Ne, darum geht es ja nicht.
Es liegt mir auch fern, mich mit meinem Verkaufserfolg zu brüsten. Aber es geht mir darum zu sagen, ja, es geht über Internet! Habe ich hier ja auch schon öfter getan.
Die Meinung unter den Kollegen ist normalerweise "Nein, das geht überhaupt nicht! Unser Produkt muß angefasst werden können. Außerdem kenne ich keinen, bei dem es funktioniert." Damit wird die Sache mal wieder abgehakt. Und da ich Keramikerin bin, habe ich lange Zeit genau so gedacht, irgendwie ticken wir ja doch alle ähnlich.
Da war aber mein anderes Problem: Der dringende Wunsch nach einem weiteren Standbein.
Zu Hause verkaufe ich nicht viel. Märkte sind jedes Jahr wieder das gleiche Roulettespiel, werde ich überhaupt angenommen, wie ist das Wetter usw., ihr kennt es. Wiederverkäufer funktioniert auch nicht. Einen Laden in der Stadt aufmachen geht auch nicht, trägt sich auch niemals. Internet, hmmm, vielleicht also doch?
Für's erste Jahr hatte ich mir den Umsatz eines (für mich) guten Marktes als Ziel gesetzt. Hat nicht geklappt. Aber im zweiten Jahr. Im dritten Jahr waren es dann zwei gute Märkte und dieses Jahr läuft es wirklich gut.
Ich habe nochmal viel lernen müssen. Die Seele meiner Produkte irgendwie in dieses Medium reinzukriegen. Dazu gehören gute Texte und gute Bilder. Gefunden zu werden. Dazu gehört Vernetzung sowohl über Seiten als auch mit Personen. Berührungsängste abbauen. Und auch so manche Arroganz ablegen. Die Vita z.B. interessiert den normalen Internetkunden überhaupt nicht. Und wenn Frau Müller meine Keramik toll findet und anfragt, ob sie ein Bild auf facebook einstellen darf, dann ist das die beste Werbung.
Wer offline gut verkauft, kann es sich vielleicht sparen. Aber die große Masse von uns tut das nicht. Onlineverkauf ist mittlerweile für alle Produkte normal. Und wird weiter wachsen. Wenn wir nicht mitmachen, bleiben wir vor der Tür.
Das oft geübte Schimpfen auf die Hobbykeramiker, die schamlos einfach so im Internet verkaufen und damit auch noch Erfolg haben, das nützt überhaupt nichts. Die haben nämlich unsere Berührungsängste nicht. Aber dafür unseren Markt. Wahrgenommen wird nur, was auch öffentlich sichtbar ist. Wenn die Keramiker sich der Online-Öffentlichkeit verschließen brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn sie unsichtbar werden.
Ob wir also wollen, oder nicht, wir kommen sowieso nicht drumherum. Und mir macht es mittlerweile sehr viel Spaß.
Und mal ehrlich, ich war ja nicht dabei, als die Töpfermärkte aufkamen, aber hier wird es doch bestimmt ein paar alte Hasen geben, die es noch wissen müssen: Ich kann mir nicht vorstellen, daß damals alle Töpfer Hurra! geschrieen und ihren Marktkram zusammengepackt haben. Da wird es viel Gegrummel gegeben haben, daß man sowas jetzt auch noch nötig hat. Und heute?