Praktikum in Spanien

In den Sommerferien 98 entschloß ich mich ein dreiwöchiges Praktikum in Spanien zu machen.
Ich entschied mich nach Agost (Alicante) zu gehen, da ich erfahren hatte, daß sich das dort bestehende ´Centro´(Töpferzentrum) in einem idyllischen, kleinen Dörfchen mit einer sehr alten Töpfertradition befindet - und daß es von einer Deutschen geleitet wird, was sich als sehr hilfreich erwies, da ich leider kein Spanisch spreche.
Ilse Schütz, die Leiterin und Begründerin des Centros sowie des zugehörigen Museums empfing mich sehr herzlich und bemühte sich auch während meines Aufenthaltes mir mit Rat und Tat, d.h. Anstößen, Informationen und Übersetzungshilfen beizustehen.

Im Laufe der Zeit erfuhr ich mehr und mehr über die Hintergründe des Centros von Agost und über das Leben in einer spanischen Provinz.
Vor 17 Jahren wurde das Töpferzentrum unter Anleitung und Mithilfe von Ilse gegründet. Es wurden alte, fast verkommene Werkstätten wieder in liebevoller Arbeit in Stand gesetzt, sowie Teile der alte Räume zu unheimlich schönen, gemütlichen und in ihrer Struktur erhaltenen Appartements hergerichtet.
Agost liegt etwa 20 km landeinwärts von Alicante (Costa Blanca) entfernt. Es liegt an den Vorläufern eines Gebirges, in etwa 300m Höhe, zählt 4000 Einwohner und besitzt 13 traditionelle Töpfereien.

Die meisten Töpfer brennen auch heute noch in Mehrkammeröfen, die einen Füllraum von bis zu 75 Kubikmeter aufweisen. Gebrannt wird insgesamt sechs Tage, wobei alleine das Vorheizen 60 Stunden in Anspruch nimmt. Ich hatte das Glück, daß während der Zeit meines Aufenthaltes eine Töpferei ihre Gefäße der letzten Monate gebrannt hat. Es war beeindruckend zu sehen wie aufwendig und hart auch heute noch gearbeitet werden muß.

Im Zentrum selbst fand während meines Aufenthaltes ein Raku-Workshop statt. Gemeinsam mit fünf anderen spanischen Keramikern arbeiteten wir an Rezepturen verschiedener Glasuren, die wir dann bei gemeinsamen Bränden erprobten. Im Anschluß der harten Arbeit, die wir auf der großen Terrasse des Zentrums ausführten, beiTemperaturen, die einem annähernd das Gefühl vermittelten zu glühen, wurde im Schatten 'Siesta' geha1ten. Bei ausgiebigem Essen hat man sich über Ergebnisse und Verbesserungsvorschläge ausgetauscht, wobei man sich auch privat näher kam. So wurde selbst durch sprachliche Barrieren eine gute Zusammenarbeit ermöglicht.

Weiterhin beschäftigten wir uns mit verschiedenen Arten von Grubenbränden. Wobei wir auf interessante und unterschiedlichste Reduktionsergebnisse stießen. Da es sich hierbei um meine ersten Grubenbrände handelte, staunte ich über die einfachen und doch so schönen Ergebnisse, die mit ebenfalls einfachen Hilfsmitteln erreicht werden können.

So war meine Zeit in Agost eine unheimlich schöne Erfahrung, nicht nur hinsichtlich der Keramik.

Ich genoß die Möglichkeit in Ruhe, bei Sonnenschein zu arbeiten und genügend Platz und Raum zu haben um gemeinsam mit anderen unterschiedlichste Brände auszuprobieren. Auch gibt es genügend Informationsmaterial in den Zeitschriften- und Bücherbeständen des Museums. Dazu kommt die Möglichkeit sich über das Medium Videorecorder, etliche Videokassetten, die Ilse zusammen getragen hat, Einblicke in unterschiedliche Workshops der letzten Jahre zu verschaffen, sowie keramische Arbeitsweisen unterschiedlicher Länder und Kulturen kennen zu lernen. Speziell Marokko und Portugal sind vertreten, sowie traditionelles aus Spanien.

Alles in allem möchte ich diese Keramiker- "Insel" wärmstens weiterempfehlen, speziell an diejenigen, die experimentierfreudig und hitzebedürftig sind und gutes, geselliges Essen schätzen!

Hiermit herzliche Grüße an Dich Ilse, und ich wünsche mir, daß uns Dein Werk noch lange erhalten bleibt. Nochmals Danke für dein Vertrauen, Deine Ratschläge und die liebevollen Bemühungen!

Bei weiteren Fragen über das 'CENTRO AGOST' könnt ihr Euch gerne an mich wenden:
Sandra Fleck
0871/2760689

(weitere Informationen im Auslandsinfo)