Brennkurve für Audrey Blackman Skulpturen

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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Elisaa
Beiträge: 10
Registriert: Montag 10. Oktober 2016, 15:45

Brennkurve für Audrey Blackman Skulpturen

Beitrag von Elisaa »

Hallo zusammen,

ich hab im Forum bezüglich einer Brennkurve für skulpturale Arbeiten für Audrey Blackman gesucht, dazu konkret aber nichts gefunden, deshalb beginne ich mal ein neues Thema.
Es geht um eine adäquate Brennkurve für eine Skulptur aus Audrey Blackman - Porzellan. Es handelt sich um einen Körper, der ungefähr diese Maße hat: ca. 40 cm Länge, 20 cm Höhe, Breite unterschiedlich, variiert zwischen 5-15 cm. Ein Bein steht hinaus und ist ca. 12 cm lang. Ich habe das Objekt aufgebaut und ausgehöhlt. Dann 2 Monate lang unter einem Plastikzelt trocknen lassen. Ist rissfrei getrocknet. Soweit so gut.
Jetzt bin ich mir unsicher wegen der Brennkurve. Die Wandstärke beträgt geschätzt ca. 1,5 - 1,7 cm. Da das Objekt mit der Schlinge ausgehöhlt wurde, ist es sicher nicht überall exakt gleich dick und das hinausstehende Bein hat eine etwas dünnere Wandstärke (ein paar Millimeter, vielleicht auch nur 1 mm) als der restliche Korpus. Das Objekt soll unglasiert/ungeschrüht gebrannt werden. Das gesamte Objekt liegt gänzlich am Boden auf.

Ich habe zuvor schon mal eine ähnliche, etwas kleinere Skulptur gemacht (nur Korpus ohne wegstehende andere Teile), welche ich bei dieser Brennkurve gebrannt hab (unglasiert und ungeschrüht):
180°C bis 600°C, 5 min Haltezeit und wieder 180°C bis 1280°C, 20 min Haltezeit. Das hat funktioniert. (Diese Brennkurve habe ich von einer befreundeten Porzellandesignerin, die allerdings Limoges verwendet zum Gießen)

Eine andere Skulptur habe ich bei selber Brennkurve gebrannt, diese Skulptur hat es allerdings beim Brand explosionsartig zerrissen, was jetzt der Grund dafür ist, weswegen ich nicht weiß, ob diese Brennkurve die richtige ist. Ob vielleicht bei dieser Wandstärke zu schnell hochheizt wird bis 600°C.
Da es das Objekt damals aber bei ca. 200°C zerrissen hat (ich weiß das deshalb, weil ich ein berstendes, bröckelndes Geräusch aus dem Ofen kommend bei dieser Temperatur gehört hab), glaube ich eher, dass die Skulptur nicht ganz trocken war und Wasser noch raus wollte, oder dass Luftblasen eingearbeitet waren. Wobei ich mir vorstellen kann, dass ein weiterer Grund sein könnte, dass ich versehentlich zwei verschiedene Porzellanmassen (Audrey Blackman und eine schamottierte Porzellanmasse) zusammen gemischt hab. Vielleicht gab es da zu viele Spannungsunterschiede zwischen den unterschiedlichen Massen? Es war nicht so, dass die Massen komplett durchmischt waren. Sondern es gab in der fertigen Skulptur an manchen Stellen die eine und an anderen Stellen die andere Masse.

Denkt ihr, dass die Brennkurve so passt oder sollte ich sie adaptieren? Ich habe in einem anderen Thread gelesen, dass die Endtemperatur zügig angefahren werden sollte und auf Haltezeiten weitest gehend verzichtet werden sollte aufgrund von Verzug- oder wie ich vermute Deformationsgefahr.
Sollte ich also die Temperatur bis 600 °C drosseln und ab 600°C bei 180°C bleiben? Gebrannt wird im Elektrokammerofen von Rohde.

Kann auf die 5 min Haltezeit ganz verzichtet werden bzw kann die Endhaltezeit von 20 min vielleicht auch verkürzt werden?

Ich würde mich über Antworten sehr freuen!

Lieben Gruß,
Elisa
flechtliesl
Beiträge: 73
Registriert: Freitag 14. Juli 2006, 17:11

Re: Brennkurve für Audrey Blackman Skulpturen

Beitrag von flechtliesl »

Viele Grüße

flechtliesl
Elisaa
Beiträge: 10
Registriert: Montag 10. Oktober 2016, 15:45

Re: Brennkurve für Audrey Blackman Skulpturen

Beitrag von Elisaa »

Hallo,
diesen thread habe ich schon relativ genau durchgelesen wie gesagt. In dem thread handelt es sich um Schüsseln, die ja wahrscheinlich wesentlich dünner sind als meine Skulpturen und gedreht und nicht aufgebaut sind.
Ich fürchte also, das gibt keine Vergleichswerte für das was ich mache..
lg
Laborfuerdesign
Beiträge: 176
Registriert: Samstag 3. September 2016, 16:21

Re: Brennkurve für Audrey Blackman Skulpturen

Beitrag von Laborfuerdesign »

Zur Brennkurve von Porzellan kann ich leider nicht viel sagen, aber ich stelle Skulpturen in der selben Technik und Größe her wie du, allerdings aus grob schamottiertem Steinzeug. Auch wenn die Stücke wochenlang zum Trocknen rumgestanden haben, gehe ich davon aus, dass sie noch Restfeuchte enthalten... immerhin ist die Luftfeuchtigkeit um diese Jahreszeit immer noch mind. 40%. Damit also wirklich alles Wasser eine Chance hat zu entweichen, trockne ich die Stücke vor dem eigentllichen Brand im Ofen, bei 60° mindestens vier Stunden. Dabei alle vorhandenen Lüftungsklappen weit auf. Man könnte zum Test einen Spiegel oder ähnliches vor den Auszug halten und gucken, ob noch irgendwas beschlägt. Aber an die vier Stunden mindestens würde ich mich so oder so halten. Direkt im Anschluss brenne ich dann mit 150° die Stunde bis 600°, warte dort zehn Minuten, damit auch wirklich alle Teile der Skulptur den Quarzsprung geschafft haben. Dann gehts mit Karacho auf Endtemperatur. Bis jetzt ist jedes Stück heil geblieben... aber wir reden hier auch nur von drei oder vier Stücken :lol:

Ein weiteres großes Problem ist die Schwindung im Ofen und wie du dein Teil lagerst um Rissen vorzubeugen. Du sagst deine Skulptur liegt auf der ganzen Länge flach auf? Dann wird sie sich kaum bewegen können, wenn sie schwindet. Du müsstest dir was ausdenken, wie du sie so lagerst, dass sie auf der Ofenplatte "gleiten" kann, wenn die Schwindung einsetzt. Ein Bett aus Quarzsand, eine Platte aus dem gleichen Material, die mit der Skulptur schwindet; irgendeine Konstruktion aus Brennplattenabschnitten, die auf quergelegten Ofenstützen rollen... keine Ahnung, da hab ich keine Erfahrungswerte.
Elisaa
Beiträge: 10
Registriert: Montag 10. Oktober 2016, 15:45

Re: Brennkurve für Audrey Blackman Skulpturen

Beitrag von Elisaa »

Hallo Laborfuerdesign und alle anderen Thread-Leser,

späten Dank für die Antwort erstmal.
Das ist jetzt schon eine Weile her.. leider weiß ich immer noch nicht genau mit welcher Brennkurve ich meine Porzellanobjekte brennen muss, damit alles heil bleibt. Ich musste ein paar Versuchsobjekte machen und aufgrund der monatelangen Trocknungszeit lange warten, bis sie trocken sind.
Bin jetzt aber mal auf dem Stand, dass ich die Wandstärke dünner mache (unter einem 1 cm) und ich eine sehr langsame Aufheizphase wählen werde beim nächsten Mal. (80 °/Std.). Mal sehen ob das hilft.

Jetzt aber noch meine Frage. Du hast letztes Mal von Quarzsand gesprochen, weißt du ob dieser hohe Temperaturen auch aushält, also bis zu 1240°C? Oder versintert der Quarzsand dann mit dem Objekt?

Beste Grüße und danke
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Wolf
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Re: Brennkurve für Audrey Blackman Skulpturen

Beitrag von Wolf »

wenn ich ein Problem habe - und das habe ich oft, als ungelernter Quereinsteiger - komme ich hierher, ins Forum des Kalkspatz und sehe nach, was dazu vielleicht schonmal gesagt wurde.
Gestern zum Beispiel wegen einer Blackman Porzellanfigur, die gerade entstanden ist und die - wie bei uns Ungelernten üblich :wink: - unterschiedliche Wandstärken hat ... bei der ich mich frage, wie ich sie am geschicktesten trockne.

Ich möchte mich zwischendurch mal bei all den Leuten bedanken, die hier ihre Zeit "geopfert" haben und geduldig auf komplizierte und einfache Fragen antworten.
Das hat mir schon oft geholfen und ich bin sehr froh über diese Quelle für Informationen.

Danke :D
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Günter
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Re: Brennkurve für Audrey Blackman Skulpturen

Beitrag von Günter »

Hallo Elisaa
wir haben in einem Salzofen (also gut über 1250°C) groben Quarzsand als Trennmittel und Rollschicht unter die Pötte gestreut. Selbst mit dem Salzanflug konnte man den Sand nachher einfach abbürsten. Da Silizium einen Schmelzpunkt über 1400°C hat, sollte keine Sinterung auftreten.
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