kalkspatz e.V. - Keramik-Forum

Spricht etwas dagegen, wenn ich bei 900 Grad geschrühte Ware nochmal bei 990 Grad schrühe, um Fehler beim Glattbrand zu vermeiden?
Und noch eine Frage: beim Glattbrand (1240 Grad) entstehen manchmal kleine Hubbel im Scherben (ca. 3-5mm), die beim Schrühbrand noch nicht zu sehen waren. Kommen diese durch eingeschlossene Luft? Und lassen sie sich auch durch eine höhere Schrühbrandtemperatur vermeiden??

Viele Grüße von
Lehmslust

Hallo Lehmslust,
wegen der Hubbel:
was hast Du für einen Ton? Max. Brenntemperatur?

Wenn es grob schamottierter Ton ist können es u.U. die Schamottekörner sein - der Ton schwindet beim Brennen, die Schamotte nicht.

VG
fegora

Hallo Fegora,
ich habe Drehtone ohne Schamotte (Witgert 2 und Witgert 11), max Brenntemp. 1280 bzw. 1300. Der Witgert 2 hat allerdings leider ein paar Steinchen drin (hab mich schon beschwert), und vermutlich erwische ich nicht alle beim Drehen, die bleiben dann drin.
Aber auch der Witgert 11 bildet ganz gelegentlich Hubbel, und der hat definitiv keine Steinchen.

Viele Grüße von Lehmslust

Hallo, ich verarbeite seit über 35 Jahren die Massen 2 und 11 von Witgert in verschiedenen Kornstärken sowohl zum Drehen und Eindrehen und Stanzen als auch zum Aufbauen großer Objekte. Ich habe die Erfahrung gemacht,dass für beide Massen 1000 bis 1010 Grad die beste Schrühtemperatur sind,da dann alle brennbaren Bestandteile ausgebrannt sind und keine Gasabgabe unter der Glasurschicht mehr erfolgt,also keine Nadelstiche ,Blasen oder Krater auftreten. Je weiter der Schrühbrand unter 1000 Grad bleibt, umso mehr dieser Fehler treten auf. VG migla

Danke, ich werde diesen Rat beherzigen!
Viele Grüße von Lehmslust

Ergänzung: Masse 2 wird grubenfeucht aufbereitet, Maße 11 wird nass aufbereitet / flüssig auf die gew.Feinheit gesiebt,Magnetfilter,Filterpresse,Vakuum .

Ich bräuchte noch die Antwort auf meine erste Frage: kann ich bereits geschrühte Ware (900°)nochmal schrühen bei 990°?

Ein schönes Wochenende wünscht

lehmslust

Welch wundersame Frage!
Du darfst so oft brennen wie du willst, nur Schrühbrand darfst du das nicht mehr nennen.
Regina,

Vielleicht sollte ich genauer fragen:
Meine bei 900° geschrühten Schüsseln haben nach dem Glattbrand fast alle Glasurfehler . Bevor mit den nächsten bereits geschrühten Schüsseln das gleiche passiert, würde ich gerne den Rat von migla befolgen, den ich kürzlich bekommen habe, und eine höhere Schrühtemperatur nehmen. Wenn ich also die Schüsseln nochmal schrühe, kann ich sie dann genauso weiterverarbeiten, glasieren, haben sie die gleichen Eigenschaften wie einmal geschrühter Scherben?

Kannst du, es sei denn du hast eine Masse die früh dicht wird, davon gehe ich aber nicht aus, dann ist das Glasieten schwieriger.
Liebe Grüße, Jasmin

Hallo allerseits!
Jetzt sind meine bei 1000° geschrühten Schüsseln glasiert (Masse Witgert 2, gebrannt bei 1240°). Ergebnis: Immer noch Nadelstiche, Hubbel in allen Größen... Allerdings sind die Schüsseln in der untersten Lage des Ofens ganz gut geworden.
Ich habe einige Erklärungsversuche und würde Euch gerne fragen, was plausibel sein könnte:
1. Die Abkühlungsphase war zwischen bei ca. 500° zu schnell, die Glasur hatte nicht genügend Zeit zum Ausglätten, nur unten im Ofen, weil es da langsamer abkühlt
2. Es liegt einfach an dem fehlerhaften Ton, aus dem ich beim Drehen immer wieder kleine Steinchen gezogen habe, und der vielleicht auch anderweitige Verunreinigungen hatte
3. Ich habe den Ofen zu eng vollgepackt, zwischen Schüsselrändern und nächsthöherer Brennplatte waren nur knapp 1cm Platz
4. Tonmasse und Glasur ("Pazifikblau" von Keramik Kraft, Brennbereich 1220-1250°) passen einfach nicht zusammen

Was meint Ihr?

Viele Grüße von
lehmslust

Also bei Hubbeln würd ich ja spontan sagen, die Masse ist überbrannt. Das würde auch damit zusammenpassen, dass die unterste Lage o.k. ist, denn normalerweise ist es unten ja kühler. Brennst du mit
Segerkegeln oder verlässt du dich auf die Temperaturanzeige? Normalerweise ist die nämlich nicht verlässlich. Eingestellte 1240° bei Maximaltemperatur 1250° für die Masse, da bist du schnell am Maximum oder sogar drüber.

Zu voll gepackt glaub ich nicht, ich packe meine Öfen auch immer schön voll und 1cm Luft reicht als Abstand aus. Aaaaber, ein vollgepackter Ofen braucht länger zum Hochheizen, also steigt damit die Gefahr des Überbrennens, bestätigt meine These.

Zu schnelle Abkühlung halte ich auch für ausgeschlossen, du lässt ja *natürlich* abkühlen, so schnell geht das nicht.

Ob die Masse und die Glasur nicht zusammenpassen, tja, scheint so, das ist halt der Nachteil von Fertigglasuren, dass man sie nicht gut nachjustieren kann. Entweder es passt, oder es passt nicht.

Trotzdem, Segerkegel auf jeden Fall!!!

Hallo Hille,

danke für die Antwort! Das klingt wirklich sehr plausibel.
Ich werde den Ofen mal auskegeln und schauen, was rauskommt!

Viele Grüße von
lehmslust

Dazu ist dann noch die Info ganz nützlich, dass die Segerkegel, die man heute nur noch bekommt, die Ortonkegel, leider mit falschen Temperaturangaben verkauft werden. Jäger schreibt im Katalog dazu, dass ihre Brennversuche ergeben haben, dass der Fallpunkt der Kegel ca. 20-35°C niedriger liegt, als angegeben. Ich kann das nur bestätigen. Ich schreibe dir mal auf, wie meine Werte aus einem recht neuen 150l Toplader sind:

Meine eingestellte Brenntemperatur sind 1230° bei 30 Minuten Haltezeit, real entspricht das 1240° (nach dem Aussehen der Masse und dem Ausschmelzungsgrad der Glasur). An Ortonkegeln stelle ich Nr. 7 und Nr. 8 rein, dann liegt der 7er nach dem Brand und bei Nr. 8 neigt sich die Spitze. Die Temperaturangabe für die Kegel sind 1255° und 1269°, davon den Fehler von 25°C abziehen, dann stimmt es.

Ich empfehle dir also ebenfalls Orton 7 und 8 zu nehmen (large, nicht small), da du ja auch bei 1240 brennen möchtest. Und hoffe, du bist nun nicht allzu verwirrt.

Danke, Hille!

Narürlich bin ich verwirrt , aber ich bin ja sehr lernwillig und erfahrungshungrig und werde mich da mal gründlich reinarbeiten.
Schönen Sonntag!