Bruch im Glasurbrand

Maschinen, Werkzeuge, Tone etc.
toepfern.weinholz
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Bruch im Glasurbrand

Beitrag von toepfern.weinholz »

Hallo liebes Forum,

heute brauche ich mal euren Rat, obwohl ich nicht unbedingt ein Neuling bin ...

Habe in den vergangenen Wochen mehrmals "gesprengte" Stücke im Glasurbrand gehabt - immer nur in Plattentechnik, verschiedene Tonsorten, egal ob 1040 Grad oder 1240 Grad.
Mein Ofen ist noch relativ neu und gerade gewartet, daran sollte es eigentlich nicht liegen.
Die Plattenteile liegen nach dem Brand teilweise mehrere cm auseinander - da muss also eine ganz schöne Spannung dahinter stecken. Aber warum erst beim Glasurbrand und nicht schon beim schrühen ...?
Habe gerade im Forum schon den Beitrag über das gerissenen Schachbrett gelesen - kann leider nicht nachvollziehen, wie die Platten gewalzt wurden, da sie von Kursteilnehmern teilweise zu Hause hergestellt wurden.

Vielleicht hat jemand noch einen Tipp für mich?

Vielen Dank schon mal: toepfern.weinholz
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LeonS
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Re: Bruch im Glasurbrand

Beitrag von LeonS »

Hallo,

:?: Welche brennkurze fährst du?
:?: Wie Glasierst du? Hatten die Stücke noch zeit zum trocken nach dem Glasieren?
:?: Wie hoch sind die Wandstärken? Was für Massen wurden verarbeitet? Brechen Stücke Heraus oder platz es an den Verbundings stellen auseinander?
(Fotos könnte bei der Problem Findung auch helfen)
toepfern.weinholz hat geschrieben:Aber warum erst beim Glasurbrand und nicht schon beim schrühen ...?
Das es die teile erst im Glatt-Brand zerlegt, kann daran Ligen das die Oberfläche erst im Glattbrand "Dicht" (Je nach Masse) Konsolidiert (Umgangssprachlich Sintert). d.h. Die oberflächlichen Poren sind zu und eventuell eingeschlossene Luft (oder Verunreinigungen) dehnt sich innen aus und drückt nach außen.
Grüße
Leon

LeonS • Werkstatt für Wunderbares
toepfern.weinholz
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Re: Bruch im Glasurbrand

Beitrag von toepfern.weinholz »

Hallo,

- Brennkurve kann ich nicht genau sagen, hat mir der Ofenbauer programmiert - im Kopf habe ich etwa bis 600 Grad Intervallheizung und dann bis zur Endtemperatur durchgehend.
- Wir verwenden verschiedenen Tonsorten (creaton, Witgert, WBB), immer schamottiert.
- Die meisten der kaputten Platten waren einseitig nur auf der Oberfläche glasiert; Glasur meist Fertigglasur verschiedener Hersteller mit dem Pinsel aufgetragen. Die Glasurtrocknungszeit lag zwischen 3 Stunden und mehreren Tagen.
- Foto kann ich heute Nachmittag mal machen und noch nachtragen, aber die Teile platzen nicht an Verbindungsstellen, sondern "willkürlich" mitten in der ausgerollten Platte. Es sind keine offensichtlichen Lufteinschlüsse zu sehen.

Wenn es mit der Sinterung zu tun hat, könnte ich das ganze ja noch beim Hochbrand verstehen ( schrühen bei 1160 und Glasur bei 1240 Grad), aber im Normalbrand bei 1040 Grad???

Viele Grüße: toepfern.weinholz
nicht mehr angemeldet

Re: Bruch im Glasurbrand

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Mit deinen Tonsorten hab ich auch schon gearbeitet, auch mit ähnlicher Brennkurve, und kann nur sagen, dass mir Derartiges noch nicht begegnet ist. Normalerweise ist das Zeug sehr unempfindlich.
Also ...
nur sone Idee, und vielleicht ja ne blöde:

Kann das sein, dass deine Kursteilnehmer die Masse beim Verarbeiten mit irgendwas verunreinigen?
Ich denke da an Gips.
Kleine Gipskrümel oder Späne in der Masse können sowas verursachen.
Und wie die da reingekommen sein können -
Wenn jemand keine Ahnung hat, rollt auf Gipsplatten aus, kratzt dann noch schön die Oberfläche der Platte sauber -
und wirft das nicht weg, sondern verwendet es weiter.
Hab ich schon mal so gesehen, samt Folgen hinterher.

Gruß, Ulrike
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LeonS
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Re: Bruch im Glasurbrand

Beitrag von LeonS »

toepfern.weinholz hat geschrieben:Witgert, WBB

Sind Firmen die Keramische Massen Produzieren z.b. Steinzeug-, Steingut-, Porzellan-Massen usw... (creaton ist von Goerg + Schneider )
toepfern.weinholz hat geschrieben:Brennkurve kann ich nicht genau sagen, hat mir der Ofenbauer programmiert
Kann man aus dem Controller ablesen, kann ja ein versehen sein und das Problem liegen eventuell dort...
toepfern.weinholz hat geschrieben:im Kopf habe ich etwa bis 600 Grad Intervallheizung und dann bis zur Endtemperatur durchgehend
ist so in Ordnung. Fragt sich nur ob der Ofen das auch denkt!
toepfern.weinholz hat geschrieben:Wenn es mit der Sinterung zu tun hat, könnte ich das ganze ja noch beim Hochbrand verstehen ( schrühen bei 1160 und Glasur bei 1240 Grad), aber im Normalbrand bei 1040 Grad???
Kommt auf die Masse an die Verarbietet wurde...
Warum Schrühst du bei 1160°???
Ulrike hat geschrieben:Masse beim Verarbeiten mit irgendwas verunreinigen?
Ja, so wird es wohl sein.
Ulrike hat geschrieben:Kleine Gipskrümel oder Späne in der Masse
Das sind die "Kalkspatzen" und das geschieht nicht im Ofen! Da die applatzer nur durch das Ca aus Ca[SO4] • 2H2O (Dihydrat, umgangssprachlich Gips) entstehen; Der Schwefel (SO4) und Wasser (H2O) sind spätestens bei 800° Gasförmig und aus der der masse entgast. Das Calcium (Ca) bleib im Scherben und ist Hydrophil, also zieht Wasser an und dehnt sich dabei aus. Durch diese Volumen Dehnung kommt es zu Spannungen die zu abplatzern aus dem Scherben führen können, bei Raumtemperatur. Ggf. auch erst Jahre nach dem Brand.

Beim Brand kann das Dihydrat durch die Entgasungen zum aufblähen der Masse führen, je nach dem wann die Oberfläche dicht ist!
Zuletzt geändert von LeonS am Sonntag 13. Mai 2012, 01:19, insgesamt 2-mal geändert.
Grüße
Leon

LeonS • Werkstatt für Wunderbares
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Re: Bruch im Glasurbrand

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Hey Leon,
jetzt hast du mich doch tatsächlich zum Nachlesen gebracht :wink:
Der Herr Lehnhäuser sagt dazu:
Absprengungen etc. [...] liegt die Ursache in Bestandteilen der Masse, die durch plötzliche Volumenvergrößerung einen Druck auf die meist schon abgedichtete Glasurschicht ausüben und diese mit einem immer anhängenden Scherbenanteil abdrücken oder wegsprengen. Dies kann durch gröbere Kalkteilchen (<200 my) bei rohglasierten Werkstücken geschehen, während bei vorgeschrühter Ware (besonders nach einiger Lagerzeit) schon Kalkteilchen mit < 90 -100 my ausreichen, wenn sie an oder dicht unter der Scherbenoberfläche liegen. [...]

Produktions- und Oberflächenfehler in keramischen Bereichen
Seite 22, ff
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LeonS
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Re: Bruch im Glasurbrand

Beitrag von LeonS »

Ulrike hat geschrieben:jetzt hast du mich doch tatsächlich zum Nachlesen gebracht
Ist ja so ziemlich das, was mir dazu aus dem Hirn gefallen ist...

Da geht es ja auch um Ware die nach dem Brand abplatzer aufweist...

Ist aber schon etwas älter oder? Noch vom Alten Lehnhäuser...
Grüße
Leon

LeonS • Werkstatt für Wunderbares
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Re: Bruch im Glasurbrand

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Ja, noch vom alten Lehnhäuser, aber neu bearbeitet, Erstauflage 1999

http://www.amazon.de/Produktions--Oberf ... 187&sr=1-2

P.S.
Jetzt würde ich doch gern mal wissen, wie so manches mal hier, ob´s das denn gewesen ist ...
Ich bin neugierig, und so eine klitzekleine Rückmeldung manchmal, das wäre doch schön :wink:


Gruß, Ulrike
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LeonS
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Re: Bruch im Glasurbrand

Beitrag von LeonS »

Ulrike hat geschrieben:Jetzt würde ich doch gern mal wissen, wie so manches mal hier, ob´s das denn gewesen ist ...
Als gelöst würde ich das Problem auch nicht betrachten!! Wenn Calcium der Grund war könnte man das an der Bruch stelle sehen, Weißer Punkt. Es Währe auch nicht im Ofen passiert!! Aber es Scheit mir eher unwahrscheinlich das es am Gips lag da die Stücke von verschiedenen Leuten aus diversen Massen an unterschiedlichen Orten gefertigt wurden.
Grüße
Leon

LeonS • Werkstatt für Wunderbares
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Re: Bruch im Glasurbrand

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Nene, keine Aufregung, ich sehe das genauso :lol:
Deshalb hätte ich ja gerne mal ne Rückmeldung und weitere Infos ...

Schöne Grüße, Ulrike
Migla
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Re: Bruch im Glasurbrand

Beitrag von Migla »

Hallo,könnte es sein,dass die Kursteilnehmer zu dünn geratene Stellen der Platten einfach mit "Tonpflastern"aufgefüllt haben,ohne für eine gründliche Verbindung der Schichten zu sorgen?Sowas kann den Schruehbrand noch ganz gut überstehen,bei dichter werdender Oberfläche im Glattbrand kann die minimale eingeschlossene Luft jedoch nicht mehr entweichen und das "Pflaster"wird abgesprengt.Kann man oft an der Oberfläche der Schadenstelle erkennen.Wenn die glatt ist,war es Luft.Gruss migla
toepfern.weinholz
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Re: Bruch im Glasurbrand

Beitrag von toepfern.weinholz »

Hallo guten Abend,

es sind bestimmt keine Lufteinschlüsse - das Bruchbild kann ich gut davon unterscheiden. Verunreinigungen wären eine Möglichkeit, evtl. auch zu einseitiges auswalzen oder Spannungen durch die einseitig aufgetragene Glasur.
Die Möglichkeit mit dem Quarzsand habe ich heute ausprobiert, war aber nicht wirklich zufrieden - vielleicht lag es auch daran, das der Sand zu grob war ...
Tja, und schrühen bei 1160 Grad hat mir wohl vor Urzeiten mal jemand beigebracht ... Spricht irgendwas dagegen? Vorteil vom niedriger schrühen wäre bestimmt, dass die Glasur besser haftet - aber gibt es nicht zu viel unterschiedliche Spannung, wenn ich dann einen Hochglasurbrand daraus mache...?

Vielen Dank aud jeden Fall für eure Tipps!

Gruß: toepfern.weinholz
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LeonS
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Re: Bruch im Glasurbrand

Beitrag von LeonS »

toepfern.weinholz hat geschrieben:schrühen bei 1160 Grad...Spricht irgendwas dagegen? Vorteil vom niedriger schrühen
Genau höhere Porosität besser Glasur haftung.
und spart einiges an Energie bei 900°-1000° zu schrühen, reicht auch vollkommen aus!
Zuletzt geändert von LeonS am Montag 14. Mai 2012, 20:09, insgesamt 1-mal geändert.
Grüße
Leon

LeonS • Werkstatt für Wunderbares
hille
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Re: Bruch im Glasurbrand

Beitrag von hille »

Vielleicht trägt die hohe Schrühtemperatur sogar zur Bruchgefahr bei. Falls die Masse im ersten Brand schon zu sintern begonnen hat. Ist zwar unwahrscheinlich, gerade bei schamottierter Masse, aber wer weiß...

Ansonsten ist es vom Energieverbrauch her Wahnsinn.
emden
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Re: Bruch im Glasurbrand

Beitrag von emden »

ja Hille hat die Lösung des Problems so glaube ich gefunden. Das ist das gleiche Problem, wie wenn man versucht gesinterte Teller nochmals nachzubrennen. Beste Garantie für Bruch. Auch bin ich der Meinung , wenn man für Kunden Lohnbrand durchführt, sollte man wissen was eine Brennkurve ist, wie sie gesteuert wird und was die einzelnen Schritte zu bedeuten haben. Oder habe ich da wieder jemand auf den Schlips getreten?
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