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Ist der Schrühbrand unbedingt nötig?

Verfasst: Sonntag 30. März 2008, 20:54
von Melanie
Hallo,
ich habe seit kurzem meinen ersten eigenen Elektro-Brennofen und möchte natürlich so energiesparend wie möglich brennen.
Daher würde ich gerne wissen ob man Keramik unbedingt erst einmal niedrig (ca. 900 Grad) und dann erst hoch (in meinem Fall 1200 Grad) brennen muss/darf. Oder kann ich auch gleich im ersten Brand auf 1200 Grad heizen?
Ich bemale meine lederharte Keramik mit farbiger Engobe und wollte sie im Glasurbrand anschließend transparent glasieren.
Jetzt kam mir eben der Gedanke, ob ich die Transparentglasur nicht gleich draufpinseln und bei 1200 Grad brennen kann...
Gute Idee oder eher nicht??? (Ich habe noch keine eigenen Erfahrungen mit dem Brennen...)

Verfasst: Sonntag 30. März 2008, 22:57
von wolle
Wobei man unter Umständen keine Ersparnis hat. Der Einmalbrand muß deutlich langsamer erfolgen und die Wärmeverluste des Ofens sind vorhanden.
Möglicherweise gibt es auch mehr Verlust/Ausschuß was dann ja auch noch in eine Effizienzkalkulation einbezogen werden muß.

Ich glaube immer noch, daß traditionelle Vorgehensweisen einen triftigen Grund haben. So zumindest werden schlechte Teile bereits beim Schrühbrand ausgemustert, ohne so viel Schaden anzurichten, als wenn sie im Glasurbrand explodieren (nicht daß mir schon mal was explodiert wäre, aber mit Glasur drauf....)

Gruß,
Wolfgang

Verfasst: Montag 31. März 2008, 21:23
von Melanie
Danke für eure Antworten!
Wolfgang, du hast wohl recht. Ich habs mal überschlagen. Wahrscheinlich spar ich wenn überhaupt grade mal 2 Euro Stromkosten, wenn ich auf den Schrühbrand verzichte und dafür langsam hoch erhitze... und habe wenns dumm läuft einen Haufen Scherben. Also erstmal auf altbewährte Art mit dem Brennen vertraut machen wird wohl das beste sein :-)

Verfasst: Dienstag 20. Mai 2008, 07:50
von bernd888
Also ich habe gerade meinen ersten Einmalbrand hinter mir, mit einem strapazierfähigen Ton und ich muss sagen, es hat wunderbar geklappt, die Glasuren sind wie erwünscht herausgekommen, auf jeden Fall eine Alternative, Zeit- und Kostenersparnis.
Da ich mit Gasflaschen brenne, ist für mich der Schrühbrand hinfällig.
Im englischsprachigen Raum ist das ja viel weiter verbreitet.

Verfasst: Mittwoch 21. Mai 2008, 10:38
von volkmar
Hallo Bernd

So allgemein kann man nicht sagen, dass ein Schrühbrand nicht notwendig ist.
Es kommt ganz drauf an, was Du für Arbeiten brennst.......


Dünnwandige und feine Gefäße, Schalen oder Service lassen sich im Einbrandverfahren nicht herstellen. Besonders wenn man innen ausglasiert und außen eine andere Glasur auftragen möchte, ist ein Schrühbrand erforderlich.... also ganz so einfach ist das dann doch nicht.

Der Salzbrand gehört zu den wenigen Einbrandtechniken.
Da gibt es keine Glasur, die den Ton aufweichen kann und es entsteht keine überhöhte Feuchtigkeit im Brand.

Der geschrühte Scherben nimmt die Glasur besser auf, bildet die so wichtige Zwischenschicht und nach kurzer Trocknungszeit lassen sich auch empfindliche Glasuren schnell hochheizen.

Für mich war das Einbrandverfahren in den vergangenen 40 Jahren noch nie eine Alternative.

Gruß
Volkmar

Effizienzkalkulation

Verfasst: Donnerstag 22. Mai 2008, 08:33
von adelfos
Aufgeschnappt
wolle hat geschrieben: Effizienzkalkulation
Hab ich noch nie gemacht.
Was ist denn das und wozu braucht das der professionelle Keramiker?

Neugierig
Bernhard

Re: Ist der Schrühbrand unbedingt nötig?

Verfasst: Donnerstag 22. Mai 2008, 08:51
von adelfos
Melanie hat geschrieben:Jetzt kam mir eben der Gedanke, ob ich die Transparentglasur nicht gleich draufpinseln und bei 1200 Grad brennen kann...
Gute Idee oder eher nicht??? (Ich habe noch keine eigenen Erfahrungen mit dem Brennen...)
Liebe Melanie,
Sanitärporzellan wird z.B so hergestellt. Auch manche Keramiker produzieren im Einmalbrandverfahren, aber das sind wenige. Die Brennkurve muss speziell an Materialien und die chem. Prozesse angepasst werden. Ein österr. Ton aus Stoob z.B. erlaubt dieses Einmalbrandverfahren, braucht jedoch eine Haltezeit mit offenen Klappen um die 950 Grad, sonst gibt es Gasblasen beim Sintern. Einige Kollegen in Athen produzieren Blumengeschirr und Joghurtbecher im Einmalbrand. Aber die Glasuren haben meist Probleme, wahrscheinlich kann man in dem Fall auf Mennige oder Bleifritten auch nicht verzichten. Bei den Joghurtbechern ist das natürlich ein echtes Gesundheitsproblem. Deswegen würd ich niemanden raten griechisches Joghurt in Keramikbechern zu kaufen!!
Ausserdem erfordern die erforderlichen größeren Scherbenstärken mehr Ton und das bedingt höhere Brennkosten.

Es eignen sich nicht alle Tonmassen und oftmals gibt es außerdem mehr wie ausreichend Glasurprobleme.
Am besten mal ausprobieren, ein paar wesentliche Tips wurden ja schon gegeben. Ob Du Dir neben dem Aufwand dann was einsparst ist schon fraglich.

Viel Erfolg
Bernhard

Verfasst: Donnerstag 22. Mai 2008, 23:26
von bernd888
volkmar hat geschrieben:Hallo Bernd

So allgemein kann man nicht sagen, dass ein Schrühbrand nicht notwendig ist.
Es kommt ganz drauf an, was Du für Arbeiten brennst.......
Klar, ich persönlich mache halt mehr rustikale Sachen, eher dickwandig.
Und meine Glasuren, eine Seladon, eine Asche - und eine Lavalithglasur sind genauso herausgekommen im Einbrandverfahren
wie vorher im kombinierten Schrüh- und Glattbrand.
Keine Glasurfehler.
Ich kann also für mich keinen Vorteil des Schrühbrands erkennen,
nur Nachteile, da ich mit Flaschen brenne und so diese länger halten und ich weniger oft brennen muss.

Re: Schrühbrand ja/nein

Verfasst: Montag 20. Oktober 2008, 19:34
von toni
Bei nur innen glasiertem Scherben kann das gut funktionieren ohne Schrühbrand, bei komplett glasierten Stücken gibt es oft Blasen. Auf jeden Fall langsam aufheizen und vorher gut durchtrocknen lassen (24 Std.). Alles in allem kann es schon eine erhebliche Einsparung bedeuten, wenn man auf das Setzen, Brennen und Ausnehmen eines Brandes verzichten kann... ganz abgesehen von dem Tag, den man auf die Ware zum Weiterverarbeiten warten muß... lohnt sich auszuprobieren!

Verfasst: Montag 20. Oktober 2008, 19:41
von toni
Ausserdem wird der Ofen weniger stark beansprucht...
t

Verfasst: Montag 20. Oktober 2008, 19:51
von wolle
Hallo Toni,
Adelfos liebt es zu provozieren.
Spring nicht darauf an.
Gruß,
Wolfgang

Re: Effizienzkalkulation

Verfasst: Mittwoch 22. Oktober 2008, 08:52
von martin.burberg
Toni hat folgendes geschrieben:

<wenn man doch mal eine kalkulation macht, meistens fällt man erst mal auf den ...allerwertesten ob der kosten/aufwand/ertragsverhältnisse.<

So ist es und deshalb mach ich das auch nicht!
Bis auf einmal: 1989 mußte ich für die Meisterprüfung meine Meisterstücke kalkulieren, eine der Größen war damals lächerliche 20 Mark für die Stunde! Trotzdem kam ich bei der Schale (54 cm Durchmesser) auf ungefähr 300,- DM Verkaufspreis: absolut unverkäuflich! Damals hätte man vielleicht gerade mal die Hälfte gekriegt.

Außerdem ist das mit der Kalkulation so eine Sache: aus meiner Lehrwerkstatt weiss ich noch, dass mit einer Stundenproduktion von 4 bis 6 Tassen gerechnet wurde. Wenn ich aber alle weiteren Nebenarbeiten incl. auf dem Markt rumstehen mitrechne, komme ich im Jahresdurchschnitt eher auf 2 bis 3 Stück die Stunde. Natürlich brutto.
Und trotzdem will ich mit keinem tauschen.

Martin

Verfasst: Mittwoch 22. Oktober 2008, 11:06
von wolle
Es ging hier ursprünglich mal nicht um die Rentabilität der Töpferei, sondern um den Kostenvergleich Einmalbrand - Zweimalbrand.

Während es relativ esoterisch ist, einen Beruf zu rechnen, denke ich schon, daß es Sinn macht, bei isolierten Sachen mal auf den Kosten - Nutzen zu schauen. Das macht Ihr übrigens unterbewußt auch, siehe die Ladenhüterdiskussion an anderer Stelle.

Es geht ja auch gar nicht darum, die Kosten eines Töpfer-Lifestyles (der ist für Adelfos) zu erfassen, sondern z.B. den gestiegenen Energiepreisen Rechnng zu tragen. Es ist keineswegs so, daß den Leuten jetzt, wo Strom und Gas teurer geworden sind, das Geld lockerer in der Tasche sitzt.


Gruß,
Wolfgang

Verfasst: Mittwoch 22. Oktober 2008, 11:23
von adelfos
wolle,
auf den arm nehmen wollte ich dich nicht (darauf weist du nämlich einen anderen user hin und unterstellst mir diese absicht) als ich vor monaten dich fragte was eine Effizienzkalkulation ist.
nachdem das nun wieder angewärmt wurde das thema frag ich nochmals : was ist eine Effizienzkalkulation ? Wikipedia kennt, so wie auch ich, diesen Begriff nicht.
oder ist eine Stückkostenkalkulation gemeint?

Der Begriff Effizienzkalkulation weist vielleicht eher in Richtung Rentabilitätsvergleich. höhere Betriebswirtschaftslehre also.

Daher auch meine frage WOZU das ein Professionist braucht.

Verfasst: Mittwoch 22. Oktober 2008, 14:07
von wolle
Mensch Adelfos,
ich habe nicht Ökonomie studiert oder sowas.
Streiche Effizient und schreibe Profitabilität, Rendite, G/V...
War aus dem Zusammenhang schon klar, oder?
Gruß,
Wolfgang