"Einbrand", "Grün Brennen", Glattbrennen ohne Schrühen

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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SimonKokula
Beiträge: 8
Registriert: Sonntag 11. September 2022, 16:18

"Einbrand", "Grün Brennen", Glattbrennen ohne Schrühen

Beitrag von SimonKokula »

Liebe Leute,
in einigen Threads kam das Thema mal auf, aber nie wirklich umfassend (falls ich nichts übersehen habe). Glasur-/Engobe/Glattbrennen ohne Schrühen. Kanon: Energie sparen ist immer interessant! Ich bringe mal zusammen:

@Gasbrenner promotet hier den Einbrand:
Gasbrenner hat geschrieben: Freitag 21. Oktober 2016, 18:00 Ich bin ein Freund des Einbrands. Der Grund hierfür ist einfach der Arbeits- und Energieaufwand für das Schrühen. Wenn man nicht mit kapriziösen Massen wie z.B. Porzellan arbeitet, extrem dünn dreht oder tauchglasiert, ist Schrühen, aus meiner Erfahrung eher unnötig.
1. Glasursitz sei beim Einbrand kein Problem, trotz der Schwindung des Scherben. 2. Nur Porzellan, besonders dünne oder ungleichmäßige Partien im Scherben, oder Tauchglasieren sei evtl. schwierig für Einbrand.

-> Wer hat Erfahrungen? Was ist bei euch schief gegangen? Warum keine Tauchglasuren?

Im Öko-Think-Tank (super!) wurde ein Sinterengobenrezept für Einbrand bei 1200° geteilt:
Maria Ortiz Gil hat geschrieben: Donnerstag 6. Februar 2020, 18:55 ... roh glasieren mit einer Sinterengobe aus 7 Gewichtsanteilen weißem Ton oder Porzellanmehl und 9 Anteilen Wollastonit. Dann im Einbrand bei 1200 Grad oder mehr fertig machen.
(...)
Grünwaschen können wir Töpper uns aber nicht.
-> Erwähnt wurde natürlich auch das Kriterium der Funktion: Wer stabile Werkstücke braucht, sollte auf Hochbrand setzen (ebenso aus Gründen der Nachhaltigkeit).
-> wer Tests mit Kacheln und Glasuren macht: Verhalten sich größere Werkstücke anders?


Ökonomische (=ökologische) Möglichkeiten die wir hier mal besprechen könnten mit euren Erfahrungen, pros und kontras. Was fällt euch sonst noch ein?

-> (Steinzeug) Einbrand mit Sinterengobe >1200°.

-> (Steinzeug) Einbrand mit Glasur >1200° (je nach Sintertemp. des Tons)

-> (Steinzeug) Soda/Salz-Brand als Einbrand. Weniger Problem mit Schwindung oder Spannungsdifferenzen?

-> (Steingut) Einbrand mit Glasur bei cone 05/04 (1020-1080°)

Freue mich auf eure Beiträge...
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: "Einbrand", "Grün Brennen", Glattbrennen ohne Schrühen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Simon,
Ich glaube, über das Einbrandverfahren ist hier im Forum schon so gut wie alles gesagt worden. Du kannst in der Suchfunktion das Wort eingeben und wirst viele Informationen dazu finden.

Der Hauptgrund sich dafür zu entscheiden könnte die Energie- und Zeiteinsparung sein.

Der Hauptgrund sich dagegen zu entscheiden ist, dass die Ware die man herstellt, die Behandlung des roh Glasierens in ihrer speziellen Beschaffenheit nicht übersteht, oder dass die Arbeitsabläufe der speziellen Oberflächengestaltung eine geschrühte, nicht mit Wasser auflösbare Oberfläche voraussetzen, oder dass erst ein Dekor mit Wachsaussparung weg gebrannt werden muss, damit man drüber glasieren kann.

Eine deiner vielen Fragen kann ich kurz beantworten: warum keine Tauchglasuren? Weil das Amachwasser der Glasur den Ton aufweichen kann.

Schönen Gruß
Maria
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: "Einbrand", "Grün Brennen", Glattbrennen ohne Schrühen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

viewtopic.php?p=33295#p33295

Schau mal hier, der 6. Beitrag
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SimonKokula
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Registriert: Sonntag 11. September 2022, 16:18

Re: "Einbrand", "Grün Brennen", Glattbrennen ohne Schrühen

Beitrag von SimonKokula »

Hallo Maria, danke für den Hinweis. Unter dem Link kommt man in ein gutes "Rabbithole". Und um sonst auf die 80+ Treffer im Forum zu gelangen muss man natürlich "Einbrand*" (mit Asterisk) suchen... sonst kommt da nicht so viel. Habe also alles gefunden. Zur Vollständigkeit / für die anderen:

- Hauptproblem fürs Glasieren bei Einbrand ist also immer die Stabilität
- Wenn trockene Stücke glasiert werden zieht Anmachwasser (ggfs. mit Kalium/Natrium?) in den Ton und kann dort unschön reagieren, daher lieber lederhart, was aber instabil, rutschig oder verformbar ist.
- Einbrand sollte so gefahren werden wie Schrühbrand (also langsam bis 200° und langsam 500-600°)

Die Fragen nach den konkreten Varianten oben sind noch offen. Z.B. was an Engoben die geschicktere Lösung sei habe ich noch nicht raus.

LG, SImon
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SimonKokula
Beiträge: 8
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Re: "Einbrand", "Grün Brennen", Glattbrennen ohne Schrühen

Beitrag von SimonKokula »

Ich habe nun einige Versuche gemacht. Ich hatte mit einem unschamottierten Ton und einer Feldspat(Löss)-Glasur (Körnung eher grob) keinerlei Probleme. Glasiert habe ich mit Tauchen – in lederhartem und weißgetrocknetem Zustand, klappte beides, wobei ich knochentrocken einfacher fand die Dicke der Glasur einzuschätzen.

Bzgl. der Stabilität der Werkstücke beim Tauchen habe ich keinen Unterschied bemerkt, man sollte es eben in einem Versuch schaffen (2x für innen und außen geht auch), mit korrigieren ist natürlich schwierig, und man braucht Werkstücke die sich entsprechend gut halten lassen (muss bei deren Konzeption eigentlich schon bedacht werden).

Entscheidender Nachteil für meine Abläufe war eigentlich nur, dass man die Ware nicht geschrüht schleifen kann, d.h. man muss mit mehr Vorsicht und Zeitaufwand den body bereits an der grünen Ware "vollenden". Bei verzogenen Standflächen ist das so etwas blöd, denn die will man nicht nach dem Glattbrand versuchen eben zu schleifen.

Ansonsten habe ich gearbeitet wie oben beschrieben. Bei Gefäßen mit einer Dicke (feucht) zwischen 5 und 12mm (punktuell) war das kein Problem, Glasurdicke bis zu 2mm. Selbst mit einer Trockenzeit von nur 24h nach dem Drehen bis zum Glasieren und nochmals 24h bis zum Brand hatte ich keine Debakel (die sollte man falls möglich natürlich ausdehnen, war mehr ein Experiment).

Bzgl. der Energieeffizienz muss vielleicht noch gesagt werden, dass sich das Einbrandverfahren besonders dann lohnt, wenn die Werkstücke im Schrühbrand nicht oder schlecht stapelbar wären. Der Schrühbrand kostet bei stapelbarer Ware ja nur einen Bruchteil der Energie: Wenn hier 5x so viel in den Ofen passt wie beim Glattbrand, so ließe sich durch Weglassen des Schrühens vielleicht – grob überschlagen – nur 1/7 bis 1/10 der Energie der Gesamtherstellung sparen. Wenn dann die größere Gelingens-Chance in zwei Bränden eingerechnet wird könnte sich das Schrühen hier wieder lohnen. Bei Krügen, Flaschen o.ä. dagegen passt in den Schrühbrand etwa so viel wie in den Glasurbrand, hier lassen sich mit Einbrand gegen 25-40% Energie der Gesamtherstellung sparen.

Wie immer gilt aber natürlich, dass man mit seinen Materialien testen muss, und dass das Umstellen eher bei regelmäßigen, gleichbleibenden Produktionen effizient wird. Bei meiner Kombination aus fettem Ton und Feldspaß-Löß-Glasur musste ich zum Glück nicht experimentieren um den Glasursitz vor dem Brennen oder die Spannung der Schmelze auszugleichen.

Ich freue mich immer noch über neue Anregungen.

Literatur: In James Chapells Standardwerk "Complete Guide to Clay and Glazes" ist ein Kapitel zu Single Firings zu finden.
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Tongrube
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Re: "Einbrand", "Grün Brennen", Glattbrennen ohne Schrühen

Beitrag von Tongrube »

Vielen Dank für Dein Feedback! Wäre klasse, wenn Du hin und wieder darauf zurück kommen könntest, wenn es was Interessantes zu berichten gibt.

Anschauen kann man sich das Ganze recht anschaulich in zahlreichen Videos von Simon Leach, der zumindest in den letzten Jahren offenbar nur im Einbrandverfahren arbeitet (ALLE Videos von ihm habe ich nun nicht gesehen, kann also sein, dass es Ausnahmen gibt...). Der taucht den grünen Scherben; wenn man das richtig anfängt, ist das also offenbar kein Problem.

PS: auf Englisch spricht man von "raw glazing" (erleichtert vielleicht das Auffinden).
www.youtube.com/playlist?list=PLS6Mrdpt53RyauAg8bGN-7HtqIokbwUKF
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