Schrühbrand - Ofeninhalt zu 75% gesprengt

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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gerda
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Schrühbrand - Ofeninhalt zu 75% gesprengt

Beitrag von gerda »

Hallo,
sorry für das vermutliche "Dauerthema", aber ich kann mir mein konkretes Problem nicht erklären und wäre für eine Idee zur Ursache sehr dankbar. Bei den gesprengten Tonobjekten handelt es sich um ca. 30 bis 40 cm große zusammengesetzte Objeke (Oberkörper mit Gesicht) .
- Ich habe ganz langsam (60 Grad/h) auf 650 Grad hochgeheizt, dann auf 900 Grad
- der Schamotteanteil betrug 40 Prozent (Ton Jäger)
Die Probleme betrafen nicht nur die Stellen an denen die Teile zusammengesetzt wurden sondern auch der Kopf (Kummeform) wurde gesprengt.
Danke für jede Art von Anregung/Tipp.
Doris
sames
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Registriert: Donnerstag 1. Dezember 2011, 11:05

Re: Schrühbrand - Ofeninhalt zu 75% gesprengt

Beitrag von sames »

oje, entweder waren die teile noch zu feucht oder eingearbeitete luft konnte nicht entweichen.
Migla
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Registriert: Montag 26. Dezember 2011, 21:27
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Re: Schrühbrand - Ofeninhalt zu 75% gesprengt

Beitrag von Migla »

Hallo, so wie Samen schreibt. Die Ursache lässt sich recht einfach feststellen am Aussehen der Bruch/Sprengstellen. Feuchtigkeit=viele krümelige Teile unterschiedlicher Größe weit verteilt. Luft=Brocken,die sich z.T. wie ein Puzzle zusammensetzen lassen und an den Bruchstellen im Scherben glatte Flächen zeigen, manchmal auch Luftsäcke und Spalten.
Migla
leckerpott
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Re: Schrühbrand - Ofeninhalt zu 75% gesprengt

Beitrag von leckerpott »

Für Explosionen ist immer Dampf verantwortlich, also war der Ton wahrscheinlich noch zu feucht. Man muss dabei bedenken, dass ein Objekt sogar 2 Jahre trocknen kann, und doch noch Feuchtigkeit enthalten kann, wenn die Umgebungsluft zu feucht war. Die bereits feuchte Luft kann dann die Feuchtigkeit nicht mehr gut abtragen. Versuche das nächste Mal noch einen Ventilator zu benutzen, diesen aber nicht direkt auf das Objekt zu setzen sondern indirekt im Raum für eine Luftbewegung zu sorgen. Das Objekt sollte nämlich auch nicht zu ungleichmäßig trocknen. Eine Möglichkeit, dies zu vermeiden, ist es den Ventilator erst aufzustellen, wenn man den Ton eh schon für knochentrocken hält. Das Trocknen von Keramik ist nicht so trivial, ich würde einfach verschiedene Sachen probieren und beobachten, wann etwas den Brand übersteht und wann nicht.
https://leckerpott.de
gerda
Beiträge: 5
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Re: Schrühbrand - Ofeninhalt zu 75% gesprengt

Beitrag von gerda »

Hallo,
vielen, vielen Dank für die sachkundigen und auch verständnisvollen Kommentare.
Ich vermute, dass die "eingearbeitete Luft" das wahrscheinlichste Hauptproblem ist. Ich bin bei der Verwendung des Tons ev. zu nachlässig und das, weil ich nie verstanden habe, warum man den Ton auf den Tisch aufschlagen etc. soll. Ich bin immer davon ausgegangen, dass dann erst recht Luft hineinkommt und es auch gut ist, den Ton wie abgepackt (da sollte doch keine Luft drin sein) zu verwenden. Ja in der Literatur steht vieles sicher Richtige, aber es ist oft wichtig, zu verstehen, warum es so ist. (Da sind "gelernte Keramiker" gegenüber Langzeit-Hobbykeramikern sehr im Vorteil). Für eine kurze Erklärung (warum) zur richtigen Vorgehensweise würde ich mich sehr freuen und nochmals danke, dass sie sich so ernsthaft meines (für mich nicht) trivialen Themas angenommen haben.
Viele Grüße, Doris
sames
Beiträge: 85
Registriert: Donnerstag 1. Dezember 2011, 11:05

Re: Schrühbrand - Ofeninhalt zu 75% gesprengt

Beitrag von sames »

wichtig ist auf jeden fall dass der kopf ausgehöhlt wird, was du wahrscheinlich eh gemacht hast, aber auch bedenken dass die luft aus dem hohlkörper auch wieder raus kann.also unterhalb löcher stechen,dann bist auf der sicheren seite. und ratsam ist es auch, auf eine gleichmässige nicht zu dicke wandung des tones zu achten.3 bis 4 cm dürften bei 40% schamottiertem ton kein problem sein. liebe grüsse B.K.K
Ursula28
Beiträge: 443
Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: Schrühbrand - Ofeninhalt zu 75% gesprengt

Beitrag von Ursula28 »

Hallo Doris,
ein Bekannter von mir hat massiv gebaute Körper 1x1 m gebrannt , die unversehrt geblieben sind. Er hatte sie 1 Woche lang nur zum Trocknen bei 30° in den Ofen gestellt. Und den Würfel mir Klötzen unterlegt.
Ich selbst gebe seit Jahren Keramikkurs. Meine Erfahrung ist, dass in der Regel Luftblasen in Kombination mit der Aufheizgeschwindigkeit die Ursache sind. Zum Tonschlagen. Den Ton hin und her werfen ist für Keramiker kein Tonschlagen.
Tonschlagen dient dazu die Masse ( Ton ) zu entlüften und zu homogenisieren. Das homogenisieren ist deshalb wichtig, weil dabei die Textur so ausgebildet wird, dass die Masseteilchen sich verzahnen.
https://www.youtube.com/watch?v=vEIa0PI4NLI
Die Masse ist ebenso wichtig. Je größer ich die Werke baue umso wichtiger ist es eine grob Schamottierte Masse zu verwenden.
Gruß Ursula
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Schrühbrand - Ofeninhalt zu 75% gesprengt

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Gerda,

Du möchtest gerne verstehen, warum die Sachen beim Brennen auseinander fallen wenn Luft eingeschlossen wurde:
Die Luft, und sei es auch nur in einer sehr dünnen Schicht, wie beim Blätterteig, vergrößert ihr Volumen bei steigender Temperatur. Das erzeugt einen großen Druck, der die Sachen zum Aufplatzen bringt. Wenn dann auch noch Restfeuchtigkeit im Ton ist, füllen sich diese Luftschichten/Hohlräume mit Wasserdampf, was es nur noch schlimmer macht. Dazu lies bitte mit der Suchfuktion des Forums alles was über das “Kristallwasser” berichtet wurde. Es ist das chemisch gebundene Wasser in den Molekülen, das auch noch entweichen können muss.
Wir gehen mal alle davon aus, dass du die Teile ausgehöhlt hattest. Falls nicht, dann läge darin die Erklärung für dein Problem. Dass irgendwelche Spezialisten es schaffen unter bestimmten Bedingungen größere massive Stücke zu brennen bedeutet nicht, dass es empfehlenswert wäre es von Anfang an zu versuchen.
Dass deine Sachen außerdem an den Anschluss Stellen auseinander gegangen sind spricht dafür, dass keine, oder nicht genug Verzahnung stattgefunden hat. Dafür müssen beide Seiten der an zu klebenden Stellen ordentlich aufgerauht und verstrichen werden.
gerda
Beiträge: 5
Registriert: Montag 13. Oktober 2014, 07:20

Re: Schrühbrand - Ofeninhalt zu 75% gesprengt

Beitrag von gerda »

Guten morgen,
Danke an all Beteiligten für die kompetenten und hilfreichen Kommentare. Ich gehe wieder neu motiviert ans Werk. Vor allem das mit dem "Verzahnen" leuchtet mir ein und auch den Hinweis auf ein "besseres Aufrauen" der Kontaktstellen werde ich umgehend befolgen. Es hat mir sehr geholfen, dass mein Problem bei er Beantwortung ernst genommen wurde, obwohl es sich für einen Profi vermutlich für ein (ev. sogar lächerliches?) Allerweltsthema handelt. Dafür danke
Viele Grüße, Doris
PS."Hohl" und "Löcher" waren bei mir in dem konkreten Fall erfolgt
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