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Teller zerbrechen bei Glattbrand

Verfasst: Sonntag 27. März 2016, 21:27
von lehmslust
Hallo und frohe Ostern!

Mir ist es jetzt einige Male passiert, dass Teller mit einem Fußringdurchmesser von ca. 25 cm beim Glattbrand ziemlich mittig durchgebrochen sind. Die Bruchränder passen nicht richtig zusammen, also muss es wohl während des Brennens (1240°C) und nicht in der Abkühlphase passiert sein.
Ich habe die Teller direkt auf die mit Trennmittel versehenen Brennplatten gestellt, also ohne Quarzsand etc. Kann das der Grund sein?

Viele Grüße von
lehmslust

Re: Teller zerbrechen bei Glattbrand

Verfasst: Sonntag 27. März 2016, 22:37
von tonfix
Hallo lehmslust und ebenfalls frohe Ostern!
Ich kann mir das jetzt schwer vorstellen...deshalb einige Fragen...
Aus welchem Material bestehen denn deine Teller und mit welcher Technik hast du gearbeitet? Welche Glasur hast du verwendet? Innen und Außen glasiert? Vielleicht gibts ja ein Foto?
Könnt schon sein das die Teller beim Schwinden auf der Platte hängen geblieben sind. Wenn du keinen Quarzsand verwenden willst, würd diesbezüglich auch eine dünne Schicht Aluminiumoxid reichen.
Liebe Grüße, Tonfix!

Re: Teller zerbrechen bei Glattbrand

Verfasst: Sonntag 27. März 2016, 22:51
von Gasbrenner
Noch eine weitere Frage: Welche Brennkurve fährst Du beim Glattbrand?

Re: Teller zerbrechen bei Glattbrand

Verfasst: Montag 28. März 2016, 09:23
von lehmslust
Hallo tonfix und Gasbrenner,

danke für Eure Bemühungen!
Die Teller wurden aus witgert 11 gedreht und mit blauer Engobe überzogen, nach dem Schrühbrand (1000°C) mit einer Transparentglasur überzogen (oben und untere Tellerfahne, Boden nicht) und gebrannt mit 150°/h bis 600°, anschließend hoch bis 1240°, Haltezeit 20 min.
Nicht alle Teller sind kaputt gegangen.
Der Abstand zwischen Tellerrand und nächsthöherer Brennplatte betrug knapp 1cm, vielleicht ist das zu wenig?

Viele Grüße von lehmslust

Re: Teller zerbrechen bei Glattbrand

Verfasst: Montag 28. März 2016, 11:21
von Gasbrenner
Als Sofortmaßnahme würde ich die Aufheizrate etwas modifizieren. Flachgeschirr ist beim Hochheizen empfindlicher als Gefäß- oder Dekoware.
So 100°/h sind i.d.R. im sicheren Bereich. Die solltest Du bis 700°C halten und dann freie Fahrt.

Ich weiß, das der kritische Quarzsprung schon bei 573°C ist und dass 600°C auch von einigen namhaften Ofenherstellern als Umschalttemperatur empfohlen wird. In der Realität verteilt sich die Wärme in den E-Öfen sehr schlecht und was das Thermoelement zwischen den Heizwendeln so misst hat nicht viel mit der Temperatur in deinem engen Besatzstapel zu tun. Da kann die Temperatur, gerade bei einer zügigen Aufheizrate, weit hinterher hängen. Wenn Der Ofen dann auf Volllast schaltet, fährst Du womöglich viel zu schnell über den Quarzsprung.

Ich würde auch die Teller nach dem Schrühbrand auf Haarrisse überprüfen. Hierzu das Zentrum und den Rand mit Wasser, besser noch mit einem Leichtöl (Petroleum, Stanz- oder Formöl) rändern. Die Flüssigkeit konzentriert sich in feinsten Rissen und macht die sichtbar. Sollte da was sein, müssten wir uns den Schrühbrand ansehen. Bitte die nassen Teller vor dem Glattbrand dann gut trocknen.

Quarzsand als Brennunterlage ist natürlich immer ideal um einem "Festhaken" von Tellern und Rissen aufgrund der Brennschwindung vorzubeugen.
Es muss da nur sehr sorgfältig und sauber gearbeitet werden, sonst hast Du im ganzen Ofen Geriesel. Ein Anstrich mit den entsprechenden Trennmitteln reicht i.d.R. bei 25er Tellern aus.

Es kann natürlich auch ein Abstimmungsproblem zwischen Glasur und Scherben sein, das führt aber bei Tellern meist zu vielen kleineren Scherben.
I

Re: Teller zerbrechen bei Glattbrand

Verfasst: Montag 28. März 2016, 12:06
von Fotomanni
Gasbrenner hat geschrieben: besser noch mit einem Leichtöl (Petroleum, Stanz- oder Formöl) rändern.
Wie kriegt man das vorm Glasieren wieder raus damit die Glasur haftet? Oder soll man einen "Opferteller" machen?

Re: Teller zerbrechen bei Glattbrand

Verfasst: Montag 28. März 2016, 12:30
von Gasbrenner
Stanz- und Formöle werden in der Keramik häufig eingesetzt, so z.B. bei "Stanzen" also der Formgebung in Metallformen auf der Spindelpresse oder als Trennmittel bei Metall- und Kunststoffformen. Das Öl verdunstet fast rückstandsfrei. Wenn man die Stücke gut nachtrocknet kann man i.d.R. ohne Probleme glasieren und brennen.
Petroleum geht notfalls auch, braucht aber etwas länger zum raustrocknen.
Wasser funktioniert bei geschrühter Ware i.d.R. , aber mit Öl sieht man speziell sehr feine Risse besser.

Re: Teller zerbrechen bei Glattbrand

Verfasst: Montag 28. März 2016, 13:41
von Fotomanni
Gasbrenner hat geschrieben: Das Öl verdunstet fast rückstandsfrei. Wenn man die Stücke gut nachtrocknet kann man i.d.R. ohne Probleme glasieren und brennen.
Interessant. Das hätte ich nicht gedacht. Stanzöl benutze ich zwar schon öfter aber natürlich wird danach erst noch geschrüht. Dann ist ja eh alles weg.

Re: Teller zerbrechen bei Glattbrand

Verfasst: Montag 28. März 2016, 14:06
von Gasbrenner
Mit dem Schrühen bekommt man natürlich jedes Öl schnell rausgebrannt. Aber Schrühen ist ja, wenn man sich die gesamte Keramikproduktion so ansieht, doch eher eine Randerscheinung. Nimmt man Porzellan, sowie die Betriebe welche dick tauchglasieren, mal raus, wird das eigentlich nur im Hobbybereich gemacht. Und auch da halte ich es oft für unnötig. In den meisten Betrieben, welche z.B. gestanzte Gefäßkeramik produzieren, wird heute nicht mehr geschrüht und da gibt es keine Probleme mit dem Stanzöl.

Re: Teller zerbrechen bei Glattbrand

Verfasst: Donnerstag 9. Februar 2017, 22:04
von Ursula28
Hallo, ich teste mit Spiritus, der verfliegt sofort und zieht gut in die evt. vorhandenen Risse ein.
Gruß Ursula