Wandstärke und andere Fragen zu Gießton

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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2zwei5
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Wandstärke und andere Fragen zu Gießton

Beitrag von 2zwei5 »

Erstmal Hallo an alle hilfsbereiten Menschen hier!

Vorab:
Ich kenne mich in der Formenherstellung ein bisschen aus (aus Silikon für Beton) und habe mir selbst eine Gipsform für einen Teil einer Lampe hergestellt. Ich habe mir vor einiger Zeit die Gießmasse GM von Carl Jäger geholt, das ganze stand jetzt eine Weile bei mir rum und als ich gestern einen ersten Versuch starten wollte, hab ich gemerkt, dass ich zwar Formsil 113 dazu gekauft hatte, aber nicht den Verflüssiger CJ, der in der Anleitung der Gießmasse angegeben ist.

Die erste Frage wäre also: Braucht man den Verflüssiger zwingend? Ich hatte ohne ihn (sonst nach Anleitung) eine für meine Begriffe sehr flüssige Masse. Das einzige Problem, das ich hatte, war, dass die Masse Klümpchen hatte, was ich aber eher darauf schiebe, dass ich keinen motorisierten Rührer zur Hand hatte - oder kann das am fehlenden Verflüssiger gelegen haben?

Ich habe die Masse dann ca. 30 Minuten in meiner Form stehen lassen, abgegossen etc. und ein Teil mit einer Wandstärke von ca. 3mm erhalten, was ich sehr schön und zart finde. Es hat sich auch gut aus der Form gelöst und ist eigentlich sehr schön geworden.

Meine nächste Frage wäre: Sind 3mm zu dünn? Wonach entscheidet man die Wandstärke? Geht alles, was nicht beim Auslösen aus der Form Schaden nimmt oder wann ist dünn ZU dünn?

Meine dritte Frage: Für mich als Laien ist der Unterschied zwischen den ganzen Gießmassen nicht wirklich ersichtlich. Ich wollte einfach eine helle Gießmasse, da gibt es die GM, die 21/W, die 23/WK und die 22/R. Liegt hier der Unterschied wirklich "nur" in der Brenntemperatur?

Das wären erstmal so weit meine Fragen und ich würde mich sehr über ein paar Antworten freuen! Vielen Dank schon mal an euch.

Viele Grüße
Cathleen
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2zwei5
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Re: Wandstärke und andere Fragen zu Gießton

Beitrag von 2zwei5 »

Leider ists zu spät zum Editieren meines Beitrages, deshalb eine weitere Frage so:

Ich hab gerade noch mal meine angemischte Masse von gestern durchgerührt und festgestellt, dass sich die (zahlreichen) Klümpchen fast vollständig aufgelöst haben. Hätte ich die Masse vllt einfach länger stehen lassen müssen vor der Benutzung? Kann ich die mit Formisil angerührte Masse jetzt im verschlossenen Eimer (unbegrenzt) aufbewahren und später weiter verwenden?
edelweiß
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Registriert: Donnerstag 31. Januar 2008, 10:40

Re: Wandstärke und andere Fragen zu Gießton

Beitrag von edelweiß »

Hej,

zu deinen Fragen:
Wie bei plastischem Ton gibt es auch beim Gießton
die Unterscheidung zwischen Steingut und Steinzeug. Steingut brennt nicht dicht, Steinzeug meistens schon (Stichwort „Sinterung“ und „Wasseraufnahme“). Im Katalog und auf der Homepage von Jäger kannst du erkennen welche von den Massen dicht brennen und bei welcher Temperatur.
Generell haben sowohl Steinzeug als auch Steingut ihre Vor-und Nachteile (gibt hier im Forum, im Netz oder beim Händler sicher Informationen, welche Gießmasse am geschicktesten für welche Art von Projekt ist). Für einen Lampenfuß ist Steingut sicherlich keine schlechte Wahl.

Zum Ansetzen von Gießmassen:
Ich fange beim Ansetzen einer mir noch unbekannten Gießmasse immer mit der geringsten Wasser- und Verflüssigermenge (laut Angaben des jeweiligen Herstellers) an. Eine zu flüssige Masse ist viel schwieriger wieder richtig einzustellen als eine zu dicke -da reicht es meist von dem zurückstellten Wasser/Verflüssigergemisch etwas dazuzugeben. Jeder Hersteller gibt für seine Massen ein zu erzielendes Litergewicht an. Das ist dann schon mal der Indikator, an dem sehen kannst, ob genug oder ggf. zu viel oder zu wenig Wasser in der Masse ist. Das Litergewicht bestimmst du, indem du einen Meßbecher auf eine Waage stellst und schaust wie schwer 1 Liter Gießmasse ist. Ist die Masse zu leicht (zu dünn), dann bildet sich der Scherben nur langsam oder schlecht in der Gießform. Ist sie zu schwer, dann läßt sich die Masse nicht gut gießen (Probleme beim Ausgießen). Stimmt das Litergewicht, aber die Masse läuft nicht gut, dann gibt man Schrittweise Verflüssiger dazu, damit beeinflusst man dann das Fließverhalten.
Aber Achtung: auch zu stark verflüssigte Massen verursachen Probleme!
Das hört sich jetzt alles vielleicht ein wenig kompliziert an, muß es aber auch nicht immer sein. Es kann auch alles beim ersten Anrühren super sein und man muß nicht mehr nachjustieren! Ich würde dir empfehlen, zu protokollieren, was du in welcher Menge hinzufügst, dann hast du es beim erneuten Ansetzen der Masse leichter.

Zu den Klumpen:
Eine fertig gerührte Gießmasse sollte nicht mehr allzu viele Klumpen haben, sondern schon relativ homogen sein. Das geht sicherlich einfacher mit Bohrmaschine und Rührer, als mit der Hand. Im nächsten Schritt streichst Du die Gießmasse nochmal durch ein feines Sieb (gibt es auch beim Jäger, steht auch als Empfehlung im Katalog!).
Im weiteren würde ich dir anraten vor dem Gießen (oder beim Eingießen in die Form) die Masse nochmal durch ein Küchensieb zu gießen, um Verunreinigungen und Luftblasen zu vermeiden.
Ich könnte mir vorstellen, dass die Klumpen in deinem Gießling zu Problemen beim Brennen führen können (muß aber auch nicht).
Zur Scherbenstärke bei Steingut kann ich nix sagen, da ich selber nicht mit Steingut arbeite. Aus gestalterischer und funktionaler Sicht kann vielleicht ein etwas schwerer (dickerer) Lampenfuß wegen der Standfestigkeit erstrebenswert sein. Aber das kannst du selber besser beurteilen.
Eine Gießmasse ist meiner Erfahrung nach unbegrenzt haltbar. Sie kann sich allerdings absetzen, was erneutes aufrühren mühsam macht. Außerdem würde ich sie außerhalb des Sonnenlichts (Algenbildung) und frostsicher lagern.

Frohes Schaffen!
edelweiß
Beiträge: 78
Registriert: Donnerstag 31. Januar 2008, 10:40

Re: Wandstärke und andere Fragen zu Gießton

Beitrag von edelweiß »

Ohje!
Dicker Fehler: GM von Jäger ist ein SteinZEUG! Brennt also dicht (laut Katalog bei ca. 1220 *Grad).
Sorry dafür!
Ob 3mm Scherbenstärke zu dünn sind, hat mit Größe und Geometrie deines Objektes zu tun. Während der Sinterung wird die Masse ein wenig weich und bewegt sich dementsprechend. Manche Objekte verziehen oder deformieren sich dann eher, wenn der Scherben dünn ist.
Einfach mal brennen und ggf. noch ein dicker gegossenes Stück produzieren.

Grüße!
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2zwei5
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Re: Wandstärke und andere Fragen zu Gießton

Beitrag von 2zwei5 »

Hey Edelweiß!

Vielen Dank für deine ausführliche Nachricht und deine Erklärung.

Mach dir nix draus - ich wusste bis gerade eben nicht mal, dass es ein Steinzeugton ist. :lol: Ich frag mich auch gerade, ob ich mir viel dabei gedacht habe, als ich ihn bestellt habe, die hohe Brenntemperatur hätte mich eigentlich stutzig machen sollen. :D Jedenfalls hatte ich es nicht auf Steinzeug angelegt, das war Zufall/ ein Versehen.

Danke auch für deine Tipps zum Ansetzen der Masse. Ich werde den nächsten Versuch auf jeden Fall protokollieren und ein Sieb werde ich mir auch noch nachbestellen.

Ein Tipp, den du mir so zwischen den Zeilen gegeben hast, ist der Katalog. Den habe ich nämlich nicht, man kann ihn aber kostenlos bei Jäger bestellen und das werde ich auch direkt mal machen. :daumen:
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