Tonformen wie Teller oder Schalen wie herstellen und wie trocknen ?

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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Eusebia
Beiträge: 12
Registriert: Freitag 18. März 2022, 07:59

Tonformen wie Teller oder Schalen wie herstellen und wie trocknen ?

Beitrag von Eusebia »

Hallo Forianer,
hier wurde mir schon mal gut geholfen, deswegen wende ich mich gern wieder an Euch.
Zur Erinnerung: Ich arbeite mit Glas, genauer: Warmglas, noch genauer: Fusing,
dh Spezialglas oder Floatglas wird im Ofen verschmolzen und verformt.
Von Ton habe ich so gut wie keine Ahnung.

Trotzdem möchte ich für meine aktuellen Projekte die nötigen Negativ-Tonformen selbst herstellen,
es sind Formen etwa wie Teller oder Schalen.

Dazu meine Fragen:
Ich erinnere mich dunkel, dass das Drehen auf der Scheibe die eine Option ist
(ich kann das aber nicht und habe auch keine Scheibe),
die andere ist eine sogenannte (?) 'Würstchen-Aufbau-Technik" ...
(ohjeeohjeeohjee - ob Ihr versteht, was ich meine ?)

Und dann gibt es ja noch die Option, ein Stück Ton mit dem Nudelholz einfach auszurollen
und den Rand dann manuell 'hochzuklappen', das Ergebnis sieht dann etwa wie eine Kuchentortenform aus.

Frage:
1. Wie dünn dürfte/sollte/müsste man den Ton ausrollen, wenn die fertige Form später ca. 1-3 kg Glas halten soll?
Auf Töpfermärkten sieht man ja recht dünne Teller/Schalen (unter 1 cm) - aber die tragen nachher ja auch nur Suppe oder Salat bis vielleicht max 1 kg ...

2. Welche 'Technik' wäre für mein Vorhaben geeigneter ? 'Würstchen' oder 'Nudelholz' ? (schön wäre noch: Warum ?)

3. zZt ist es ja sehr warm und bei meinen vorherigen Tonformen habe ich ja gelernt, dass sie auch nicht zu schnell trocknen dürfen, weil sie sonst reissen (oder, beim Mikrowellenversuch, 'explodieren').
Sollte man das Trocknen zZt irgendwie verlangsamen ? Im kühleren Keller ? Mit Plastiktüte drumherum ? Oder wie ?

4. Wäre "Würstchen" oder "Nudelholz" geeigneter, das Risiko von Rissen beim Trocknenzu minimieren ?

Vielen Dank für Eure Tipps hier von den 'Ton-Profis' !
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Tonformen wie Teller oder Schalen wie herstellen und wie trocknen ?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Eusebia,

mir scheint, dass du mit deinen Vorstellungen der Herstellung von Teller- oder Schalenformen nicht weit kommen wirst, bzw. nur unbefriedigende Ergebnisse bekommen wirst. Du solltest eine ganz andere Herangehensweise angehen und die Gründe dafür sind folgende:

Selbst wenn du eine Drehscheibe zur Verfügung hättest, könntest du nicht einfach etwas brauchbares darauf herstellen, bevor du das nicht in langer Übungszeit gelernt hättest, denn das Drehen auf der Töpferscheibe ist vergleichbar mit dem Spielen eines Musikinstruments. Auf Anhieb klappt es bei niemandem und es bedarf ernsthafter Beschäftigung und Übung.

Auch die anderen beiden Methoden, die du erwähnst, sind nicht geeignet um einfach mal schnell eine gute Form her zu stellen. Bis da ein gutes Ergebnis rauskommt braucht es ebenfalls Übung und Hingabe und einiges an Materialverständnis. Man kriegt es einfach nicht auf Anhieb gut hin, niemand kann das.
Vergiss vor allem das mit den Würstchen, denn es gibt kaum eine umständlichere, unsicherere und schwierigere Methode um Gefäße in haushaltüblicher Größe her zu stellen.

Ich glaube, dass es für deine Zwecke besser wäre, wenn du dir einen fertigen Teller besorgst der dir gefällt, egal aus welchem Material und davon eine Gipsform machst, in die du später Ton hineindrückst (Querschnitt Innenseite) oder auf den Kopf gedreht darüber legst (Querschnitt Aussenseite).
Da die Tellerform für das Fusing benutzt werden soll, wird es wohl besser sein, wenn sie einigermaßen stabil ist. Ich schätze 1 cm dick ist das mindeste, eher mehr. Je dicker, desto weniger verzieht sie sich auch beim Trocknen.

Wie man so einen Teller in Gips abformt hier zu beschreiben ist zu umständlich. Es gibt sicherlich Videos dazu.

Je nach dem wie dein Anspruch an die Form ist,
Kannst du den Ton vielleicht auch mit irgend einer weichen Folie oder Stoff als Trennschicht direkt in den Teller legen und darin trocknen lassen. Langsam trocknen ist immer besser. Wie langsam, ist ein Erfahrungswert und hängt von den einzelnen Faktoren ab, wie Raumtemperatur, Luftzug, Stärke des Materials usw ab, das musst du für deinen Zwrck ausprobieren. Ich schätze mal, dass du den Teller einfach locker abgedeckt bei normaler Raumtemperatur trocknen kannst.

Schönen Gruß
Maria
Regina
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Re: Tonformen wie Teller oder Schalen wie herstellen und wie trocknen ?

Beitrag von Regina »

Wenn du die Tonverarbeitung nur für wenige Formen erlernen willst ist es vielleicht billiger du suchst dir einen Töpfer.
Wird der Ton für die Form eigentlich dicht gebrannt, oder bekommt sie nur einen Schrühbrand?
Eusebia
Beiträge: 12
Registriert: Freitag 18. März 2022, 07:59

Re: Tonformen wie Teller oder Schalen wie herstellen und wie trocknen ?

Beitrag von Eusebia »

Wenn "Schrühbrand" = bis 1.000° (lt. Wikipedia), dann reicht mir das, glaube ich,
denn mein Glas braucht dann ja deutlich weniger (max. bis 860°).
Oder gibt es noch einen anderen Grund für einen "Dichtbrand" (auf dem Ton steht "dicht ab 1180°")
und "Brennbereich 1000-1220°", und 20% Schamottierung 0-0,5mm.

Danke für Eure Antworten, Maria und Regina.
Dann brauche ich das mit der Würstchentechnik wohl erst gar nicht ausprobieren, bleibt also meine Nudelholzmethode.

Das mit dem Drehen will ich gar nicht erst versuchen, ich habe mal einem Töpfer dabei zugesehen und bin sicher, dass das viel Übung braucht (und ich will ja auch nicht noch das Töpfern lernen, mein Glas reicht mir völlig).

Nein, ein fertiger Teller würde mir nichts nützen, denn ich will ja eben individuelle Formen haben, machen, selbst gestalten.
Ein Töpfer eben auch nicht, weil ich ja meine eigenen Formen machen will und nicht seine.

Danke auch für Deinen Hinweis zur Materialstärke, das kommt ja dann auch meinem Wunsch nach individuellen Formen entgegen (wenn ich zB so etwas wellenartiges bauen will, ist das mit dickerem Ton einfach leichter). Jedenfalls habe ich schon mal gelernt, dass der Ton auch nicht zu feucht sein darf. Wenn er so lederartig ist, dann kann ich ihn am besten formen.

Tja, "normale Raumtemperatur " ... liegt hier zZt bei über 30° ... das ist ja schon was anderes als im Frühjahr oder Herbst.
Was heisst denn "locker abgedeckt" ? Mit zB Leinentüchern (luftdurchlässig) oder besser Plastikfolie (nicht luftdurchlässig) ?
Die Feuchtigkeit soll ja schon irgendwie raus aus dem Ton ...

Schöne Grüße !
Andreas33
Beiträge: 139
Registriert: Sonntag 19. September 2010, 18:43

Re: Tonformen wie Teller oder Schalen wie herstellen und wie trocknen ?

Beitrag von Andreas33 »

zum Trocknen:
Das Wichtigste dazu hat schon jemand geschrieben, langsam trocknen. Je langsamer Du trocknest, desto eher bist Du auf der sicheren Seite. Manchmal reicht es ein Tuch drüber zu legen, ja. Aber wenn die Luft sehr trocken ist und das Stück auch noch groß ist, dann ist das schon nicht einfach und führt oft zu Rissen.
Eine Möglichkeit: ein Tuch drüber zu legen und darüber eine Plastikfolie legen. Ausprobieren wie schnell es so trocknet. Evtl. ab und zu ohne die Plastikfolie lassen oder wenn es zu schnell trocknet, dann wieder mehr mit der Folie abdichten, abdecken.
Das Werkstück immer wieder anfühlen und kontrollieren. Wenn sich eine Seite, die Ecken oder Enden trockener anfühlen, dann das trockenere Stück mit Plastik einpacken, damit erst die feuchteren Anteile nachtrocknen.
.... Das erfordert alles auch Erfahrung und ich weiß nicht ob ich alles was wichtig ist, schon ausgedrückt habe.
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Tonformen wie Teller oder Schalen wie herstellen und wie trocknen ?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Eusebia,

Meine Formen/deine Formen…
Die Formen gehören niemandem, und jede wurde schon einmal gemacht bevor man sie selbst mehr oder weniger schlecht hinbekommt.

Wenn man nur wüsste, was du mit „wellenartiges“ meinst…
Ein besonderer Schwierigkeitsgrad ist ja,
s c h ö n e Wellen, ob horizontal oder vertikal hin zu bekommen.

Man braucht nicht alles selber machen zu können, du machst dir wahrscheinlich auch nicht deine Autoreifen selbst, das übernimmt auch der Spezialist, der sich damit auskennt.

Ein guter Töpfer, der sein Handwerk gelernt hat, wird jede Form machen können um die man ihn bittet. Die Frage wäre, ob du gut vermitteln könntest was du haben willst und ob es sich für ihn lohnt sich damit zu beschäftigen.
Die Qualität des Produkts wäre aber sicherlich besser, aber natürlich bleibt jedem überlassen, welche Kriterien man an das was man herstellt ansetzt und ob man sich damit zufrieden gibt, nur weil man es selbst verbrochen hat.

Schönen Gruß
Maria
thomasb
Beiträge: 81
Registriert: Dienstag 26. März 2019, 22:27

Re: Tonformen wie Teller oder Schalen wie herstellen und wie trocknen ?

Beitrag von thomasb »

Hallo Eusebia,

als ich mit der Töpferei vor ein paar Jahren angefangen habe, hatte ich weder Töpferscheibe noch Ahnung, wollte aber trotzdem Teller machen ;-)

Ich hab ein bisschen mit Ton rum gespielt und am Ende eine Methode gefunden, die für mich gut funktioniert hat und dafür brauchst du nur Ton, eine Ränderscheibe, ein Nudelholz, zwei Holzleisten in der Dicke, die dein Teller haben soll, einen Schwamm, eine Nadel und etwas festes mit einer Ecke, z.B. ein schmales Holzbrettchen oder eben eine Töpferniere aus Holz, wie sie in den meisten Anfänger-Sets enthalten ist:

- Rolle Ton zwischen den Holzleisten aus, bis das Nudelholz auf den Leisten aufliegt. Drehe und wende dabei den Ton immer wieder. Ideal ist ein Baumwolltuch zum unterlegen aber es geht auch auf einem Holztisch.
- Befeuchte die Niere und glätte den Ton vorsichtig von beiden Seiten.
- Lege die Tonplatte mittig auf die Ränderscheibe.
- Drehe die Ränderscheibe mit einer Hand, während du mit der Töpfernadel in der anderen Hand vorsichtig einen perfekten Kreis erst anzeichnest und dann bis zur Ränderscheibe durchschneidest. Das überschüssige Material nimmst du vorsichtig ab.
- Befeuchte den Rand des Tellers mit einem Schwamm.
- Drehe die Ränderscheibe wieder mit der einen Hand, während du mit der Töpferniere seitlich gegen den Rand drückst, bis sich der Rand etwas nach oben auftürmt. Alternativ kannst du auch vorsichtig unter den Ton gleiten, damit der Rand nach oben gebogen wird.
- Zuletzt formst du mit einem feuchten Schwamm den Rand.
- Jetzt lässt du den Ton trocknen, bis er lederhart ist. Also bis er sich nicht mehr ohne weiteres von Hand verformen lässt. Das kann je nach Wetter einige Stunden bis Tage dauern. Wenn du den Teller länger stehen lassen willst, solltest du ihn zumindest lose mit Plastikfolie abdecken, damit er nicht zu schnell austrocknet.
- Wenn du nicht zu viel Wasser verwendet hast, kannst du den Teller jetzt von der Ränderscheibe abnehmen, umdrehen und die Unterseite bearbeiten.
- Wenn dein Teller einen Fußring haben soll, kannst du wieder mit der Nadel einen perfekten Kreis anzeichnen, den Ton dort etwas aufrauen und eine Lange Wulst aus Ton anschlickern, aber das braucht ein bisschen Übung, damit es schön wird.

Ich habe mit dieser Technik nach ein paar Fehlversuchen Teller gemacht, denen man nicht ansieht, dass sie nicht auf der Töpferscheibe entstanden sind und die ich auch heute noch gerne benutze. Das war so ziemlich das erste, was ich mit Ton gemacht habe, deshalb würde ich sagen, das schafft jeder, der ein paar Fehlschläge verkraften kann.

Viel Spaß und Grüße
Tom
Eusebia
Beiträge: 12
Registriert: Freitag 18. März 2022, 07:59

Re: Tonformen wie Teller oder Schalen wie herstellen und wie trocknen ?

Beitrag von Eusebia »

Hallo thomasb,
vielen Dank für Deine ausführlichen Erläuterungen - das ist echt hilfreich, das werde ich gleich mal so testen!

Deine Antworten, Maria, klangen eher nach "gekränkter Berufsehre" oder so
(da kommt eine, die meint, sie könne mit ein paar Forum-Tipps das Töpfern lernen ... - nein, das meine ich nicht!!).
Auch durch Deinen Kommentar "meine Formen/deine Formen" fühlte ich mich gründlich missverstanden.
Es geht doch nicht um "Besitz" - wobei Dir der Begriff "geistiges Eigentum" ja nicht fremd sein dürfte ...
Es geht darum, dass die Form ja manchmal auch erst beim Machen entsteht (oder zumindest variiert wird).
Da nützt ein Auftrag an einen Töpfer nichts ("mach mir mal ...") - obwohl es Dich ja ehrt, dass Du die Ehre der Innung hoch hälst.

Eine Besonderheit kommt ja noch hinzu: "Meine" Tonformen sind ja immer Negativformen, beim Kreieren hat man ja immer das Glas im Sinn, was darin dann geformt/verschmolzen werden soll - wie soll man das einem Töpfer vermitteln (der ja im Regelfall wohl so viel Ahnung von Glas wie ich von Ton habe -also wenig-) ?

Während meines Studiums (lang, lang ist es her) habe ich übrigens mal ein Praxissemester in einer Glasschleiferei gemacht - trotzdem bilde ich mir nicht ein, dass ich es nun so gut wie ein 'echter' Profi könnte. Ich kann es (das Glasschleifen) aber vermutlich besser als Du (MOG), wenn Du damit zuvor noch nie etwas zu tun hattest.

Genug dazu. Doch Deine Kommentare haben mir das Forum hier fast verleidet.

thomasb hat die "Forum-Ehre" dagegen wieder gerettet *smile* - vielen Dank nochmal an Dich, thomasb!
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Tonformen wie Teller oder Schalen wie herstellen und wie trocknen ?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Genau, Eusebia, du hast vollkommen Recht. Ich könnte nicht Glas schleifen, weil ich nie damit zu tun hatte.
Eben deshalb würde ich, wenn ich geschliffenes Glas ALS HILFSMITTEL bräuchte, es auf eine vorgegebene Art versuchen, oder gleich einem Spezialisten übergeben, um nachher ein möglichst gutes Produkt in die Welt zu setzen. Und so empfehle ich es auch anderen Leuten.

Ansonsten erkenne ich keinen wesentlichen Unterschied zwischen dem was Thomas erklärt und meinem ersten Vorschlag, denn beides ergibt einen nicht wellenartigen, runden Teller.

Schönen Gruß
Maria
Eusebia
Beiträge: 12
Registriert: Freitag 18. März 2022, 07:59

Re: Tonformen wie Teller oder Schalen wie herstellen und wie trocknen ?

Beitrag von Eusebia »

Das hat gut geklappt, danke nochmal an thomasb.
Insbesondere der Tipp mit den Holzleisten rechts und links, so dass man leichter eine etwa gleichmäßig dicke Tonscheibe bekommt.
Hat prima geklappt!
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