Feldbrand glasieren

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
Wiesensohle
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Re: Feldbrand glasieren

Beitrag von Wiesensohle »

Hallo!

Teil 1/2 (weil nur maximal drei Bilder angezeigt werden können).

Es gab wieder einen Anlass für ein Feuer am Rhein (Geburtstag) und ich hatte Gelegenheit zu experimentieren. Allerdings habe ich ausnahmsweise ein paar Scheite Buchenholz und Holzkohle mitgebracht, um eine anständige Brenntemperatur für meine Experimente zu bekommen.

Was rückblickend vermutlich ein Fehler war. Denn leider wurde mein normalerweise (fast) weißbrennder Ton an vielen Stellen in braun gebrannt. Ich habe die gepressten Holzkohle-Briketts (ohne DIN-Zeichen, wie ich eben feststellte) in Verdacht, weil auch die Asche des »Holzkohlen-Nestes« rund um die gebrannten Objekte bräunlich war (im Gegensatz zu der weißen Asche vom Buchen- und Flußholz ringsherum). Das vermindert leider den Kontrast zwischen dem rot/braun brennenden Lehm größtenteils stark… sehr schade!
Bild: Links »normal« (zumindest in der Mitte), rechts mit »Holzkohlenbräune«.
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Am meisten habe ich mir von dem marmorierenden verkneten von verschiedenen Tonfarben erhofft. Das färben des weißen Tons mit Farbkörpern (grün und blau) ergibt leider nur eine sehr leichte Färbung (darauf wies mich schon Keramikfriend hin) und damit wenig Kontrast, obwohl ich soviel Farbkörper beigemengt habe, das der Ton schon mürbe wurde (die Objekte links). Die Objekte rechts sind der bei mir vorhandene weißbrennde Ton und der rotbrennende Lehm (leider kaum zu erkennen, weil auch der weiß brennende Ton diesmal an vielen Stellen braun wurde – Grund siehe oben). Letzteres sieht trotzdem recht spannend aus. Eigentlich hatte ich befürchtet, das der marmorierende Ton-Lehm-Mix zu unterschiedliche Trocken-/Brennschwindung haben könnten; aber es ist nix kaputt gegangen. ツ
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Auch verschiedenfarbige Schlicker/Engoben versprachen interessante Ergebnisse. Ich habe mir einfach aus meinem vorrätigen Ton und Lehm Schlicker hergestellt und auf die Objekte gebracht, denn mit den Farbkörpern wäre es vermutlich ebenfalls nur zu sehr pastellartigen Tönen gekommen. Ein recht dünner Schlicker hat sich als vorteilhaft erwiesen und haftet vor und nach dem brennen sehr gut. Ich habe teilweise nach dem trocknen die Oberflächen mit 1000er Schleifpapier vom Schlicker befreit, so das er nur in den Vertiefungen verblieb. Bei den Pferde- und Baum-Objekten scheint das eine gute Idee zu sein (tiefe Täler), bei dem »Kleingeld« habe ich aber teilweise die feinen Vertiefungen mit abgetragen. Leider hat auch hier der Kontrast durch die »Holzkohlenbräune« gelitten.
Bild: Oben Lehmschlicker auf weiß brennenden Ton, unten umgekehrt.
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Im nächsten Beitrag gehts weiter…

Grüße, Horst (Wiesensohle)
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Wiesensohle
Beiträge: 7
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Re: Feldbrand glasieren

Beitrag von Wiesensohle »

Hallo!

Teil 2/2 (weil nur maximal drei Bilder angezeigt werden können).

Und nun zur Königsdisziplin, der Glasur. ツ

Das hat mir nämlich keine Ruhe gelassen und ich habe die Firma angeschrieben, die die »Raku Glasur für offenes Feuer«, die ich im Eingangspost erwähnte, herstellt/vertreibt. Farbkörper wollte ich eh kaufen, also habe ich auch diese Glasur bestellt. Das Ergebnis: Ihr habt natürlich recht gehabt; alle Oberflächen haben mehr oder weniger Macken, aber im Großen und Ganzen bin ich doch positiv überrascht. Die Beeinträchtigung durch die Asche ist bei weitem nicht so schlimm wie ich befürchtet hatte. Das Pferdeobjekt übertrifft sogar meine Erwartungen (ebenfalls abgeschliffene Oberfläche). Nicht alle Objekte mit Glasur haben die erforderliche Temperatur erreicht, bei einigen konnte ich die Glasur nach dem Brand abwaschen.
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Fazit: Ich werde mich – zumindest was die Feuer am Rhein angeht – in Zukunft auf verschiedene natürliche Tonfarben (Ton/Lehm) und Engoben/Schlicker aus Ton und Lehm konzentrieren. Diese sind ungiftig und lassen sich auch gut bei niedrigeren Temperaturen brennen.

Denn das meine Freunde nicht im Feuer rumstochern sollten, haben sie noch geschluckt, aber als ich ihnen eröffnete, das sie besser keine Kartoffeln in das Feuer werfen sollten, weil meine Glasuren giftig wären, ging kurz die Laune in den Keller (war auch unglücklich geplant von mir). Für meine zukünftigen »Glasurexperimente-im-offenen-Feuer« muss ich mir wohl was anderes überlegen…

Einen schönen Tag noch!

Grüße, Horst (Wiesensohle)
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Ursula28
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Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: Feldbrand glasieren

Beitrag von Ursula28 »

Hallo Horst, ich habe viele Jahre Feldbrände gemacht. Das wesentliche ist, dass die Töpferinnen in Afrika keine Glasuren hatten und um die Gefäße mehr oder weniger dicht zu bekommen haben sie Die Oberfläche poliert. Eben weil die Töfer in früheren Zeiten auch glasieren wollten sind die Öfen entstanden. Da sich aber da im Brand ja nichts berühren darf, weil ja sonst die Gefäße aneinander schmelzen. Zum Feldbrand: Du kannst selbstverständlich die Oberfläche mit Engobe überziehen ( Pinseln, Tauchen...) das gibt auch möchlicherweise eine schöne glatte Oberfläche. Nicht jede Engobe eignet sich zum Polieren, das hängt von der mineralogischen Struktur ab. Aber vielleicht willst Du ja gar nicht polieren !! Ich persönlich habe mich auf die Farbe der Masse beschränkt, und rote Massen verwendet, da diese im Feldbrand schöne Effekte macht. Weshalb willst Du denn unbedingt Deine Teile im Feldband brennen?
Gruß Ursula
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Wiesensohle
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Re: Feldbrand glasieren

Beitrag von Wiesensohle »

Hallo Ursula28!
Aber vielleicht willst Du ja gar nicht polieren !
Ich weiß noch nicht… wie und womit würdest du denn so kleine Oberflächen (knappe 2-3cm) mit so feinen Mustern polieren (siehe Bild)? Probiere ich gerne mal aus…
Ton-Objekte.jpg
Weshalb willst Du denn unbedingt Deine Teile im Feldband brennen?
Zu Anfang aus reinem Interesse am finden, aufbereiten, formen und brennen von Ton. Mittlerweile brenne ich diese (mit einem Kinderpoststempel beschrifteten) Objekte (siehe Bild) bei Treffen mit Freunden am gemeinsamen Feuer (bei Jahreskreisfesten wie Vollmond, Equinox, Sonnenwende und gelegentlich auch mal an einem Geburtstag) und am Morgen puhle ich die gebrannten Objekte aus der Asche und verteile sie als »Andenken«. Diese Andenken machen in meinen Augen nur Sinn, wenn sie in dem Feuer gebrannt wurden, an dem wir zusammen gesessen haben.

Zu deinen Fotos. Toll! Ein echter Feldbrand (die meisten brennen ja größere Objekte eher im Grubenbrand). Und, ja, sehr schönes rot! Haben die Töpfe archäologische Vorbilder? Ist der Brand im Zuge eines Experiments entstanden (experimentelle Archäologie)?

Habe mir schon mal überlegt meinen selbst gefundenen Ton/Lehm zu schamottieren, um daraus auch größere Objekte im Feldbrand brennen zu können. Aber dazu habe ich noch nicht die richtige Motivation gehabt.

Grüße, Horst (Wiesensohle)
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Ursula28
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Re: Feldbrand glasieren

Beitrag von Ursula28 »

Hallo Horst, ich habe um die Masse zu magern Kalkfreien Sand genommen, weil das Schamottkorn mir zu splittrig war. Poliert habe ich mit Acat Steinen ( Idar Oberstein).
Wenn Du irgendwo grünen Ton findest, ich habe den in der Nähe von Schenklengsfeld gegraben. Ich weiß nicht mehr , was es für eine Grube war.
Diese Tonmasse hat eine sehr feine mineralogische Struktur. Ton ist ein Schichtemineral und weil die Teilchen klein und fein sind lagert sich viel Gleitfilm um die Teilchen an, deshalb ist er sehr gut geeignet zum Polieren. Du kannst mich gerne mal anrufen. ich habe meine Werkstatt in Lich. Du kannst Dir auch, wie die alten Römer eine Terra Sigilata herstellen. Durch das immer wieder Abschöpfen wird die Tonmasse immer feiner.
Wie wäre es denn , wenn Du mit Deinen Freunden kleine Daumenschälchen machst und diese als Aktion brennst?
Gruß Ursula
Wiesensohle
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Re: Feldbrand glasieren

Beitrag von Wiesensohle »

Hallo Ursula!
Ursula28 hat geschrieben: Sonntag 10. Dezember 2023, 16:35 ich habe um die Masse zu magern Kalkfreien Sand genommen, weil das Schamottkorn mir zu splittrig war.
Wie viel % hast du beigemischt? Ich habe Tonsorten für Raku mit 40-60% Zuschlag gesehen… das scheint mir aber ein bisschen reichlich.
Poliert habe ich mit Acat Steinen ( Idar Oberstein).
Probiere ich mal… einen selbst polierten Achat habe ich (ein Fund im Rheinschotter, vermutlich auch aus Idar-Oberstein).
Wenn Du irgendwo grünen Ton findest, ich habe den in der Nähe von Schenklengsfeld gegraben.
Danke für den Tipp, aber nicht meine Gegend. Den weiß brennenden Ton habe ich in einer ehemaligen Pfeifentongrube der frühen Neuzeit gefunden (Wahner Heide). Keine Ahnung, ob der eine besonders feine mineralogische Struktur hat… ich probiere einfach mal, ob man den polieren kann.
Wie wäre es denn , wenn Du mit Deinen Freunden kleine Daumenschälchen machst und diese als Aktion brennst?
»Daumenschälchen« musste ich erst mal suchmaschinen… ツ
Auch eine gute Idee, aber ich fürchte, das ist nix für »meine Leute«. Die Andenken finden sie ganz putzig, aber ansonsten interessieren sie sich nicht für töpfern und Ton brennen. Ich bin denen schon beim letzten Test-Brand auf die Nerven gegangen… aber vielleicht probiere ich das mal für mich selber…

P.s. »Freiberufliche Tätigkeit in der Museumstöpferei im „Freilichtmuseum Hessenpark“ mit Projektarbeit«. Aha, daher vermutlich die Feldbrände… ツ

Einen schönen Tag noch!

Grüße, Horst (Wiesensohle)
Ursula28
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Re: Feldbrand glasieren

Beitrag von Ursula28 »

ich habe auch im Hessenpark gerbeitet. kannst mich gerne mal anrufen.
www.starkekeramik.de
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