Kann ich einen Nagel mitbrennen?

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Schmidie
Beiträge: 1
Registriert: Freitag 21. Juli 2023, 16:29

Kann ich einen Nagel mitbrennen?

Beitrag von Schmidie »

Hallo, ich habe eine Figur, ca. 30 cm , auf einer Waage stehend gemacht. Zum stabilisieren, hab ich der in beide Beine durch die Waage bis zum Po je einen Nagel gesteckt.
So, hab ich gedacht, sodass wär schlau😫.
Aber nun meine Frage, kann ich die Nägel mitbrennen,? Die werden ja heiß, verformen die sich?
Brichtvdann alles auseinander?
Hat jemand schon Erfahrungen mit Metall in Figuren gemacht?
Würde mich über Berichte freuen.
Sabine
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1027
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Kann ich einen Nagel mitbrennen?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Oh je, da muss man wieder ganz weit ausholen!
Hallo Schmidie,

Als erstes: Du brauchst zum stabilisieren einer
Figur keine weiteren Materialien, wenn du darauf achtest, die richtige Konsistenz des Tones zu verwenden. Eigentlich ist das die allerwichtigste Sache die man begreifen muss, wenn man Keramik macht. Je nach Konsistenz lässt sich dieses oder jenes daraus machen. Arbeitet man mit der falschen Konsistenz, so gibt es nur Probleme und ein Gelingen ist meist dadurch schon sehr fraglich.
Der Ton verändert an der Luft ja seine Konsistenz andauernd. Natürlich gehört Erfahrung dazu, um einschätzen zu können, ob der Ton nun zu weich oder zu hart ist für das was man machen möchte. Diese Erfahrung bekommt man mit der Zeit, dadurch dass einem eben einiges misslingt, so dass man es danach besser weiß, und durch Unterstützung von jemandem der sich auskennt.

Um etwas zu unterstützen, das ein zu sacken droht, macht man es besser von außen, in dem man stabile Stücke von dem gleichen Ton nimmt mit dem man arbeitet. Der Grund ist die Trockenschwindung (im Forum nachlesen). So schwinden Werk und Stütze gemeinsam und es entstehen keine Verwerfungen oder Risse. Diese stützen verbinden sich nicht mit dem Werk, wenn man einfach ein kleines Stückchen Papier dazwischen legt.

Alle Stoffe haben bei Hitze einen eigenen, so genannten Ausdehnungskoeffizienten. (Im Forum nachlesen). Also hat der Nagel einen anderen als der Ton. Das wird bedeuten, dass es an der Stelle wahrscheinlich Probleme gibt, weil das eine dem anderen nicht genug Platz lässt.
Es gibt dann Wahrscheinlich mehr oder weniger kleine Risse.
Den Nagel bekommst du aber sowieso nicht mehr heraus, da der Ton beim Trocknen schwindet und ihn deshalb fest umschließt.

Da du sagst, dass die Figur 30 cm groß ist, gehe ich mal davon aus, dass die Beine den entsprechenden Durchmesser haben. Ich hoffe, dass du die dickeren Teile, zumindest am Körper, etwas ausgehöhlt hast, sonst bekommst du Probleme mit dem Kristallwasser (im Forum nachlesen).

Recht schönen Gruß,
Maria
carboncookie
Beiträge: 173
Registriert: Donnerstag 15. März 2018, 22:31

Re: Kann ich einen Nagel mitbrennen?

Beitrag von carboncookie »

Maria hat das alles ja schon super erklärt. Ich gehe daher nur auf die Frage ein, was passiert wenn man einen Nagel mitbrennt. Das hab ich nämlich tatsächlich schon einige Male gemacht. (allerdings "nur" bis 1080° Grad)

Bei mir war der Nagel aber nie IN der Form verbaut. Daher kann ich nicht beantworten was die exakten Auswirkungen sein werden. Ich gehe aber auch davon aus, dass es durch die verschiedenen Ausdehnungen der Materialien zu gröberen Problemen kommen wird.

Bei mir waren Nägel (und Winkel und Reißzwecken etc) ein Notfallersatz für fehlende Brennstützen. Das Metall verbiegt sich in der Hitze. Zum Teil stark, zum Teil nur ein wenig. Das ist natürlich eine schlechte Eigenschaft für Metall welches eigentlich stützen soll.
Zusätzlich sind diese Materialien ja beschichtet. Diese Beschichtung kocht auf und verbrennt zu einer schwarzen, spröden Kruste. Teilweise platzen Splitter davon bereits beim Brand ab und betten sich mit etwas Pech gleich in die Glasur deiner Werkstücke ein. Für die Brennspiralen können solche Experimente auch nicht besonders gut sein.
Ich kann davon also nur rundum abraten, auch wenn bei mir soweit alles gut gegangen ist.

Wenn man tatsächlich Metall mitbrennen möchte (seis als Brennhilfe oder als eingebetteten Haken mit dem man das Objekt später aufhängen möchte) verwendet man Kanthaldraht. (den gibt es auch in Stabform mit bis zu 5mm Durchmesser) Aber selbst Kanthal verbiegt sich etwas beim Brand, wenn er belastet wird. Ich weiß also nicht was passieren würde, wenn man ihn IN einer Figur mitbrennt. Aber nachdem du deine Figur ja bereits konstruiert hast ist diese Überlegung auch hinfällig.

Lange Rede kurzer Sinn.... wenn es noch irgendwie geht, dann entferne die Nägel vor dem Brand.

Lg, Barbara
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1027
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Kann ich einen Nagel mitbrennen?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Sehr dünnen und gut verbiegbaren Kanthaldraht in 0,3 / 0,4, und 0,5 mm Stärke, auch mit quadratischem Querschnitt, bekommt man da, wo diese elektrischen Dampf-Zigaretten verkauft werden, oder es kann dementsprechend in so einem Shop bestellt werden. Die Dampfer nutzen es, um die winzigen Heizspiralen in den Dampfgeräten selbst zu wickeln. Es gibt Rollen mit 5 Meter Draht.
Bei 1180 Grad habe ich immer noch sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Es bleibt sogar elastisch und bricht deshalb nicht.

Offen gebrannter Eisendraht, und dementsprechend auch Nägel, bleiben bei Schrühtemperatur einigermaßen formstabil, aber es blättert eine Schicht davon ab. Wahrscheinlich sind sie aber nicht mehr besonders belastbar.
Bei 1180 wird Eisen so spröde, dass es als Draht schon bei der kleinsten Berührung abbricht.

An Barbara:

falls du mal wieder nicht genug Abstandshalter hast, brauchst du nicht Nägel oder Reisszwecken zu benutzen. Hier eine Kopie eines alten Beitrags:

Eine andere Möglichkeit sich die Astandshalter zu sparen wäre, dass man drei, oder je nach Größe des Gefäßbodens auch mehr, etwa erbsengroße Stückchen aus frischem Ton direkt vor dem Einsetzen in den Ofen auf die Unterseite klebt.
Man kann beim Ofen Einsetzen ein entsprechendes Würstchen in passende Stücke zupfen und einen feuchten Schwamm daneben legen. Tupft man mit so einem Stückchen Ton kurz auf den Schwamm, klebt es wunderbar auf dem geschrühten Boden fest.
Wenn die Glasur am Boden sorgfältig abgewischt wurde, lassen sich diese Kügelchen nach dem Brand sehr gut entfernen, oder sie fallen sowieso von alleine ab. (sonst könnte man ja geschrühten und feuchten Ton einfach so zusammenfügen, das wäre ja was!)
Allerdings kleben die Kügelchen vor dem Brennen nicht all zu lange, da der geschrühte Ton Feuchtigkeit aufsaugt und das Kügelchen schnell austrocknen. Man muss die Sachen also gleich in den Ofen setzen und ganz leicht andrücken.

Nachteil: Um sie von der Stelle zu verrutschen muss man sie wieder ganz heraus nehmen und neue Kügelchen drauf kleben. Dabei könnte eines der Kügelchen herunterfallen und in einer untere Etage wo möglich in eine wunderschön glasierte Schale kullern und dort mit der Glasur festkleben, falls man das nicht bemerkt, oder nicht für alle Fälle zähneknirschend den Ofen wieder ausräumt um das Kügelchen zu suchen und zu entfernen. Wenn man aber vorsichtig ist, ist das eine schöne Möglichkeit. Falls man bei hohen Temperaturen brennt, kann man den Ton für die Kügelchen auch mit etwas Quarzmehl oder Quarzsand mischen.

Schönen Gruß
Maria
carboncookie
Beiträge: 173
Registriert: Donnerstag 15. März 2018, 22:31

Re: Kann ich einen Nagel mitbrennen?

Beitrag von carboncookie »

@Maria: Meine Nagel-Experimente sind schon recht lange her. Mittlerweise hab ich mir genügend passende Brennhilfen gebaut oder nutze eine ähnliche Technik wie du sie beschreibst. :)

Ich verwende dazu allerdings keinen Ton, weil sich das doch ab und an ungewollt verbinden kann. Besser ist ein 50:50 Mix aus China Clay und Tonerdehydrat Aluminiumhydroxid mit etwas Wasser. Im Englischen wird das als "Wadding" bezeichnet. Ich weiß nicht ob es auf Deutsch einen eigenen Namen hat.
Man hat mit diesem Rezept auch etwas mehr zeitlichen Spielraum und muss die Kügelchen nicht direkt vor dem Brennen andrücken. Damit die Dinger besser halten und man die Gefäße leicht umpositionieren kann, gibt es übrigens einen guten Trick: Einfach mit etwas Holzleim ankleben. Aber auch ohne klappt es sehr gut.
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