Transparente Glasuren

Wieso, weshalb, warum ...
Alles was nirgend wo anders rein passt soll hier rein!
Antworten
Petrapi
Beiträge: 3
Registriert: Samstag 21. September 2019, 11:32

Transparente Glasuren

Beitrag von Petrapi »

Hallo, seit sehr langer Zeit versuche ich nun eine Lösung für mein Problem zu finden. Bisher ohne Erfolg. Ich hoffe, dass hier jemand eine Idee für mich hat. Ich möchte geschrühten Ton, glasiert mit transparenter Pulvermischung, hochbrennen. Das Resultat sind milchige Flecken, Verlaufspuren und Unebenheiten. Bei Pinselaufstrich, gleiches Ergebnis. Komischerweise häufig jedoch nur auf einer Seite oder nur bei einem Gefäß und bei dem anderen nebenstehenden nicht. Die Pulverglasur tunke ich oder schütte ich, da es sich oft um größere Dinge handelt. Ich mache alles nach Vorgaben. Der Ton ist für Hochbrand geeignet, die Glasur ist es auch. Die Sachen werden entstaubt, nach dem Auftragen trocknen gelassen und die vorgegebene Zeit im Ofen belassen (Einstellungen wurden mir beim Kauf mit gemacht. Anfangs hat es komischerweise noch funktioniert). Die Mischeingaben stimmen auch mit den Vorgaben überein. Ich habe schon den Behälter gewechselt, den Ton und die Glasur. Keine Chance. Fällt vielleicht jemandem noch eine Idee ein ? Die Sachen habe ich bei Keramik Kraft gekauft und dort schon mehrere Gespräche geführt. Leider ohne positves Ergebnis. Ich freue mich, von jemandem zu hören. :)
Ono
Beiträge: 111
Registriert: Mittwoch 12. September 2012, 09:08
Wohnort: Brandenburg

Re: Transparente Glasuren

Beitrag von Ono »

Hast du die Viskosität kontrolliert?
Vielleicht hat die Glasur einfach etwas Wasser verloren durch Verdunstung oder durch das Glasieren selbst?
Dann wird sie dicker und an manchen Stellen so dick, dass sie milchig wird.
Einfach etwas Wasser reinschütten könnte dann das Problem lösen.
Petrapi
Beiträge: 3
Registriert: Samstag 21. September 2019, 11:32

Re: Transparente Glasuren

Beitrag von Petrapi »

Vielen herzlichen Dank. Auch das gehörte schon zu meinen vielen Versuchen.
Ono
Beiträge: 111
Registriert: Mittwoch 12. September 2012, 09:08
Wohnort: Brandenburg

Re: Transparente Glasuren

Beitrag von Ono »

Na vielleicht nicht genug verdünnt?
Eigentlich wird jede Glasur transparent, wenn man sie genügend verdünnt.
Frage ist natürlich, ob sie dann überhaupt noch als Glasur funktioniert.
Aber wenn es schon grundsätzlich das Rezept für eine transparente Glasur ist, sollte sie mit mehr Wasser schon transparent werden bevor sie so dünn ist, dass sie nicht mehr wirklich als Glasur funktioniert. Irgendwann wird sie vermutlich sehr matt und nicht mehr besonders funktional bevor sie ganz aufhört, eine Glasur zu sein.
Andere Möglichkeit wäre noch eine höhere Brenntemperatur oder längere Haltezeit. Milchige Transparentglasuren sind auch manchmal schlicht unterfeuert. Ist schon denkbar, dass der Ofen unbemerkt sein Temperaturverhalten leicht geändert hat trotz gleich eingestellter Brennkurve. (Obwohl er ja meist mit zunehmender Abnutzung der Spiralen die gegenteilige Tendenz zu mehr Hitzeeinwirkung hat.)
Plötzlich auftretende milchige Flecken, Verlaufspuren und Unebenheiten hören sich jedenfalls definitiv eher nach zu wenig Hitze als zuviel an. Es sei denn, die Glasur läuft und bildet dadurch Tropfen und andere Unebenheiten, aber das sollte man eigentlich gut erkennen.
Benutzt du denn Kegel oder etwas anderes zur Temperaturbestimmung oder weißt du überhaupt, wie die Temperaturverteilung im Ofen ist?
Wenn der Ofen weniger voll ist, kann auch die Hitzeeinwirkung geringer sein, weil er dann schneller aufheizt und schneller abkühlt. Besonders die Anzahl der Etagen und damit der Schamotteplatten kann da einen ziemlichen Unterschied machen. Ich gleiche das manchmal nach Gefühl mit Pi mal Daumen über die Haltezeit aus.
Und dann könnte man auch noch versuchen, nachdem die aufgetragene Glasur getrocknet ist, mit einer weichen Metalldrehschiene die zu dick gewordenen Stellen vorsichtig abzuschaben, sodass der Auftrag gleichmäßig ist. Die "Verlaufspuren" entstehen ja vermutlich beim Glasieren und sollten danach auch erkennbar sein.
Das Glasieren selbst ist auch eine Kunst, die gelernt sein will.
Laborfuerdesign
Beiträge: 176
Registriert: Samstag 3. September 2016, 16:21

Re: Transparente Glasuren

Beitrag von Laborfuerdesign »

Das klingt ja wirklich sehr merkwürdig. Ist es denn weissbrennender Ton, den du glasieren möchtest? Ist er nämlich rot oder ist es Manganton, dann sieht man auch schon die kleinste Spur von Borschleier als Trübung. Da hilft dann nur Glasur wechseln hin zu Zink oder Bor-freier Fritte als Flussmittel und/oder noch dünner glasieren. Was mir sonst noch einfallen würde, manche Transparentglasuren enthalten so viel Fritte, dass sie sich einfach schlecht auftragen lassen. Die Fritte ist quasi ein schweres Glasmehl, dass sich im Glasurschlicker super schnell absetzt und beim Auftrag auf den geschrühten Ton einfach keinen schönen, gleichmässigen "Film" ergibt. Um sich beim Auftrag gut zu verhalten, braucht eine Glasur einen Gewissen Anteil an tonigen Bestandteilen (oder Zink, oder Gerstley Borate), der felt hier vielleicht.

Um die Konsistenz deiner Glasur zuverlässig zu messen, solltest du ganz genau 100ml des gut aufgerührten Glasurschlickers abmessen und diese 100ml dann wiegen. Eine Glasur kann nämlich so stark geflockt sein, dass sie wesentlich dicker erscheint als sie ist und andersrum. 100ml Glasurschlicker einer Transparentglasur sollten um die 125gr wiegen, mehr nicht (Im Vergleich dazu sollten gewöhnliche Glasuren um die 145gr wiegen). Füge solange Wasser hinzu, bis 100ml 125gr entsprechen. Dann schau dir an, wie deine Glasur sich verhält. Setzen sich schnell Bestandteile am Boden des Eimers ab und du musst ständig rühren um die Konsistenz zu erhalten? Wenn du ein geschrühtes Stück Ton in die Glasur tauchst und langsam herausziehst, laufen dann Rinnsale herab oder "gelliert" die Glasur sofort? Ist die Antwort beides Mal ja, dann gebe tropfenweise Stellmittel hinzu. Jedesmal gut rühren und ein bisschen warten. Du solltest beobachten können, wie die Glasur sich immer dicker anfühlt, obwohl sich der Wassergehalt nicht ändert. Du musst ein bisschen experimentieren. Dein Ziel ist es, die Glasur so einzustellen, dass sie sich gut durch Tauchen auftragen lässt. Nicht wie eine wässrige Brühe, aber auch nicht wie Pfannkuchenteig. Wenn die Glasur zu dick wird, nicht durch mehr Wasser verdünnen, sondern dem Stellmittel mit ein paar Tropfen Wasserglas entgegenwirken.

Sollten deine Stücke sehr dickwandig sein oder sehr niedrig geschrüht, dann besteht noch die Gefahr, dass sie zu "durstig" sind und einfach zu viel und zu schnell Glasur annehmen. In diesem Fall tauche das ganze Werkstück kurz in klares Wasser und warte dann zehn Minuten bevor du glasierst. Transparentglasuren müssen im Allgemeinen nur halb so dick aufgetragen sein, wie manch andere Glasur. Benutze eine Töpfernadel um dir die getrocknete Glasurschicht mal anzuschauen.Dicker als einen knappen Millimeter sollte sie auf keinen Fall sein.
Petrapi
Beiträge: 3
Registriert: Samstag 21. September 2019, 11:32

Re: Transparente Glasuren

Beitrag von Petrapi »

An dieser Stelle möchte ich mich bedanken. Ich bin ganz neu in dem Forum, es sind erste Erfahrungen mit der Kommunikation. Ich habe hier zwei sehr nette Antworten erhalten. Ich werde diese auf alle Fälle in der Praxis berücksichtigen .... Danke für die Mühe !
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Transparente Glasuren

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Zum Bestimmen der Glasurdichte gibt es auch den Aräometer, sieht aus wie ein großer Thermometer, ist aber in Wirklichkeit eine Art kleiner Boje, die man vorischtig senkrecht in die Glasur gibt und je nach dem wie dicht diese ist, sinkt der Aräometer mehr oder weniger ein, was man auf einer Skala sehen und von mal zu mal notieren kann.

Er kann nur bei sehr kleinen Glasurmengen nicht so gut angewendet werden, weil er tief genug einsinken können muss. Dazu kann man sich irgend ein schmales, hohes Gefäß suchen, in das man die kleine Glasurmenge einfüllt, ganz professionell wäre so ein Zylinder wie sie in chemischen Laboren benutzt werden, aber eine kleine Mineralwasserflasche bei der man den Hals abgeschnitten hat tut es vielleicht auch. Der Aräometer darf natürlich auf keinen Fall auf dem boden des Behälters aufkommen. Wenn man mehrmals hintereinander messen möchte, weil man zum Verdünnen immer wieder etwas Wasser hinzugefügt hat, ist es besser den Aräometer vor dem Messen ab zu trocknen, da er sonst mit der Wasserschicht die an ihm haftet ein klein Wenig tiefer sinkt. Bei manchen Glasuren kann das entscheidend sein.

Schönen Gruß
Maria
madame Alexis
Beiträge: 251
Registriert: Mittwoch 9. März 2005, 17:06

Re: Transparente Glasuren

Beitrag von madame Alexis »

Hallo,
Ich habe mit deiner Bezugsquelle leider ziemlich schlechte Erfahrung machen müssen und glaube nicht, das die dir wirklich weiterhelfen können. Daher mein Tipp, es mal mit einem anderen Händler zu versuchen. Es gibt welche, die Ihre Glasuren gut kennen bzw. selbst entwickeln und daher gute Hilfe leisten können.
Grüße, Alex
Jens Adam
Beiträge: 83
Registriert: Donnerstag 31. August 2017, 14:22

Re: Transparente Glasuren

Beitrag von Jens Adam »

Hallo,
vielleicht könntest Du noch die Glasur genauer nennen und die Brenntemperatur? Ich würde beim nächsten Brand PTC-Ringe auf jede Ofenplatte legen. Damit kannst Du das Brennverhalten Deines Ofens genauer bestimmen. Ich hatte auch Probleme mit unregelmäßigen Brennergebnissen und war überrascht, einen Temperaturunterschied von 30° im Ofen zu messen. Zum Ausmessen benötigst Du allerdings noch eine präzise Meßlehre, auf hundertstel Millimeter genau.
Freundliche Grüße, Jens
Antworten