Abpausen

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Abpausen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Liebe Kollegen,

hat jemand von euch vielleicht eine Idee, wie man Zeichnungen auf eine rohe, trockene, mit Porzellanschlicker überzogene Oberfläche übertragen könnte? Mit herkömmlichem Pauspapier klappt das nur leidlich, da mehr von dem Porzellan an dem Papier kleben bleibt als umgekehrt. Es geht nur um Vorzeichnungen, die ich zum Beispiel mit Bleistift weiter bearbeiten kann, um dann erst mit keramischen Farben dran zu gehen.

Schönen Gruß
Maria
carboncookie
Beiträge: 173
Registriert: Donnerstag 15. März 2018, 22:31

Re: Abpausen

Beitrag von carboncookie »

hmm... welches Pauspapier hast du denn verwendet? Mit Kohlepapier klappt das meist sehr gut. Wobei es da ziemliche Qualitätsunterschiede gibt. Mit hochwertigem Graphitpapier (manchmal auch als Carbon Paper geführt) kann man auch gute Erfolge erzielen.

lg, Barbara
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Abpausen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Ich habe verschiedene Pauspapiere ausprobiert. wahrscheinlich liegt es an der sehr weichen und relativ pulvrigen Porzellanengobe. Die Körnchen sind noch relativ lose und bleiben beim Durchdrücken mit einem Bleistift oder einem Hölzchen am Papier kleben, anstatt dass die Farbe an der Engobe haften bleibt. Um das zu verhindern müsste ich die Engobe mit einem Kleber oder sonst wie ein Wenig verschließen, aber dann nimmt sie nicht mehr so gut die keramischen Farben auf, die ich sehr dünn auftrage, also mit einem hohen Wasseranteil, der gleich aufgesogen werden muss damit keine Tropfen abrinnen.

Normalerweise zeichne ich freihand vor, aber für manche Sachen wäre es eine Erleichterung, zumindest die Umrisse übertragen zu können.
Es gibt ja auch noch die Möglichkeit, die Linie auf dem Papier zu perforieren und dann Graphit durch zu reiben, so dass man eine Pünktchenlinie überträgt. Das geht horizontal einigermaßen, aber hochkant auf bauchigen Sachen wird es kompliziert.
Wie machen das die Fayence-Malerinnen? Zeichnen sie niemals vor, oder nur mit einer Schablone?
thomasb
Beiträge: 81
Registriert: Dienstag 26. März 2019, 22:27

Re: Abpausen

Beitrag von thomasb »

Du kannst auch die Papiervorlage auflegen und ein paar mal mit einem Kuli nachzeichnen. Das drückt sich zumindest soweit durch, dass man die Linien einigermaßen sieht.
sames
Beiträge: 85
Registriert: Donnerstag 1. Dezember 2011, 11:05

Re: Abpausen

Beitrag von sames »

und wenn sie den porzellanschlicker auch antrocknen ließen,dann klappts wahrscheinlich auch mit dem pauspapier
sames
Beiträge: 85
Registriert: Donnerstag 1. Dezember 2011, 11:05

Re: Abpausen

Beitrag von sames »

.....oder auf reispapier pausen, mit farbiger engobe ausmalen und direkt auf das werkstück mit leichtem druck aufbringen
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Abpausen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Sames,
sames hat geschrieben: Dienstag 31. Mai 2022, 19:08 und wenn sie den porzellanschlicker auch antrocknen ließen,dann klappts wahrscheinlich auch mit dem pauspapier
Der Porzellanschlicker ist selbstverständlich schon längst trocken. Ich möchte ja nur kurz vorzeichnen und dann aquarellartig draufmalen, dafür muss er trocken sein, auch weil ich dann mit Wachs weiterarbeite.
Danke auch für den gut gemeinten Tipp mit dem Reispapier, allerdings würde das einen vollkommen anderen Malerei Effekt ergeben, der nicht so transparent ist.

Es stimmt, so wie Thomas das vorschlägt, dass man die durchgedrückte Linie erkennt. Es ist das, was letztendlich auch mit dem Pauspapier passiert. Durch den Druck mit dem Kuli, oder Hölzchen, wird die Engoben-Oberfläche etwas verdichtet und ist gerade so noch zu erkennen, weil diese Stelle dann nicht so matt ist wie der Rest der Oberfläche. Es ist aber sehr anstrengend und unbequem damit zu arbeiten, weil man schon sehr genau hinschauen muss. Man muss höllisch aufpassen, dass man sich nicht vermalt und kann dementsprechend nicht so schnelle fließende Pinselstriche machen, wie wenn man eine klare Linie vor sich hat.

Nun gut, ich danke trotzdem für die Tipps und werde weiteres ausprobieren und berichten. Vielleicht bleibt die Engobe am Pauspapier hängen, weil dieses etwas fettig ist. Ich werde mal den Versuch machen, dass ich mir mit Zeichenkohle ein eigenes Pauspapier mache. Das hat dann kein Fett und so werden die Engobekörnchen nicht abgehoben, vielleicht bleibt dann die Kohle am Porzellan hängen, quasi als kontrollierte Beschmutzung.

Recht schöne Grüße
Maria
leckerpott
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Re: Abpausen

Beitrag von leckerpott »

Hallo Maria,
Ich habe leider keine Erfahrung mit dem Pausen auf Porzellanschlicker, aber kenne dieses Problem vom Malen. Ich denke es gibt signifikante Unterschiede beim Transferpapier und kann dieses hier empfehlen:

https://www.kunstpark-shop.de/saral-tra ... -8-cm.html
Das hat unterschiedliche Farben für unterschiedliche Untergründe und ich würde doch meinen eins der 5 müsste klappen. Es ist vergleichsweise teuer, hält aber auch recht lang, vllt willst du es ja mal versuchen. Andere Sachen, die ich schon ausprobiert habe klappen bei Keramik eher nicht- pausen mit Licht und mit einem Beamer. Der beamer macht auch nur bei sehr großen Kunstwerken Sinn. Viel Erfolg😊
https://leckerpott.de
nuut
Beiträge: 64
Registriert: Dienstag 31. Mai 2016, 11:59

Re: Abpausen

Beitrag von nuut »

Hallo,
eine Möglichkeit könnte sein dem Schlicker Kleber wie CMC zuzusetzen, der erhöht die Trockenfestigkeit von Glasuren ja erheblich. Fraglich bleibt ob der Schlicker sich dann noch gut auftragen lässt?
LG Ralf
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Bertram
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Registriert: Sonntag 28. Juni 2020, 22:26

Re: Abpausen

Beitrag von Bertram »

Ich habe einen Kumpel, der macht vieles optisch mit einem Mini Beamer. Damit wirft er ein Bild vom Handy zum zu bemalenden Objekt. Dadurch kann er sogar die Größe anpassen. Klar, bei einem gedrehten Gefäß verzerrt es etwas. Er zeichnet dann einfach die Konturen mittels des auf den Topf scheinendes Bildes nach. Der Topf könnte also einfach da stehen und er wird nur vom Bleistift berührt. Da wäre kein ablösen von Schlicker.
Kann sein, dass es ein "mit Kanone auf Spatz schießen" ist. Aber für manch Anwendungsfall finde ich das gar nicht so verkehrt. Minibeamer kostet keine 100eu.
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Abpausen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Danke euch allen für die Vorschläge, am besten gefällt mir das mit den verschiedenen Transferpapieren, die ich mal ausprobieren werde. Ich brauche das nicht so oft, denn meistens zeichne ich frei Hand, daher lohnt es sich auch nicht so einen Beamer zu besorgen. Aber es ist interessant zu wissen, dass es so etwas gibt. Es erinnert mich an Onkel Albert, der seine Hobby Landschaftsbilder immer mit Hilfe des Diaprojektors gemalt hat.
Kleber im Schlicker kommt nicht in Frage, da ich wie gesagt einen gut saugfähigen Untergrund brauche.

Schöne Grüße an alle,
Maria
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Abpausen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

WAS WURDE DARAUS?

Liebe Kollegen,
inzwischen habe ich eine effektive Methode gefunden!
Vorweg: sämtliche von mir ausprobierten Pauspapiere funktionierten nicht so recht und ergaben das oben genannte Problem, dass nämlich mehr vom Untergrund am Papier hängen bleibt, als umgekehrt. Möglicherweise wegen derer Fettanteil.

ABER:

Ich habe eine ausgedruckte Vorlage. Darauf lege ich Butterbrotpapier, bzw. da es sich um eher kleine Motive handelt, schneide ich solche Butterbrot-Vespertüten auseinander, lege dieses transparente Papier auf meine Vorlage und male die nach. Wenn man dieses transparente Papier umdreht, kann man die Zeichnung gut erkennen. Dann schraffiere ich mit ganz flach gehaltenem SEHR WEICHEM Bleistift auf der Rückseite, entweder die ganze Fläche, oder je nach dem auch nur das Gebiet einzelner Linien. Ich nehme dazu einen möglichst dicken Bleistift, damit es schneller geht. Ein Zimmermannsbleistift ist da ganz nützlich, weil der eh schon eine breitere Mine hat. Nur weich muss er sein.
Das was an Bleistift am Papier hängen bleibt, lässt sich durch nachfahren der Linien wunderbar auf die trockene Porzellanengobe übertragen. Manchmal reiben sich auch Bleistiftflecken mit ab, z.B. da wo man das Papier fest gehalten hat, aber bekanntermaßen ist das egal, weil es ja sowieso weg brennt.
Um das Papier nicht zu sehr zu strapazieren, damit ich es öfter verwenden kann, fahre ich die Linien mit einem nicht zu spitzen Hölzchen nach. Das klappt super gut! Und wenn es nicht mehr genug vom Bleistift überträgt, schraffiere ich einfach noch mal über die Rückseite. Oder wenn das Papier anfängt ein zu reissen, mache ich mir halt ganz leicht ein neues, wieder mit Butterbrotpapier, auf der ausgedruckten Vorlage.

Versuche mit Graphitpulver, so wie man es nutzt um Schlösser wieder gängig zu machen, sind nicht gelungen. Es bleibt zu pulvrig und die Schicht, die beim Verreiben auf dem Papier darauf hängen bleibt, ist zu dünn.
Was ich nicht probiert habe ist Zeichenkohle, da es mit dem Zimmermannsbleistift gut klappt, habe ich auf den Versuch verzichtet. Vielleicht würde das aber auch gut gehen.

Recht schönen Gruß
Maria
carboncookie
Beiträge: 173
Registriert: Donnerstag 15. März 2018, 22:31

Re: Abpausen

Beitrag von carboncookie »

Super! Danke für das Update!
Jens Adam
Beiträge: 83
Registriert: Donnerstag 31. August 2017, 14:22

Re: Abpausen

Beitrag von Jens Adam »

Nur zur Ergänzung: ich meine, dass die Fayencemalerinnen die Muster übertragen, indem sie mit Graphit gefüllte Stoffbeutel auf die mit Nadeln gelochten Schablonen stupfen. Die Linien sind nicht besonders kräftig, reicht aber wohl aus.
icke
Beiträge: 46
Registriert: Dienstag 25. Dezember 2018, 13:52

Re: Abpausen

Beitrag von icke »

Das mit dem gelochten Papier kenne ich irgendwoher. Ich glaube, schon in der ital. Renaissance hat man gelochte Kartonvorlagen auf Leinwände oder für Sgrafitto geputzte Wände übertragen. Ein anderern Versuch: Die Rückseite einer papiernen Vorlage mit Pastellkreide einreiben, dann auf den Untergrund aufpausen. Denke, das wird nur bei gut geleimten Glasuren haften.
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