Glasurveränderungen durch verschiedene Temperaturen

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Braunstein
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Registriert: Montag 3. März 2008, 20:48

Glasurveränderungen durch verschiedene Temperaturen

Beitrag von Braunstein »

Hallo,

ich beschäftige mich zur Zeit mit Effektglasuren von Welte, Jäger, Bsz,Wollbring im Bereich 1020 - 1080°, bei einigen sehr wenigen Glasuren ist ein präzisere Temperatur angegeben, z.B. am besten bei 1050°!

Nun ist es mein Ziel, daß die Glasuren möglichst matt werden und nicht laufen, wobei ich schon gelesen habe, daß "laufende Glasuren" auch anderen Probleme machen!

Aber nun meine Frage: Kann man generell sagen, wie die Glasuren sich verändern bei verschiedenen Temperaturen? Damit meine ich, kann man sagen, bei geringerer Temperatur laufen Glasuren weniger? oder sind Glasuren matter bei niedriger Temperatur (und kurzer Haltezeit?)

Ich hoffe, ich konnte mich verständlich machen???

vielen Dank
braunstein
Tonklümpchen
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Beitrag von Tonklümpchen »

Hallo Braunstein,

ja, je geringer die Themperatur, je matter wird es in der Regel.
Wenn sie zu niedrig ist schmilzt es nicht so richtig und hat unter
Umständen nicht die gewünschte Farbe bzw. Schönheit in der Farbe.

In der Regel läuft die Glasur wenn dick aufgetragen und etwas zu hoch
gebrannt wird. Man kann etwas Kaolin beimischen und Stellmittel und
Kleber, damit es nicht so läuft. Wird dann auch matter.

LG
Tonklümpchen
wolle
Beiträge: 208
Registriert: Donnerstag 31. August 2006, 13:34

Beitrag von wolle »

Hallo Tonklümpchen,
bist Du sicher, daß Stellmittel und Kleber das Fließverhalten der geschmolzenen Glasur beeinträchtigen?

Das sind doch normalerweise organische Substanzen wie z.B. Tapetenkleber, Wasserglas etc. Die sollten bereits weit vorher verbrannt sein.

Oder anders gefragt: Was nimmst Du denn für ein Stellmittel?

Gruß,
Wolfgang
Ima
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Beitrag von Ima »

Hallo Braunstein,

du solltest lieber geich eine Mattglasur kaufen, statt die Temperatur oder Zusammensetzung zu verändern.
Sonnst kann sich Qualität und Farbe der Glasur dramatisch verändern.

Ich habe mir eine ähnliche Frage gestellt, wie Wolle.
Stellmittel als Mattierungszusatz???
Man lernt nie aus!

Aber mit etwas Kaolinzugabe könntest du mal experimentieren.

Gruß,
Ima
nicht mehr angemeldet

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Hallo Braunstein,
bei Effektglasuren würde ich die Finger vom Experimentieren lassen. Bei vielen Glasuren aus diesem Bereich wirkt sich eine Zugabe von Kaolin ungünstig aus ==> d.h. der gewünschte Effekt verschwindet. Besser gleich eine Mattglasur nehmen, wie schon gesagt.
Aber nun meine Frage: Kann man generell sagen, wie die Glasuren sich verändern bei verschiedenen Temperaturen? Damit meine ich, kann man sagen, bei geringerer Temperatur laufen Glasuren weniger? oder sind Glasuren matter bei niedriger Temperatur (und kurzer Haltezeit?)
Du kannst fast jede Mattglasur zum Ablaufen bringen, wobei sie auch glänzend wird, wenn du sie überfeuerst. Kann natürlich passieren, dass dann Fehler auftreten, wie Aufkochen, Nadelstiche und Blasenbildung.
Eine Mattglasur ist eine Glasur, bei der das Säure-Basen Verhältnis nicht ausgeglichen ist ==> du hast entweder einen Überschuss an basischen Oxiden, wie beispielsweise Zink, Calcium, Magnesium etc., oder du hast einen Überschuss an sauren Oxiden, wie Quarz (Kieselsäure).
Eine Glasur mit ausgeglichenem Verhältnis von Säuren : Basen ist glänzend und transparent.
Tonerde (Aluminiumoxid) d.h. Kaolin und Ton, macht eine Glasur schwerer schmelzbar und mattiert sie dadurch. Das ist gut um ein Ablaufen zu verhindern, es verhindert aber auch oft gerade die Prozesse, die einen gewünschten Effekt hervorrufen. Kommt auf die Glasur an ... und darauf, was man möchte.
Soweit nur ganz kurz,
Ulrike
Tonklümpchen
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Wohnort: Herzogenrath

Beitrag von Tonklümpchen »

Hi Leute,

ja, das stimmt schon , was ihr meint mit dem Stellmittel. Beim Pinsel-
auftrag verhindert es aber einen ungleichmäßigen Auftrag und somit
das Laufen an einigen Stellen, wo die Glasur zu dick ist.
Also bei mir hilft es quasi indirekt gegen das Ablaufen.

Bei manchen fertigen Pulverglasuren finde ich es auch etwas aufwendig,
die hierfür optimalste Themperatur und Dicke der Glasurschicht durch
Brenntests zu finden. Es ist der Brennbereich angegeben. Nunja. Alles
andere muss man im eigenen Ofen testen.

Liebe Grüße
Tonklümpchen
wolle
Beiträge: 208
Registriert: Donnerstag 31. August 2006, 13:34

Beitrag von wolle »

:roll:
Braunstein
Beiträge: 19
Registriert: Montag 3. März 2008, 20:48

Beitrag von Braunstein »

vielen Dank für eure Antworten, jetzt weiß ich schon eine Menge mehr!

vielen Danke, Ulrike, super eklärt, so, daß sogar ich das verstanden habe!

zum Kaolin hätt ich noch die Frage: wieviel würdet ihr mir empfehlen?

vielen Danke
braunstein
nicht mehr angemeldet

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Das lässt sich schwer beantworten, man müsste die Glasur kennen.
Soviel kann ich aber sagen:
Wenn du eine glänzende und transparente Glasur durch Zugabe von Kaolin mattieren möchtst, dann mit 25% aufwärts - das hängt davon ab, wie leichtflüssig die betreffende Glasur ist (in geschmolzenem Zustand natürlich :P ).
Da du ja nicht von einer Transparentglasur ausgehst, sondern von einer, die bereits eine Mattglasur sein soll, richtig? :o , musst du weniger nehmen. Wieviel, hängt davon ab, wie leichtflüssig die Glasur ist ==> d.h. wie stark sie abläuft, ob und wie stark sie glänzt.
Du kannst es mal mit 10% versuchen, sag ich einfach mal so ins Blaue hinein.
Aber du musst damit rechnen, dass du dann etwas erhältst, mit matter bis steinmatter Oberfläche zwar, aber durchaus uninteressant. Am ehesten wird es hinhauen bei schwarzen Glasuren, die werden meist schöner, wogegen andere sich ändern können in Richtung dreckigbraun, -grün, oder so.
Good Luck,
Ulrike
wolle
Beiträge: 208
Registriert: Donnerstag 31. August 2006, 13:34

Beitrag von wolle »

Hallo braunstein,
Ulrike hat ja schon viel hilfreiches geschrieben, hier nun noch meine Meinung.

Ablaufen der Glasur ist dicke- und temperaturabhängig: je höher desto.
Die Dicke läßt sich nicht beliebig verrringern, speziell bei Effektglasuren nicht, sonst ist der Effekt weg. Generell eher Spritzen und Tauchen statt zu Pinseln. Also niedriger brennen (innerhalb des Bereichs) oder eine Stoppglasur unten anbringen (Maisgelb von Kraft ist so ein Stopper). Die obere Glasur läuft auf die Stoppglasur und wird abgebremst. Gibt u.U. schöne Effekte.

Mattieren einer glänzenden Effektglasur ist schwierig. Selbst wenn Du jetzt mit Mittelzugabe anfängst hast Du eine lange Reise mit Versuchen vor Dir. Das Ergebnis wird ziemlich sicher bescheiden sein.
Warum suchst Du nicht in den gängigen Büchern und bei den üblichen Verdächtigen nach matten Effektglasuren? Mit diesen kann man viel leichter variieren, als mit fertigen glänzenden.
Weiterhin ist der Steinzeugbereich besser geeignet, weil viele der Profis eher dort brennen und falls das Rezept bekannt ist, kann man auch leichter eine Aussage treffen, welcher Zusatz in welcher Menge noch ausprobiert werden kann.

Beispiel für ein gutes Buch für Mattglasuren: Segerkegel 6a (mit Rezepten)

Gruß,
Wolfgang
Braunstein
Beiträge: 19
Registriert: Montag 3. März 2008, 20:48

Beitrag von Braunstein »

Hallo Ulrike,
Hallo Wolle,

vielen Dank für eure Antworten und Infos!

Ulrike, ich werde es mal mit 10% Kaolin ausprobieren und stelle mich schonmal darauf ein, daß es ein Versuch ist :roll:

Wolle, das mit der Stoppglasur hört sich sehr interessant an, und für einen Anfänger wie mich machbar!
Für mich wären Stoppglasuren in den FArben braun, blau und grün super, fallen dir dazu welche ein, das wär super :D . Sind eigentlich Stoppglasuren grundsätzlich die Glasuren, die nicht laufen?

Vielen Dank
Braunstein
p.s.: toll, daß ihr mit so Anfängern wie mir soviel Geduld habt, danke
wolle
Beiträge: 208
Registriert: Donnerstag 31. August 2006, 13:34

Beitrag von wolle »

Hallo Braunstein,
das mit der Geduld ist so eine Sache.
Ich schlage vor, daß Du Dich zunächst mal ein bißchen einliest und dann konkrete Fragen stellst. Literaturtip habe ich schon gegeben.

Gruß,
Wolfgang
Braunstein
Beiträge: 19
Registriert: Montag 3. März 2008, 20:48

Beitrag von Braunstein »

ich trau mich doch nochmal zu fragen, nachdem ich nichts zu Stoppglasuren gefunden habe!

könnt ihr mir Stoppglasuren in den Farben grün, blau und beige nennen?

vielen Dank
Braunstein
nicht mehr angemeldet

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Hallo Braunstein,
zum Fragen ist ein Forum doch da :wink:
Aus irgendeinem Katalog kann ich dir nichts nennen, weil ich nur selbst entwickelte Glasuren verwende. Du könntest aber dazu ohne weiteres eine Glasur nehmen, die du mit Kaolinzusatz (oder rotbrennendem Ton= wird bräunlich-beige, je nach Menge) kräftig mattiert hast. Eine solche Glasur müsste in einem großen Temperaturintervall brennbar sein, ohne selbst zum Ablaufen zu neigen. Braun und Beigetöne bekommst du durch kleine Zusätze von Eisen und/oder Braunstein, Blau durch Kobaltoxid/carbonat, Grün ist schwieriger. Du kannst Kupferoxid/carbonat versuchen, wie es sich aber entwickelt, hängt von der Zusammensetzung der betreffenden Glasur ab.
Jedenfalls musst du mit solcher Stoppglasur das untere Drittel des Gefäßes (bei steiler Wandung) glasieren und die leichtflüssige Glasur so darüber legen, dass sie nur wenig überlappen.
Vielleicht kann dir hier aber sonst noch jemand einen Tipp geben, was Fertigglasuren angeht, da kenne ich mich wie gesagt nicht aus, ... ?
Gruß, Ulrike
P.S.
Hast du denn schon mal was experimentiert inzwischen? *neugierig*
Braunstein
Beiträge: 19
Registriert: Montag 3. März 2008, 20:48

Beitrag von Braunstein »

Hallo Ulrike,
vielen Dank für deine Infos, ich bin Anfänger und arbeite zur Zeit mit Fertigglasuren!
selbst entwickelte wäre ein Fernziel! aber sehr fern :wink:

Das Mattieren von Glasuren mit Kaolin habe ich noch nicht probiert, das steht jetzt an, ich denke in 2-3 wochen weiß ich mehr, dann werde ich berichten!

Im Moment habe ich mehrere Dinge, die ich ausprobiere. Beim letzten Brand habe ich z.B. ausprobiert, einen Scherben erst hoch und damit dichtzubrennen, und dann glasuren zu verwenden die "nur" bei 1050 gebrannt werden. Ich wollte wissen, was dann passiert?

Das Ergebnis war:
Die Glasur haftet schlechter auf dem geschrühten Scherben bei Auftragen der Glasur!
Ob die Glasur auch schneller läuft, is mir unklar geblieben! Gefühlt würd ich sagen, läuft genauso viel oder wenig, als wenn ich es wie gewohnt gemacht habe (erst 900 Schrühbrand, dann 1050°)

Bisher habe ich die Glasuren gepinselt, jetzt werde ich mal ausprobieren, die Glasuren zu spritzen!

Hintergrund für all die Experiment ist, daß ich 1. mehr Glasuren im Bereich 1050 habe, und ich auf einige nicht verzichten will, z.B. Stahlblau und Malachit, diese beiden laufen bei mir wie verrückt!

Und ich habe auch bisher nichts gefunden, was man als Mittel zugeben kann, daß sie nicht so laufen! und matter sollen sie möglichst auch noch werden!
Karierte Maiglöckchen also, wenn du den Begriff kennst :lol:

Gruß
Braunstein
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