Töpfern nach Historischen Vorbildern

Alte Schätze, historische Techniken und Fragen nach dem "Wie war das damals?"
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Avhaline
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Töpfern nach historischen Vorlagen

Beitrag von Avhaline »

Das wäre etwas, was ich persönlich gut fände und wofür ich auch diverse Leute kennen würde, die ebenfalls Interesse hätten.

Es gibt im Umfeld von Museumsarbeit und Geschichtsdarstellung immer wieder Bedarf an Keramik nach Grabfunden o.ä. Hier gibt es dann immer zwei Möglichkeiten: Sich selbst am Töpfern versuchen - oder sich einen Töpfer zu suchen, der die Teile in Auftrag fertigt.

Aber wer seine Schuhe selbst näht, Zelte, Möbel, Schmuck selbst herstellt, der würde halt auch gerne seine eigene Ess-Schale töpfern.

Deshalb folgende Idee: Gebrauchsgeschirr töpfern für Gruppen mit historischem Hintergrund.

Also so in der Art: Alemannengruppe XY besucht von Freitag bis Sonntag einen Töpferkurs, bringt entsprechende Bilder mit (oder schickt sie vorab dem Kursleiter zu). Dann kann jeder sein Schüsselchen, Becher, o.ä. töpfern, verzieren usw. Und gebrannt wird dann, je nach Anforderung (entsprechend dem angestrebten Zeitalter und der Risikofreudigkeit der Teilnehmer) im modernen Ofen - oder im Feldbrand, Grubenbrand - oder im Lehmofen.

Keramik ist ein heikles Thema in Geschichtsdarstellerkreisen, das A und O jedes guten Lagers oder Veranstaltung. Ich denke, da wären von der Eisenzeit bis ins Mittelalter einige Leute interessiert. :roll:

Zu versponnen?
Abrasol
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Beitrag von Abrasol »

Zu versponnen?
Nicht unbedingt, hängt aber im Wesentlichen von den Ansprüchen an Qualität und auch Authenzität der Kursteilnehmer ab. Man kann auch bei dieser Disziplin nicht erwarten, dass man in kürzester Zeit "Originale" oder perfekte Kopien herzustellen im Stande sein kann. Da dürfen die Erwartungen nicht zu gross sein, bzw. sollte Frustration in dieser Hinsicht vermieden werden. Der Mensch ist meist mit einer grösseren Vorstellungskraft ausgesattet, als dass er es auch zu realisieren im Stande ist. Das ist nicht unbedingt ein Nachteil, allerdings kann das bei einem Kursprogramm, das auf Anfänger zugeschnitten ist, berücksichtigt werden. Wogegen es bei einer klaren- oder auch zu hohen Zielsetzung (die du ansprichst), wiederum leicht passieren könnte, dass die Augen grösser als die Hände sind :wink:
Avhaline
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Beitrag von Avhaline »

Es ist schon klar, daß ein Laie nicht binnen 2 Tagen 1a-Repliken herstellen wird. Hier ist dann sicher auch die Führung des Kursleiters gefragt, der sich auch in die entsprechende Zeit einarbeiten müsste und passende Objekte vorgeben müsste.

Aber ich denke mal, der Aufbau einer kompletten Darstellung (also einer historischen Figur) braucht zum Teil Jahre und verschlingt Unsummen. Da wäre ein mehrstufiger Töpferkurs, z.B. auch als jährlicher "Gruppenevent" im Winterhalbjahr, eine nette Einrichtung.

Ich denke mal, der Unterschied zu einem "normalen" Einsteigerkurs wäre zum einen, daß die geplanten Teile einem gewissen Stil entsprechen sollen. Der Schüler gibt vor, was das Ziel ist, nicht der Kursleiter.

Es gibt diverse Gruppen, die das Geschirrproblem so wie alle andern Ausstattungsteile im Selbstversuch gelöst haben. Das bedeutet eben, man besorgt sich Ton - so 20-40kg :roll: bastelt sich irgendeine Töpferhilfe, und probiert mal aus, ob das ganze den anschließenden Brand aushält. Lehrreich, aber frustbehaftet. Da wäre dann der eine oder andere Hinweis sowie Material und Werkzeug vom Profi schon hilfreich.

Geschichtsdarsteller haben sehr gute Netzwerke, wo sich gut solche Kurse anbieten ließen. Entweder gezielt für eine Zeit an die breite Masse, oder als Angebot an geschlossene Gruppen, sich mit ihren Wünschen zu melden.
Abrasol
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Beitrag von Abrasol »

Es ist schon klar, daß ein Laie nicht binnen 2 Tagen 1a-Repliken herstellen wird.
In der Tat :wink:
Aber was wäre wenn es 2 Jahre oder mehr dauert? :D

Die Idee ist gar nicht einmal so schlecht, bloß muß der "Geschichtsdarsteller-dingens" auch ganz klein anfangen und somit dürfte sich ein solcher Kurs in der Anfnagsphase nicht dermassen von anderen Anfängerkursen unterscheiden. Wenn man das etwas anders verpackt und die Aussichten und Ziele anders gestaltet wäre das Ok, aber es ändert nichts an den Tatsachen dass das Handwerk zu einem gewissen Punkt gelernt sein muss, bevor man sich an "Spezielles" heranwagen kann.
Der Schüler gibt vor, was das Ziel ist, nicht der Kursleiter.
Ich weiß nicht recht, - das stelle ich mir interessant für den Schüler und eventuell aufreibend für den Kursleiter vor. Ich kenne auch einige Leute aus solchen Gruppen, - die hängen sich wirklich mächtig rein, ohne Zweifel. Aber der Kursleiter muß eine Menge Autorität mitbringen, um nicht zu sehr "eingewickelt" zu werden :D
Avhaline
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Beitrag von Avhaline »

Ich denke, es gibt durchaus Teilgebiete, die sich durchaus mit einem herkömmlichen Anfängerkurs decken. So haben die Alemannen (eines meiner beiden persönlichen Steckenpferdchen) neben gedrehten Waren auch sehr viele Gefäße aufgebaut. Drehscheibe war sogar eher die Ausnahme. Dann waren die Verzierungen eher simpel. Einfache geometrusche Muster, die gestempelt wurden Kreuze, Sterne). Es gab einfache Rillen - alles eher schlicht. Nur: Wann wurde was gemacht? Wo lagen die Muster? In welchem Zustand bringt man sie auf?

Dann waren die Waren nicht glasiert, und es wurde eher in gelb brennendem Ton gearbeitet - soweit die Einschränkungen.

Eigentlich doch einfach, oder? Die Wahl des Materials eben angepasst, die Muster als Schwerpunkt, ansonsten Aufbau wie gehabt.

Steigerung sind dann Buckel und Rillen auf den Gefäßen. Drehwaren dann írgendwann als Endziel (übrigens auch schlicht, nur gestempelt und geritzt, keine Glasuren).

Und wenn vorab geklärt wird, was hergestellt werden soll, braucht der Kursleiter auch nicht gestreßt werden. Er kann dann trotz allem auswählen und einfache Objekte an den Anfang des Kurses stellen, anspruchsvollere Arbeiten in Aufbaukurse verlegen. Eben mehr Mitbestimmung, eigene Ideen und Vorlagen furch die Teilnehmer, aber Anleitung durch den Kursleiter. Und nicht nur das Standardprogramm, weil "jeder Teilnehmer macht erstmal so eine Schale..." - auch wenn die Teilnehmer sie nicht haben wollen, weil sie nicht passen - und sie anschließend entsorgen.
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