Eine gerissene Oberfläche auf Ton.

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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Karoli
Beiträge: 2
Registriert: Samstag 10. November 2018, 08:45

Eine gerissene Oberfläche auf Ton.

Beitrag von Karoli »

Hallo, ich bin neu bei Kalkspatz. Lese aber sehr interessiert alle Beiträge, soweit es mir bisher möglich war. Da man sich als Hobbytöpfer ja nun auch weiter entwickelt, habe ich mal eine Frage? Ich suche eine Antwort auf die Frage, wie bekommt, in diesem Fall, Frau hin, das die Oberfläche eines getöpferten Gegenstandes reißt?? Ich habe es mit Kaolin versucht, Fehlanzeige!! 🤦‍♀️ Also, für einen guten Tipp wäre ich Euch sehr dankbar!! 🙏🏻🤗
Regina
Beiträge: 139
Registriert: Freitag 18. Februar 2005, 07:53
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Re: Eine gerissene Oberfläche auf Ton.

Beitrag von Regina »

Die Seite, die reissen soll föhnen und dann von der der anderen Seite her ausdehnen. Eine Platte zum Beispiel einfach auf die Arbeitsplatte fallen lassen. Natürlich schön parallel. Ein rundes Gefäß aufweiten, am besten auf der Scheibe, geht aber auch per Hand.
Laborfuerdesign
Beiträge: 176
Registriert: Samstag 3. September 2016, 16:21

Re: Eine gerissene Oberfläche auf Ton.

Beitrag von Laborfuerdesign »

Wenn du auf der Scheibe drehst, dann lass die Wandstärke deines Gefäßes ungefähr doppelt so dick wie üblich. Bei langsam laufender Scheibe Pinsel drei Schichten Natron Silikat, also "Wasserglas" auf das Gefäß. Wasserglas ist dieses gel-artige Zeug, mit dem die Oma früher Eier haltbar gemacht hat. Kannst du im Internet oder Fachhandel kaufen, ist nicht teuer. Warte eine Weile oder benutze einen Heisluftföhn um die Oberfläche anzutrocknen. Dann drehst du weiter und bauchst das Gefäß langsam aus, OHNE die Aussenseite zu berühren, nur von innen drücken. Der Ton wird spektakulär reissen. Du siehts dann, ob du mehr oder weniger Wasserglas auftragen musst oder wann die Schmerzgrenze mit dem Dehnen erreicht ist. Noch besser wird der Effekt, wenn du vorher farbigen Schlicker oder Terra Sig aufträgst, dann schaut aus den Rissen der helle Ton hervor.

Hier ist ein Link zu einem Meistertöpfer, der es ganz schön vormacht.

Viel Spass

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https://youtu.be/5Zb4AG3Hh20
Karoli
Beiträge: 2
Registriert: Samstag 10. November 2018, 08:45

Re: Eine gerissene Oberfläche auf Ton.

Beitrag von Karoli »

Hallo Regina und Laborfuerdesign!
Ich habe mich sehr gefreut, das Ihr so schnell geantwortet habt!! Nun kann ich los legen und probieren!! Also, habt ganz lieben Dank!! Es wird eine Herausforderung für mich werden, aber es wird toll und ich freue mich schon auf das Ergebnis!! Dankeschön!! 😍🙋🏼‍♀️

Liebe Grüße Karoli
wolle
Beiträge: 208
Registriert: Donnerstag 31. August 2006, 13:34

Re: Eine gerissene Oberfläche auf Ton.

Beitrag von wolle »

Hi,
mit Natriumsilikat wäre ich -zumindest im Elektroofen- vorsichtig. Eine Natriumsilikatverbindung entsteht als Salzglasur im Salzbrand. Dort zumindest legt es sich auf alle Oberflächen.
Gruß,
Wolfgang
Jens Adam
Beiträge: 83
Registriert: Donnerstag 31. August 2017, 14:22

Re: Eine gerissene Oberfläche auf Ton.

Beitrag von Jens Adam »

Beim Salzbrand funktioniert das meines Wissens etwas anders. Bei 1280° wir Kochsalz=NaCl in den Ofen geschüttet. Dieses verdampft, das Na reagiert mit den Silikaten an der Scherbenoberfläche (und der Ofenausmauerung) zu Natriumsilikat, der sogenannten Salzglasur. (Nebenbei entsteht dann noch HCl, Salzsäure)
Das Erhitzen von Na-Silikat im Brennofen sollte also nicht die selbe Auswirkung haben wie ein Salzbrand.
Bitte korrigiert mich, falls ihr es besser wisst, Jens
wolle
Beiträge: 208
Registriert: Donnerstag 31. August 2006, 13:34

Re: Eine gerissene Oberfläche auf Ton.

Beitrag von wolle »

Hi,
Der Schmelzpunkt von Wasserglas liegt je nach vorliegender Verbindung zwischen 1000 und 1100 Grad. Dementsprechend ist bei Temperaturen über 1200 Grad auch ein gewisser Teil Na+ Ionen in der Luft, genau wie bei NaCl. NaCl schmilzt bei 800 und siedet bei 1450 Grad. Trotzdem ist genug Na+ im Ofen für die Salzglasur ab ca. 1230 Grad (Bei der Temp. mache ich das in der Kapsel).
Wieviel Na+ Ionen aus dem Wasserglas kommen weiß ich nicht, aber gut ist es sicher nicht für die Spiralen.

Probiert es aus und teilt Eure Erfahrungen. Meine Rede: Learning by burning.
Gruß,
Wolfgang
Stf
Beiträge: 2
Registriert: Donnerstag 24. August 2017, 19:17

Re: Eine gerissene Oberfläche auf Ton.

Beitrag von Stf »

Und wenn man Kaliwasserglas oder Lithiumwasserglas verwendet?
madame Alexis
Beiträge: 251
Registriert: Mittwoch 9. März 2005, 17:06

Re: Eine gerissene Oberfläche auf Ton.

Beitrag von madame Alexis »

Hallo!
Vielen Dank für diesen Beitrag, ich finde das alles sehr interessant.
Ich hab aber noch nicht ganz verstanden, welche Funktion das Wasserglas hat. Begünstigt es die Rißbildung ? Würde der Ton anders reißen, wenn man das Wasserglas wegläßt ( und beispielsweise eine Engobe verwendet) ?
Grüßlis, Alex
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Orion
Beiträge: 109
Registriert: Montag 29. September 2014, 14:39

Re: Eine gerissene Oberfläche auf Ton.

Beitrag von Orion »

Hallo, soweit ich das ausprobiert habe trocknet das Wasserglas den Ton auf der Außenseite der Arbeit aus und führt durch die Spannung zum feuchteren Innenteil zu einer spektakulären Rissbildung. Meisterin dieses Fachs ist die amerikanische Keramikerin Marcia Selsor, die diese Technik mit dem Niedrigbrand Obvara verbindet, was ich als einzigartig empfinde. Ich hatte 2016 im Dezember die Gelegenheit sie in Bonn zu treffen, und kann ehrlich empfehlen sich diese Arbeiten mal anzuschauen. Auch Gundula Sommerer aus Flensburg arbeitet mit dieser Methode und hat traumhafte Ergebnisse.
Gruß Marion
Gruß Orion




Ja, man soll Birnen von der Ulme verlangen. Octavio Paz
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