kalkspatz e.V. - Keramik-Forum

Hallo!

Ich hätte eine Frage bezüglich der Reinigung von Keramik, deren Glasur Blei enthält. Ich reinige derzeit beruflich eine Menge alter Keramik (17. - 20. Jh.) deren Glasur natürlich voller Blei ist. Ich benutze dafür 70:30 Ethanol und Wasser. Obwohl ich Handschuhe trage, also die Keramik nicht direkt anfasse, mache ich mir Sorgen, dass das Blei durch den Alkohol gelöst wird und durch die Luft in meine Atemwege gerät. Kann das passieren?

Entschuldigt bitte die komplizierte Frage!

vielen Dank im Voraus!

Hallo Michaela,

Ich denke mal, dass das Blei nur durch Säure aus dem Glasfluss gelöst werden kann, und nicht durch Alkohol. Falls ich mich täusche, soll mich bitte schnell jemand korrigieren.
Aber das Einatmen des Ethanols an sich dürfte dir auch ohne Blei schon genug schaden. Da hilft eine Maske, die keine Lösungsmittel durch lässt, wie die Lackierer sie tragen.

Schönen Gruß
Maria

Hallo Michaela,
tatsächlich kann der Alkohol keine gasförmige Bleiverbindung eingehen, auch die Aufnahme von Bleipartikeln oder von in Wasser löslichen Bleiverbindungen (Salze wie zB Bleiazetat) über die Atemluft ist ausgeschlossen, da diese beim Verdampfen zurückbleiben.
Ich zitiere mal Wikipedia:
Elementares Blei kann vor allem in Form von Staub über die Lunge aufgenommen werden. Dagegen wird Blei kaum über die Haut aufgenommen. Daher ist elementares Blei in kompakter Form für den Menschen nicht giftig. Metallisches Blei bildet an der Luft eine dichte, schwer wasserlösliche Schutzschicht aus Bleicarbonat. Toxisch sind gelöste Bleiverbindungen sowie Bleistäube, die durch Verschlucken oder Einatmen in den Körper gelangen können. Besonders toxisch sind Organobleiverbindungen, z. B. Tetraethylblei, die stark lipophil sind und rasch über die Haut aufgenommen werden.

Bleiglasuren enthalten aufgrund ihrer Herstellung weder Bleiazetat noch Organobleiverbindungen.
Deine Hauptgefährdung dürfte, wie schon von Maria geschrieben, vom Alkohol ausgehen.
Freundliche Grüße,
Jens

Hallo und ganz gr0ßes Dankeschön für die schnelle Rückmeldung!

Mir wird von der Arbeit eine Absauganlage zur Verfügung gestellt, das sollte hoffentlich das Ethanol Problem beseitigen. Noch mal vielen Dank!

Hallo Michaela,

Gut, dass dein Arbeitgeber sich wenigstens im Nachhinein bewusst darüber wird, was er seinen Mitarbeitern zu mutet.
Allerdings sollte es eine solche Absauganlage sein, die dir auch nützt. Sind da Filter drin, und wo wird die Luft hin geblasen?
Ich frage das, weil ich mal in der Jugend einen Job als Löterin hatte, und da ich da auch die Löt-Dämpfe 8 Stunden lang einatmen sollte und protestiert hatte, wurde für mich etwas „gebastelt“, ein kleiner Ventilator in einem abgeknickten, vertikalen Abflussrohr, dessen hintere Öffnung nicht mal einen Meter über meinem Kopf endete. Nun, ich habe es nicht lange gemacht, aber eine Anhäufung ähnlicher Situationen über ein Leben lang verteilt können durchaus Schäden verursachen. Pass also schön auf dich auf.
Ansonsten klingt es interessant, was du da machst. Was ist das für ein Projekt, bei dem du so viele „alte“ Keramiken hantieren musst?

Schönen Gruß
Maria

Hallo Maria!

Vielen Dank für deine Rückmeldung! Ich muss gestehen, dass ich keine Ahnung habe, was mit der Luft passiert, die abgesaugt wird. Jedoch gibt es Filter in der Anlage, die ich bereits gewechselt habe. Das Gerät sieht etwa aus wie ein großer Staubsauger, hat aber einen langen Arm aus Röhren, der zu meinem Arbeitsplatz führt, also hoffentlich wird mir die Luft nicht wieder direkt ins Gesicht geblasen!

Ich arbeite derzeit befristet in der Keramikabteilung eines Museums, die ihren gesamten Bestand an Keramik gereinigt haben möchte. Ich bin eigentlich Kunststudentin, also wirklich nicht ---, aber ich bin durch Zufall an den Job gelangt und habe angenommen. Natürlich gehe ich davon aus, dass mir der Arbeitsgeber jetzt nicht allzu Schlimmes zumutet, aber ehrlichgesagt: heutzutage weiß man nie so recht und ich bin bei weitem kein Fachmann auf dem Gebiet.

Liebe Grüße!
Michaela

Hallo Michaela,

Ist doch (zumindest für uns Keramikliebhaber) ein interessanter Job! So bekommst zu wörtlich alle möglichen Keramiken „zu fassen“ und wirst hinterher zwangsläufig einen Einblick in die Kulturgeschichte haben. Wer weiß, was sich für dich in der Zukunft aus dieser Erfahrung entwickelt.
Aber sind die Keramiken aus einem Museumsdepot denn so schmutzig, dass sie sich nicht einfach mit Seifenwasser reinigen lassen?

Schönen Gruß
Maria

Hallo Maria,

es ist wirklich interessant, mal alle Arten von Keramik von Nahem zu sehen. Das Problem ist, dass die Exponate vorher in einem relativ dreckigem Depot gelagert wurden, wo sich sehr viel Staub, insbesondere schwarzer Feinstaub, abgelagert hat. Warum dafür insbesondere Ethanol verwendet wird weiß ich leider auch nicht, vielleicht damit sich keine Seifenreste auf der Keramik ablagern?

Im Anhang habe ich meine Absauganlage angehängt, weil wir davor darüber gesprochen haben. Denkst du das macht Sinn bei dem Ethanol Gemisch? Liebe Grüße,
Michaela

Hallo Michaela,

Ich habe einige Jahre in der Archäologie gearbeitet und auch viel ( eigentlich Unmengen) von Keramiken gesäubert, teilweise waren die so 2000 Jahre alt. Ethanol oder dergl. kam da nie zum Einsatz. Ich hab alles immer nur mit Wasser ( manchmal destilliertes oder Regenwasser) vorsichtig und langsam sauber gemacht. Wenn Stücke so verkrustet oder weich waren, das sie mit normalem Wasser nicht zu säubern waren, gingen sie in die Restaurations Werkstatt. Du schreibst, du arbeitest in einem Museum, da sollte man annehmen, das die wissen, was sie tun. Trotzdem wunderts mich seeehr...Staub läßt sich am besten mit Wasser einfach abspülen. Sachen in einem Magazin sind ja alle schonmal gereinigt worden. Ich würde an deiner Stelle da ruhig nochmal genauer nachfragen, warum die Ethanol gewählt haben. Die Antwort würde mich auch interessieren..
Beste Grüße,
Alex

Hallo Michaela,

Welche Seifenreste sollen denn da hängen bleiben, wenn man die Sachen mit klarem Wasser nachspült?
Es ist doch geradezu das Hauptmerkmal keramischer Oberflächen, und der Grund weshalb die Menschheit sie entwickelt hat, dass sie sich durch Wasser weder auflösen noch verändern lassen.

Schönen Gruß,
Maria

Ach so, noch zu dem Absauggerät auf dem Foto:
Ich kenne es nicht, aber bestimmt ist ein Markenname und eine Geräte Nummer drauf, dann kannst du im Internet danach schauen was es ist und wie es funktioniert.

Hallo Maria,

so meinst du das! Ich benutze derzeit das Ethanol Gemisch mit Wattestäbchen, da die Sachen sehr zerbrechlich, beschädigt und stark restauriert sind. Würde ich die einfach im Waschbecken waschen, würden sie wahrscheinlich auseinanderfallen bzw. ich würde sie noch weiter beschädigen. Ebenso sind alle Inventarnummern mit wasserlöslichen Stiften angebracht, die würden dann auch runtergehen. Wie gesagt, die Sachen sind wirklich sehr, sehr alt und nicht unbedingt in guter Verfassung.

nochmal Danke für deine Antwort,
LG Michaela

Ok, wenn die Keramiken aus Scherben zusammengesetzt sind, die womöglich vor der Zeit der synthetischen Klebstoffe zusammengefügt wurden, dann ist ein Spülbecken voll Seifenwasser wahrscheinlich doch nicht das richtige.
Das müssen ja Tonnen an Wattestäbchen sein, die du da verbrauchst!

Dann wünsche ich dir viel Restauratorengeduld ind dass die Arbeit angemessen entlohnt wird.

Schönen Gruß
Maria