Anfängerfehler: Angst vor dem Brennen (Lufteinschlüsse)

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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Ullilein
Beiträge: 3
Registriert: Sonntag 10. Oktober 2021, 13:55

Anfängerfehler: Angst vor dem Brennen (Lufteinschlüsse)

Beitrag von Ullilein »

Hallo ihr Lieben
und Danke für die Aufnahme ins Forum.
Gestern hatte ich meine erste super schöne Töpfererfahrung und kann es kaum erwarten, bzw. bin hoffnungsvoll es bald wieder tun zu dürfen.
Trotzdem bereitet mir nun etwas arge Bauchschmerzen.
Ich habe diverse Schalen und Tassen gefertigt und die Kursleiterin hat mir leider nicht wirklich die Basics erklären können, weil so viele Fragen kamen.
Bei der Herstellung haben wir ausgerollte Tonstücke abgerissen und überlappend in eine Form gelegt und verbunden. Nach dem herauslösen, waren natürlich äußerlich Nähte/Schlitze. Meine Sitznachbarin sagte mir, man müsse die mit so einem Spachtel von oben nach unten "verstreichen".
Das habe ich auch gemacht, allerdings nur leicht. Ich habe also so verstrichen, dass man von außen nichts mehr sah, aber ob die Schlitze innen noch waren, kann ich jetzt nicht sicher sagen, würde es aber schon vermuten. Jetzt habe ich totale Angst, dass alle Objekte beim Brennen streichen und Geld und Arbeit dann umsonst waren.
Habt ihr Erfahrungen damit?
Lieben Dank und liebe Grüße,
Ulli

P.S. kennt jemand einen guten Ort an dem man in Mönchengladbach/Viersen/Köln und Umgebung noch gut unterkommt für Töpferkurse? Ist gar nicht so einfach hier :D
Laborfuerdesign
Beiträge: 176
Registriert: Samstag 3. September 2016, 16:21

Re: Anfängerfehler: Angst vor dem Brennen (Lufteinschlüsse)

Beitrag von Laborfuerdesign »

Also, ob deine Teile beim Trocknen und Brennen heil bleiben, kann niemand sagen, der sie nicht gesehen hat (und selbst dann nicht mit Sicherheit). Was dir aber keine Sorgen machen sollte, sind Lufteinschlüsse. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass eingeschlossene Luftblasen im Brand zu Explosionen führen. Wenn etwas explodiert, ist das absolut immer der Fall, weil zuviel Restfeuchte im Ton war. Das Wasser wandelt sich dann bei Erreichen der 100°C in Dampf und strömt schlagartig in etwaige Hohlräume ein, wo es sich um ein Vielfaches ausdehnt und enorme Kräfte freisetzt. Hohlräume begünstigen die Wucht der Explosion vielleicht, feuchter Ton explodiert aber auch sehr gut ohne Luftblasen... und knochentrockener Ton niemals. Wenn deine Kursleiterin ihr Handwerk versteht, wird sie deinen Teilen genug Zeit zum Trocknen geben und etwaige Luftblasen werden ihnen nicht zum Verhängnis werden. Deine Kursleiterin kann aber nichts für schwache Nähte, unsaubere Verbindungen oder andere "Fehler". Da hilft nur Daumen drücken und (falls nötig) beim nächsten Mal besser machen. :wink: Viel Glück!
Ullilein
Beiträge: 3
Registriert: Sonntag 10. Oktober 2021, 13:55

Re: Anfängerfehler: Angst vor dem Brennen (Lufteinschlüsse)

Beitrag von Ullilein »

Laborfuerdesign hat geschrieben: Montag 11. Oktober 2021, 21:24 Also, ob deine Teile beim Trocknen und Brennen heil bleiben, kann niemand sagen, der sie nicht gesehen hat (und selbst dann nicht mit Sicherheit). Was dir aber keine Sorgen machen sollte, sind Lufteinschlüsse. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass eingeschlossene Luftblasen im Brand zu Explosionen führen. Wenn etwas explodiert, ist das absolut immer der Fall, weil zuviel Restfeuchte im Ton war. Das Wasser wandelt sich dann bei Erreichen der 100°C in Dampf und strömt schlagartig in etwaige Hohlräume ein, wo es sich um ein Vielfaches ausdehnt und enorme Kräfte freisetzt. Hohlräume begünstigen die Wucht der Explosion vielleicht, feuchter Ton explodiert aber auch sehr gut ohne Luftblasen... und knochentrockener Ton niemals. Wenn deine Kursleiterin ihr Handwerk versteht, wird sie deinen Teilen genug Zeit zum Trocknen geben und etwaige Luftblasen werden ihnen nicht zum Verhängnis werden. Deine Kursleiterin kann aber nichts für schwache Nähte, unsaubere Verbindungen oder andere "Fehler". Da hilft nur Daumen drücken und (falls nötig) beim nächsten Mal besser machen. :wink: Viel Glück!
Vielen Lieben Dank für die liebe und lange Antwort.
Ich hatte jetzt erst gesehen, dass mir jemand geantwortet hat und freue mich sehr.
Habe iwie keine Email bekommen.
Ich habe leider immer noch nichts von der Kursleitung gehört und warte noch gespannt.
Habe aber einen neuen Töpferkurs gefunden und dort wurde bereits etwas erfolgreich gebrannt :)
Da habe ich aber auf die Lufteinschlüsse geachtet :D
Gut zu wissen, dass die Trockenzeit fast noch wichtiger ist, als die Problematik mit kleinen Lufteinschlüssen.
Vielen Dank fürs Daumen drücken und einen schönen Tag noch <3
Ursula28
Beiträge: 443
Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: Anfängerfehler: Angst vor dem Brennen (Lufteinschlüsse)

Beitrag von Ursula28 »

Hallo, also, dass Lufteinschlüsse nicht platzen stimmt so nicht. Ob eine Arbeit platzt hängt, sowohl von einer möglichen Restfeuchte und Lufteinschlüssen ab. Bei Lufteinschlüssen, kann ich durch ein sehr langsames Aufheizen, oder vortrocknen im Ofen bei ca. 100°C und einer Haltezeit, je nach Größe und Wandstärke der Arbeit vortrocknen.
Gruß Ursula
Maria Ortiz Gil
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Re: Anfängerfehler: Angst vor dem Brennen (Lufteinschlüsse)

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Auch ich habe schon leider hin und wieder die Erfahrung machen müssen, dass Lufteinschlüsse durchaus die Sachen zum platzen bringen können. Besonders wenn Schüler zum ersten mal etwas machen, von dem sie denken dass es nicht gelungen ist, und dann den Ton ganz einfach zusammen knüllen wie Papier, um damit noch mal von vorne anzufangen, anstatt ein neues Stück Ton zu nehmen. Oder wenn eine zu dünne Scheibe Ton abgeschnitten wird, obwohl man zum Beispiel eine Kugel machen möchte, und diese dünne Scheibe dazu mehrfach zusammengelegt werden muss. Bei solchen Stücken kann man fast 100-prozentig davon ausgehen, dass sie platzen werden, egal wie trocken sie sind.
Außerdem unterscheiden sich die beiden Schäden. Bei Luft kann zum Beispiel ein einzelnes Stück ab platzen oder ein Teil in mehrere große Stücke fallen. Bei Feuchtigkeit gibt es sehr viele kleine Splitter.

Schönen Gruß,
Laborfuerdesign
Beiträge: 176
Registriert: Samstag 3. September 2016, 16:21

Re: Anfängerfehler: Angst vor dem Brennen (Lufteinschlüsse)

Beitrag von Laborfuerdesign »

Hallo Ursula und Maria,
meint ihr die Arbeiten platzen beim Trocknen von feucht zu lederhart, wenn Luft eingeschlossen ist? Das habe ich auch schon beobachtet, jedoch noch nie im Schrühbrand. Meine kleine Tochter töpfert oft Dinge, die voller Luftblasen sind und solange es wirklich knochentrocken ist, passiert nichts. Ich hab auch schon viele von meinen Pötten zerschlagen und Luftblasen in der Wandung gesehen, die anscheinend nichts ausmachten. Es würde mich interessieren falls ich falsch liege, aber warum sollen Luftblasen den Ton beim Schrühbrand platzen lassen? Trockener Ton ist ja nicht luftdicht, die Luft könnte also problemlos entweichen.
Ursula28
Beiträge: 443
Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: Anfängerfehler: Angst vor dem Brennen (Lufteinschlüsse)

Beitrag von Ursula28 »

.... weil die Luft sich beim erhitzn ausdehnt....
leckerpott
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Re: Anfängerfehler: Angst vor dem Brennen (Lufteinschlüsse)

Beitrag von leckerpott »

Nach meinem Verständnis geht das nur im Zusammenhang mit Wasser bzw. Dampf. Je nach Sättigung der Luft mit Feuchtigkeit kann allerdings ab einem bestimmten Punkt auch keine Feuchtigkeit mehr abtransportiert werden. Es kann also sein, dass etwas seit 1 Jahr trocknet, allerdings in einem relativ feuchten Raum, und immernoch Feuchtigkeit drin ist und dann explodieren kann. Aber das ist auch eher Theorie, ich habe bisher nicht so viele Luftblasen beobachtet und wenn was bei mir bisher explodiert ist, waren es immer dicke Böden.
https://leckerpott.de
Ursula28
Beiträge: 443
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Re: Anfängerfehler: Angst vor dem Brennen (Lufteinschlüsse)

Beitrag von Ursula28 »

wenn Lufteinschluss vohanden ist, und die Luft beim Aufheizen nicht entweichen kann, platz die Luftblase durch die Ausdehnung.
Bei einem feuchten Scherben kann beim Aufheizen die im Kapilarnetz vorhandene Feuchtigkeit nicht schnell genug entweichen. Beim Trocknen platzen die Werke nicht, sie bekommen bei falschem trocknen Risse, die im trocknen Zustand oft nicht Sichtbar sind.
Gruß Ursula
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Anfängerfehler: Angst vor dem Brennen (Lufteinschlüsse)

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Ich schließe mich Ursulas Beitrag an. Eingeschlossene Luft kann nicht, oder nicht schnell genug durch den trockenen Ton entweichen, auch wenn dieser an sich nicht komplett luftdicht ist. Sonst bräuchte man in hohle Körper kein Loch zu machen. Dabei kommt es auf die Volumenverhältnisse an. Eine kleine Luftblase wird nicht viel ausrichten können, leicht größere aber schon.
Trockenrisse können bei geschlossenen Körpern ohne Lüftungsloch ebenfalls entstehen, dabei dehnt sich nicht die Luft aus, sondern der Ton zieht sich zusammen, was aufs Gleiche herauskommt weil ein Überdruck entsteht. Das geschieht aber langsam und geräuschlos, im Gegensatz zu den plötzlichen Explosionen im Ofen, die gut hörbar sind.

Schönen Gruß
Maria
Laborfuerdesign
Beiträge: 176
Registriert: Samstag 3. September 2016, 16:21

Re: Anfängerfehler: Angst vor dem Brennen (Lufteinschlüsse)

Beitrag von Laborfuerdesign »

Danke Ursula und Maria für eure Erklärungen, aber physikalisch macht das für mich nicht ganz Sinn. Luft dehnt sich beim Erhitzen zwar aus, sie tut dies aber linear und nicht erst ab/bei Erreichen einer bestimmten Temperatur. Wenn also die Luft in einer Luftblase erhitzt wird und sich ausdehnt, hat sie viel Zeit durch den porösen Scherben zu entweichen. Und selbst wenn nicht, wo soll die Energie herkommen, die schlagartig zu einer Explosion führt? Diese Explosionen passieren ja von einem Grad aufs nächste und mit genug Kraft, um selbst dicke Stücke förmlich zu pulverisieren. Soviel Energie soll von einem bisschen sich ausdehnender Luft in einer Blase erzeugt werden? Und wenn es Luft ist, die Ton explodieren lässt, warum explodieren dann feuchte, massive Tonteile sehr gut auch ohne Luftblasen? Wasser dehnt sich beim Übergang zu Dampf quasi instantan um mehr als das 1500fache aus. Das ermöglicht granatengleiche Explosionen. Ein bisschen eingearbeitete Luft schafft das nicht. Sonst würden ja auch knochentrockene Stücke, die man in die Sonne stellt, explodieren können. Das eingeschlossene Luft beim Schwinden des feuchten Tons nicht entweichen kann und das Stück (sehr undramatisch) reisst, hab ich hingegen oft beobachten können.

Lg
Rebecca
Ursula28
Beiträge: 443
Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: Anfängerfehler: Angst vor dem Brennen (Lufteinschlüsse)

Beitrag von Ursula28 »

probiere es doch aus.....
brenne eine Kugel ohne Loch....
Yaki
Beiträge: 121
Registriert: Donnerstag 7. Januar 2016, 13:09

Re: Anfängerfehler: Angst vor dem Brennen (Lufteinschlüsse)

Beitrag von Yaki »

Susan Peterson "Handwerk und Kunst der Keramik", Seite 25, "... in denen die verdampfende Feuchte beim Brand einen solchen Druck entwickeln kann, dass der Ton explodiert".
Es scheint also das chemisch gebundene "freie" Wasser zu sein, welches bei ca. 600°C abgeht und den Schaden anrichtet.
carboncookie
Beiträge: 173
Registriert: Donnerstag 15. März 2018, 22:31

Re: Anfängerfehler: Angst vor dem Brennen (Lufteinschlüsse)

Beitrag von carboncookie »

Grundsätzlich ist wirklich nur das Wasser Schuld und nicht die eingeschlossene Luft. Warum hat Laborfuerdesign schon gut beschrieben. Luft allein reicht nicht aus um das Objekt zum Platzen zu bringen. Aber ganz so einfach ist es trotzdem nicht, denn eingeschlossene Luftbläschen können das Problem verschlimmern:

Erstens können Luftblasen die strukturelle Integrität des Tons schwächen. Das kann beim Brand schon fatal enden oder erst zu einem späteren Zeitpunkt.
Und zweitens sucht sich das verdampfende Wasser einen Weg an die Oberfläche. Wenn sich Luftblasen im Ton befinden, dann füllen sie sich ebenfalls mit dem Wasserdampf und ZACK zerspringt das Objekt im Ofen.

Lange Rede kurzer Sinn: Wasser ist die Ursache, Luftbläschen können es noch schlimmer machen.
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