Meisterschulenserie – Teil 5


Wohin, wenn ich Meister werden will? Landshut?
Höhr? Naumburg? Stuttgart? Kassel?

Bis jetzt befragten wir frischgebackene Keramikmeister(innen), die zur Vorbereitung auf die Prüfung eine Schule besucht haben. Diesmal nun aber einen, der für die fachlichen Teile I und II sich selbständig vorbereitete. Geht das überhaupt? Die Fragen hat Ralf für uns beantwortet.

Landshut aus der Ferne

Warum wolltest Du Meister werden?
Das ist eine Frage die ich mir auch noch immer stelle. Aber ich denke, da ich doch irgendwann mal eine Werkstatt aufmachen und auch Lehrlinge ausbilden will.

Wie lange warst Du in der Schule bzw. wie lange hast Du Dich vorbreitet?
Wenn man die Zeit für Pädagogik und Betriebswirtschaft zählt waren es sechs Wochen, aber auch das hätte man sich sparen können. Ich glaube nicht, dass es mir für die Leitung eines Betriebes viel gebracht hat und kosten tut es schließlich auch was (in Weilheim ~1800.-DM). Mit mir hat in Landshut auch eine die Prüfung extern gemacht, und die hat den Teil III und IV im Selbststudium durch die Handwerkerfibel gelernt. Meine gesamte Vorbereitungszeit für die Teile I und II hat etwa von Weihnachten bis Anfang Juni gedauert.

Wie war die Zeit?
Ich hab es mir wohl stressiger gemacht, als es nötig war. Aber im gesamten hab ich viel Freizeit dazwischen gehabt.

Wie viel Externe wart Ihr und wie war die Kommunikation?
Wir waren in Landshut zwei komplett Externe, und zwei die nur den praktischen Teil der Prüfung gemacht haben (die eine, war in Höhr und die andere macht die Theorie wo anders). Ich hatte schon vorher zu zwei der drei anderen Kontakt und hatte auch Kontakt zu einem, der letztes Jahr die externe Landshuter Prüfung gemacht hat. Das hat sich zwar alles sehr zufällig ergeben, aber ich möchte es nicht ohne diesen Kontakt gemacht haben. Die vierte haben wir bei der Zeichnungsabgabe kennen gelernt. (alles kapiert? Anm. d. Red.)

 

Wie hast Du die Übungszeit finanziert?
Ich habe über den Winter meine Zeit der Arbeitslosigkeit, da ich in einem Betrieb arbeite, der saisonbedingt über den Winter zu macht, genützt. Die Teile III und IV (Päd. und Betriebswirtschaft) habe ich im ersten Winter gemacht. Das Arbeitsamt war da sehr nett und hat mich mit Urlaub für sechs Wochen finanziert. Im zweiten Winter übte ich in der Werkstatt in der ich normal arbeite und fertigte dort dann auch die Meisterstücke an.

Wie hast Du Dich vorbereitet?
Ich hatte einige Unterlagen von ehemaligen Prüflingen (bei Interesse gebe ich die auch gerne weiter). Sonst habe ich einfach kreuz und quer das gelernt, was mich schon immer interessierte.

Hast Du viel „Blödsinn“ gelernt?
Bei meiner Vorbereitung hab’ ich hauptsächlich die Sachen gelernt, die in der Gesellenprüfung auch schon gefragt wurden, und ich hatte von der letzten Meisterprüfung einige Fragen. Aber sonst habe ich mich einfach von meinem Interesse treiben lassen, was natürlich zu einem eher speziellem Wissen führt, und Lücken offen läßt… gerade bei Kunstgeschichte z.B.

Wie viele Tage in der Woche hast Du gelernt?
Ganz unterschiedlich, aber wohl doch von Weihnachten bis Juni etwa einmal in der Woche für ein, zwei Stunden. Und manchmal etwas mehr.

Hattest Du das Gefühl, gut auf die Prüfungen vorbereitet gewesen zu sein?
Je näher sie kam desto mehr hatte ich ein gutes Gefühl.


 

Was hat Dir gefehlt?
Ein Leitfaden, was man lernen muss, um sich nicht völlig zu verzetteln, ist mir schon abgegangen.

Wie war die Vorbereitung auf die Teile III und IV?
Ich habe einen sechswöchigen Kurs bei der Handwerkskammer Weilheim gemacht. Und diese Kurse sind wohl von Handwerkskammer zu Handwerkskammer verschieden. Insgesamt kann man aber sagen, dass die Motivation der Lehrer und der Schüler bei mir in der Klasse sehr gering war. Der häufigste Kommentar der Lehrer war: „Das müsst Ihr so lernen, weil es die Handwerkskammer so will, aber im wirklichen Leben bringt das nichts!“

Gab es Konkurrenzgefühle unter den Schülern/innen?
Bei der praktischen Prüfung, und das ist ja der einzige Bereich, wo man die anderen bewusst sieht, war es sehr kollegial. Man konnte sich während der Prüfung unterhalten, und da sich die Prüfung über zwei Tage hinzieht, kann man nachts noch mal Fehler diskutieren und am nächsten Tag evtl. sogar ausbessern. Und das Allerbeste war, dass die Klasse, die nächstes Jahr den Meister in Landshut macht, für beide Prüfungstage ein gigantisch leckeres Buffet hergerichtet hat, wozu auch wir, die Externen, freundlich eingeladen waren!

Ging es nur um den Meisterbrief, oder war Zeit für den „Blick über den Haferlrand?“
Mir ging es auch darum etwas mehr zu lernen, als man so im „normalen“ Werkstattalltag braucht. Und wenn ich mir anschaue, was ich gelernt habe im Vergleich mit dem was gefragt wurde, habe ich wohl viel zu viel gelernt, wenn es nur um die Prüfung gegangen wäre.

 

Wie war der Prüfungsfahrplan?
Chaotisch. Da muss ich gestehen, hätte sich einiges besser machen lassen. Bei einer Prüfung, die jährlich stattfindet, hätte ich etwas mehr Routine erwartet. Aber die Termine für die Zeichnungsabgabe, und damit den offiziellen Startschuss für die Anfertigung der Meisterstücke habe ich erst nach monatelangem Betteln im März telefonisch erfahren (ich wollte noch in Urlaub fahren, und wenn ich nicht persönlich bei der Zeichnungsabgabe bin, dann geht das wohl nicht). Aber als ich aus dem Urlaub zurückkam war der Termin um etwa drei Wochen verschoben. Ich hatte Glück, dass er nach hinten verschoben wurde, sonst wäre er schon gelaufen gewesen. Die Zeit zwischen Zeichnungsabgabe und Prüfung ist dadurch auf etwa sechs Wochen geschrumpft, so kurz, dass es wohl kaum stressfrei möglich ist, sein Meisterstück in dieser Zeit anzufertigen. Eine Panne darf dann nicht passieren. Aber Pannen gibt es ja auch nicht in der Keramik.

Wo lagen die Schwerpunkte?
Die praktische Prüfung ist in Landshut eindeutig mehr betont.

Was entstanden denn so für Meisterstücke?
Die Externen haben alle gedrehte Stücke, also Krug und Schale, abgegeben. Bei den Schülern der Fachschule waren auch einige Öfen dabei. Aber welcher Externe baut wohl seinen Kachelofen für eine Nacht auf?


 

Wer denkt sich eigentlich die Fragen aus, wer wählt die Aufgaben?
Die Fragen sind wohl aus einem internen Katalog und werden immer wieder umgewürfelt. Wobei Frau Hafeneder, keine Keramikerin, von der Handwerkskammer die Fragen abtippt. Und da kann sich schon mal ein Bambi einschleichen, oder was hat die Frage: „Wer war Bambi?“ in einer Keramikerprüfung zu suchen? Die einzig wahre Antwort ist dann wohl: „Rehkitz aus dem gleichnamigen Walt Disney Kinofilm“, oder?

Wurdet Ihr bei den Prüfungen fair behandelt?
Die theoretische Prüfung für die Externen (wir waren ja nur zwei) kann man nur als äußerst fair bezeichnen.

Was wurde in der praktischen Prüfung verlangt?
Auch die Praktische Prüfung war wohl fair. Auch wenn der Baukeramikteil mir sehr übergewichtig vorkam, zumindest von der Zeit. Baukeramik war etwa 8 Std. und Drehen ziemlich genau zwei Stunden lang. Und außerdem war während der Baukeramikprüfung noch einiges zu Rechnen: Von der Schwindung der einzelnen Teile, da waren nur Fertigmaße angegeben, bis hin zu einem Winkel einer Kachel mit Kosinus. Nicht dass mir das zuviel war, aber ich würde auch in einer Werkstatt nicht mit meinen dreckigen Fingern auf meinem Taschenrechner rumtippen. Außerdem denke ich, kann das Rechnen wohl auch im Theorieblock abgefragt werden.

 

Kannst Du Dich noch an die Fragen in der theoretischen erinnern?
Ja, an alle.

Wie war das mit der „Mündlichen“?
Bei einer Note von 2 oder besser, kann man sich von der mündlichen Prüfung befreien lassen, was bei uns beiden der Fall war.

Hattet Ihr Gelegenheit mit dem Ausschuss über Eure Meisterstücke zu sprechen?
Nein, und das obwohl es im Terminplan für Freitag 9.00 vorgesehen war. Wir vier hätten gerne auch noch was zu den Sachen gesagt, da bei jedem irgendwas nicht ganz so toll war. Andererseits ist man natürlich auch froh, wenn man nicht noch mal in die Schule fahren muss, um 10 Minuten mit dem Ausschuss zu reden.

Wurdet Ihr über die Prüfungsergebnisse detailliert informiert?
Nur die Ergebnisse des theoretischen Teils wurden vom Handwerkskammervertreter mitgeteilt, da er ja den Zettel für die Befreiung von der mündlichen Prüfung unterschrieben haben wollte. Will man mehr wissen, so muss man noch mal einen Termin ausmachen und nach Landshut fahren.

Wieviel Prozent haben bestanden?
Soweit ich weiß alle, die Externen jedenfalls haben bestanden.

 


 

Gab es nicht-externe Prüflinge auch?
Ja, sicherlich… es waren acht von der Schule in Landshut.

Wenn ja: wie ging es denen?
Ich glaube allen ging es ähnlich.

Haben Externe bei der theoretischen Prüfung eine Chance?
Ja.

Wie war denn nun „das Gefühl danach“?
Nicht viel anders, als davor, nur dass ich nun hoffentlich Zeit habe für einige Sachen, die ich alle auf die „Zeit danach“ verschoben habe.

Was machst Du jetzt mit den „Zetteln“?
Was heißt hier „jetzt“ – das ist ein Punkt, der einem auch nur auf drängendes Fragen am Ende mitgeteilt wurde. Die inoffizielle Mitteilung, ob man die Prüfung bestanden hat, bekamen wir am Freitag Mittag. Die Zeugnisse und den Taschenmeisterbrief bekommt man erst mit den Fachschülern bei deren Abschlussfest (für uns am 15. Juli). Den Meisterbrief bekommt man in Passau in der Nibelungenhalle, am letzten Donnerstag des Aprils des darauffolgenden Jahres. Also werde ich mit den „Zetteln“ so schnell wohl nichts machen.

Wenn Du’s noch mal machen müsstest, was würdest Du anders machen?
Weniger lernen und alles etwas leichter nehmen.

 

 

Was war das Schlimmste?
Für mich die Ungewissheit der Termine. Da man als Externer ja einen eher ausgefüllten Lebensalltag hat, der eben gerade nicht nur auf die Meisterprüfung ausgerichtet ist.

Was hat Dich, alles in allem, am meisten beeindruckt?
Daß man sich immer so schlecht fühlt, wenn man alleine vor sich „hinwurschtelt“, aber dann doch sieht, dass alle etwa gleich gut oder schlecht waren.