Zentrieren üben - praktischer Ablauf in der Ausbildung?

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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Tongrube
Beiträge: 112
Registriert: Freitag 16. September 2022, 11:46
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Zentrieren üben - praktischer Ablauf in der Ausbildung?

Beitrag von Tongrube »

Hallo zusammen,

mir ist klar, dass das sichere Zentrieren die Basis für alles Weitere beim Drehen ist. An verschiedenen Stellen auch hier im Forum wird darauf hingewiesen, dass man das in einer richtigen Ausbildung wochen- oder sogar monatelang übt. Wie läuft das praktisch ab?

Ich meine nicht: wie zentriere ich Ton? Dazu gibt es jede Menge Videos und Erklärungen - und am Ende muss man es sowieso selbst be-greifen.

Was ich meine: wie muss ich mir den praktischen Ablauf des Übens/Lernens ganz am Anfang vorstellen? Einen Ball von 500g Ton auf die Scheibe und zentrieren üben, bis der Ton im wesentlichen in Schlicker aufgegangen ist, dann das nächste Stück?

Wenn es dann mal geklappt hat, wir der Ton absichtlich verschoben und neu zentriert, das las ich hier irgendwo schon. Und dauch da wieder: so lange, bis "nichts" mehr übrig ist und weiter mit dem nächsten Batzen?

Und wenn ich das noch anfügen darf: welchen Ton nehme ich am besten dazu her? Beim Freundlichen vor Ort gibt es das Programm von Wittgert.

Kurse in der Nähe gibt es sogar, die sind aber immer sofort aus- und überbucht. Wenn ich mal Glück habe und einen Platz ergattere, werde ich das gern wahrnehmen - aber so lange bin ich auf mich selbst angewiesen.

Über ein paar Tips und Hinweise würde ich mich sehr freuen!

Schöne Grüße

Tongrube
www.youtube.com/playlist?list=PLS6Mrdpt53RyauAg8bGN-7HtqIokbwUKF
marcel
Beiträge: 36
Registriert: Dienstag 3. August 2021, 22:06

Re: Zentrieren üben - praktischer Ablauf in der Ausbildung?

Beitrag von marcel »

Hallo Tongrube,

ich würde mir da nicht so einen Kopf machen. Irgendwann kommt so ein Klick-Moment und dann ist es wie Fahrrad fahren egal ob jetzt 500 oder 1500 Gramm. Schau dir viele Tutorials an, ich kann Florian Gadsby auf YouTube empfehlen, die Videos sind sehr detailreich und aufwendig gemacht, da brauchst du auch keinen Workshop mehr besuchen. Der Rest kommt durch ständige Wiederholung und Erfahrung und die kann Dir sowieso keiner beibringen.

Viel Grüße
marcel
Beiträge: 36
Registriert: Dienstag 3. August 2021, 22:06

Re: Zentrieren üben - praktischer Ablauf in der Ausbildung?

Beitrag von marcel »

Vergessen: Als Drehmasse kann ich Dir den Witgert 11 empfehlen
madame Alexis
Beiträge: 251
Registriert: Mittwoch 9. März 2005, 17:06

Re: Zentrieren üben - praktischer Ablauf in der Ausbildung?

Beitrag von madame Alexis »

Hallo,
Bei mir hat meine Meisterin einmal die Hände auf meine gelegt und mich sozusagen "mitzentriert". Da wußte ich, um was es geht. Den ganzen Batzen haben wir aber nie weggeschlickert, dann lieber mit nicht ganz zentriertem Ton weitergemacht, denn dabei lernst du auch was. Die ersten 1000 Töpfe sind sowieso für den Eimer, da ist es dann auch egal....
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Zentrieren üben - praktischer Ablauf in der Ausbildung?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

So lange an einem Batzen zu üben, bis der sich vollständig in Schlicker aufgelöst hat ist nicht sinnvoll.
Lieber sollte man darauf achten, dass die Grundbedingungen stimmen, in damit man nicht schon von vorn herein schlechte Karten hat, denn dann hilft auch viel zu üben nich wirklich, wenn man zB ungeeigneten Ton usw hat.
Ich versuche hier mal der Reihe nach auf zu schreiben, worauf es ankommt:

* Die Drehscheibe sollte nicht eiern oder eine Unwucht haben.

* Der Sitz sollte ungefähr in Höhe des Scheibenkopfes sein, damit man sich bequem mit beiden Unterarmen auf den Oberschenkeln abstützen, und beim Vorbeugen von der Hüfte aus das Körpergewicht an den Ton abgeben kann. Die aufgestützten Arme und beide sich berührende Hände bilden ein ziemlich stabiles Dreieck, dass der Unwucht des Tons gut entgegenwirken kann. Es ist nicht zweckmäßig mit „losen“ Armen und bloßer Muskelkraft zentrieren zu wollen.

* Der Ton sollte recht weich und sehr gut vorbereitet sein, also ohne Luftblasen oder härteren Anteilen. Direkt vom Hubel angeschnittener Ton ist meist nicht homogen und sollte noch mal geknetet werden OHNE DABEI LUFT EIN ZU ARBEITEN. Das scheint mir bei einem Anfänger eines der größten Probleme zu sein.

* der Tonbatzen sollte nicht zu klein und nicht zu groß sein. Für den Anfang reicht die Menge, die man mit beiden Händen und lockeren Fingern umfangen kann.

* Der Tonbatzen sollte deshalb kugelig sein, damit man nicht beim Aufsetzen einen Hohlraum darunter „einsperrt“, der später Instabilität bringt oder den Batzen von der Scheibe löst.

* Tonbatzen und Scheibenkopf dürfen nicht nass sein. Das bildet einen Schmierfilm, auf dem der Ton aus der Mitte herausrutschen kann.

* Man braucht den Ton nicht in die Mitte zu WERFEN, da man am Anfang sowieso nicht trifft und das nur Probleme macht. Dazu wird später immer noch Gelegenheit sein, wenn man genug Routine hat. Man legt ihn möglichst in die Mitte und schlägt einige mal mit Flachen Hand drauf OHNE IHN DABEI VOLLKOMMEN ZU VERFORMEN ODER platt zu drücken. Eine halbkugelförmigen Form ist günstig.

* es ist gut, wenn der Übergang dieser Halbkugel zur Scheibe etwas angedrückt wird, damit nicht von vorne herein zu viel Drehwasser darunter rutscht.

* Dann VOLLGAS UND KLATSCHNASSE HÄNDE, die man immer wieder in den Wassertopf eintaucht, viel öfter als man zuerst denkt, immer dann, wenn sich der Ton anfängt rauh an zu fühlen.

* Viel mehr Krafteinwirkung als man anfangs denkt, in dem man das vorher beschriebene stabile Knochendreieck und das Gewicht des Oberkörpers nutzt.

* Langsames Loslassen und langsames Anfassen, wen man zB die Hände befeuchtet, damit der Ton mehrere Umdrehungen Zeit hat, um sich der veränderten Krafteinwirkung an zu passen.

* HÄNDE ZUSAMMEN LASSEN um sie gegenseitig ab zu stützen. Den Querschnitt des Tonbatzens ganz umschließen, damit eine Unwucht nicht an irgend einer Stelle der durch die Hände vorgegebenen Form ausweichen kann.

* Mehrere Batzen vorbereitet und gut abgedeckt halten, und wenn einer arg aus der Mitte oder abgerissen ist, nicht versuchen zu reparieren, sondern einen neuen nehmen. Dabei wieder auf Trockenheit von Ton und Scheibe achten, sonst rutscht der auch weg.
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Tongrube
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Re: Zentrieren üben - praktischer Ablauf in der Ausbildung?

Beitrag von Tongrube »

Vielen Dank Euch allen für das freundliche Feedback!

Es geht also nicht darum, mit dem Batzen so lang zu üben, bis er nicht mehr handhabbar ist, weil er zu weich oder zu klein geworden ist, sondern sich vor allem auf das Zentrieren zu konzentrieren - aber es schadet nicht, zwischendurch auch weitere grundsätzliche Techniken zu üben.
Das reicht mir doch schon!

Manchmal muss man Glück haben: ich konnte nun doch kurzfristig einen Kursplatz ergattern und freue mich schon sehr darauf. Das ist bestimmt ein guter Einstieg, um dann zuhause weiter zu üben.

Schöne Grüße

Tongrube
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