Ofen-Bau

Hier sollen Fragen und Probleme mit Brennöfen, egal ob Gas, Strom oder Holz, etc., gestellt und beantwortet werden.
Antworten
Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 386
Registriert: Mittwoch 16. März 2005, 22:56
Wohnort: im wilden Osten

Ofen-Bau

Beitrag von Pit »

Ein Kunde trat an mich heran. zeigte mir den Link:
http://www.inderwies-keramik.de
und will nun das ich ihm nen ofen baue.

ok - den ofen baut eine firma die sowas kann. ist ja ein einsatz, die esse und bissl raum für luft. eigentlich sind es ja nur ziersteine. richtige kachelöfen sind da ja komplizierter. nun war ich googeln nach allen möglichen infos dazu.
da kam ich auf die idee, hier mal so nach tipps zu trommeln.
ich denke an nen gut schamottierten weißen ton. da bekomme ich bessere glasurfarben hin.
würdet ihr sowas dicht brennen? besonders wenn ich an kacheln denke die auf dem boden sind (vor dem ofen) - hab ich angst das die festigkeit nicht stimmt. ansonsten bleibt mir nur roter ton als alternative.

wenn ich weis wie der ofen aussieht, könnte ich mir bretter zusägen und die keramikfließen da darauf herstellen. nur damit sich ein ordentliches fugenbild ergibt.

angst habe ich davor, das das ganze doch niemal reproduzierbar ist. was, wenn man doch eine fliese kaputt geht? kunde kommt und sagt: ach mach mal die dritte fliese von rechts neu. glasurfarbe, form, usw wiederholen ist schwer.

normal lass ich von sowas die finger.
ABER:
es reizt mich.
diese ofenbauer arbeiten auch nur mit ton. :?
es bringt geld.

wie würdet ihr da drangehen? oder besser abwinken? irgendwie will man sich ja auch weiterentwickeln und immer mal was anderes find ich gut.
hille
Beiträge: 1198
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Beitrag von hille »

Hey Pit, jetzt kommst du auch noch mit so einer Superkomplex-Frage. :cry: Was sagst du zu den Leuten, die hier mal so ganz nebenbei erklärt haben wollen, wie's Drehen funktioniert?
Ich kann dir ja mal trotzdem schildern, wie mein Ex-Chef es macht. Erstmal ein Modell in klein, anhand dessen mit dem Kunden besprochen werden kann, wie der Ofen aussehen soll. Dann eine technische Zeichnung. Aufgrund dieser Zeichnung werden dann die Kacheln zugeschnitten, nachdem man die Schwindung draufgerechnet und die Fugenbreite abgezogen hat. Daran orientiert man sich dann auch, wenn eine Kachel nachgemacht werden muß. Alle Kacheln werden verstegt, die Stege braucht man, um beim Setzen die Kacheln klammern zu können. Eckkacheln bekommen außerdem Stützstege, die das Verziehen verhindern und nach dem Brennen weggeflext werden. Wärend des Trocknens muß man die Kacheln trotzdem mehrmals schlagen, damit sie gerade bleiben. Außerdem ist es sinnvoll, Bereiche, die in einer Flucht liegen, schon mal zusammenzulegen, da kann man dann kontrollieren, ob auch wirklich alle Größen usw. stimmen. Ein halber cm Abweichung sieht schon scheiße aus. Und die ist schnell da. Zum Setzen hatte mein Chef früher immer einer Ofersetzermeister angestellt, denn das ist ja wieder Vorschrift. Mittlerweile hat er aber diesen Meistertitel aber auch gemacht, es war einfacher so.
Klar kostet so ein Ofen eine Menge Geld, das erscheint einem "normalen" Töpfer verlockend. Aber es steckt auch entsprechend viel Arbeit drin. Und dann kommt dazu die mittlerweile nette Angewohnheit von Bauherren, nicht zahlen zu wollen oder nachträglich Mängel zu reklamieren. Da steht man dann erstmal da. Es braucht ganz schöne Rücklagen, um sowas zu überstehen.
Ach, so, wir haben mit 40%igem grobschamottiertem Ton gearbeitet, gebrannt bei 1050°. Steinzeugtemperaturen sind wegen des Verziehens ungünstig, und ich glaube auch wegen der Wärmeleitfähigkeit.
Hille
P.S.:Es sind übrigens Fliesen, wenn die fließen, dann ist die Brenntemperatur ein bisserl zu hoch. :wink:
Benutzeravatar
Günter
Site Admin
Beiträge: 524
Registriert: Freitag 11. Juli 2003, 23:32
Wohnort: Klein Luckow

überschlagtechnik

Beitrag von Günter »

Liebe Leute, der kalkspatz hat mit Mani Tille einen überaus erfahrenen Praktiker der "Überschlagtechnik" unter seinen Dozenten (nur haben wir dieses Jahr leider nicht genügend Teilnehmer für seinen Kurs zusammenbekommen), der auch ein VIDEO darüber gemacht hat! Er machts zwar ein bißchen anders als die klassische Technik wie von Harry und Hille geschildert (also nix mit Karton oder so), aber seine Öfen können sich sehen lassen. Wens also interessiert: siehe Produktseiten.
Die Reproduzierbarkeit von einzelnen Kacheln ist allerdings wirklich ein Problem - ich würde das dem Kunden klar und deutlich darstellen und auch schriftlich fixieren, daß er da Toleranzen hinnehmen muß.
Und Baukeramik bringt wirklich gutes Geld - aber erfordert halt auch Technik und Erfahrung. Also ohne jegliche praktische Erfahrung mit Kachelherstellung gleich einen Überschlagofen zu wagen, erscheint mir gelinde gesagt riskant.
Günter
hille
Beiträge: 1198
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Beitrag von hille »

Dazu fällt mir dann noch der "nette" Kunde ein, dem sein Ofen zwei Wochen nach dem Aufbau doch nicht gefiel. Er beschwerte sich, der Ofen sei zu unregelmäßig im Aussehen. Die Sache ging vor Gericht, mein Chef war sich absolut sicher zu gewinnen, denn wenn jemand einen Kachelofen in Handarbeit bestellt, dann weiß er doch, wie Handarbeit aussieht, sollte man zumindest annehmen. Der Prozeß ging verloren, seitdem kam dann ein extra Passus in jeden Vertrag, daß der Kunde das Aussehen von Handarbeit kennt und akzeptiert, oder so.
Hille
Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 386
Registriert: Mittwoch 16. März 2005, 22:56
Wohnort: im wilden Osten

Beitrag von Pit »

also ich neige ja generell auch zur absage vom projekt. doch wie gesagt - daran wachse ich nicht. vom ofen habe ich folgenden plan bekommen:

Bild

also meine angst bodenfliesen machen zu müssen, sind unbegründet. sie sind nämlich nicht geplant.
wie ich das bild nun sah, war ich recht enttäuscht. naja - geschmäcker der kunden halt.

preislich bin ich auch völlig überfragt. handwerkerstunde in D ist durchschnittlich 52 euro. also die bekommt auch ein klempner der rohre zusammensteckt. klar - wir träumen alle von sowas. wenn ich da ne woche veranschlage - komme ich auf 2000 euro. material - naja 200e und brennen vernachlässigbar. wenns 5 öfen wären, wären das 100 euro.
mal sehen, erstmal die bauherren und den ofenbauer konsultieren. bislang ist da der kontakt doch nur recht lose.
Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 386
Registriert: Mittwoch 16. März 2005, 22:56
Wohnort: im wilden Osten

Beitrag von Pit »

also im moment reizt es mich ungemein. aber so wie der ofen aussieht - reizt es nicht.
es wird so kommen, dass ich mich noch mehr erkundige. bei kaminbauern, keramikern etc...
werde bestimmt im frühjahr mal nen ofen selber machen. aber nicht so 0815... sorry wenn das nun so überheblich klingt. aber genau so wie der ofen da abgebildet ist - kann man das bestimmt in allerhand ofen-shops auch bekommen. da ist der preis stets unter harter konkurrenz.

bislang hab ich nur mal einen mit gemauert. naja... wurde super eigentlich. mit gasbetonsteinen und steinen, welche wir mit der flex zugeschnitten hatten.
der bauherr war schon sehr zufrieden und ist es heute immer noch.

ich will mal eher mich austoben. also voll in richtung unikat. so a la hundertwasser. bunt - anders - lebendig. also ich sag mal: nicht so brav. :oops:
das ganze schon auf eigenes risiko. also ofen entwerfen und fliesen und die teile herstellen - ohne auftrag. wenn der ofenbauer das dingens nicht loswird - shit happens! also eher ohne zeitdruck. das produkt sollte aber schon sehr viel individueller werden.
muss jetzt nur noch den bauherren beibringen, das ich die kacheln nicht bauen will. am besten sag ich denen das die leute hier aus dem forum schuld sind. :lol:
so nu aber wieder ab an die scheibe. weihnachten wird glaub ich deswegen nicht verschoben. oder doch? mal antrag stellen...
hille
Beiträge: 1198
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Beitrag von hille »

Der ist ja wirklich zum Gähnen!
Benutzeravatar
Pit
Beiträge: 386
Registriert: Mittwoch 16. März 2005, 22:56
Wohnort: im wilden Osten

Beitrag von Pit »

ich habe natürlich viel im web nun gegoogelt. echt interessante dinge gefunden.
eine methode sah toll aus. und zwar hatte man da den frischen ton direkt an den ofen modelliert , da geschnitten und dort dran trocknen lassen. wurde mittels klebebändern alles fixiert, damit die trocknenden stücke nicht abfallen.
interessante methode, die wirklich nur live geht, also wenn der ofen im bau ist. der link dazu ist sicher für alle neugierigen auch interessant.
http://www.manituskeramik.at/homepage_0 ... ehung.html

kleine öfen hab ich schon gebaut. aber eher so kamine. wo dann dieses bio-brennzeugs reinkam. also richtig nen kleinen kamin (also 55cm breit) zum in die stube stellen.

@harry
wenn ich zum ofenbauer gehe und so nen ofen will, wie da abgebildet... meinste nicht das die einfach katalog aufmachen und da die passenden steine für vorfinden? halt saumäßig teuer und bei mir will der bauherr sparen. also letztenendes doch ein zuvor geplantes produkt.
ich muss echt mal mit so nem ofentyp reden. kann mir nicht vorstellen, das das so auf nen zentimeter an den raum angepasst ist jedesmal. wenn es der platz hergibt - was spielt es denn für eine rolle, ob eine sitzbank 25 cm länger ist - oder ein ablagesims?
hille
Beiträge: 1198
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Beitrag von hille »

Also der Ofen sieht wirklich haargenau so aus, wie man ihn in zig Prospekten so schon fix und fertig bestellen kann. Gleichzeitig ist er natürlich durch die Rundungen und Wellen handwerklich schon ein bißchen knifflig. Als erstes mußt du dann schonmal 'ne Form für die Welle bauen (lassen?). Ich halte es für auch für absolut illusorisch, wenn du denkst, Industriepreise unterbieten zu können und damit dauerhaft deinen Schnitt zu machen. Und wenn der Kunde so einer ist, der auf dem "wo krieg ich das jetzt am Billigsten" - Trip ist, na denn, viel Vergnügen! Der wird auch dich über den Tisch ziehen.
Was die Anpassung an den Raum angeht, so spielt es abgesehen von der von Harry angesprochenen Berechnung auch optisch eine Rolle, daß das Ding nachher auch so aussieht, wie vorher geplant. Und auch ganz praktisch, stell dir mal vor, wie lang 25cm sind! Dann bekommt man vielleicht nachher eine Tür nicht mehr auf. Besonders der Ofen auf deiner Zeichnung ist wirklich haargenau in die Raumsituation eingepasst, da sind 2,5cm schon zu viel.
Die von dir beschriebene Life-Kachelformung, da hast du dann natürlich den Spaß, wenn was kaputtgeht, wie willst du das reproduzieren?
Hille
Ima
Beiträge: 208
Registriert: Sonntag 28. Januar 2007, 12:42
Wohnort: Idar- Oberstein

Beitrag von Ima »

Also im aktuellen Heft NEUE KERAMIK habe ich super schöne Öfen gesehen.
Da bekommt man schon Lust, so etwas auch mal zu probieren.

Ima
hille
Beiträge: 1198
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Beitrag von hille »

Ja klar, aber meinst du, der macht das seit gestern? Schon von der Größe der einzelnen Kacheln (so was kann man ja kaum noch Kacheln nennen) her eine wahnsinnig anspruchsvolle Arbeit. Vom Entwurf gar nicht zu reden.
Hille
Antworten