Über Wendelin Stahl, Teeschalen, Motorräder und 50000 DMark, die mal schnell die Taschen wechseln Orginal-Audio herunterladen

Gespräch mit Henrik Schöne aus dem Jahr 2020, seine Gesprächspartnerin war Grit Uhlemann

Wo hast du gelernt?

Eigentlich wollte ich Restaurator für Architekturfassungen studieren, bin allerdings drei Jahre hintereinander vom Studium abgelehnt worden, weil ich weder in der FDJ noch in einer anderen sozialistischen Massenorganisation Mitglied war. Nach der dritten Ablehnung habe ich mich direkt nach Potsdam an diese Fachschule gewandt. Sie meinten zu mir: „Sie sind gesellschaftlich und politisch nicht aktiv, daher können sie hier auch nicht studieren…“

Später lernte ich eine angehende Keramikerin, Cornelia Pötschke aus Burkau, kennen. Ihre Geschichten haben mich inspiriert. Ich wollte kreativ arbeiten und kam so zur Keramik. Habe mir mit einem guten Freund, in einem verwunschenen Fachwerkhaus in Laubegast an der Elbe, eine Töpferscheibe gebaut. So hat es begonnen.

Nach mehreren Ablehnungen für einen Ausbildungsplatz zum Keramiker habe ich eine Weile als Telegrammbote und in der Altenpflege gearbeitet und mich in dieser Zeit immer wieder beworben. Dann fand ich die Töpferei Renz in Schönbrunn (bei Bischofwerda). Dort habe ich Lehmglasur herstellen und Tonaufbereitung gelernt. Der Ton wurde ausgesommert, ausgewintert, gewässert, gemaukt, mit den Füßen in den Wannen gestampft und anschließend auf Brettern getrocknet… bis wir dann später eine Trommelmühle und Filterpresse bekommen haben. Ich bin sehr dankbar, dass ich das so lernen konnte und bereite den Ton noch heute so auf. Später lernte ich dann zentrieren. Nach der Wende konnte uns der Betrieb leider nicht mehr behalten.

In der Berufsschule in Naumburg war ich schon angemeldet, also entschloss ich mich in die Schule zu gehen. So habe ich dann 1991 die Schule besucht, die theoretische Ausbildung abgeschlossen, ohne einen tragenden Betrieb zu haben. Zu dieser Zeit traf ich in der Klasse Annegret Wilsdorf. Sie lernte in der Töpferei Lehmann in Neukirch. Von ihr erfuhr ich, dass bei Lehmanns im Sommer ein Ausbildungsplatz frei würde. Ab Juli 1991 konnte ich die praktische Ausbildung bei Lehmanns fortsetzen. Dort habe ich Gießen und Eindrehen gelernt.

Ich wollte aber Scheibentöpfer werden. Deshalb wechselte ich ab März 1992 in die Töpferei Madleen Kröner. Anfangs fertigten wir dort engobiertes Steinzeug. Dann löste Fayencegeschirr das engobierte Steinzeug ab. Dazu produzierten wir Steinzeug mit Titanglasur, welches später durch salzglasiertes Steinzeug abgelöst wurde.

Bei Madleen und Konrad Kröner und ihrer Familie waren es wunderbare Jahre für mich. Wir Lehrlinge lebten wie in einer großen Familie. Wir erfuhren eine großartige Ausbildung, Madleen war eine hervorragende Meisterin. Ich fühlte mich wie ein Familienmitglied. Ich durfte meine Tochter mitbringen, sie ging mit den Kindern von Madleen und Konrad gemeinsam in den Kindergarten und verbrachte die Zeit mit in der Töpferei.

Als Madleen und Konrad in den Ruhestand gingen und Kahlwinkel verließen, hat mich das sehr berührt. Wenn ich heute in der Nähe bin, besuche ich Kahlwinkel und schwelge gern in Erinnerungen.

Wie bist du auf Holzbrand gekommen?

Mein Großvater war Biologe und Gymnasiallehrer für Biologie, Geschichte und Deutsch. In seinem Haus gab es eine sehr große Bibliothek. So kam ich früh zum Lesen. Unter tausenden von Büchern fand ich viele welche sich mit asiatischer Geschichte, Kultur und Kunst beschäftigten. Besonders die Bücher über Japan hatten mich in den Bann gezogen. Die japanische Kultur, Lebensweise, schließlich der Teeweg und damit verbunden die Keramik, aber besonders auch die großen Brennöfen, hatten mich sehr beeindruckt. Diese Einflüsse trugen dann später zu dem Wunsch bei, Holzbrandkeramiker zu werden und selbst solche Öfen zu bauen.