten Ton platziert. Vorsicht hier, das Papier ist sehr empfindlich und wenn man es einmal platziert hat, kann man es nicht mehr hin und herschieben.

Jetzt nimmt man das Wasser in der zweiten Schüssel, das ohne Gummi Arabicum, und einen sauberen Schwamm und drückt das Motiv Vorsicht auf den Ton, bis keine Falten oder Blasen mehr da sind. Sie sagt, das Papier ist hierbei noch nass und durchsichtig. Man soll jetzt ein paar Minuten warten, bis das Papier antrocknet und nicht mehr so durchsichtig ist. Im Video sieht man, dass man die Motive sowohl auf Platten, als auch auf gerundete Oberflächen aufbringen kann.

Bei 11.50 min gehts weiter. Das Papier ist noch feucht aber nicht mehr klitschnass. Sie nimmt einen Löffel und rubbelt mit der Rückseite vorsichtig kreisförmig über das Motiv. Nicht zuviel Druck, aber auch nicht zuwenig. Sie erklärt, dass man durch vorsichtiges Rubbeln auch ganz feine Details abdrucken kann. Alles wird übertragen.

Bei 12.50 pult sie das Papier vorsichtig ab. Man sollte das Motiv nicht auf dem Ton trocknen lassen und es schon gar nicht mit Papier dran brennen. Wenn man vorsichtig nur eine Ecke anhebt, kann man auch gucken, ob alles übertragen wurde oder ob man eine Stelle zu Rubbeln vergessen hat. Wenn ja, Papier wieder hinlegen und nachrubbeln. Im Video sieht man jetzt, wie gut das Übertragen funktioniert hat.

Bei 13.50 min stellt sie ein paar ihrer Ergebnisse vor und erzählt, dass der künstlerische Aspekt ausgebaut werden kann, in dem man verschiedene Farben übereinanderdruckt etc. Man sieht hier auch, dass sie verschiedene Druckfarben mit verschiedenen Farbkörpern angerührt hat. Sie erklärt auch, dass die Technik nichts mit dem Brennbereich zu tun hat. Solange man nicht höher brennt, als die Farbkörper es erlauben natürlich.

Man muss jedoch bedenken, dass die Druckfarbe nur Öl und Farbkörper/Oxid enthält. Beim Schrühen verdampft das Öl und man hat dann den nackten Farbkörper auf dem Ton, ohne Fluss. Man sollte also nach dem Schrühen eine Transparentglasur drüberziehen um das ganze zu fixieren. Es könnte sonst sein, dass bei sehr niedrigen Glattbrandtemperaturen noch Abrieb stattfindet. Das ist aber nur eine Vermutung von mir, ich brenne nicht niedrig und habe da keine Erfahrung.

Das ganze hört sich vielleicht im ersten Moment kompliziert an, aber es ist wirklich sehr simpel. Einfach mal probieren, man merkt sehr schnell, was man falsch gemacht hat, wenn es nicht funktioniert.
Viel Spass
Fotomanni
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Re: Umdruckverfahren nach Möhwald

Beitrag von Fotomanni »

Laborfuerdesign hat geschrieben:als Xerox Kopie,
Ich lese immer Xerox und Kopie. Muss es wirklich eine Kopie sein und muss es von Xerox sein?

Oder reicht nicht ein schlichter schwarzer Laserdruck? Ich sehe technisch da keinen großen Unterschied.
Viele Grüße vom Rand der Welt
Manfred
Laborfuerdesign
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Re: Umdruckverfahren nach Möhwald

Beitrag von Laborfuerdesign »

Das Wort "Xerox" steht im Englischen stellvertretend für alle Kopierer/Laserdrucker, so wie Tempo für alle Papiertaschentücher, und Rollerblades für alle Inlineskates. Ich hab das nur so übernommen, weil ich lange in England gelebt habe und es in dem Video so heisst. Aber natürlich hast du recht, auch ein Kopiergerät, dass nicht von der Firma Xerox stammt ist ok. Weiterhin habe ich immer Kopie gesagt, weil es aus einem Kopiergerät stammt und ich automatisch an ein kopiertes altes Foto etc als Vorlage gedacht habe. Aber ein Ausdruck ist natürlich das gleiche. Hauptsache es wurde mit pulverförmigem Toner gedruckt und heiss versiegelt.
Molly
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Re: Umdruckverfahren nach Möhwald

Beitrag von Molly »

Danke für deine Mühe. Diese Methode habe ich seit ewigen Zeiten gesucht. Werde mir gleich diese Woche noch Gummiarabicum und eine Gummiwalze kaufen und dann.... üben und probieren. Klingt einleuchtend was du da geschrieben hast. Nochmals Danke für Deine viele Arbeit beim Übersetzen und vor allem Niederschreiben.
LG Eva :daumen: :daumen: :daumen: :daumen:
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Molly
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Re: Umdruckverfahren nach Möhwald

Beitrag von Molly »

Ich habe heute das oben genannte Buch von A..... geliefert bekommen. Ich habe es erst mal nur durchgeblättert. Es ist eine vielfältige Quelle von Ideen, was man alles mit Keramik anstellen kann. Es ist ein wirklich guter Tipp gewesen.

LG Eva
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Günter
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Re: Umdruckverfahren nach Möhwald

Beitrag von Günter »

Hallo, ich habe das Thema aus "Seminare" nach "Oberflächen" verschoben, weil es wirklich sehr interessante Informationen enthält - vielen Dank für die Mühe!
Und übrigens Seminare - da darf ich etwas Eigenwerbung machen, denn nächstes Jahr Anfang Mai wird wieder Patrick King seinen Kurs "Drucken auf Keramik", in der genau solch ein Umdruckverfahren geübt wird, für uns in Thüringen machen. Siehe http://kalkspatz.de/index.php/veranstal ... trick-king

VG Günter
icke
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Re: Umdruckverfahren nach Möhwald

Beitrag von icke »

Ein alter Thread, aber vielleicht beschäftigt sich noch jemand damit. Ist es jemandem nach dieser Anleitung gelungen? Ich scheiterte schon beim Papier. Normales Kopierpapier löst sich schon auf dem Tisch im Wasser auf. Für Lithografie gab es früher ein Umdruckpapier, das auch nass formstabil war und behandelt, ich glaub mit Gelatine. Könnte das das richtige für dieses Umdruckverfahren sein?
Der-papui
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Re: Umdruckverfahren nach Möhwald

Beitrag von Der-papui »

Hallo!
der kalkspatz e.V. hat dieses Jahr tolle Seminare zu diesem Thema!
15.5. - 17.5.20 Experimentelle Drucktechniken auf Paperclay mit Annette Schwarte - für Mitglieder 210,- € - sonst 230,- €

12.10. - 16.10.20 Drucken auf Keramik mit Patrick King - für Mitglieder 320,-€ - sonst 340,- €

Gruß vom kalkspatz!
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