Als selbstständiger
Keramiker nehme ich seit September ‘97 an einer berufsbegleitenden
Fortbildung zum Gestalter im Handwerk teil. Bei Vorüberlegungen
zu einem möglichen Thema für die Abschlussarbeit hatte ich die Idee,
diese in ein Entwicklungsprojekt einzubringen. Somit wollte ich
ein persönliches Interesse mit der Möglichkeit verbinden, mal aus
meinem üblichen Arbeitsbereich herauszukommen.
Die Suche nach
einem geeignetem Projekt gestaltete sich dann aber viel schwieriger
als ich in meiner Blauäugigkeit erwartet hatte, letztendlich kam
ich aber in Kontakt mit Penduka, einem Frauen-Selbsthilfe-Projekt
in Namibia. Mit einer Managerin kam ich überein, dass ich für knapp
4 Wochen nach Penduka kommen würde, mir anschauen sollte, was sie
dort machen, eventuell Produktverbesserungen vorschlagen und die
Mitarbeiterinnen darauf schulen sollte. Penduka ist ein Entwicklungsprojekt
für Frauen, ca. 7km ausserhalb von Windhoek am Rande des Goreanchab-Dammes
gelegen. Es wurde 1992 als N.G.O. von Chritein Roos, einer holländischen
Beschäftigungstherapeutin und mehreren körperbehinderten namibischen
Frauen gegründet. Heute beschäftigt Penduka 28 Frauen in Vollzeit
mit Herstellung und Vertrieb kunsthandwerklicher Produkte (hauptsächlich
Textilarbeiten wie Batiken, Stickereien, Applikationen usw. und
Keramik), Ausbildung und Weitergabe des Könnens in Workshops. Darüberhinaus
gibt es Unterkünfte für Touristen und ein kleines Café-Restaurant.
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Ca. 500 Frauen
in ländlichen Gegenden ganz Namibias sind dem Projekt angeschlossen
und liefern Näharbeiten, Stickereien usw., die in Penduka gegen
einen Stücklohn fertig verarbeitet werden.
Außerdem gibt
es eine Produktion für Solarkocher, ein Recycling-Projekt und ein
Bar-Restaurant in Windhoek, das auch als Veranstaltungsforum genutzt
wird. Insgesamt eine ganze Menge interessanter und zum Teil auch
gut funktionierender Initiativen. Bloß musste ich leider für mich
feststellen, dass es die erwartete Keramikproduktion schlichtweg
nicht gab. Es gab einen kleinen Raum mit einer Drehscheibe, einem
elektrischen Brennofen, der nicht funktionierte, jede Menge undefinierbare
Fertigglasuren und Materialien aus der Werkstatt-Auflösung einer
Hobbytöpferin und den Wunsch eine laufende Töpferei zu haben.
Für mich bedeutete
das, meine Vorstellungen mal schnell den Realitäten anzupassen.
Ich bekam drei junge Frauen zugeteilt, die ich in „Töpferei“ unterweisen
sollte. Erstes Problem für mich war, dass nur eine der drei – und
auch die kaum – Englisch sprach, obwohl das eigentlich die offizielle
Landessprache ist. Überhaupt war die Verständigung auch in Verbindung
mit der völlig anderen Mentalität für mich ein wahres Feld der Forschung
und Experimente.
Ich habe mich
dann darauf verlegt ein paar Minimalprodukte wie Handtuchhalter,
Haarspangen, kleine Dosen usw. zu entwickeln, von denen ich hoffen
konnte, dass meine Schülerinnen sie nach der kurzen Zeit eigenständig
herstellen können.
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Die meiste Zeit
war ich aber damit beschäftigt neben den Grundkenntnissen im Umgang
mit Ton, solche Sachen wie Arbeitsorganisation und Planung zu vermitteln.
Für mich war der Unterricht mitunter recht nervenaufreibend zumal
ich praktisch jeden Tag mein Konzept vom Vortag wieder über den
Haufen schmeissen musste, weil wieder etwas nicht funktionierte.
Was aber sehr
schön war, dass die Frauen bei allen Mentalitätsunterschieden, die
ich ja auch erst mal durchblicken musste, sehr eifrig und geduldig
(auch mit mir) dabei waren, so dass ich am Ende meines „workshops“
ganz zufrieden mit dem Ergebnis war. Ich hatte alle Glasuren verbannt,
aus vorhandenen Tonmehlen verschiedene Engoben gemacht und mit Stempeln,
Engoben und Polieren einfache Dekore entwickelt, die wir in Anlehnung
an die landesübliche Feld- und Meilerbrand-Keramik nach dem Schrühen
mit einem einfachen Rauchbrand etwas eingeschwärzt haben.
Höhepunkt für
mich war in der Zeit Meme Hilde eine alte Owambofrau, die mir zeigte
wie sie in ihrer Jugend Töpfe gemacht hat. Abgesehen davon, dass
mir ihre aufgebauten Töpfe gefielen, war es einfach ein Erlebnis
ihr bei der Arbeit zuzusehen, mit welcher Ruhe und Eleganz sie arbeitete.
Außerdem hatte ich Gelegenheit bei einem Kurzabstecher nach Owamboland
bei der Herstellung der traditionellen Töpfe zuzusehen.
In den meisten
Gehöften gibt es eine Frau, die die Töpfe nur für den Eigengebrauch
herstellt.
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Sie arbeiten in einem mit Stämmen abgedeckten Erdloch praktisch
im Dunkeln. In dieser künstlichen Höhle hält sich die Luftfeuchtigkeit
und verhindert ein zu schnelles Austrocknen. (Was für meinen Workshop
immer ein großes Problem war). Die Töpfe werden in einem Feldbrand
bei ca. 450 Grad gebrannt und anschließend mit einem Sud aus Mopanerinde
eingerieben und bekommen eine Schnur aus Rinde um die Öffnung geflochten,
die den Rand etwas stabilisiert. Den Ton finden die Frauen fast
überall in den Mulden in denen in der Regenzeit das Wasser zusammenläuft.
Insgesamt war
dieser „Arbeitseinsatz“ in Namibia eine anstrengende aber tolle
Erfahrung, die ich nicht missen wollte. Für meine Abschlussarbeit
zum Gestalter muss ich mir allerdings ein anderes Thema suchen,
dafür war es zu elementar.

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