Pulverglasur zu dick aufgetragen?

Dies ist das Forum für Glasuren, Dekorprobleme, Oberflächenbehandlung etc.
Antworten
innsbruckertontäubchen
Beiträge: 4
Registriert: Mittwoch 23. Oktober 2019, 09:31

Pulverglasur zu dick aufgetragen?

Beitrag von innsbruckertontäubchen »

Hallo liebe KeramikerInnen,
wie "dick" dürfen Pulverglasuren aufgetragen werden, sodass sie nach dem Brand gut aussehen? Bzw. wenn zu dick aufgetragen, kann man die nochmal abtragen vor dem Brennen oder sieht das dann verhunzt aus?

Ich beschreibe mal kurz mein Problem.
Habe mir vor kurzem Pulverglasuren zum anrühren bei Carl Jäger bestellt, weil mich die Pinselglasuren irgendwie immer etwas enttäuscht haben, die Stücke irgendwie ungleich wurden und ich mich dann etwas mit der Materie Pulverglasur beschäftigt habe.
Glasuren sind angekommen und ich habe mich gleich ans anrühren gemacht und Probescherben in die Töpferei zum brennen gebracht, um zu sehen, wie sie sich auf hellem und dunklem Ton verhalten. Alle fünf Glasuren habe ich erstmal gleich angerührt, ca. 100grGlasur/80ml Wasser -Konsistenz sahnig-dünn und siehe da - alle anders geworden :D Nun waren aber schöne dabei und ich wollte nochmal ähnlich gießen (es handelt sich um kleine Essteller), nur dass es auf dem Probescherben so aussieht, als waren sie etwas zu dick beschichtet. Manche Glasuren sind gelaufen und hatten dann (auf dem flachen Teller) an manchen Stellen Nasen gebildet. Plus ist die Farbe nicht so schön rausgekommen. Also wollt ich sie bei den Tellern etwas dünner auftragen und hab dazu etwas mehr Wasser genommen (Wobei die Konsistenz trotzdem sahnig-dünnflüssig war).

Nun hab ich die Teller übergossen: Teller (haben einen kleinen Rand) hingestellt, Glasur reingefüllt, langsam geschwenkt bis die Glasur überall war, zurück in den Eimer gekippt. Ich könnt mir vorstellen dass das zu lange gedauert hat und der Scherben da schon zu viel aufgesogen hat? Jedenfalls sehen jetzt manche Teller aus wie Frankensteins Gesicht, weil ich auf manchen glaub nochmal etwas nachbessern wollte und dann nochmal etwas Glasur draufgekippt hab und einzelne Bereiche also "doppelt" glasiert sind. Und bei manchen ists einfach so zu dick glaub ich. Jetzt ist die Frage, ob ich das vor dem Brand noch "retten" kann, etwas abtragen soll oder sich das beim brennen ausgleicht?

Sodaloda, danke schonmal, bin gespannt auf eure Antworten
man merkt auch beim Hobbykeramiker: Lehrjahre sind keine Herrenjahre, :green:
LG Lisa
hille
Beiträge: 1194
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: Pulverglasur zu dick aufgetragen?

Beitrag von hille »

Wasche die Teller komplett ab und glasiere sie neu. Ich würde sie so nicht brennen, auch ohne es gesehen zu haben, nur nach deiner Beschreibung. Zu dick aufgetragene Glasur kannst du mit wenig Erfahrung durch teilweises Abschaben auch nicht retten, das Ergebnis wird mit Sicherheit nicht gut aussehen. Und wenn du es so lässt wie jetzt, dann kannst du die Ofenplatten versauen oder die Teller zerspringen nach dem Brand als worst cases.

Die Glasur ist ja nicht verloren, wenn du jede Sorte einzeln abwäschst, kannst du das Abgewaschene wieder in den Eimer geben. Danach zwei Tage trocknen lassen, bevor du einen neuen Versuch wagst.

Um die Glasur richtig einzustellen, brauchst du, bevor du die richtige Erfahrung hast, ein Aräometer, damit kann man die Dichte einer Flüssigkeit messen. Welchen Dichtegrad die Glasur jeweils haben sollte, das kannst du vorher bei Jäger erfragen. Der Nachteil der Aräometer ist, sie sind ziemlich lang, du brauchst also ein hohes schlankes Gefäß zum Messen. Und ansonsten würde ich die Teller lieber tauchen, als nach deiner Methode. Die dauert wirklich zu lange, da setzt sich zu viel ab. Ich feuchte bei Teilen, die ich ausgießen muss, also Schüsseln, vorher den Boden mit dem Schwamm an, dann gleicht sich das aus. Aber auch beim Glasieren gilt leider, man muss Erfahrungen erwerben, ohne die ist vieles Glückssache und viel Ausschuss gehört dazu.
innsbruckertontäubchen
Beiträge: 4
Registriert: Mittwoch 23. Oktober 2019, 09:31

Re: Pulverglasur zu dick aufgetragen?

Beitrag von innsbruckertontäubchen »

Viiiiielen Dank! Das hilft mir extrem weiter!
Ohja, was du sagst über das Erfahrung erwerben ist sehr wahr! Mit jedem Brand und mit jedem einzelnen Werkstück hab ich bis jetzt schon einen Haufen dazugelernt. Aber die Teller wollte ich so jetzt nicht versauen, das wär mir echt zu schade, da ist es schön, wenn man durch die Erfahrung anderer schon ein bisschen "vorlernen" kann, wenn man das Unheil sonst schon kommen sieht :D Das Glasieren finde ich bisher übrigens das Schwerste, bzw. das Unvorhersehbarste. Jedes mal steh ich wieder in der töpferei und schau "wiar a schwaibal wenns blitzt" wenn ich die fertigen Sachen abhol :shock: :lol:
Dann werd ich mich mal auf die Suche machen nach einem Aräometer!
Wie ist das eigentlich wenn man dreckiges Glasurwasser in den Ausguss kippt? Sicher nicht so bueno für die Umwelt?
Holzkopf
Beiträge: 45
Registriert: Mittwoch 2. Oktober 2019, 19:11

Re: Pulverglasur zu dick aufgetragen?

Beitrag von Holzkopf »

Ich habe hier ein paar von den Carl Jäger Pulverglasuren und die funktionieren eigentlich ganz gut, sofern sie eben nicht zu dick aufgetragen werden. Ich hatte aber eher Abroller als Läufer bei zu dickem Auftrag. Ich rühre die recht dünn an, die Farben decken ohnehin ziemlich gut und bei strukturierten Oberflächen möchte ich auch, dass der Ton durchscheint. Bisher bin ich dabei ohne Aräometer ausgekommen. Es hat aber etwas gedauert bis ich ein Gefühl für die richtige Konsistenz hatte. In einem transparenten Eimer kann ich sehen wie viel Wasser sich absetzt. Wenn ich die richtige Konsistenz habe, notiere ich mir das Verhältnis von abgesetzter Glasur zu abgesetztem Wasser.
Nach meiner Erfahrung gibt es keinen fixen Wert, wie dick oder dünn eine bestimmte Glasur sein sollte. Es kommt ja auch auf den Ton an, bzw wie gern dieser Wasser aufnimmt, wie hoch geschrüht wurde und wie dick man die Glasur im Einzelfall haben will. Ich tunke dann einfach entsprechend länger oder wenn es sehr dick sein soll, auch zwei mal. Ich habe die Pulverglasur auch schon gepinselt, das geht ebenfalls.
Glasurwasser in den Ausguss? Gibt´s bei mir nicht. Was so beim Abwischen der Gefäßunterseiten anfällt oder am Rührstock und Pinsel haftet wird in einem Eimer ausgewaschen. Nach dem Absetzen kippe ich das überschüssige Wasser weg und was dann übrig bleibt gibt eine Überraschungsglasur. Letztes mal war es ein schönes halbtransparentes, helles Olivgrün.
hille
Beiträge: 1194
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: Pulverglasur zu dick aufgetragen?

Beitrag von hille »

Nicht in den Ausguss!
Ich habe für jede Glasur eine eigene Schüssel mit Abwaschwasser. Nach dem Glasieren setzen sich die Glasurbestandteile ab, das überschüssige Wasser kann ich dann vorsichtig abgießen und den Rest wieder in seinen Eimer geben.

Wenn du eine Schüssel für alle Glasuren nimmst, dann erhälst du das von Holzkopf beschriebene Überraschungsresultat.

Wenn du doch mal Glasurreste entsorgen musst, dann trocknen lassen und in den Restmüll geben. Früher habe ich die zum Sondermüll gebracht, aber irgendwann wollten die das nicht mehr und haben gesagt, der Restmüll wird sowieso verbrannt, ich soll es in die Mülltonne tun. Aber wenn man immer schön nach der obigen Methode arbeitet, fallen sowieso keine Reste an oder nur minimal, wenn du z.B. mal was vom Boden aufwischen musst.
innsbruckertontäubchen
Beiträge: 4
Registriert: Mittwoch 23. Oktober 2019, 09:31

Re: Pulverglasur zu dick aufgetragen?

Beitrag von innsbruckertontäubchen »

Danke für euren Input bezüglich dem Glasurabwasser. Natürlich meine ich nicht das Glasurgemisch per se, sondern eher so Sachen wie Pinsel und Schwämmchen ausspülen. Das kleine Eimerchen mit "Frischwasser" am Ende absetzen zu lassen und zurück in den Eimer zu kippen ist eine gute Idee :)
Den Rest hab ich dann auch abgewischt und in den Restmüll gegeben, aber so ganz vermeiden konnte ich schmutziges Wasser in den Abfluss zu kippen nicht. Wenn ich euch richtig verstehe, ist das bei euch auch so?!
Holzkopf
Beiträge: 45
Registriert: Mittwoch 2. Oktober 2019, 19:11

Re: Pulverglasur zu dick aufgetragen?

Beitrag von Holzkopf »

Was ich in den Ausguss kippe ist klar. Schwämme und Pinsel mit Glasur wasche ich in einem Eimer aus und wenn sich genug abgesetzt hat, kippe ich das klare Wasser weg. Übrig bleibt ein Gemisch aus Glasuren und Engoben. Selbst wenn das nicht hübsch ist, um die Innenseite einer Flasche zu glasieren reicht es allemal.
innsbruckertontäubchen
Beiträge: 4
Registriert: Mittwoch 23. Oktober 2019, 09:31

Re: Pulverglasur zu dick aufgetragen?

Beitrag von innsbruckertontäubchen »

Ahja super zu wissen! Dann warte ich noch bis es sich mehr abgesetzt hat, noch ist das Eimerwasser farbig!
kaktusland
Beiträge: 19
Registriert: Freitag 27. März 2020, 13:57

Re: Pulverglasur zu dick aufgetragen?

Beitrag von kaktusland »

Hab zum ersten Mal Pulverglasuren selbst angerührt - Weiß sd matt von Hans Wolbring und Ägais und Transparent matt von Andrea Wolbring. Transparent habe ich mit etwa 1l Wasser oder etwas mehr angerührt, die anderen mit 600ml je auf 1 kg. Ägäis ist von der Konsistenz okay, weiß sd matt brauchte mehr Wasser und ist immer noch relativ dick nach dem Tauchen. Aber das Transparent wird ziemlich dick. Ich habe es über einzelne Inseln auf meinem Gefäß laufen lassen, noch nicht mal getaucht, aber es trocknete ganz schnell und war dicker, als ich es erwartet hatte. Kann ich das noch weiter verdünnen? Ich habe schon vorsichtig was von der glasierten Oberfläche runtergenommen - das Gefäß muß nicht gleichmäßig werden, es darf rustikal aussehen, und ich werde es auch so brennen. Schrühbrand war 900 Grad. Die Gefäße hatten vorher eine seeeeehr lange Zeit zum Trocknen. Aber wieviel Wasser kann man denn wirklich dranrühren?
hille
Beiträge: 1194
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: Pulverglasur zu dick aufgetragen?

Beitrag von hille »

Wie viel Wasser eine Pulverglasur braucht, das ist von Glasur zu Glasur unterschiedlich. Ganz grob bewegt es sich im Bereich 1:1 bis 1:1,5 Glasur:Wasser. Das muss man testen. Für eine Dichtemessung mit Aerometer wirst du wohl nicht genug Glasur haben. Also beim ersten Glasieren nicht deine tollen Stücke hernehmen, sondern irgendwelche Probeschälchen. Und da unten viel Platz zum Fuß lassen, falls die Glasur läuft.

Ansonsten ist zu dünn immer besser als zu dick, da kann weniger passieren. Bei zu dünnen Auftrag ist die Glasur halt nicht so schön, Farben kommen nicht gut, richtige Fehler sind aber selten. Bei zu dickem Auftrag können Glasuren ablaufen, die Gefäße können reißen, die Glasur kann sich zu Inseln zusammenziehen, Transparentglasur wird milchig...
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Pulverglasur zu dick aufgetragen?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Kaktusland,

wie Hille schon sagt, muss man das alles ausprobieren, da führt kein Weg daran vorbei und es gehört zum Wesen des Keramik machens.

Um fest zu stellen wie Dicht eine Glasur sein soll muss man den von Hille genannten Aräometer nutzen, der funktioniert wie eine Boje und hat eine Skala. Je nach dem wie tief er in die Glasur einsinkt, kann man sich Notizen machen und Erfahrungen sammeln. Falls du nur kleine Glasurmengen hast, die für die Länge des Aräometers nicht ausreichen, kannst du versuchen die Glasur in irgend ein schmales, hohes Gefäß zu gießen. Ich nutze dafür eine schmale Mineralwasserflasche aus Plastik, von der ich den Hals so weit abgeschnitten habe, dass man den Aräometer gut hantieren kann. Dann gibt es noch diese Zylinder aus dem Chemielabor. Nicht vergessen vor jedem Messen gut um zu rühren und den Aräometer vorher ab zu trocknen, sonst kann er an der drauf liegenden Wasserschicht ein Wenig tiefer einsinken, was bei ganz empfindlichen Glasuren schon einen Unterschied machen kann. Und sich auch immer vergewissern, dass der Aräometer nicht auf dem Grund des Messgefäßes aufstößt.

Wie lange eine Keramk trocknen muss damit sie geschrüht werden kann, hat nach einigen Tagen weniger mit der Zeit zu tun, als mit der Atmosphäre in der sich sich befindet. Bei andauerndem Regenwetter oder geschlossenen Räumen trocknen die Sachen langsamer. Bei mittlerer Raumtemperatur, guter Belüftung und einer Wandung von unter einem Zentimeter sollten die Sachen nach ca. einer Woche trocken genug sein. Am besten man hält sich die Stücke an die Wange, dann merkt man sofort ob noch Feuchtigkeit drin ist.

Nach dem Schrühen spielt es sowieso keine Rolle, wie lange die Trockenzeit war, denn die 900 Grad haben die Feuchtigkeit schon längst rausgetrieben. Das ist unter anderem der Grund weshalb man schrüht.
Wenn eine deiner Glasuren schneller angetrocknet ist, dann wahrscheinlich weil die Gefäße etwas wärmer waren. Heizung an oder aus, oben oder unten im Regal, Sonne durchs Fenster oder nicht, anderer Tag, das alles kann eine Rolle spielen. Mit der Zeit lernt man diese Kleinigkeiten zu beobachten und ein zu schätzen.

Mache dir eine Reihe kleiner Zylinder, auf denen du Proben machen kannst, gleich mit einem Fuß, der die Glasur auffangen könnte falls sie abläuft. Wie ein Kerzenhalter, nur mit ganz kleinem Teller oder ähnlich.

Schönen Gruß
Maria

Schönen Gruß
Maria
Antworten